So kann es weitergehen – Deutschlands U19 ist Europameister

So langsam dürfte es den Engländern, Franzosen, Italiener, Portugiesen und Spaniern dann doch zuviel werden. Nur 18 Tage, nachdem die deutsche Fußballnationalmannschaft in Rio den 4. Stern holte und Weltmeister wurde, zogen gestern die U19er in Budapest nach und besiegten im Finale Portugal völlig verdient mit 1:0.

U19

Durch diesen Erfolg zeigt sich nun zum wiederholten Male, welche Auswirkungen systematische Aufbauarbeit mittel- und langfristig hat, im Endspiel gegen Argentinien standen 5 (mit Sami Khedira wären es 6 gewesen) Spieler, die einige Jahre zuvor U21-Europameister geworden waren.

Dennoch muss man beachten, dass es nicht nur damit getan ist, die jungen Spieler an eine U-Meisterschaft heranzuführen, oftmals beginnt danach die eigentliche Ausbildung und die wird in Deutschland ganz hervorragend durch die Vereine betrieben.

Ein Beispiel:

2009 wurde Deutschland mit den Spielern Neuer, Boateng, Hummels, Höwedes, Khedira und Özil U21-Europameister. Diese Spieler bildeten 2014 das Gerüst der Weltmeister-Elf

Die letzten U17-Weltmeister hießen Nigeria, Mexiko, Schweiz, Nigeria, Mexiko, Brasilien, Frankreich.

Die letzten U20-Weltmeister lauteten: Frankreich, Brasilien, Ghana, Argentinien

Fällt etwas auf?

Entwickelt man die Spieler nach den ersten internationalen Erfolgen nicht systematisch (auch und besonders in den Vereinen) weiter, entwickeln sich im Erwachsenenbereich eben keine sogenannten “goldenen Generationen”. Wäre es anders, hätte Nigeria reihenweise Weltmeister werden müssen.

Die U19 ist die neue U21

Noch nicht vor allzu langer Zeit waren die U21-Mannschaften, sowohl der Nationalmannschaft, wie auch der Vereine die Geburtsstätten der Stars von morgen. Dies hat sich in den letzten Jahren entscheidend verändert, der hoffnungsvolle Nachwuchs kommt jetzt direkt aus der A-Jugend und überspringt den Nachwuchskader.

Betrachtet man beispielsweise den aktuellen Kader der deutschen U21-Nationalmannschaft, könnte man darüber diskutieren, welche Spieler eine realistische Chance auf eine Karriere in der A-Nationalmannschaft haben. Ich würde, Stand heute, auf Bernd Leno, Erik Durm, Emre Can und viellecht Kevin Volland tippen, wobei alle Genannten mit Außnahme Can bereits schon einmal zum A-Kader gehörten.

http://www.dfb.de/index.php?id=500109

Guckt man sich aber den Kader der U-19 an,  sieht die Sache schon etwas anders aus.

Niklas Stark, Marvin Friedrich, Kevin Akpoguma, Levin Öztunali, Marc Stendera, Julian Brand, Max Meier, Leon Goretzka, Davie Selke, Serge Gnabry, Jonathan Tah spielen schon als unter 20-Jährige wichtige Rollen in Team der 1. und 2. Bundesliga und gehören bereits jetzt zum Teil zum Kreis der A-Nationalmannschaft.

http://www.dfb.de/?id=500113

Warum ist das so? Warum sind die Spieler heute bereits mit 17, 18 Jahren in der Lage, im Erwachsenenbereich nicht nur mitzuhalten, sondern teilweise sogar Akzente zu setzen? Warum ist heutzutage nahezu ausgeschlossen, dass ein Spieler im Alter von 27 Jahren in der A-Nationalmannschaft debütiert, was vor 10-15 Jahren noch vollkommen normal war?

Wenn du heute mit 24 nicht Nationalspieler bist, wirst du es auch nicht mehr.

Natürlich gibt es immer mal wieder Ausnahmen (Nikolai Müller), aber grundsätzlich ist dies mittlerweile eine Faustregel. Und es geht weiter. Wenn man heute als 27-Jähriger, altgedienter Nationalspieler nicht in der Lage ist, die gewohnte Leistung zu bringen, ist man seinen Platz binnen Sekundenfrist an einen 20-Jährigen los. Die Beispiele Aogo und Jansen sind prädestiniert. Beide Spieler waren jahrelang fester Bestandteil der A-Nationalmannschaft und verloren ihre Plätze im Kader, weil sie wegen Verletzungen oder Formschwäche nicht in der Lage waren, zu spielen. Waren sie wieder gesund oder wieder in Form, war der Platz weg und ein 19 oder 20-Jähriger spielt jetzt und er spielt nicht schlechter.

Was aber ist passiert? Zu einen muss man sich die Entwcklung des Spiels in den letzten 10 Jahren betrachten. Der Fußball hat besonders durch die verstärkte Bedeutung des Gegenpressings und der aktiven Balleroberung eine Schnelligkeit und Athletik erfahren, die es noch vor ca. 10 Jahren in dieser Form nicht gab. Nun sind junge Körper grundsätzlich einmal belastungsfähiger als ältere, was zu einer Hinführung zu jüngeren Spielern führt.

Die Kader der Bundesligisten haben sich in den letzten 10 Jahren im Schnitt im fast 2 Jahre verjüngt – im Schnitt!!!

http://de.statista.com/statistik/daten/studie/206794/umfrage/altersdurchschnitt-der-bundesliga-profis-im-deutschen-fussball/

Aber es geht nicht nur im die körperliche Leistungsfähigkeit. Die jungen Spieler werden heute bereits im Alter von 13, 14 Jahren taktisch so gut geschult, dass sie mit 18 Jahren auf dem taktischen Stand eines 25-Jährigen Spielers aus dem Jahr 2000 stehen. Technik, Taktik, Spiel-Intelligenz – all das ist bei den 18Jährigen vorhanden, am Ende bedarf es nur noch der Körperlichkeit und des täglichen Trainings mit erfahrenen Spielern. Ist dies gegeben, ist ein talentierter 19-Jähriger, der ein Jahr mit den Profis trainiert und ab und zu zum Einsatz kommt, ein fertiger Bundesligaspieler.

Die anderen spielen dann weiterhin U21. In den Vereinen und in der Nationalmannschaft.

 

 

 

 

Von | 2014-08-01T10:19:39+02:00 1. August 2014|Allgemein|9 Kommentare

9 Comments

  1. Observer 1. August 2014 um 08:43 Uhr

    Ich habe die letzten beiden Spiele der U19 verfolgt. Insbesondere gestern zählte der Moderator eine Reihe von Spielern auf, die auch noch bei de EM spielberechtigt gewesen wären. U.a. Meyer, etc. In dieser Aufzählung fehlte der Name Tah. Kennt jemand den Grund, weshalb er nicht nominiert war? Er war doch fester Bestandteil der U19 in der letzten Saison, oder?

    • Gravesen 1. August 2014 um 09:42 Uhr

      Tah wurde einfach nicht nominiert. Den Grund dafür müsstest du bei Herrn Sorg nachfragen 😉

  2. profachpersonal 1. August 2014 um 12:15 Uhr

    Verdienter Sieg gestern, nun noch den Mädels-Pott in Kanada, dann ist das ein glorreiches Jahr für den DFB 😉

    Deine Statements dürften wohl auch volle Zustimmung von B. Peters bekommen.

  3. Ole 1. August 2014 um 13:30 Uhr

    Wo mit die Frage vom gestrigen Block geklärt wäre ob der Berahmi Transfer Sinn voll ist .

    Ich denke das er ein sehr robuster Spieler ist und die Jungen auch von ihm lernen können.

    Genauso wäre eine Verpflichtung von van Byten nicht so schlecht hätte aber seinen Preis

  4. Gravesen 1. August 2014 um 13:47 Uhr
  5. Goldfather 1. August 2014 um 18:21 Uhr

    Dass Deutschland gegenwärtig von seiner Jugendausbildungsstrategie enorm profitiert, hat sich bereits schon vor dem Gewinn des WM Titels gezeigt, wenn man die Leistungen von Spielern wie Götze, Boateng, Reus oder Khedira in ihren Clubs betrachtet.
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    Dass andere Länder, wie beispielsweise England oder Frankreich, nachziehen werden versteht sich von selbst, so dass es nicht leicht sein wird den gegenwärtigen Vorsprung zu halten. Frankreich hat seit nunmehr zwanzig Jahren ein recht gutes Nachwuchssystem, welches zwar nicht mit dem aktuellen System des DFB vergleichbar ist, aber doch relativ schnell an den DFB-Standard angepasst werden könnte.
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    In England liegt die Sache etwas anders, so dass der englische Verband sich gezwungen sah Geld in die Hand zu nehmen und gerade dabei ist für über 100 Millionen Pfund ein Leistungszentrum für den Nachwuchs und die N11 zu bauen.
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    http://www.theguardian.com/football/blog/2011/nov/08/fa-100m-facility-england-burton
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    Vorbild für das englische Projekt ist das Leistungszentrum la Massia des FC Barcelona, der für eine technisch hochwertige von taktischer Disziplin geprägte Ausbildung seiner Jugendspieler steht.
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    Doch ebensowenig wie den nigerianischen Talenten wird es den englischen Talenten gelingen in die absolute Weltspitze vorzudringen, wenn nach einer anspruchsvollen Jugendausbildung keine Weiterentwicklung in einer starken Profiliga erfolgt. Da in der Premierleague lediglich 35% der Spieler für die englische N11 spielberechtigt sind und von diesen 35% bei weitem nicht alle Stammspieler sind, wird es weiterhin schwierig werden für englische Talente.
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    Jürgen Klinsmann gibt seinen Spielern den Hinweis, dass es unabdingbar für ein starkes US-Team ist, dass die wichtigsten Spieler in einer starken europäischen Liga als Stammspieler in einem Topclub agieren. Klinsmann weiß, dass die MLS nicht das Niveau besitzt um aus guten Talenten Spitzenspieler oder gar Weltklassespieler zu formen.
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    Sowohl der nordamerikanische als auch der afrikanische Fußball verfügen über keine Profiligen, die hochtalentierten Spielern den Aufstieg in die Weltspitze ermöglichen könnten.
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    In Nigeria wird man langfristig nicht umhin kommen eine nationenübergreifende Liga mit anderen afrikanischen Staaten anzustreben, die zwei bis drei Konzernteams pro Land vorsieht und ähnlich organisiert ist wie die nordamerikanische Basketballliga.
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    In den USA entscheidet der Markt und das heißt die Fernsehquote ob Gelder in den Fußball fließen oder nicht. Sollten die US-Amerikaner sich für den Fußball begeistern können, was während der WM in Brasilien durchaus den Anschein machte, dann stehen die Chancen auf die Entwicklung einer Profiliga von hoher fußballerischer Qualität nicht schlecht.
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    Wer weiß, vielleicht gelingt Klinsmann als US-Cheftrainer und Planungsoberhaupt des Verbandes der Durchbruch für den Fußball in den USA? Den Spirit hat er allemal für so ein Projekt.
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    Doch was bedeutet all das für den HSV? Ganz einfach, für den HSV bedeutet das die Personalie Bernhardt Peters, der für nichts anderes zu sorgen hat als für eine strukturierte Ausbildung im U-Bereich, die der Ausbildungsqualität des FC Barcelona oder der von Ajax Amsterdam in nichts nachsteht.
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    Das schließt den Gewinn von Jugendtiteln mit dem HSV sowie den jeweiligen U-Teams des DFB selbstverständlich mit ein. Für die Trainerschaft des HSV bedeutet das liefern, liefern, liefern, …..
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    Doch das ist im neu auszurichtenden HSV nur der erste Schritt der nicht viel wert sein wird, wenn die Anbindung des U-Bereichs zum Profibereich mangelhaft ist und sich irgendein Profitrainer quer stellt und somit das Gesamtkonzept zerstört.
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    Oberste Priorität muß die Weisungsbefugnis von Bernhardt Peters haben, so dass er in der Lage ist bis in den Profibereich hinein das Grundkonzept des HSV durchzusetzen. Vor sämtlichen Personalien hat in Zukunft die Philosophie, das Grundkonzept des Clubs zu stehen.
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    Es geht darum eine Monsterpipline zu bauen durch die massenhaft Talente in den Profibereich strömen werden, so dass der HSV in der Lage ist die Transferangriffe aus München, Leverkusen und England ohne Qualitätsverlust im Profikader abfangen zu können.
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    Zudem wird es darum gehen positive Transfersalden zu erzeugen, um den HSV in ein Unternehmen zu verwandeln mit dem Geld verdient wird, so dass der Bau infrastruktureller Maßnahmen, strategische Partnerschaften und ein kontinuierliches Unternehmenswachstum möglich wird.
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    Die Folge dieser Ausrichtung werden nationale und internationale Titel sein.
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    Doch behindert auch nur ein einziges Hindernis den Bau der Talentpipeline wird der HSV keine Chance auf eine nachhaltige Entwicklung haben die mit der Chance verbunden ist in vielleicht zwanzig bis dreißig Jahren mit dem FC Bayern München auf Augenhöhe die Klingen kreuzen zu können.

    • Gravesen 1. August 2014 um 18:27 Uhr

      Beeindruckend. Einer der besten Beiträge in der Geschichte dieses Blogs.

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