Ich kann es nicht verstehen und ich werde es nicht verstehen…

Leute, ihr müsst mir mal bitte helfen. Obwohl ich mir seit Jahren immer wieder sage und auferlege, mich nicht mehr über derartigen Schwachsinn aufzuregen, so gerate ich doch bei nahezu jedem HSV-Spiel, egal ob Vorbereitung oder Bundesliga, an meine persönlichen Grenzen.

Schuld daran sind nicht etwa die Spieler oder der Trainer, denn ich habe selbst lange genug gespielt und befasse mich lange genug mit dem Thema Fußball, so dass ich meine, in der Lage zu sein, die Dinge realistisch einschätzen zu können.

Nein, es sind die Zuschauer, die selbsternannten Fans, die mich größtenteils an der Funktionsweise des menschlichen Verstandes zweifeln lassen und bei denen ich mich frage, warum sie überhaupt Anhänger dieses Vereins sind, wenn es doch soviele (im Grunde alle) andere Vereine gibt, sie soviel besser sind als dieser Scheiß-Club.

Sicher, das Internet bringt teilweise das Schlimmste an den Menschen hervor, etwas, was sie im realen Leben unterdrücken müssen, in der Anonymität des WWW aber bis zur Bewußtlosigkeit ausleben können. Dort verkriechen sich Buchhalter, Imbißbuden-Fahrer und pensionierte Geschichtslehrer in ihren kleinen Arbeitszimmern oder geifern bebrillt über ihren Smartphones und ätzen, pöbeln und beleidigen alles, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Bedauernswerte Kreaturen, besonders diejenigen, die offenkundig unter seniler Bettflucht, Blasenschwäche oder vorgerückter Demenz leiden und ihre peinlichen Ergüsse Nachts zwischen 2 und 5 Uhr absondern müssen.

Dennoch, was ist deren Motivation? Wie kann man sich 24/7 über etwas auskotzen wollen, was einem doch eigentlich Freude machen sollte?

Wobei man feststellen muss – dieses Phänomen ist nicht nur Web-begrenzt. Ich habe es diverse Male live miterlebt, wie absolute Durchschnittstypen oder Opa’s, bei denen die akute Gefahr auf sofortigen Herzinfarkt bestand, sich am Spieltag bereits gegen 15.20 Uhr warmkreischten.

“Alles Versager, das gibt heute doch wieder ne Klatsche, dieser Scheiß-Trainer” und noch wesentlich schlimmere, teils krass rassistische Sprüche kann man jeden zweiten Samstag im Rund der IMTECH-Arena “bewundern”.

Früher habe ich mir die Mühe gemacht und versucht, mit diesen Menschen zu reden. Meine Frage war dann meistens:“Warum bist du eigentlich hier, gibt’s viel Geld aus, opferst deine Zeit, wenn hier doch eh alles Scheiße ist? Warum verbringst du deine Zeit nicht mit angenehmen Dingen?”

Mittlerweile habe ich es aufgegeben, diese Fragen zu stellen, weil ich zu 99% keine ernstzunehmende Antwort erhielt. Im Gegenteil, zum Teil wurde dann sogar ich selbst bepöbelt und beleidigt, weil ich es wagte, solch ketzerische Fragen zu stellen. Man habe schließlich bezahlt und sich damit das Recht erworben, seinen Seelenzustand ungehemmt ausleben zu können. Also bitte…

Alles gut und schön, aber dient einem (Groß)-Teil der sogenannten “Fans” der Fußball und in diesem Fall der HSV nur noch dem Zwecke des Frustabbaus? Ist das nicht nur zu kurz gesprungen, sondern im Grunde auch unvorstellbar peinlich und lächerlich?

Ich kann es übrigens auch nicht verstehen, wie erwachsene Männer ein Spiel im TV verfolgen und zeitgleich den jeweils letzten vermeintlichen Fehler der eigenen Mannschaft via Smartphone mit einem Schwall von Häme verfolgen und in Echtzeit kommentieren müssen. Was bringt mir das? Unabhängig davon, dass ich garantiert nicht in der Lage bin, dieses Spiel auf Zitter-Livestream verfolgen zu können, wenn ich mit 1 1/2 Augen meinen Rechner bedienen muss.

Die Perücke in der Suppe

Egal, was der Verein bzw. der Trainer macht, es ist falsch. Läßt er X spielen, hätte er Y spielen lassen müssen. Spielt dann das nächste Mal Y und er spielt nicht so, wie Patient Zero es sich gewünscht hat (wobei Spieler Y gar keine Chance hatte, es richtig zu machen, denn Patient Zero will keine Entwicklung, er will sich auskotzen), dann wird nach Spieler Z. geschriehen. Am nächsten Spieltag gehts dann munter von vorn los.

Gewinnt der HSV in der Vorbereitung 9:2 gegen einen Verbandsligisten, wird binnen Millisekunden ergoogelt, dass man in der letzten Saison den gleichen Verbandsligisten noch zweistellig besiegt hatte. Slomka raus.

Gewinnt der HSV beim Telekom-Cup gegen Gladbach, wird sich nicht gefreut. Nein, dann wird messerscharft erkannt, dass bei Gladbach mindestens 4 Stammspieler fehlten. Das beim HSV ebenfalls eine Reihe von Stammkräften nicht auflaufen konnten, wird ignoriert.

Verliert der HSV ein Vorbereitungsspiel gegen Lazio Rom, ist der Abstieg besiegelt. Gewinnt der HSV gegen ein anderes Team, dann doch nur, weil der Gegner halt noch blinder war, keinen Einsatz zeigte, noch in der Vorbereitung steckt, die falschen Stollen drunter hatte oder den falschen Nachtisch gegessen hatte.

Kauft der HSV Spieler A, wäre Spieler B garantiert besser, preiswerter, stabiler gewesen.

Verkauft der HSV Spieler C, so wird dieser bei seinem neuen Verein garantiert Weltkarriere machen.

Wechselt Slomka in der 60 min aus, ist es zu früh. Wechselt er in der 70 min aus, ist es zu spät.

Dabei, und das ist meines Erachtens der Knackpunkt, geht es eigentlich gar nicht um die Fakten. Ob Spieler Y,  Auswechslung 60 min. oder Transfer Q. Es geht darum, seinen eigenen Verein niederzumachen und genau hier gerate ich an meine Grenzen. Warum tut man das? Was bringt es mir als HSV-Fan, wenn ich alles bedingungslos daneben finde, was mit diesem Club zusammenhängt?

Warum suche ich mir keinen Verein, bei dem in meinem Sinne entschieden wird?

Und, sorry, diese gequirrlte Scheiße von wegen “deinen Verein kannst du dir nicht aussuchen”  können sich die Profi-Pöbler mal getrost in die Haare schmieren. Wenn mich etwas krank macht, muss ich es ändern. Wenn mir etwas nicht gefällt, gucke ich es mir nicht mehr an. Die permantens Motz-Anfälle mit gesteigerter Vereinsliebe erklären zu wollen ist derart krankhaft, dass es selbst den Kranken auffallen müsste.

Ein ebenfalls “gerngesehenes” Phänomen ist das Identifizieren des wahren Vereins-Versagers. Scheinbar braucht diese Klientel immer mindestens einen Spieler, der für alles herhalten muss, was ihrer Meinung falsch läuft im Staate Dänemark. In der “Gemeinschaft der Arschlöcher” wird sich dann auf einen Spieler geeinigt (beim HSV ist es seit längerer Zeit Heiko Westermann und neuerdings Jacques Zoua) und dann wird gefeuert. Egal, was der “Auserwählte” macht, es ist falsch. Macht er einen Fehler (während seine Mitspieler zeitgleich drei Fehler begehen), wird seine Verbrennung verlangt. Schießt er ein Tor, hätte exakt dieses Tor auch der Blindenhund des Pöbel-Autoren gemacht.

Problem ist nur: Pöbelautor selbst hat nie Fußball gespielt und wenn doch, waren seine letzten Erfolge das Versenken einer eingedrückten Cola-Dose auf dem Pausenhof der Gesamtschule Veddel. Aber natürlich kann der Pöbelautor erkennen und bewerten, wann dieser Westermann den nächsten Fehler begehen wird. Schließlich guckt er seit drei Jahrzehnten Sportschau und hatte in den 90er Jahren eine Dauerkarte in 19B. Also bitte…

Wie gesagt – ich kann es nicht verstehen. Kritik ja, jederzeit. Wenn man sachlich begründen kann, warum man der Meinung ist, dass…… – immer gern.

Aber alles andere ist in meinen Augen krank, teilweise schwer pervers und menschlich derart armselig, dass man den Urhebern dieser Attacken im Grunde nur auf einem Weg begegnen sollte.

Was mich aber fast noch mehr bestürzt: Wie kann man als Forumsbetreiber, Blogautor, klassisches Medium oder Tageszeitung diesen Idioten uneingeschränkten Raum bieten? Warum unterbindet man diesen Abschaum nicht und kommt seiner Fürsorgepflicht Menschen gegenüber nach ?

Denn eines sollte uns klar sein: Die Spieler bekommen es sehr wohl mit, wie über sie gesprochen und geschrieben wird. Und solange sind Robert Enke und Andreas Biermann noch nicht tot.

Ja, ich weiß, was jetzt kommt. Diese beiden Spieler litten an Depressionen und das hatte nichts mit ihrem Beruf zu tun. Meistens können auch das Menschen beurteilen, die unglücklicherweise eben kein Medizin – oder Psychologiestudium beendet haben.

Außerdem gibt es durchaus Menschen, die verzweifeln, auch wenn sie nicht an klinischer Depression leiden.

 

 

 

 

Von | 2014-08-13T08:49:11+02:00 13. August 2014|Allgemein|43 Kommentare

43 Comments

  1. Jan B 13. August 2014 um 09:07 Uhr

    Ich glaube das hat was mit der deutschen Mentalität zu tun. Deutsche sehen immer nur das halbvolle Glas. Des weiteren ist zu beobachten, das typisch deutsche Phänomen, gerne opportun zu sein. Äußert jemand “maßgebliches” eine Meinung über ein geeignetes Medium, stimmen ganz viele Lemminge im Chor mit ein. Diese typisch deutsche Eigenschaft hat die Weltgeschichte maßgeblich beeinflusst. Und alle die gegen “maßgebliche” Meinungen angehen oder sie auch nur hinterfragen werden als Spinner abgetan oder ausgegrenzt. Wir haben keine Kultur des Freuens oder des Stolzes. Wir haben nur die Kultur des Meckerns.

    • Cornelius 13. August 2014 um 09:15 Uhr

      Nee nee, Jan B, die Deutschen sehen das Glas immer halbleer und nehmen das zum Anlass, episch bei jeder Gelegenheit zu meckern und zu jammern.
      Neben dem Geweine im Stadion nerven mich insbesondere die Heulsusen vom Matz-ab-Blog, einem typisch deutschen journalistischen Produkt. Es gilt: nur eine schlechte Nachricht ist eine gute Nachricht. Daher wird so viel gemeckert, geweint und gemotzt wie möglich. Eine differenzierte Berichterstattung findet nicht statt.
      Danke übrigens für den Artikel oben. Ich stimme dem Artikel fast in allen Punkten zu, bis auf einen: ich glaube tatsächlich, dass man die Liebe zu einem Verein in die Wiege gelegt bekommt und nicht sich einfach irgendwann umentscheiden kann. Wenn das möglich wäre, hätte ich das sicherlich schon längst getan. Ich habe es intensiv versucht, hat aber nicht geklappt und ich bin immer wieder rückfällig geworden. Aber auch hier gilt: meckern bringt nichts. Kostet nur Zeit und Nerven. #nurderhsv

      • Bernd Zwo 13. August 2014 um 16:22 Uhr

        Normalerweise ist das Glas für den Optimisten halb voll und für den Pessimisten halb leer. Beim HSV dagegen gilt man schon als Optimist, wenn man feststellt, dass in dem Glas überhaupt noch etwas drin ist 😉

    • Horst Kaltz 13. August 2014 um 09:31 Uhr

      Ich kann da jetzt gegen meckern oder dir zu stimmen. In beiden Varianten bin ich typisch deutsch und das ist auch
      gut so! Du hast Recht und das Phänomän gibt es nicht nur im Fussballstadion, sondern genauso auf den deutschen Straßen, an der Supermarktkasse und, und, und…. Da sind wir Weltmeister und haben bereits mehr Sterne als auf dem DFB-Trikot!
      @grave: schöner Artikel und ich habe herlich gelacht, weil all das so wahr und traurig ist. Hier noch eine kleine Anekdote aus dem Stehplatzbereich:
      Situation. HSV gewinnt den Ball und läuft einen Konter. Ein paar “Fans” neben mir gröhlt einer: “Lauf du Fotze!” – Sein Nachbar guckt ihn verdattert an und sagt nüchtern “Das heißt Vargina!”. In unmittelbarer Nähe wird geschmunzelt und Jansen verstolpert den Ball.…
      Das ist genau die richtige Einstellung, um diesen deutschen Schwachsinn entgegen zu treten. Locker bleiben und mit Humor begegnen. Alles andere macht es nur schlimmer.

  2. Jan B 13. August 2014 um 09:11 Uhr

    Einzig in der Situation des Underdogs verhalten sich die Deutschen anders. Beispiel WM 2006. Dieses ” Wir” Gefühl wird so schnell nicht wieder kommen. Ich merke es an mir selbst. Der dritte Platz 2006 erzeugt bei mir mehr Emotion als der diesjährige WM Titel.

  3. Rüdiger M. 13. August 2014 um 09:26 Uhr

    Ich glaube nicht, dass das ein rein deutsches oder auf den Fußball beschränktes Phänomen ist. Ich lese ähnliches Verhalten in internationalen Foren zu Sangeskünstlern… ich glaube die Menschen sind einfach so… :-/

  4. Col. Kurtz 13. August 2014 um 09:28 Uhr

    Das hat meiner Meinung nach nix mit deutsch Ode reicht zu tun, sondern mit Selbstbewusstsein und in sich ruhen oder nicht. Wer sich eigentlich imm inneren als arme Sau sieht, neigt dazu andere schlecht zu machen, um sich selber besser zu fühlen. Findet man leider überall. Fussball ist dann ein leichtes Ventil, da verfügbar, mit anderen teilbar und ohne Konsequenz…

    • Heiliger Bimbam 13. August 2014 um 13:06 Uhr

      DAS.

      Plus, das Internet ist durch seine Eigenschaft, Feedback zulassen zu können, ein Multiplikator geworden. Auf einmal hat jedes kleine Würstchen seine Bühne.
      Warhol meinte mal, dass in der Zukunft jeder mal *15* min lang berühmt sein würde; wohl im Hinblick auf das damals aufkommende Privatfensehen (welches nicht wenge als den Untergang des Abendlandes sahen…), aber da hatte er noch nicht das Internet vorrausgesehen…
      😀

      Was hilft? Tja, den Patienten nichts und niemand. Und einem selber nur, sich etwas weiter weg zu halten von diesem Abschaum.

      Und – SACHLICH bleiben. Denn dann hat man wenigstens die Chance, dass nicht alle auf die Brüllaffen reinfallen (i.S. von Gruppendruck), sondern man eine Alternative/einen Gegenpol bietet.
      So wie dieser Blog hier.

      Also Grave – Weitermachen! Und nicht an den Kotz-Abbern verzweifeln!
      😉

  5. Ligature 13. August 2014 um 09:37 Uhr

    Ich bin mir sicher, dass viele der von Ihnen kritisierten Menschen im Alltag in aller Regel Vernunft und Augenmaß zeigen. Oder zeigen müssen. Darüber hinaus sind die meisten unter uns in Zusammenhänge eingeordnet, in denen man jeden Tag Anforderung, Anleitung und Kritik ausgesetzt ist. Es ist nur menschlich (wenn auch nicht schön anzusehen oder anzuhören), dass “man” gern auch einmal die Rollen umkehrt und dabei jede Zurückhaltung fahren lässt. Fussball ist in diesem Zusammenhang eine Emotions-Maschine, die wir alle für unsere eigenen psychologischen und intellektuellen Entlastungszwecke nutzen (und wer “leidet”, “meckert”, “klagt” tut das mit genauso viel Lust wie jener, der “analysiert”). Wie bei allen menschlichen Erscheinungen gibt es da unterschiedliche Auffassungen über den Stil. Hauptsache, wir fallen nicht übereinander her. In diesem Sinne: Nur der HSV.

  6. The_Maxx 13. August 2014 um 09:48 Uhr

    Ich habe das von Grave beschriebene Phänomen zum ersten Mal im besagten Blog des HA gesehen. Das ist mittlerweile 2 oder 3 Jahre her. Damals gab es in besagtem Blog aber immer einen Anteil von guten lesbaren Artikeln. Ich habe in den letzten zwei Wochen dort mal wieder reingelesen – Ergebnis: Wenn man 95% überscrollt (weil ein D. sich mit einem N. auch gerne nachts um halb vier dumm redet) findet man ggf. mal einen (!) Text der interessant ist. Der Rest ist völlig sinnentleertes Geplapper und Gemotze über “ihren” HSV.

    Das Ganze wird dann noch überragt von Herrn Matzens Ergüssen nach der Niederlage gegen Lazio. Da fühlen sich seine Motz-K*tz Kack HSV Groupies natürlich wieder ordentlich motiviert.

    Ich glaube, dass besagter Blog sich ein ganz eigenes Klientel herangezüchtet hat und man sich dort gegenseitig befruchtet.

    • Gravesen 13. August 2014 um 12:29 Uhr

      Blog-Abfall. Menschlich, journalistisch, inhaltlich, fachlich. Sowohl “oben” wie auch “unten”. Aber was erwartet man? Was vorgelebt wird, wird ausgelebt.

  7. Detlev 13. August 2014 um 09:49 Uhr

    Moin zusammen,

    bis auf einen Satz stimme ich Dir zu 100 % zu. Der Satz, dass die Pöbler nicht selber gespielt haben ist eigentlich überflüssig. Es geht hier um Sozialverhalten, dafür brauche ich keine Berufserfahrung in selbigem Job zu haben. Ich muss nicht Koch gewesen sein, um bewerten zu können, ob mir ein Essen im Restaurant schmeckt oder nicht.

    Das Problem ist, dass diese Pöbler (so wie Du sie nennst) absolut kein Sozialverhalten haben. Zum einen kommt hier die Anonymität des Internets zum Tagen und zum anderen sind das überwiegend Leute, die ihr Hirn ausschalten (vielleicht haben sei auch gar keinen An Knopf).

    Kritik ist okay, aber was zum Beispiel im letzten Jahr über HW4 gegossen wurde, das war unterste Schublade. Wer weiß denn schon, wie oft er angeschlagen war und der Mannschaft auf einer Position ausgeholfen hat, die nicht die seine war. Wer kennt denn die Mechanismen, wie man sich entwickelt, wenn der Rest des Teams einen qualitativ herunterzieht? Solche Zuschauer sind für mich keine Fans, das sind wahrscheinlich die Leute, die im Leben nichts auf die Kette bekommen und froh sind, wenn sie mal ein vermeintlich schwächeres Wesen ausgemacht haben.

    • Gravesen 13. August 2014 um 09:55 Uhr

      Zwei Anmerkungen hierzu.

      1.

      Ich muss nicht Koch gewesen sein, um bewerten zu können, ob mir ein Essen im Restaurant schmeckt oder nicht.

      Stimmt. Aber wenn ich von der Materie etwas verstehe, bin ich deutlich eher in der Lage, die Gründe dafür zu benennen, warum es nicht geschmeckt hat. Andernfalls bleibt eben nur: Hat nicht geschmeckt, war zu teuer und scheiße.

      2.

      Wer weiß denn schon, wie oft er angeschlagen war und der Mannschaft auf einer Position ausgeholfen hat, die nicht die seine war.

      Hier stelle ich die Frage, warum sich der Verein nicht proaktiv über seine eigenen Kanäle (hsv.de, Facebook-Seite, Twitter etc.) zu diesen Themen bekennt. Warum äußert man sich nicht selbst zu diesen Themen, sondern überläßt es der Hetz-Presse, die eigenen Angestellten niederzumachen?

      • Basti 13. August 2014 um 11:24 Uhr

        Weil die Außendarstellung (bsp. Twitter / FB) nicht im Ansatz ausgeschöpft wird. Das was der HSV hier im Social Media aufbietet ist mit verlaub, eher gut gemeint.

        Man hat auch mit dem HSV Blog vieles (unnötigerweise) aus der Hand gegeben und nun fehlen einem einfach die Cochones die tolle Hamburger Presse mal einzufangen.

        Auch eine Mopo ein Abendblatt haben, wie du schon richtig sagst, die Pflicht ihre Kommentare zu moderieren.

  8. werner 13. August 2014 um 09:51 Uhr

    die dauerpöbler sind ganz klar die, die nie in ihrem leben über jahre fussball in einer mannschaft gespielt haben. denn wenn sie über teil einer mannschaft gewesen wären, würden sie die vielseitigen probleme eines mannschaftssports kennen.
    in der vergangenen saison wurde u.a. z.B. behauptet die mannschaft würde gegen den trainer spielen – mMn eine bescheuerte aussage, denn das würde bedeuten, dass sich 11-14 spieler vorher absprechen und eben gegen den trainer spielen. geht nicht.
    das phänomen westermann – auch ich bin nicht unbedingt ein fan von HW4 – fussballerisch gesehen, aber charakterlich ist HW4 ne glatte 1. der bringt das was er kann und das immer – er kann es nur manchmal halt nicht besser.
    bin ich im stadion richtet sich mein zorn meistens gegen die schieris, denn was in der buli oft an fehlentscheidungen produziert wird – und damit meine ich nicht falsche elfmeterentscheidungen oder abseitstore etc. -, ist manchmal beispiellos (pressschläge werden zum freistoss, vorteilsentscheidungen, falsche ecken oder einwurfentscheidungen die zum ballbesitz der falschen mannschaft führen oder zweierlei maß – prima beispiel das spiel des HSV vergangene saison in stuttgart) und die machen aus mir einen anderen menschen. das geht von abwinken bis prollpöbeln (leider), aber selten passiert es mir, dass ich einen HSV spieler von der tribüne aus rund mache. aber grave hat recht, dass das in Hamburg gänzlich anders ist. wie das in anderen stadien läuft kann ich nicht beurteilen.
    aktuell macht mir das bashing gegen zoua und HW4 sorge. zoua ist sicher kein völler, aber auch er bringt das was er kann und insbesondere als stürmer tut er viel für die defensive. natürlich spielt ein lasogga, dann ein rudnevs, aber zoua ist hier nun einmal auf der gehaltsliste und dieses ewige genörgle macht ihn sicher nicht besser. man kann nur hoffen, dass er in manchen foren nicht liest.

  9. hamuburgmini 13. August 2014 um 09:55 Uhr

    Grave, bist Du in anderen Foren unterwegs?
    Deine Analyse trifft den Nagel auf den Kopf.
    Ich beobachte einseitige, undifferenzierte, pauschale, ohne im Zusammenhang stehende, giftige Kommentare. Das schlimme dabei ist, so mein Eindruck, daß diese Leute wirklich davon überzeugt sind und meinen die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Es wird verlangt, Spieler X,Y zu verkaufen, ohne die Schwächung des Teams dabei zu berücksichtigen. Ein junger Nachwuchsmann soll am besten heute Stammspieler sein, ohne daß es Berücksichtigung findet in welcher persönlichen Situation der Spieler steckt, bzw. welchen Druck man auf den Menschen damit ausüben kann, bzw. was ein kurzfristiges Scheitern für den Spieler (persönlich und für seine Laufbahn) sowie für den Verein bedeuten kann..
    Wir leben in einer Twitterwelt, Hauptsache man meldet sich, egal von wo, schreibt einen Kommentar. Das eine fruchtbare Diskussion dabei zu kurz kommt in der verschiedene Ansichten und Standpunkte nachvollziehbar ausgetauscht werden ist dabei nicht vorgesehen…
    Die Medien machen es ähnlich, Schlagzeilen, kurze Phrasen ohne Informationsgehalt, der andere Blog ist ebenso ein Beispiel dafür, viel Schreiberei, vielsagend aber ohne fundierte Aussage…
    Ich vermute es wird noch weiter zunehmen, leider. Man kann es nur “ertragen”, jedoch ist es nicht zu ändern. Schade eigentlich, je mehr sich die Gesellschaft medial entwickelt, desto mehr verflacht das gesamte Niveau…Das beobachtet man leider nicht nur beim Fußball,
    fahr mal U-Bahn und schau Dir die Leute an, wie sehr sie damit beschäftigt sind Nachrichten mit ihren Handys zu schreiben, anstelle eines Buches oder Zeitung zu lesen.. Der Mensch lässt sich von dem Medium treiben, was er eigentlich steuern sollte..
    Die von Dir genannten Äußerungen im Stadion spiegeln dieses ebenso wider…

  10. werner 13. August 2014 um 09:56 Uhr

    nachtrag noch zu HW4:

    ich bin mir sicher, dass HW4 mit der Nati nach Brasilien gefahren wäre, wenn der HSV sich aus eigener Kraft auf den 11. oder 12. tabellenplatz gespielt hätte. Und das mit einem leader HW4 der mal IV oder RV gespielt hätte, denn diese charakterfeste Verlässlichkeit hat HW4 einst zum LV in der Nationalelf gemacht und unter Jogi zum festen erweiterten Kaderspieler.

  11. werner 13. August 2014 um 10:03 Uhr

    und wo ich gerade dabei bin – das von dir angesprochene Thema Grave wird natürlich auch “geschürt” durch blogs wie die von Matzab – der eine bashed Kühne, der nächste Zoua. Heute die grosse Euphorie, um dann morgen wieder vom charakterlosem Haufen zu schreiben, der dringend noch externe Verstärkungen benötigt. Ein ähnlich dämliches Gefasel, wie in den Kommentaren auch.
    bizarr dann allerdings auch, wie von den blogautoren via moderation oder folgeblog auf die ursprünglich selbst verursachten blogs in form von gejammer reagiert wird.

  12. oldiehamburg 13. August 2014 um 10:27 Uhr

    Der Mensch ist nun mal ein Herdentier. Er mag nicht gerne allein sein sondern sucht sich eine Gruppe oder er versucht eine zu produzieren.
    Wenn er also merkt, dass er der einzige Looser sein könnte, versucht er andere mit auf seine Ebene zu ziehen. Also nach unten. Dann hat er endlch Gleiche oder sogar vermeintlich noch größere Looser als er es ist. Nun fühlt er sich wieder stark.
    Das ist nicht nur in Deutschland, nicht nur beim Fußball oder Sport allgemein so, das gibt es in nahezu jedem Thema. Relegion, Arbeitsleben usw.
    Wnn dann noch Neid dazu kommt, dann werden es User bei Matsch ab.

  13. Oberberger 13. August 2014 um 10:33 Uhr

    Meiner Meinung nach ergibt sich das Problem der Pöbelei und Meckerei aus verschiedenen Motivationen heraus:

    1.) Die enttäuschte Erwartungshaltung
    .
    Man zahlt Eintritt, nimmt lange Anfahrtswege oder sonstige Unannehmlichkeiten auf sich um ein Spiel oder Training zu sehen.
    Daraus resultiert in manchem Spatzenhirn die Forderung, dass nun die Mannschaft für die man das alles tut gefälligst auch zu liefern hat.

    2.) Die eigene Erhöhung durch die Erniedrigung des Anderen
    .
    Wer sich nur groß fühlen kann indem er andere klein macht hat ein ernsthaftes Problem mit sich selbst und nicht mit seinem Verein.

    3.) Aufmerksamkeit(-sdefizitsyndorm) – ADS
    .
    War die Aufmerksamkeit die ein Berufspöbler erreichte früher auf die unmittelbaren Nachbarn im Stadion, Freunde, Bekannte oder die Leserbriefe in der Lokalzeitung beschränkt, gelingt es heutzutage dem Berufspöbler mühelos tausende von Menschen an seinen zynischen Ergüssen teilhaben zu lassen.
    Dabei geht es nicht einmal darum Zustimmung zu erhalten, sondern lediglich seinen Namen (bzw. sein Synonym) ins Gespräch zu bringen. Man kennt das von Kindern die sich völlig daneben benehmen nur um (negative) Aufmerksamkeit zu erhalten.
    Eine weitere Freizeitbeschäftigung des ADS-Fans ist die Betätigung als Foren-Troll.

    4.) Das Frust-Ventil
    .
    Ärger an der Arbeit, mit der Familie, Fortpflanzungsorgan zu kurz ?
    Kein Problem, man geht ins Stadion und macht alles kurz und lang was nur annähernd nicht dem eigenen Verständnis der Welt und wie sie sein sollte entspricht.
    Hinterher fühlt man sich für kurze Zeit besser, auch wenn man nach einem Blick in die Unterwäsche feststellt, dass die Beschimpfung von HW4 nicht zur gewünschten Vergrößerung geführt hat.

    Ein gutes Beispiel für eine völlig überzogene Erwartungshaltung verbunden mit einem Hype in sämtlichen (sozialen) Medien war die WM.
    Der gesamte angestaute Frust darüber, dass die gastgebenden Brasilianer nicht jeden Gegner mindestens zweistellig vom Platz gejagt haben, sondern ein eher unterdurchschnittliches Turnier gespielt haben entlud sich über dem Spieler Fred.
    Obwohl der Mann mit Sicherheit sein Bestes gegeben hat war es nie genug. Jeder Fehler wurde mit gellenden Pfiffen und Schmähgesängen quittiert.
    Das war zwar bar jeder Logik, weil auch die anderen Brasilianer nicht viel besser waren, aber man hatte die ideale Projektionsfläche für seinen Frust über alles was schief läuft.

  14. Gravesen 13. August 2014 um 10:46 Uhr
    • oldiehamburg 13. August 2014 um 12:18 Uhr

      Danke für den Link.
      Eine Frage habe ich an Dich:
      Ich wundere mich, dass die Nachwuchsarbeit des HSV, in der Vergangenheit so schlecht beschrieben wird.
      Immer wieder hört und list man von Spielern – auch Nationalspielern – die aus der Jugend des HSV entsprungen sind. So schlecht kann die Ausbildung beim HSV also nicht gewesen sein.
      Was allerdings stimmt ist, dass es nur ganz wenige junge Spieler geschafft haben in der ersten Mannschaft eine gute Rolle zu spielen.
      Kannst/Willst Du Dich mit diesem Thema eventuell mal beschäftigen? Ich würde mich freuen.

  15. Zaungast 13. August 2014 um 10:52 Uhr

    Die Motzerei nur auf den Fußball zu reduzieren ist meiner Meinung nach zu kurz gegriffen. Es ist eher ein Gesellschaftliches Problem, wir Reden nicht mehr mit einander sondern übereinander.
    Wenn auf der Straße Nachbarn zusammen stehen dann unterhalten sie sich nicht über den schönen Urlaub, nein dann wird gemosert das der Herr Meier seit 3 Wochen den Rasen nicht mehr gemäht hat oder de Frau Schmitz wieder Fetter geworden ist und erst der Sohn von Müller´s. Näääh ich sage ihnen …….

    Das gab es früher schon und wird es immer wieder geben nur seit dem Internet bekommen es halt mehr mit.

    Noch ein Satz zum man kann sich den Verein nicht aussuchen.
    Hätte es Kai Falke ( die Comic Buch Reihe ) im Zak nicht gegeben wäre der HSV nie meine erste Liebe geworden.
    Papa fand wenn sie gewonnen hatten den BVB gut, die Onkels sind ab und zu mal zum FC ansonsten hat sich mein Umfeld kaum für eine Spezielle Mannschaft interessiert und in den 70er war der HSV im WDR kaum vorhanden.
    Deshalb glaube ich schon das man sich das Objekt seiner Begierde egal ob Frau oder Verein ganz bewusst aussucht, der unterschied ist vielleicht das eine hält ein Leben Lang das andere nur bis zur nächsten Scheidung.

  16. TurnbeutelVergesser 13. August 2014 um 11:04 Uhr

    Weiß nicht ob das jetzt weiterhilft, aber ich glaube es ist menschlich nach Unglück zu streben. Damit meine ich nicht die Depressiven, sondern die chronischen Nörgler und unzufriedenen.
    Hier der Link zu einem Buch “Anleitung zum Unglücklichsein” von Paul Watzlawick, dass hanhand von jeder Menge Beispielen zeigt, wie sich Menschen unglücklich machen.
    http://www.amazon.de/Anleitung-zum-Ungl%C3%BCcklichsein-Paul-Watzlawick/dp/3492221009

  17. Gravesen 13. August 2014 um 12:47 Uhr

    ..und für dümmliche Provokateure ist im Matz-Keller noch reichlich Platz. Auf Nimmerwiederhören.

  18. tommmlij 13. August 2014 um 13:19 Uhr

    Zu dem Thema Kommentare:
    http://xkcd.com/1385/

    Ich fange erst wieder an Kommentare zu Blogs oder Nachrichten zu lesen, wenn sich auf den jeweiligen Seiten ein System (wie z.B. hier: http://gawker.com/ ) durchgesetzt hat, bei dem Kommentare hochgevotet oder vom Autor ausgewählt werden können.
    Dann werden die interessanten Informationen oder auch mal lustige Kommentarstränge vom Dreck befreit.
    Im HA-Blog oder bei Mainstream-Sachen wie SPON die Kommentare zu lesen macht wirklich schlechte Laune.
    Da baue ich lieber Schiffchen 🙂

    Zur Spezialität der Deutschsprachigen Diskussionsforen im allgemeinen:
    Ich habe das Gefühl, dass es häufig irgendwelche Leute gibt, die sehr aktiv posten und sich als Platzhirsch fühlen. Andere Meinungen oder Foristen werden grundsätzlich erstmal rund gemacht (oft ohne fachlichen Bezug).

  19. Gravesen 13. August 2014 um 13:21 Uhr

    Ich möchte einmal zwei aktuelle Beispiele für Verhaltensweise aufzeigen, bei denen mir irgendwann auch mal die Worte fehlen.

    1. Neuzugang Matthias Ostrzolek erzählte im ersten Interview, dass er auch eine Anfrage aus der Premier League vorliegen hatte, er aber nur nach Hamburg wollte.

    Bemerkung eines Idioten:

    Es gab für Ostrzolek sicherlich keine Anfrage von Arsenal, Chelsea, Everton, Liverpool, ManCity, ManUnited oder Tottenham. Und dann kann man getrost auch zum HSV wechseln…

    Wie muss man bloß drauf sein, um in jedem Detail einen Fehler zu finden ?

    2. Testspiel gestern gegen Erfurt. Der HSV gewinnt, ca. 1000 HSV-Fans sind zufrieden. ABER – es gibt tatsächlich einen, der sich darüber echauffiert, dass die Spieler nach dem Spiel nicht zu den Fans gekommen sind (man musste übrigens einen Flieger erreichen) und noch nicht mal gewunken haben. OMG!

  20. Hugo Meiser 13. August 2014 um 13:37 Uhr

    Grave, ich habe das Gefühl, dass in deinem Blog Einzelfälle nicht so gern gesehen werden, sondern eher übergreifend-theoretisch diskutiert werden sollte. Ich möchte, da du ihn ja auch angesprochen hast, trotzdem mal den Fall “Westermann Fürth 88. Minute” ansprechen. Leider habe ich das Spiel nicht aufgenommen und finde die Szene auch nicht im Web, kann mich also nur auf mein Gefühl in der Erinnerung verlassen.

    Ich meine, Westermann hatte den Ball rechts in der Nähe der Torauslinie erobert und musste nun abspielen. Von vorne wurde er stark bedrängt und die Passwege nach vorne (heute: vertikal, seltsam, das wäre eine “Kerze”) waren von mindestens zwei gegnerischen Spielern zugestellt. Er musste also in wenigen Millisekunden entscheiden, ob er eine Ecke riskiert oder eben so wie gemacht Richtung Torwart passt in der Hoffnung, dass der ihn bekommt oder ein Mitspieler den Ball weghaut. Im Endeffekt wurde daraus ja auch kein gegnerisches Tor, vielleicht eben auch, weil es so überraschend war.

    Was ich damit sagen will: Die Szene gab es genau so, mit den gleichen Positionen, den gleichen Gegnern, dem gleichen Wetter, der gleichen Grashöhe und so weiter nie vorher und wird es auch nie wieder geben. Es kann also niemand sagen, ob seine Entscheidung richtig war oder nicht. Es können keine Alternativen ausprobiert werden. Kein Fussballspiel kommt ohne irgendeinen “Fehler” aus, sonst würde es ja immer nur 0:0 geben. Wenige Millisekunden und Zentimeter entscheiden.

    Ich verstehe aber, dass nach so einer Schreckszene bei den Zuschauern erstmal der Herzschlag wieder runter muss. Yoga oder Autogenes Taining könnten da helfen, aber das macht wohl auf den Rängen keiner. Also bleibt nur schimpfen und pöbeln. Traurig nur, dass nach Monaten von den Berufs-Blog-Kommentierern das Ding immer noch heraus gekramt wird, um auf den einzelnen Spieler einzudreschen. Ich werde in den nächsten Tagen mal bei anderen Vereinen suchen, ob es da auch solche drolligen Geister in den Blogs gibt, wie du sie so gut beschrieben hast und immer wieder beschreibst.

    Weiter so. Ich bin nur noch müde…

  21. RDS 13. August 2014 um 13:43 Uhr

    Meines Erachtens ist in den letzten Jahren ein Trend zu beobachten, dass Kritik nicht mehr gegenüber der Mannschaft allgemein, sondern gegen einzelne Spieler gerichtet wird. Schon Sergej Barbarez war ein Spieler, der immer in einem besonderen Fokus stand bei dem sich Zu- und Abneigung der Fans abwechselten. Dies war aber ein Spieler, dessen Leistungen darunter nicht litten und der damit (zumindest nach außen) umgehen konnte.

    Eine qualtitative Änderung in der Art der Artiulation von Kiritk stellt für mich die Saison 2006/07 dar. In der ersten Champions-League-Saison seit 2000 passte in der Hinserie überhaupt nichts zusammen. Die Kritik konzentrierte sich aber vor allem auf Boubacar Sanogo. Eine Mischung aus Wut und Fremdenhass prasselte auf den Spieler ein und nachdem er im Auswärtsspiel in Leverkusen vor dem leeren Tor nur den Pfosten getroffen hatte, war Sanogo schon mehr als nur angezählt.

    Hier hat es der HSV versäumt, den Spieler zu schützen. Es folgte eine ähnliche Episode mit dem Spieler Atouba im CL-Spiel im Dezember 2006. Anders als Sanogo “wehrte” sich Atouba durch das Zeigen des Mittelfingers. Anschließend wurde ausschließlich darüber diskutiuert, wie der Spieer zu bestrafen sei und nicht darüber, ob sich hier gerade im Fanverhalten ein erschreckende Veränderung vollzieht.

    Mir fehlt es hier vor allem an Mut bei den Verantwortlichen des HSV, deutlich aufzuzeigen, dass das zahlende Publikum das Recht auf Meinungsäußerung hat, es aber auch Grenzen gibt. Diese Grenze wird m.E. dann überschritten, wenn gewisse Spieler von Anpfiff an ausgepfiffen werden, ihre Aktionen von Stöhnen und Buhrufen begleitet werden und womöglich noch fremdenfeindliche Äußerungen getätigt werden.

    Zumal diese Kritik ja auch nicht objektiv ist. Ein Westermann gehört für einige in die Regionalliga verbannt während ein Mancienne ein richtig starker Innenverteidiger sei. Wahrscheinlich spielt er deswegen jetzt in der 2. englischen Liga…

  22. Jorgo 13. August 2014 um 14:24 Uhr

    1985/86 spielte der HSV zu Hause gegen….keine Ahnung. Das Spiel war eine Zumutung. Nichts funktionierte. Trotz Spieler wie Magath, Jacobs, Stein, Wehmeyer, v. Hessen etc.. Hätte es zu diesem Zeitpunkt ein Internet gegeben, mannomann, nicht auszudenken. Dann wechselte Happel, bezw. er war im Begriff zu wechseln. Es erschien Werner Rusche an der Seitenlinie. Noch nicht eine Sekunde am Ball und er wurde aufs übelste beleidigt. Hasstriaden prasselten auf ihn ein. Warum kann ich nicht sagen. Es war entsetzlich. So etwas gab es auch schon vor 30 Jahren.

    Ich könnte mir dieses Phänomen; die Frage zum heutigen Blog so erklären, daß teilweise bildungsferne Bürger seitens ihrer Vorgesetzten permanent kritisiert werden. Oftmals auch zu Unrecht. Auch intelligente Menschen, die einfach nur auf der Arbeit einem Stress aus Arbeit und Mensch ausgesetzt sind. Hier ist es so, daß sie aus der Anonymität herauskritisieren können. Ganz gleich ob es Ihnen zusteht oder nicht. Sie kritisieren gemeinsam in einer Gruppe und geraten zum Ergebnis, daß das Volk es so gesehen hat. Also richtig gesehen hat. Sie sind sich einig und werden geachtet ob ihrer Ausbrüche. Montag bekommen sie wieder einen Anschiss, weil sie vergessen haben am Freitag nach der Arbeit die Müllkübel an die Straße zu rollen. Samstags sind sie wieder im Stadion. Und wehe es läuft nicht so…

  23. SvenMeissen 13. August 2014 um 14:26 Uhr

    Wie baut man sich ein Selbstwertgefühl? Indem man etwas hat auf das man herab schauen kann. Völlig egal ob in Politik, Wirtschaft oser Fussball. Und das muss ständig erneuert werden. So würde ich mir das erklären. Gruß aus Malmö 😉

  24. Hope 13. August 2014 um 16:05 Uhr

    In einer Studie wurde doch kürzlich herausgefunden, dass Fluchen es dem fluchenden erleichtert, Schmerzen zu ertragen. Vielleicht wird hier so viel geflucht um die Schmerzen beim Anblick der Leistung des Lieblingsvereins in den letzten Monaten erträglicher zu gestalten…. oder die Schmerzen beim sich bewusst werden wie jäömmerlich die eigene Existenz ist. Wer weiß.

  25. Mike 13. August 2014 um 16:07 Uhr

    Auch diese Pöbler lieben den Verein. Aber: das Verhalten ist reiner Selbstschutz. Wenn man alles geil findet und eine Saison wie die letzte erleben muss, dann ist man überall durch. Mit sich selbst, mit den Kollegen, die anderen Clubs zujubeln.

    Diese Pöbelei ist ein reiner Selbsterhaltungstrieb- wenn es scheiße läuft nach dem Motto “Ich habe es ja immer gesagt.”

    Leider haben wir die Chance noch nicht, aber wartet ab und beobachtet genau diese Leute, wenn irgendwann einmal der Erfolg wieder Einzug halten sollte …

  26. mendikant 13. August 2014 um 17:28 Uhr

    Wie heißt es doch in Nick Hornbys „Fever Pitch“…,
    der natürliche Grundzustand des Fussballfans ist bittere Enttäuschung, egal wie es steht.

  27. menke 13. August 2014 um 18:11 Uhr

    …Jeder kennt diese Vollhonks…Du siehst Sie vollgestoned und vollgeholstet an jeder Getränkeausgabestelle im Stadion…”Haaaaa…Essss…Vauuuuuu” und die Rotze rinnt Ihnen nur so raus…Wenn Du dann noch neben so einem im Stadion sitzt, hast Du voll gewonnen…Assis auf Ausgang…
    So wie vor ein paar Jahren auf Schalke…da sitzt nen komplett vollgekotzter Vollidiot im Gästebereich auf den Treppen, null Checkung und schreit plötzlich: “Heyyyyy,Menke….oller Fisch, du auch hier?”scheiße, ich kenn denn ja auch noch… da wünscht man sich nicht da zu sein, meine Kumpels ziehen mich natürlich auch auf, volles Bashingprogramm…”du kennst solche Typen? Alter ,was geht?”…Weihnachten und Ostern auf einem Tag….
    Aber es gibt auch andere Begegnungen…Vor nen paar Jahren auswärts bei PSV Eindhoven, Euroleague, waren wir geil und erfolgreich….eigentlich nen cooler Platz, direkt hinterm Tor….5. Reihe…links oben die HSV-Fans im Gästeblock….ich dachte noch so: hey, cooler Platz…schön neutral, die PSV-Fans sind auf der anderen Seite…das änderte sich aber als sich der Block füllte: alle in schwarz..Mein holl. Nachbar, eine Mischung aus ner Gesichtspizza und Klitschko:”hey, du bist Deutscher,wa?”…Ich: “aber sowas von…..”…Er:”Ok, kleiner Tip….Jubel bei keinem HSV-Tor, wir sind die PSV-Auswärtsfans, die da drüben nicht mehr in den Block dürfen…”…Es war der Anfang eines wundervollen Abends…PSV führte schnell 2-0…Pseudo-Klitschko tanzte wie doof…alle Tore direkt vor meiner Nase, in der 2. Halbzeit schoss mein HSV 2 Tore und ich war gefühlt der einzigste der im Block moonwalkmässig gejubelt hat….beim Ausgleich wurde ich geschubst und landete in Reihe 2, auch nicht schlecht, besserer Platz irgendwie….PSV gewann 3-2, aber wir waren eine Runde weiter….nach dem Spiel Shakehands mit meinem holländischen Klitschkoverschnitt, so muß es laufen….Gute Reise..
    Zu dem anderen Internet-Block will ich nichts schreiben, ich habe dort früher auch mal was geschrieben, aber es schnell aufgegeben solange dort Typen wie der komische Imbissbuden-Junkie oder dieser Hobbyfotograph rumlaufen, die im wirklichen Leben nichts auf die Kette kriegen und nur das WWW vollquatschen um ein kleines Mass an Selbstbestätigung zu erhaschen…
    Menke…HSV…alles andere ist nur Fußball

    • hamuburgmini 13. August 2014 um 20:12 Uhr

      wie geil…. lachend von der Couch geflogen….Tränenlachend!!!
      Sag bescheid wenn Du ein Buch schreibst! Ich kaufe es!!!

  28. Weste 13. August 2014 um 22:38 Uhr

    Faszinierend. Einer der geilsten Blogs die ich in letzter Zeit lesen durfte. Du sprichst mir aber sowas von der Seele.

    Ich möchte mich einigen meiner Vor-Kommentatoren anschliessen und behaupten, daß das Gepöbel und Gejammere ein typisches deutsches Problem ist. Ich bin viel im nordeuropäischem, asiatischem und nordamerikanischem Raum unterwegs, habe dort dementsprechend auch einige soziale Kontakte und auch jeweils diverse Sportveranstaltungen besucht. Und dort erlebt man nicht ansatzweise solche Geschichten wie bei Besuchern in deutschen Stadien oder deutschen Fans. Ich kann mir nicht erklären woran es liegt, das der deutsche an sich hetzerisch und pöbelnd über “sein” Team herzieht. Es ist einfach nur traurig.

  29. Ligature 13. August 2014 um 23:46 Uhr

    Eine freundliche Bitte: Könnten Sie selbst – ggf. unter Mithilfe weiterer Fussball- und Sportmedizinexperten – iS Lasogga herausfinden, ob “Bluterguss im Sprunggelenk” u.U. ein Symptom für einen Bänderriss ist ? Die “Journalisten” Hamburger Tageszeitungen recherchieren ja nicht….

  30. Bernd 13. August 2014 um 23:55 Uhr

    Wo wird noch mehr gemotzt als auf dem Fuballplatz? Richtig – in der Ehe…
    Binde deine Erwartungen an ein Objekt und die Wut folgt auf dem Fuße…

  31. Buttje 14. August 2014 um 00:00 Uhr

    Gut gebrüllt, Grave! Auf den Punkt gebracht. Sehe ich genau so. Gilt aber nicht nur im Fussball. Arbeitsleben: Wenn Chef was Neues einführen will, sagen ihm mindestens 9 von 10 Mitarbeitern, wie es nicht geht. Wenn er Glück hat, sagt einer. probieren wir es mal. Politik: Wenn einer tatsächlich Reformen durchsetzen will, wird er garantiert nicht wiedergewählt, weil, so geht das ja nun mal gar nicht. So ist das Leben! Das Schöne am Älterwerden ist, man regt sich immer weniger darüber auf. Den Pöbel-Blog lese ich seit Wochen nicht mehr und es geht mir besser damit. Im Übrigen bin ich davon überzeugt, dass unser HSV in der kommenden Saison für manche Überraschung sorgen wird – mit einem wiedererstarkten van der Vaart.

  32. Goldfather 14. August 2014 um 02:21 Uhr

    Um ehrlich zu sein, ich kenne den Fußball im Erwachsenenbereich nicht anders als mit Pöbeleien, Beschimpfungen, Alkohol und leider auch Handgreiflichkeiten.
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    Als ich noch als E-Jugendlicher in den siebziger Jahren kickte kam es bisweilen vor, dass das Spiel der alten Herren vor unserem Spiel stattfand, so dass ich mit einem Teil meiner Mannschaftskameraden die Gelegenheit wahrnahm zuzuschauen aber vor allem zuzuhören.
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    Vieles von dem, was die älteren Herrschaften vornehmlich an die Adresse ihrer eigenen Mannschaftskameraden richteten, war keinesfalls jugendfrei, so dass die eine oder andere Mutti ihren Jungen beiseite nahm, um ein wenig abseits der Sportanlage solange spazieren zu gehen bis die Umkleidekabine für unser Team frei war.
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    Der Fußball in der westlichen Hemisphäre hat seit jeher eine weitreichende Ventilfunktion, die vom ausleben persönlicher Psychosen, Neurosen und sonstiger Persönlichkeitsdefizite bis hin zu politischen Motiven im Sinne von “Brot und Spiele” wie im alten Rom reicht.
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    Fußball wird instrumentalisiert und instrumentalisiert selbst zum ökonomischen oder anderweitigem Nutzen.
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    Schon lange könnte man den Ligafußball westeuropäischer Prägung als eine Art weiße Leinwand betrachten, die von den verschiedenen Interessengruppen gefüllt wird, um der Durchsetzung ihrer persönlichen, ökonomischen oder gesellschaftspolitischen Ziele zu dienen.
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    Den meisten Spielern ist das seit jeher vollkommen klar, zumal wenn sie im Schatten der großen Ligen bei einem Großverein aufwuchsen. Einem Spieler wie J.Zoua hingegen gelingt diese Trennung zwischen persönlichem Interesse, Clubinteresse sowie Faninteressen noch nicht so gut, weshalb er auf die Angriffe der Fans im Abstiegskampf der letzten Saison stark emotional reagierte.
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    Echte Nähe, echte Verbundenheit zwischen Fans und Spielern findet, wenn überhaupt, nur noch sehr selten statt, da die Spieler gezwungen sind hart und präzise zwischen ihrem eigenen Interesse und dem Interesse des Umfeldes zu unterscheiden, um ihrem Beruf mit der höchstmöglichen Konzentration nachgehen zu können und nicht kaputt zu gehen im Spannungsfeld dessen, was bei genauer Betrachtung auch als Schlachtfeld mit echten Toten, Verwundeten und psychisch Traumatisierten bezeichnet werden könnte.
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    Ein klares Zeichen des Willens zur Abgrenzung zu den Fans und zur Presse sind die Luxusfahrzeuge und anderweitigen Spielzeuge mit denen es einige Spieler anscheinend tatsächlich schaffen sich den “Dreck” vom ständigen Angepöbelt- und Angefasstwerden von der Seele zu waschen.
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    Das Internet bietet nur eine weitere Fläche um altbekannte Muster des Profifußballs wiederzugeben, so dass liberal moderierte Foren das bislang beste Mittel zu sein scheinen, die extremsten Entgleisungen außen vor zu lassen.
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    Dass der HSV bereits seit geraumer Zeit ein Fanproblem hat, welches dazu beiträgt systematisches Arbeiten und geduldiges Verbessern im fußballerischen Bereich kaum zuzulassen, steht außer Frage. Der Fall J.Zoua dürfte ein weiteres Paradebeispiel dafür werden, dass ein Profispieler mit einem gewissen Potenzial beim HSV nicht in der Lage ist dieses zu entfalten.
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    Ähnliches gilt für zahllose Jugendspieler, die beim HSV unter dem Druck der Zuschauer und der Presse kaum eine Chance bekommen geduldig und realistisch beurteilt zu werden. Will der HSV in Zukunft mit einer eigenen Entwicklungsabteilung punkten wird er nicht umhin kommen das Thema Presse, Foren und Pöbeleien von jenseits der Seitenlinie offensiv zu thematisieren.
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    Eine Clubphilosophie hört nicht da auf wo die Taktik des Trainers endet, eine echte Clubphilosophie schließt sämtliche Teams, Funktionäre und Fans mit ein. Dieses zu vermitteln und zu leben wird eine der größten Herausforderungen für die Führungsebene des HSV.
    .
    Més que un club („Mehr als ein Verein“) FC Barcelona

    • Bernd 14. August 2014 um 08:17 Uhr

      Ein mehr als zutreffender Kommentar. Wie ich schon an anderer Stelle bemerkte, ist Fanverhalten zu beschreiben ohne die gesamtgesellschaftlichen Strukturen zu beachten eine brotlose Kunst.
      Als Anfang der Neunziger die Polizei in Zusammenarbeit mit den Vereinen den langen Weg der “Fanbetreuung” starteten, förderten die ersten Untersuchungen über Hooligans Überraschendes zu Tage.
      Gerade die Rädelsführer erwiesen sich als in der Mitte der Gesellschaft integriert, oft genug junge Führungskräfte von Banken, Versicherungen, Behörden, anstatt der erwarteten Gescheiterten, die eh schon mit einem Bein im Knast standen.
      Die nächste Überraschung boten dann die Details. Überangepaßt, teils hochmotiviert aber oftmals in ihrem Querdenker betrieblich unerwünscht, trotzdem immer devot, hatten sich diese “Jungs” die Zuschauerränge der BuLI als die Orte auserkoren, an denen man den von Montags bis Freitags angesammelten Frust abließ.
      Ob man es hören will oder nicht, unsere Gesellschaft ist von der Geburt bis zum Tode durchkommerzialisiert. Ich kenne keinen Beruf in dem Schwäche auch nur verziehen wird. Jedem einzelnen, vom CEO der AG bis zum Malocher am Band, wird permanent eingehämmert: “Wenn du nicht ständig zu 110% funktionierst bist du weg !”.
      Und schafft es dann tatsächlich einer in den Ruhestand dann heißt die Hymne plötzlich:” Du bist zu teuer. Wie kannst du dich erdreisten so alt zu werden ?”
      Von solcherart aufgehetzten Menschen erwarte ich weder Zurückhaltung noch Verständnis. Wir leben so gesehen in einer eiskalten Zeit.

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