Die Weiträumigkeit des Valon Behrami

Was macht man heute, wenn einem nichts mehr einfällt? Richtig, man erfindet etwas Neues. Am besten, man erfindet etwas, was es vorher so noch nicht gab und noch besser, man erfindet etwas, was keiner wirklich versteht. Mystery vermittelt Ahnung und Begriffe, die niemand zuordnen kann, lassen den Laien vermuten, dass es sich beim Autoren um einen Atom-Experten handelt. Schließlich ist er ja in der Lage, einen Sachverhalt so darzustellen, dass ich ihm nicht mehr zu 100% folgen kann. Ergo: Experte. Denn wenn er den Kram nur so übermittelt, wie ich es selbst könnte, hätte er ja genauso wenig Plan wie ich selbst.

Die Zeiten heute sind schnell und da sie so schnell sind, hat kaum noch einer, Journalisten schon gar nicht, die Zeit für eine echte Recherche. Kaum jemand befasst sich mit der Person, die hinter einer Anzahl von Buchstaben steht, stattdessen wird erst nicht verstanden und dann bedingungslos geglaubt.

Die neue digitale Bibel all derer, die sich für Taktik, Laufwege und abkippende 6er interessieren, heißt spielverlagerung.de, sozusagen das CERN des Rasenballsports. Dort werden neue Begriffe von jungen Schreibern kreiert, die man nicht versteht und wahrscheinlich auch gar nicht verstehen soll. Denn, wie gesagt: Mystery ist cool und vermittelt unglaublich Plan. Ich habe mir mal die Analyse des Spiels HSV gegen Köln angeguckt und möchte gern ein paar Zitate mit Anmerkungen versehen, wenn ihr erlaubt.

Behramis weitläufiges Spiel als Abräumer war es zu verdanken, dass das hohe Pressing der Hamburger in der Hinrunde gut funktionierte

Hohes Pressing in der Hinrunde? Behramis “weitläufiges” Spiel? Also, bei dem ersten muss ich geschlafen haben und was “weitläufiges Spiel” ist, möchte man mir erklären.

Das HSV-Spiel war damit weniger auf Intensität ausgerichtet als noch in der Hinrunde. Sie agierten im Pressing stärker leitend und spielten den eigenen Ballbesitz ruhiger aus.

Wie genau spielt man ein Pressing eigentlich “stärker leitend”? Naja…

Risse positionierte sich im Pressing neben Ujah, ließ sich anfangs bei Ballbesitz jedoch etwas fallen und suchte die Anbindung an die Sechser.

Wie genau macht man das, die “Anbindung an die Sechser suchen”? Ich kann mir darunter nichts vorstellen, vielleicht bin ich zu blöd 🙁

Van der Vaart kippte erneut weit ab und war selten als Verbindungsspieler zu finden. Selbiges galt für den weit zurückkippenden Westermann, Jiracek hingegen agierte sehr hoch

Wohin kippen die denn alle? Bedeutet es, dass sich die Spieler eher rückwärts orientieren? Ja, warum schreibt man das dann nicht, sondern lässt sie alle kippen?

Die Flügelangriffe verteidigte Köln zunächst etwas fahrig.

Echt jetzt? “fahrig”? Oder meinen die vielleicht unkonzentriert? Man weiß es nicht…

Die Kölner Sechser überzeugten mit einem cleveren Bewegungsspiel und ließen sich in die freien Halbräume fallen, wenn Jiracek und van der Vaart herausrückten

Wo wir schon dabei sind, kann mir mal bitte einer diese “Halbräume” erklären? Sind das jetzt die Räume zwischen den Ganzräumen und den Viertelräumen? Oder vielleicht die Zahnzwischenräume? Naja, solange sie nicht abkippen…

Da die Hamburger Außenstürmer die Kölner Außenverteidiger mannorientiert verfolgten, übte in diesen Szenen niemand Druck auf die Kölner Doppelsechs aus.

Warum nicht? Spielte der HSV nur mit Außenstürmern? Kein Wunder, dass die keine Tore schießen…

Da beide im Verlaufe des Spiels immer öfter herausrückten, bekam Westermann immer mehr Probleme. Ihm fehlt die Dynamik und Weiträumigkeit eines Behramis.

Wie geil ist das denn bitte? “Ihm fehlte die Weiträumigkeit eines Behramis”. Wenn ich jetzt noch wüsste, was “Weiträumigkeit” ist, könnte ich auch begründen, warum Westermann keinen neuen Vertrag kriegen sollte.

Köln suchte immer öfter den Weg durch den Halbraum, wo die einlaufenden Außenstürmer freistanden.

Ja, verdammte Kacke, was ist denn jetzt dieser “Halbraum”???

Die offensive Viererkette im Hamburger 4-1-4-1 stand nun höher, sodass die offenen Räume im Mittelfeld größer wurden. Zusammen mit dem aggressiven Pressing der Kölner im Mittelfeld und der recht tiefen Viererkette der HSV entstand eine explosive Mischung.

Ich verstehe. Die offensive Viererkette im Hamburger 4-1-4-1  stand recht tief. Klar, dass das eine explosive Mischung ergibt, wer wollte das bestreiten?

Die Bombe platzte, als Köln in der 62. Minute einen Ball im Mittelfeld eroberte und Risse schickte, der leicht nach rechts verschoben auf den Schnittstellenpass lauerte. So einfach kann Fußball sein.

Exakt. So lange man weiß, was ein “Schnittstellenpass” ist, ist alles einfach.

Eine Studie hat jüngst belegt: Wenn ein Team in Rückstand liegt, wirkt sich die Einwechslung von Stürmern meist negativ auf das Ergebnis aus.

Colt Seavers, ich höre dich grunzen…

Das ist die halbe Geschichte des Spiels. Die andere Hälfte ist schnell erzählt: Der HSV zeigte in der ersten Halbzeit gute Ansätze, warf diese nach der Pause aber völlig über Bord.

Fassen wir zusammen: Zinngruber ist ein Loser.

Artikel von TE

TEs Taktikleidenschaft erweckte Mourinhos Chelsea. Seitdem favorisiert er schnell umschaltende Teams. Bei Spielverlagerung kümmert er sich hauptsächlich um die Bundesliga und die Nationalmannschaft.

TE favorisiert schnell umschaltende Teams, finde ich super. Frage: Was sind eigentlich “schnell umschaltende Teams” bzw. was bedeutet “schnelles Umschalten”? Bedeutet es nicht eigentlich, dass man als angreifende Mannschaft versucht, den Ball so schnell wie möglich nach vorn zu spielen und als verteidigende Mannschaft, so schnell wie möglich hinter den Ball bzw. wieder in Ballbesitz zu kommen? Also, ich habe ja keine Ahnung, aber kann man ohne diese Maßnahmen eigentlich überhaupt erfolgreich sein? eigentlich nicht, oder? Also würde das bedeuten, dass TE erfolgreiche Mannschaften favorisiert und da unterscheiden wir uns. Ich favorisiere Blindentruppen, deshalb bin ich wohl auch HSVer 🙂

Tatsächlich aber ist es so, dass es auch bei den Analysen anderer Spiele durchaus Halbraum-Ansätze zum intensiv-pressenden Zusammenbrechen gibt 🙂 Beispiel gefällig?

Werder gegen Hertha BSC.

Im Aufbau suchten sie situativ die Anbindung an die defensiven Halbräume, wo Philipp Bargfrede als aus dem Sechserraum vorstoßender Verbindungsspieler die Bälle verteilte

Der Weltraum, unendliche Weiten….

Mit dem seitlich ausweichenden Öztunali, den offensiv ausgerichteten Außenverteidigern, Selke oder di Santo als Wandspielern und den kombinationsstarken Halbpositionsakteuren bemühte man sich zwar, die jeweiligen Halbräume zu überladen, kam jedoch nur selten zu Durchbrüchen.

di Santo ist also ein “Wandspieler”. Ist dann Rudnevs ein Deckenspieler und Schweinsteiger ein Türrahmenspieler? Bitte um Aufklärung.

VFB Stuttgart gegen Borussia Mönchengladbach

Dem VfB fällt seine Limitiertheit auf die Füße.

Kann es nicht vielleicht sein, dass die Limitiertheit in die Halbräume abgekippt ist? Ich meinte, sowas beobachtet zu haben…

Im Mittelfeld gab es dabei viele kurze Mannorientierungen, die aber sehr lose gespielt wurden und nur als Orientierungshilfe dienten, anstatt um manndeckend Druck zu erzeugen.

Das hätte man besser machen können!

So gestaltete sich die Formation gewissermaßen als 6-1-2-1. Zwar gab es keine Sechserkette im Sinne der eigentlichen Staffelung, aber in den effektiven Mechanismen ähnelte es einer solchen.

Na klar, so ist es. Und nicht anders!

Zum gestrigen HSV-Spiel in Paderborn ein paar kurze Sätze.

Schnelles Tor erzwungen (gut, Jansen), danach gegen eine limitierte Mannschaft geschwommen, obwohl man deutlich defensiver als zuletzt agiert, was richtig war. Zweites Tor aus einer Ecke, die keine war, Paderborn bekam 3 Elfmeter nicht, wovon mindestens einer glasklar war. (beim Stand von 1:0). Nach Abpfiff hörte man aus dem Hamburger Block: “Europapokal, Europapokal”, was mich einfach nur fassungslos macht.

Trotzdem: Über die 3 Punkte muss man sich freuen dürfen.

Beste Spieler: Jiracek!, Rajkovic, Jansen (viel Willen). Schlecht: Olic, van der Vaart. Totalausfall (zum gefühlten 12. Mal) Nicolai Müller. Was muss sich eigentlich Julian Green jede Woche denken, wenn er das sieht?

Fazit: Überlebenswichtiger Sieg, da die Konkurrenz (Werder, Stuttgart) ebenfalls auswärts punktet. Der Sieg fiel mindestens um 2 Tore zu hoch aus und war bis zum 3:0 nicht in trockenden Tüchern. Der Dank geht an Herrn Gagelmann.

Anschließend noch ein paar signifikante Zitate eines Herren mit fragwürdiger Frisur, der es sich seit mehr als 30 Jahre nicht vorstellen kann, absoluten Schwachsinn über den HSV zu schreiben 🙂

Endlich! Der Knoten ist geplatzt!

Das war eine Leistung, auf der Trainer Joe Zinnbauer aufbauen kann

Heiko Westermann lief mit rosa Stiefeln auf und spielte tadellos mit diesen Buffern. So, als hätte er schon immer hinten rechts gespielt – die Allzweckwaffe eben.

Kommentar? Zwecklos!

P.S. Auch sehr schön der Einwand von Abendblatt-Ikone ShyKiller heute morgen:

Nur ein Platz auf der Bank blieb zunächst für Neuzugang Marcelo Diáz übrig, der sich bei minus vier Grad erst akklimatisieren sollte.

Macht Sinn, der Mann kommt ja auch direkt aus der tropischen Schweiz.

Und dann war da noch….

….aus der Abteilung Vollpfosten-Tweets 🙂

Drobny

Drobo, du bist ein Fußballgott. Zeitgleich in Dortmund und Paderborn zu sein, das schaffen nur die Wenigsten. Nun ja, vielleicht existiert ja im Halbraum zwischen den Städten ein abkippendes Raum-Zeit-Kontinuum, welches dem Wandtorwart Drobny ermöglicht, aus einer tiefstehenden 6er-Kette, fahrig und intensiv-pressend seine Weiträumigkeit zu entfesseln 😀

Von | 2015-02-05T09:37:51+01:00 5. Februar 2015|Allgemein|69 Kommentare

69 Comments

  1. Hamburg1887 5. Februar 2015 um 08:38 Uhr

    Moinsen Grave,

    sehr unterhaltsamer Blog, wie recht du doch hast.

    Dieses Fachchinesisch und zurechtgedichte der Qualitätsjournalisten ist wirklich beachtlich. Ich vermisse allerdings noch das höchste Gut dieser literaischen Ergüsse: der Klassiche “Box to Box”-Spieler…

    Beim Lesen des gestrigen “Qualiätsblogs” mit den Ergüssen des “Verwirrten” fiel mir auch nix mehr zu ein.

    Tropische Schweiz^^. You made my day!

  2. BerndH60 5. Februar 2015 um 08:48 Uhr

    Wer Augen hat zum Sehen, der sehe. Sobald Zinngruber spielen lässt, wie hier oft genug gefordert, hat die Mannschaft auch mal Glück.
    Tief stehen, keinen Spielaufbau auch nur zu versuchen, vorne hilft der Fußballgott in Person von Gagelmann.
    Sollte Zinngruber es endlich in den Kopf kriegen, dass der HSV 2015 genau so tickt, dann ist der Klassenerhalt möglich.
    Achtung, Achtung!
    Bei Verlassen des Stadions achten Sie bitte auf überladene, abkippende Halbräume.

  3. HSV Skunk 5. Februar 2015 um 09:10 Uhr

    Schöne, lesenswerte zwei Topics. Mal sehen, wie ich den Langenscheidt “Spielverlagerung.de – Deutsch” einfliessen lassen kann:

    Gehe mit der weiträumigen In-Depth-Spielanalyse und Spielerbewertung d’accord!
    Muss aber auch darauf hinweisen, dass sich die Limitierheit gegenüber dem vorigen Spielen verbessert hat.
    Die einigermassen stabile Ballzirkulation und das brachiale, primatäre Ballentfernen aus dem eigenen Strafraum zur Schlussphase wirkte medioker, doch die kollektivtaktische Maßnahmen sicherten den Sieg in der Schlussphase.

    Nur der HSV!

  4. didi 5. Februar 2015 um 09:23 Uhr

    Dazke für diesen unfassbare guten Blog. Dieser Beitrag hat mich ins Leben zurückgeholt. Ich dachte nämlich die ganze Zeit, ich bin einfach zu blöd für den “modernen” Fußball. Verstehe nichts mehr davon, wie das Spiel funktioniert und das alles einem Matchplan folgen müsse, der nur für ganz wenige Experten ersichtlich ist. Ich hatte daher auch schon die Vermutung, dass vielleicht darin das Problem des HSV begründet liegt. Die Spieler sind überzeugt, man können mit einer ausgeklügelten Taktik spielen, die das Laufen und Kämpfen mehr oder weniger überflüssig macht.

    Mein Gott, diese Taktikgelaber von einigen Leuten ist wirklich an Schwachsinn kaum zu überbieten. Da möchte man meinen, dass das Tor von Jansen zum 2:0 exakt so einstudiert worden ist. Geile Variante, einfach genial, das kann niemand verteidigen.

    Grüße Didi

    P.S. ich gehe einfach mal davon aus, dass die Europapokal-Rufe irgendwie ironisch gemeint waren und inzwischen fast so etwas wie ein Running-Gag sind. Ich hab das beim 3:0 vor dem heimischen Radio auch leise vor mich hingerufen und musste dann selbst ein bisschen grinsen. So verstrahlt kann doch keiner sein, dass wirklich ernst zu meinen.

    • Gravesen 5. Februar 2015 um 09:43 Uhr

      Bitzke 🙂 Es ist mir immer wieder ein großes Halbraum-Vergnügen

  5. derGast 5. Februar 2015 um 09:53 Uhr

    … Ich warte darauf, dass hier die ersten Schreiben, dass du immer ein Haar in der Suppe findest, bzw. selbst bei einem 3:0 nicht einfach mal “Super” sagen kannst, sondern es a) hinter vielen Zeilen und b) auch noch zu einem anderem Thema “versteckst”, ja nicht einmal einen eigenen Post dazu setzt…

    Ansonsten: Ich bin amüsiert in den Tag gestartet, danke – und kippe nun als Verbindungsarbeiter aus dem Halbraum zwischen Kaffeeküche und Schreibtisch zurück auf den limitierten Schreibtischstuhl.

    • Gravesen 5. Februar 2015 um 10:21 Uhr

      Darauf musst du gar nicht lange warten, auf HSVIQ63 kann man sich verlassen. Immer, wenn er morgens vom Besuch bei der Agentur für Arbeit zurückkehrt, muss er dringend seinen Zorn auf die Welt ablassen. Dann das erste Kronenpils auf, ein paar Hassmails und der Tag ist sein Freund. Aber bloß nicht nüchtern werden 🙂

  6. Tobias Escher 5. Februar 2015 um 10:14 Uhr

    Grundsätzlich freue ich mich immer über konstruktive Kritik und bin mir bewusst, dass die Spielverlagerung-Texte durch unser Fachchinesisch manchmal schwer zu verstehen sind. Klar, Halbräume und Abkippen sind seltsame Begriffe, aber doch mittlerweile recht etabliert. Nicht umsonst kann man sie auch in unserem Taktiklexikon nachschlagen. OK, mag nicht jeder, kann ich nachvollziehen.

    Aber bei “weiträumig”, “weitläufig” und “leitend” hört meine Geduld auf. Die stehen nämlich allesamt im Duden. Bei weiträumig steht sogar die Fußballdefinition: “(Ballspiele) über große Teile des Spielfeldes hinweg [erfolgend]”. Eindeutiger geht’s doch nicht mehr.

    Und “fahrig” ist ein Synonym zu “unkonzentriert”. Steht ebenfalls im Duden.

    • Gravesen 5. Februar 2015 um 16:47 Uhr

      Wenn ihr euch darüber im Klaren seid, dass euer Fach-Chinesisch manchmal schwer zu verstehen ist, warum benutzt ihr es dann? Warum muss man sich in eurem Taktik-Lexikon schlau machen, was ihr überhaupt meint?
      Außerdem – es geht mir nicht im die Begriffe “weiträumig”, “weitläufig” oder “leitend” und das weißt du genau. Es geht darum, wie man “Behramis Weitläufigkeit” zu verstehen hat, denn das ist Mumpitz. Es geht um den Zusammenhang, in dem der Begriff verwendet wird und nicht um dem Begriff als solchen.
      Horst Hrubesch (immerhin Nationaltrainer) hat neulich im HSV-Arena-Interview gesagt “Fußball ist ein einfaches Spiel, warum sollten wir es kompliziert machen?” Bei euch hat man den Eindruck, ihr wollt einfache Sachverhalte unbedingt verkomplizieren, um das Rad neu zu erfinden.

      • Sassen 5. Februar 2015 um 18:36 Uhr

        ein phänomen was es in vielen bereichen gibt.
        kaum ein monat vergeht ohne neueste beatmungsgeräte, angeblich DIE revolution, bei näherer betrachtung pumpen sie auch nur auf die altbekannten weisen luft in die lungen.
        mein lieblingsthema, hundeerziehung, minütlich neue hundeschulen, -trainer, -bücher, alles GANZ anders, auch hier, alter hut, skinner&pawlow reloaded sozusagen.
        von daher las ich den blog heute auch mal wieder mit besonderer freude.

      • Martin Rafelt 6. Februar 2015 um 10:55 Uhr

        “Wenn ihr euch darüber im Klaren seid, dass euer Fach-Chinesisch manchmal schwer zu verstehen ist, warum benutzt ihr es dann?”
        Weil wir gerne über Fußball reden und es im Fußball nun einmal Halbräume gibt. Dass bisher über diese Zonen nicht gesprochen wurde, ist nicht unser Versäumnis. Wir wollen aber Fußball verstehen. Und dafür taugen die sehr limitierten Begrifflichkeiten, die in der Vergangenheit genutzt wurden, nicht. In anderen Sprachen gibt es übrigens auch ganz andere Begriffe. Der in den Kommentaren angemahnte box-to-box-Spieler ist im Englischen ein absoluter Standardbegriff.

        Die Begriffe, die du anmahnst, sind übrigens ausnahmslos nicht unsere Erfindung. Halbräume sind beispielsweise auch bei Klopp und Guardiola sehr populär.

        Dass wir die Begriffe nicht erklären, ist schlichtweg ein falscher Vorwurf. Natürlich können wir das nicht bei jeder Verwendung erneut machen, das würde ja die Artikel sprengen. Aber wir haben zB zu den Halbräumen einen sehr detaillierten Theorieartikel. Dazu eben das Lexikon. Natürlich ist es anstrengend, sich da reinzuarbeiten, aber das liegt nicht daran, dass wir komisches Vokabular verwenden, sondern daran, dass es nun einmal aufwändig ist, sich in Themen einzuarbeiten, mit denen man sich bisher nicht beschäftigt hat. Liegt in der Natur der Sache.

        “Es geht darum, wie man “Behramis Weitläufigkeit” zu verstehen hat, denn das ist Mumpitz.”
        Nein. Fußballer haben eine unterschiedlichen Reichweite auf dem Platz. Das ist Fakt und kein Mumpitz. Wenn du dieses Detail nicht interessant findest, bitte. Das macht’s nicht zu Mumpitz.

        Wenn Fußball so ein einfaches Spiel ist, wieso wird dann so viel schlechter Fußball gespielt? Und wieso weißt du dann nicht, wie man die Anbindung an die Sechser sucht? Das ist nämlich wirklich sehr, sehr einfach.

        Fußball ist in Teilen sehr intuitiv, je nach Begabung erfasst man mehr oder weniger große Umfänge des Spiels. Mit Intuition kann man aber schwer arbeiten, man kann sich nicht darüber austauschen, man kann Erkenntnisse nicht vermitteln, man kann Fehler nicht ausmerzen, man kann Fehler nicht benennen. Wenn man sich also austauschen will, muss man das benennen können.

        Und übrigens muss man nicht schnell umschalten, um erfolgreich zu sein. Siehe Guardiola, siehe Spanien. Wenn man sich näher mit Fußball beschäftigen würde, wüsste man das.

  7. Gravesen 5. Februar 2015 um 10:15 Uhr

    HSV63
    Das sagt doch alles über dich aus. so was geistesgestörtes, gefällt dir wohl nicht so richtig, daß der HSV gewonnen hat.

    Och Mönsch, Spaddel. Immer noch nicht beim Arzt gewesen? Es muss auch wirklich ätzend sein, dass dich sogar die Patienten in Schmocks Einöde für einen Psychopathen halten 😀
    Aber nicht traurig sein, auch für Amöben wie dich gibt es ein zuhause. Vielleicht macht ja neuer72 mal einen Blog auf, das dürfte dann genau deine Kragenweite sein.
    Also – bitte mehr von deinen amüsanten Nachrichten. Ich finde dich und deine Psychose zum schießen 😀

  8. abausb 5. Februar 2015 um 10:29 Uhr

    Moin,

    köstlicher Beitrag, auch mit der Kurzanalyse des gestrigen Spiels stimme ich weitestgehend überein. Einzig die Leistung von Jiracek sehe ich etwas kritischer. Insgesamt sicher ordentlich, aber mit (meiner Meinung nach) zu vielen überflüssigen Fouls in Bereichen, wo das durchaus auch mal ins Auge gehen kann (ich meine, er war für mindestens zwei Freistöße in jeweils guter Schussposition verantwortlich), das schmälert seine Leistung schon ein wenig finde ich.

    Und endlich hatten wir mal Glück mit dem Schiri:-), darf man auch mal haben

  9. Hannes Grundmeyer 5. Februar 2015 um 10:39 Uhr

    Ganz schnörkellos würde ich zum Spiel sagen: Beschissen gespielt und trotzdem gewonnen. Egal, das waren 3 wichtige Punkte! Nur so kommen wir da unten raus.
    Noch was Anderes: Vielen Dank auch (mal wieder) an die Pyrospacken. Wie lange will sich der Verein das eigentlich noch bieten lassen und fleißig Strafen zahlen?

  10. rm2099 5. Februar 2015 um 11:55 Uhr

    Spielverlagerung ist manchmal schwer zu verstehen, aber dass die Jungs Ahnung von Taktik haben, ist unstrittig. Und Fachbegriffe sind halt Fachbegriffe, die haben die ja nicht erfunden.
    Zum Spiel. Ich habe Jiracek bei weitem nicht so gut gesehen wie viele. Er hat ein gutes Spiel gemacht, aber im 1 gegen 1 hat er m.e. zu viele Zweikämpfe verloren. Ballgewinne wurden dann sinnlos nach vorn gekloppt. Die doppelte Zweikampf schwäche auf der 6 kann man sich so nicht leisten, van der vaart gewinnt ja auch sehr wenige Zweikämpfe… (Und spielte auch schwach)
    Auch Westermann fand ich auf rechts nicht so überzeugend, gerade defensiv hat er einiges zugelassen.
    Marcos hingegen war gut.
    Gute Einwechslungen, Diaz und Kacar brachten Stabilität in die Mitte und endlich ein wenig mehr Ballsicherheit ins Spiel.
    Insgesamt immer noch mega konfus das Spiel, gegen Hannover wird es sehr schwer. Halbräume verteidigen ist das Stichwort 😉

    • Gravesen 5. Februar 2015 um 11:59 Uhr

      Frage1: Woran erkennt man, dass die Jungs Ahnung haben?
      Frage 2: Wer hat die Begriffe denn sonst erfunden?

      • rm2099 5. Februar 2015 um 12:19 Uhr

        In diesem langen Artikel werden die Halbräume erklärt. Es sind schlicht die Zonen zwischen den Flügeln und der Mitte. http://spielverlagerung.de/2014/09/06/die-halbraume/.
        “Fakt ist, dass die Halbräume nur selten in die mediale Öffentlichkeit geraten, obwohl sie zum gängigen Vokabular Jürgen Klopps in Spielanalyse gehören oder auch von Josep Guardiola im Positionsspiel explizit trainiert werden.”

  11. Dittel 5. Februar 2015 um 11:58 Uhr

    Großartiger Beitrag! Ich habe mich köstlich amüsiert. So etwas wie Spielaufbau gab es beim HSV weniger, nur lange Dinger nach vorne. Nach dem 2:0 hat Paderborn nicht mehr mitgespielt. Trotzdem defensiv eine gute Leistung. Auch mit Green triffst Du ins Schwarze, ich frage mich warum man den geholt hat. Wenn man mit Leihgaben so umgeht braucht man sich nicht wundern, wenn es keine mehr gibt(was wäre wenn Tah bei Fortuna auf der Bank versauert), da holt man lieber einen Olic.
    Viele Grüße und weiter so.
    Dittel

  12. ausgegliedert 5. Februar 2015 um 12:08 Uhr

    Ist schon faszinierend, mit einer kaum besseren Leistung gegen einen biedereren Gegner tatsächlich 20% aller Spieltagstore erzielt. Mit reichlich Glück (Latte) und (würg) Bremer Unterstützung durch Hr. Gagelmann (Marcos Textilprobe), in Summe 3 potentielle 11er für SCP habe ich indes nicht gesehen.
    Andererseits ist Paderborn mitunter ebenfalls erschreckend einfach in unseren 16er gekommen, vor allem über rechts.
    Am Übelsten fand ich gestern btw. den Sky-Reporter, dessen Einschätzungen (inkl. der Lobhudelei über vdV und seine Laufleistung) mitunter komplett daneben waren.

  13. Gravesen 5. Februar 2015 um 12:28 Uhr

    Der morgige Blog könnte übrigens lauten:

    “Die Diagonalität der Halbräume”

    http://spielverlagerung.de/2014/09/06/die-halbraume/
    Bei aller Liebe, aber die Brüder haben ein Ei am kreisen. 🙂

    • rm2099 5. Februar 2015 um 18:58 Uhr

      Ganz klar, mir ist das auch zu hoch! Die Jungs geben auch selber zu, dass Fußball weit mehr ist als nur Taktik, insofern ist deren Sichtweise selbst auch extrem verengt, das darf man nicht vergessen. Aber sie konzentrieren sich halt auf einen Aspekt und kundschaften den in einer Detailtiefe aus, die ich auch für ziemlich übertrieben halte. Dennoch: In der sonstigen Fußball-Berichterstattung findet Taktik halt nur absolut oberflächlich und teils auch stümperhaft statt (hat sich erst seit kurzem etwas gebessert). Das macht Spielverlagerung so interessant, weil es Analysen aus einem Blickwinkel liefert, die man sonst nirgends bekommt.

  14. Goldfather 5. Februar 2015 um 12:31 Uhr

    Gehe ich recht in der Annahme, dass du mich gesperrt hast?

    • Gravesen 5. Februar 2015 um 12:34 Uhr

      Nein, warum sollte ich? Möchtest du gern gesperrt werden? 🙂

      • Goldfather 5. Februar 2015 um 12:39 Uhr

        Nein, wieso sollte ich? Entweder sind deine Matheaufgaben zu schwierig geworden, was durchaus Vorteile hat, oder die Technik funzte nicht. Vielleicht bin ich auch nur verwirrt durch das ganze abgekippe?

  15. Hoobs 5. Februar 2015 um 12:32 Uhr

    GROSSARTIG! Ich bin beim lesen hinten über gekippt 🙂 🙂 Ich dachte ich wäre der einzige Vollpfosten der mit der “spielverlagerung” wenig anfangen kann. Mein Leben hat wieder Sinn!

    Zum Spiel gestern: Man kommt nicht umher es einsehen zu müssen, dass unsere Mannschaft spielerisch weiterhin Regionalliga-Niveau spielt. Das war gestern zum großen Teil erschreckend. Aber gut, vielleicht geht es aktuell nicht besser, der Druck ist natürlich auch hoch. Besonders für die Spieler die auch schon letzte Saison bei uns gekickt haben, leben mit diesem Drama ja schon mehr als 1 1/2 Jahre – von daher muss man vielleicht ganz ruhig sein. Am meisten habe ich mich gestern für Stieber gefreut. Das war eine sehr ordentliche Leistung, die er selbst mit einem schönen Tor am Ende krönte.

    Zum Thema “Fans” und “Europapokal”: Ich denke das HSV Fans das richtig einordnen und dies mehr als Galgenhumor zu verstehen ist. Ich selbst schrieb heute früh auf Twitter : “JAHRESCHECK HSV. Mehr Punkte als Bayern? Check! Mehr Tore als Bayern? Check! 2015 LÄUFT!!” Das ist natürlich nur Spaß. Auch ich weiß dass wir seit gefühlt 100 Jahren keine zwei Spiele mehr hintereinander gewonnen haben – somit ist meine Hoffnung auf einen HSV Sieg am Samstag gegen Hannover extrem klein. Und gerade die letzten beiden Heimspiele waren ja auch wirklich unterirdisch. Daher sehe ich solche arrogant klingenden Statements nicht als Verblendung, sondern als Ironie. Im vollem Bewusstsein den Tag zu genießen, da es mit hoher Wahrscheinlichkeit am nächsten Spieltag schon gleich wieder deutlich schlechter ausschaut… Das ist der HSV in den 2000dern…

  16. DonRWetter 5. Februar 2015 um 12:49 Uhr

    leitendes Pressing…

    die art und weise einen Spieler anzulaufen, um ihn bzw. sein mögliches passspiel in eine gewissen Richtung zu lenken.

    Joa, lustig bist du nicht und Taktik verstehst du auch nicht. Aber macht ja nichts, ich meine das völlig wertfrei. Wir lernen glücklicherweise alle regelmäßig dazu.

    • Gravesen 5. Februar 2015 um 13:04 Uhr

      Stimmt. Taktik verstehe ich nicht und lustig bin ich auch nicht. Ich habe ja auch nur Gehörlosen-Liga gespielt, im Gegensatz zu einem Vize-Europameister wie dir. 🙂

  17. André 5. Februar 2015 um 13:48 Uhr

    Die Trägheit des abgekippten VdV in der Diagonalität der vertikalen Halbräume geht mir schon länger gegen den Strich… 😉

  18. Goldfather 5. Februar 2015 um 13:52 Uhr

    Die drei Punkte gegen Paderborn waren bitter notwendig. Die Abstiegszone reicht derzeit bis zu Eintracht Frankfurt hinauf, welches auf Platz 9 stehend lediglich 6 Punkte von einem direkten Abstiegsplatz entfernt ist.
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    Spielverlagerung.de betrachte ich durchaus als Bereicherung, auch wenn man nicht jeden Begriff auf die Goldwaage legen kann. Dennoch ist davon auszugehen, dass Strategie- und Taktikanalysten in den großen nationalen Verbänden, sowie den ambitionierten Clubs der CL, ähnliche Begrifflichkeiten verwenden.
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    Auch im Fußball hat sich mitlerweile eine Fachsprache etabliert, die deutlich werden lässt mit was für einem Aufwand heutzutage versucht wird Vorteile auf dem Platz zu erringen.
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    Die Sprache die mitlerweile verwendet wird ist die Sprache des digitalen Fußballs, die Sprache die entsteht wenn millionen von Spielzügen und hunderttausende von Spielen digital zur Verfügung stehen und ausgewertet werden.
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    Ohne die Mittel dieser kalten und hochtechnisierten Analyse wird in den großen Ligen keine Meisterschaft mehr gewonnen. Auf der Ebene von Welt- und Kontinentalmeisterschaften geht kaum noch ein Titel an ein Team, das diese Möglichkeiten nicht nutzt.
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    Die “Bettlektüre” eines Jogi Löw vor einem anstehenden Spiel bei einer WM umfasst ungefähr 500 Seiten Din A4, wobei es sich lediglich um einen verkürzten Analyseauszug handelt. Der DFB hat ganze Rechenzentren mit Daten spicken lassen um Simulationen des gegnerischen Spiels durchführen zu können, um dann die entsprechenden Antworten parat zu haben.
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    Die Investitionen der nationalen Verbände Deutschlands, Englands, Frankreichs oder Spaniens gehen längst in den Milliardenbereich, wenn man betrachtet über was für Zeiträume titelfähige Teams mitlerweile entwickelt werden.
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    Einer der Großmeister der technischen Analyse bzw. des Zusammensetzens der unfassbar vielen Details heißt übrigens Urs Siegenthaler:

    “Die Zeiten sind vorbei, da die Industrie ohne Informationen auskam.” Auch für den Fußballsport gelte der Grundsatz: “Der Mensch ist gut beraten, sich mit Situationen auseinander- zusetzen, die irgendwann eintreten könnten.”

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    Quelle: http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelspecial/d-46479619.html
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    Siegenthaler ist Ingenieur und hat in der Schweiz eine Firma für Mess- und Regeltechnik aufgebaut. Zum DFB stieß er durch die Initative von Jürgen Klinsmann, der als erster in Fußballdeutschland verstanden hat wie weit die internationale Konkurrenz mitlerweile enteilt war – der Rest ist Sportgeschichte.
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    Gegenwärtig befindet sich der brasilianische Fußballverband dort wo der DFB sich im Jahre 1998 befunden hat und der HSV befindet sich auf dieser Zeitleiste vielleicht noch nicht einmal im Jahre 1 nach Klinsmann, da ich mir immer noch nicht im klaren darüber bin, ob Zinnbauer der Trainer ist der mit den Vorgaben von Peters etwas anfangen kann.
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    Der oben verlinkte Artikel stammt aus dem Jahre 2006, was bedeutet, dass er Zustände beschreibt die mitlerweile überholt sind, da noch mehr Aufwand betrieben wird als damals.
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    Ein international erfolgreicher Fußballclub hat heutzutage mehr mit einem konzerngesteuerten Formel 1 Rennstall zu tun, als mit einem Fußballverein aus dem letzten Jahrtausend, was bedauerlich sein mag in vielerlei Hinsicht.
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    Die Sprache des Fußballs passt sich dem Zeitalter digital gesteuerter Produktionsprozesse an und mit ihr passen sich die Spielertypen an das neue Zeitalter an. Spieler werden heutzutage in ihren Eigenschaften wahrgenommen wie eine Gruppierung von Fließbandrobotern, die alle spezifische Eigenschaften haben und dennoch austauschbar sein sollten in einem System, das für wichtiger gehalten wird als die individuellen Eigenschaften eines Spielers.
    .
    Will der HSV erfolgreich sein als Proficlub muß er dieser Entwicklung zumindest Rechnung tragen, um sie möglicherweise durch neue selbst vorangetriebene Entwicklungen hinter sich lassen zu können.
    .

  19. HugoM 5. Februar 2015 um 13:55 Uhr

    Mensch Grave,

    du bist nicht auf der Höhe der Zeit. Du bezeichnest ja auch Facility Manager in Ödnissen als Hausmeister.

    Und ich verwahre mich als Sohn eines Friseurmeisters – ja, damals waren noch einige Heteros – dagegen, Rattennester als “Frisur” zu bezeichnen.

  20. Goldfather 5. Februar 2015 um 13:57 Uhr

    Spielverlagerung.de betrachte ich durchaus als Bereicherung, auch wenn man nicht jeden Begriff auf die Goldwaage legen kann. Dennoch ist davon auszugehen, dass Strategie- und Taktikanalysten in den großen nationalen Verbänden, sowie den ambitionierten Clubs der CL, ähnliche Begrifflichkeiten verwenden.

  21. Thomas 5. Februar 2015 um 15:12 Uhr

    Gravesen, jetzt bin ich echt enttäuscht… musst Du Perry Rhodan lesen, dann kennst Du auch den Halbraum!
    Der liegt nämlich genau zwischen dem Standarduniversum und dem Hyperraum – und im Halbraum kann man dann mit Überlichtgeschwindigkeit fliegen…ähm rennen.
    http://www.perrypedia.proc.org/wiki/Halbraum#Der_Linearraum
    in diesem Sinne – ad astra!!

  22. Oberberger 5. Februar 2015 um 15:13 Uhr

    Klasse, Grave. Du hast mir den Spaß am Fußball wiedergegeben. Ich dachte schon ich sei zu blöd um das Pfeil-und Kreis-Kuddelmuddel bei Spielverlagerung.de zu kapieren 🙂
    Ich stelle mir gerade das große Fragezeichen über den Köpfen einiger Bundesliga-Profis vor, wenn man sie mit fragt ob sie im Aufbau denn auch brav situativ die Anbindung an die defensiven Halbräume gesucht haben oder doch eher zu den Wandspielern und den kombinationsstarken Halbpositionsakteuren tendierten 🙂

  23. Chris 6. Februar 2015 um 07:39 Uhr

    Oh man. Man könnte sich doch auch einfach selber vorher informieren was Umschaltspiel bedeutet. Auch wenn dies erst ein junger Begriff ist, so ist es nicht gerade schwer dazu etwas aufschlussreiches von verlässlichen Fachmännern im Internet zu finden. Man muss sich nur die Mühe machen sich in die Materie reinzuarbeiten und kann nicht erwarten immer alles in mundgerechten Häppchen serviert zu bekommen.

    https://www.youtube.com/watch?v=VHGgzCNkz24

  24. Tery Whenett 6. Februar 2015 um 09:13 Uhr

    Die Kritik an Spielverlagerung.de finde ich unterhaltsam. Ich lese gerne deren Analysen, steige aber auch regelmäßig aus, weil vor meinem inneren Auge kein Bild der Spielsituation entstehen will.

    Dennoch sind eine Vielzahl der von dir kritisierten Begriffe (mittlerweile) Standard – und hierfür sollte man nicht den Überbringer der Botschaft verantwortlich machen. Spielverlagerung benutzt eben Begriffe, die in der internationalen Trainerausbildung genutzt werden. Ob man sich jetzt zur Zielgruppe von Spielverlagerung zählt, ist eine andere Frage. Denn das setzt voraus, dass man neben einem grundsätzlichen Interesse an Taktik auch die Bereitschaft mitbringt, sich in manche Sachverhalte einzulesen.

    Dass Spielverlagerung ein Taktiklexikon mitliefert geschieht nicht um eigene supertolle Wortkreationen ein weiteres Mal abzufeiern, sondern um eben diese Begrifflichkeiten einem breiteren (und interessierten) Publikum zugänglich zu machen.

    Schnittstellenpass, Weiträumigkeit, Halbraum, abkippende Sechser… Ich würde nicht behaupten, dass man mit diesen Begriffen heutzutage etwas anfangen können MUSS, aber so exotisch sind die wahrlich nicht.

    Zu Oberbergers Fragezeichen über den Köpfen der Spieler: die gibt es in der Tat, weshalb der Trainer eben keine hunderte Seiten dicke Gebrauchsanweisungen raus gibt, sondern das – banal – in Trainingsinhalte umsetzen muss. Es gibt aber durchaus Spieler, die dem theoretischen Niveau gewachsen sind und das auch einfordern. In Perarnaus “Herr Guardiola” kommt das sehr schön heraus: während Ribery mit wenigen simplen Instruktionen für sein eigenes Spiel aufs Feld geschickt wird, diskutiert Schweinsteiger mit Guardiola stundenlang über die Taktik, über jeden Ablauf, die Zusammenhänge der ganzen Mannschaft.

    Tldr: Fußball ist eine Wissenschaft, kann aber auch ohne richtig nett sein 😉

  25. Herr Band 6. Februar 2015 um 11:36 Uhr

    Eigentlich wollte ich einen langen und ausführlichen Kommentar posten. Je weiter ich mich durch die Kommentare gearbeitet hatte, desto weniger Lust hatte ich allerdings. Also nur kurz:
    Fußball ist mehr als Taktik – genau wie es von den Autoren von spielverlagerung.de auch verdeutlicht wird. Im Fußball ist Taktik aber entscheidender und taktische Konzepte tiefer ausgeprägt, als von den meisten Menschen wahrgenommen. Diejenigen Medien, die sich vor allem mit Sport oder speziell Fußball beschäftigen, thematisieren Taktik nur extrem oberflächlich. Bei Taktikportalen wie spielverlagerung.de wird dieses Defizit kompensiert.
    Zum Thema Fachchinesisch: Es ist ein Unterschied, ob man einem bestehenden Phänomen, Beruf, etc. einen neuen, modern und innovativ klingenden (meist englischen) Namen gibt oder ob man einem neuen Phänomen einen Namen gibt, für das es bisher keinen Namen gab. “Gegenpressing hieß früher halt Kontern” ist ein Beispiel für unzureichendes Differenzieren.
    Bei spielverlagerung.de wird hauptsächlich der taktische Aspekt im Fußball bearbeitet. Die Autoren vertreten dabei auch nicht den Anspruch, die allumfassende Wahrheit in jedem Bereich zu präsentieren. Sie liefern einfach sehr gut recherchierte und qualitativ hochwertige Artikel zu einem (Sparten-)Thema. Das ist guter Journalismus.

  26. Gravesen 6. Februar 2015 um 11:44 Uhr

    Auf jeden Fall finde ich es erstmal gut, dass man über dieses Thema sogar im Internet eine sachliche Diskussion führen kann. Ich kann auch die Argumente derer nachvollziehen, die sich an der Verwissenschaftlichung des Themas “aufgeilen” können, wenn ich es mal so despektierlich formulieren darf. Aber als jemand, der selbst über 15 Jahre gekickt hat, geht mir das alles einfach ein Stück zu weit und dient am Ende nicht der Sache, sondern sich selbst. Natürlich ist das Spiel heute mehr als “Geht’s raus und spielt’s Fußball”, aber das war es schon immer und deshalb muss man daraus keine Raketenwissenschaft machen. Meine Meinung.

  27. Herr Band 6. Februar 2015 um 12:03 Uhr

    Da hast du natürlich Recht, es dient – zumindest bei spielverlagerung.de – eher sich selbst, bzw. den Lesern. Im Profifußball wird aber sicher genau so tief am Thema Taktik gearbeitet und da dient es schon der Sache, also dem Fußball, bzw. dem Erfolg.
    Dass Taktiker verwissenschaftlichen würden wird ihnen oft vorgeworfen. Allerdings machen sie keine Wissenschaft draus, die Wissenschaft, also Abläufe, Wechselwirkungen etc. ist schon vorher da. Taktiker analysieren und beschreiben nur, was schon vorhanden ist.
    Dass nicht jeder beim Fußball schauen auf taktische Zusammenhänge achtet, ist ja klar. Auch ich schaue Fußball nicht, um permanent zu analysieren – vor allem weil mir zu wenig auffällt. Dafür gibt’s dann ja die Beiträge von spielverlagerung.de und anderen Seiten, bei denen ich dann das nachvollziehen kann, was ich nicht verstanden hab.
    P.S.: Pro Diskussionskultur 🙂

  28. Gravesen 6. Februar 2015 um 12:45 Uhr

    @Tobias oder @Martin. Ich habe mal eine Frage. Ihr von Spielverlagerung.de analysiert doch auch Spiele aus beispielsweise Chile (http://spielverlagerung.de/2015/02/06/das-beste-spiel-aller-zeiten-palestino-gegen-nacional/), vom Africa-Cup und so weiter, richtig? Wie macht ihr das? Wenn ich davon ausgehe, dass selbst euer reichhaltiges Budget nicht dafür ausreicht, für ein paar Spiele der bolivianischen Liga um die halbe Welt zu fliegen, wie erstellt ihr eine solche Analyse? Anhand von Fernsehbildern?

  29. RM 6. Februar 2015 um 14:13 Uhr

    Da ich diese Analyse verfasst habe, antworte ich mal.

    Es gibt Dinge wie Satellitenfernsehen und Streams, wo man fast jedes Spiel auf der Welt sehen kann. Wir haben übrigens schon “anhand von Fernsehbildern” Analysen für professionelle Mannschaften in der deutschen und österreichischen Bundesliga sowie im UEFA-Cup/Europaleague erstellt, die damit zufrieden bis sehr zufrieden war. Inklusive “Abkippen”, “Halbraum”, etc., sogar, die auch beim DFB genutzt werden beziehungsweise von diesem stammen.

    In Spanien ist der Halbraum übrigens die Zone der “interiores”. Das Gegenpressing ist in Italien das “contra-pressing”. Der inverse Flügelstürmer ist aus dem Englisch von “inverted winger”.

    Halbraum stammt übrigens im Deutschen daher, weil es im Englischen einst “centerhalf”, etc. hieß, das im Deutschen adaptiert wurde und zum “Halbläufer”, etc. wurde. Diese spielten in den 50ern in jenen Zonen, die heute als Halbraum bezeichnet werden. Das hat also wenig mit dem mathematischen Halbraum zu tun.

    Nur sehr wenige Begriffe sind also von uns erfunden, sie sind von uns meist nur adaptiert und kommen aus den deutschen und internationalen Trainerausbildungen sowie aus der professionellen Analyse.

    Bei den Fernsehbildern geht natürlich etwas verloren, allerdings sehr wenig. Häufig ist es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis man gelegentlich fehlende Spieler auf bestimmten Positionen früher oder später auf dem Bild hat. Das ist weitestgehend Übung, Gedächtnis und Beobachtung. Man merkt sich, wo wer in welcher Situation stand und wie die Szene verlief. Über neunzig Minuten erkennt man meist die gleichen Muster.

    Desweiteren haben wir Zugriff auf ein professionelles Analyse- und Scoutingarchiv, nämlich jenes von InStatFootball. Dadurch können wir Spiele aus aller Welt, inkl. z.B. zweiter brasilianischer Liga, den afrikanischen und asiatischen Ligen, aber natürlich auch aus allen europäischen Ligen nochmal Revue passieren lassen. Dazu gehören auch Statistiken, andere Kameraperspektiven, Zusammenschnitte besonderer Aktionen, und so weiter. Bei Problemen, schlechter Kameraführung oder Unklarheit sehen wir es uns also nochmal an.

    Wir haben auch regen Austausch mit anderen professionellen Taktikanalysten, bspw. von der chilenischen Nationalmannschaft, aber auch Statistikanalysten unterschiedlicher Vereine und Firmen, was bei uns primär dazu dient, um bestimmte Punkte zu validieren. Letztere (ProZone) gehen übrigens so weit, dass sie Vereinen im Spitzensport bestimmte Passmuster, Sekundenlängen zum Raumgewinn und Zonenwechsel (darf ich das sagen oder zitierst du das mit einem Smiley und fragst, ob ich ein Ei am Kreisen hätte?) nach Balleroberungen empfehlen.

    Eine abschließende Frage noch: Hättest du eigentlich beim ITK (Internationaler Trainerkongress vom Bund deutscher Fußballlehrer) die Vortragenden ausgelacht, wenn sie über “Multidirektionale Handlungsschnelligkeit als elementare Erfolgsvoraussetzung” reden?

    P.S.: “Spiele aus Chile” stimmt zwar, aber zur Info, das ist der Copa Libertadores.

    • Gravesen 6. Februar 2015 um 15:08 Uhr

      Eine abschließende Frage noch: Hättest du eigentlich beim ITK (Internationaler Trainerkongress vom Bund deutscher Fußballlehrer) die Vortragenden ausgelacht, wenn sie über “Multidirektionale Handlungsschnelligkeit als elementare Erfolgsvoraussetzung” reden?

      Ja, hätte ich. Weil ich es albern finde

      Bei den Fernsehbildern geht natürlich etwas verloren, allerdings sehr wenig. Häufig ist es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis man gelegentlich fehlende Spieler auf bestimmten Positionen früher oder später auf dem Bild hat.

      Ihr erstellt also eure Weltanalysen auf der Basis von Fernsehbildern, bei denen nur maximal ein Viertel des Spielfeldes einzusehen ist? Chapeau, das könnte ich nicht.

      • RM 6. Februar 2015 um 15:22 Uhr

        Also hältst du dich für intelligenter als der Vortragende und auch als Leute wie Tuchel, Streich, Dutt, Weinzierl, Rangnick, Wormuth, etc. oder (in diesem Fall) die Sportwissenschaft generell? Ich meine so langsam, du erfüllst die Kritik an uns (jene, der intellektuellen Arroganz) mehr als wir. Zumindest hast du dies offen eingestanden.

        Übrigens sehr erwachsen, den Teil darunter auszulassen, wo ich auch das Scoutingarchiv mit den zusätzlichen Methoden und Kameraperspektiven erwähne. Und fast alle Analysten aus Profivereinen arbeiten zu > 90% der Zeit rein mit Fernsehbildern. Aber gut, dafür hätte man Recherche machen müssen. Ich entschuldige mich für meine überhöhte Erwartungen an deine Person.

        Fazit (machst du einen Smiley darunter, weil es ein Fremdwort ist?)

        Ich finde es insgesamt schade, dass man uns für die Begeisterung für einen Teilbereich fälschliche Sachen unterstellt und dann so halbgar antwortet. Wir nutzen das Vokabular des DFB bzw. der internationalen Trainerschaft, tauschen uns regelmäßig mit Profis aus bzw. arbeiten auch für diese, bieten alle Artikel kostenfrei auf unserer Seite an, weil es eben doch auch andere Interessierte gibt, und sind letztlich einfach nur Fans, die auf diesen Teilaspekt weder Deutungshoheit noch Komplettheit der Erklärung eines Fußballspiels anmelden. Im Vergleich zu den Arbeiten von ProZone oder OptaSportsPro, was die Profis erhalten, ist unsere Lektüre sogar sehr einfach und simpel, sprachlich wie inhaltlich.

        Einen Profilierungsdrang durch “Mystery” kann ich hier also nicht sehen. Stilistisch und sprachlich sind wir sicherlich keineswegs gut, zumindest nicht alle von uns (ich persönlich habe keine schöne Schreibe), aber wir sind ja auch nicht alle Journalisten, sondern Blogger mit einem Nischenfetisch.

        Übrigens würde ich, wenn ich mich denn profilieren wollen würde, einen Blog aufmachen und Dinge ins Lächerliche ziehen, die unüblich sind. Das soll angeblich sehr gut funktionieren. Besonders, wenn ein gewisses Verständnis dafür vorausgesetzt ist. Dabei kann man natürlich mangelnde Recherche und viele Smileys sowie Teilfetzen aus einzelnen Artikeln nutzen, um noch höheren Spaßfaktor zu generieren.

        Glücklicherweise habe ich keinen Profilierungsdrang und mache mich nicht über die Leidenschaft anderer Leute lustig, weil ich denke, so etwas ist nicht allzu objektiv und entspricht nicht meinem Bild eines konstruktiven, zwischenmenschlich angenehmen Umgangs miteinander.

        Ansonsten wünsche ich noch einen schönen Tag.

        P.S.: Wie wäre es mit den ITK-Vorträgen für die nächsten Blogbeiträge? Oder doch lieber ein wissenschaftliches Paper?

        • Gravesen 6. Februar 2015 um 15:52 Uhr

          Weißt du, wie ihr mir vorkommt? Wie kleine Jungs, die man beim Klauen erwischt hat. Der Umstand, jetzt hier in trauriger Form persönlich werden zu müssen, zeigt mir, dass ihr mit Kritik mittelschwere Probleme zu haben scheint. Anyway, ich habe mich nicht als intelligenter als die Gilde der deutscher Trainerhoffnungen bezeichnet, sondern ich habe gesagt, dass ich diese gestelzten Begriffe als albern empfinde.
          Ich höre´übrigens schon heute Heiko Westermann, wie er Pierre-Michel Lasoggá zuruft:

          “Pierre, pass auf. Der abkippende 6 1/2er driftet in der Halbraum zwischen den vertikalen Weiträumigkeiten ab. Achte auch auf den effektiv-gestaffelten Wandspieler, sonst wird das aggressive Pressing zur explosiven Mischung”

          Und PML antworte: “Ok, ich hau ihn um”

          Und eines lass dir gesagt sein: du gewöhnst dir einen anderen Ton an,sonst hast du hier die längste Zeit geschrieben. Kapiert?

  30. Gravesen 6. Februar 2015 um 16:05 Uhr

    Zum Schluss noch etwas. Wenn es euch aufgefallen sein sollte, war spielverlagerung.de bisher eine von leidglich 3 Seiten, die ich als Empfehlung in der Blogroll dieses Blogs aufgeführt hatte. Wenn ich aber anhand eurer Statements erkennen muss, welche Art arrogante Nerds, die noch nicht mal ansatzweise selbst gegen den Ball getreten haben, hinter den Geschichten stehen, empfindet euch als gelöscht.

  31. Gravesen 6. Februar 2015 um 16:17 Uhr

    @colt. Verstehe. Dann unterhalten sich also Tuchel, Streich, Weinzierl und Co. im dunklen Kämmerlein über abkippende 6 1/2er, Weiträumigkeiten, Unwahrheiten etc. und es ist scheißegal, ob auch nur ein Spieler das kapiert? Im Gegenteil, die Spieler werden mit diesen Welterkenntnissen gar nicht konfrontiert, weil sie ohnehin zu blöde dafür sind?
    Jetzt noch die Frage: Was soll dann der ganze Mumpitz eigentlich?

    • Gattuso 6. Februar 2015 um 16:24 Uhr

      Da stellt sich doch die Frage, ob Schüler auch über den gleichen Wissensstand verfügen wie ihre Lehrer. Nein, auf keinen Fall. Lehrer wissen vielmehr. Sie versuchen aber ihren Schülern Wissen zu vermitteln, stopfen sie aber nicht mit allen Fachbegriffen und komplexen Zusammenhängen voll, die man wiederum zum Beispiel beim Studium desselben Fachs lernt. Manche Schüler werden vielleicht bis zum Schulabschluss einen hohen Wissensstand erreichen, manch andere nicht. Der Lehrer versucht mit seiner Ansprache, es für jeden so aufzubereiten, dass sie zumindest ein Grundverständnis bekommen und angeleitet werden. Der Rest hängt von individuellem Talent und einigen anderen Faktoren ab.

  32. Herr Band 6. Februar 2015 um 16:47 Uhr

    Zur Anmerkung von Colt Seavers: Das ist ein guter Punkt. Und es zeichnet wohl auch einen guten Trainer aus, die Sprache der Spieler zu sprechen. Siehe Pep Guardiola (hier auch Sprache im wörtlichen Sinne): Mit z. B. Philipp Lahm, der ein anderes taktisches Verständnis hat, als andere Spieler, spricht Pep sicher ähnlich wie von dir, Gravesen, bei Westermann und Lasogga beschrieben. Diese Unterschiede im Verständnis (“der wandspieler muss nicht wissen, was ein wandspieler ist”) unterscheiden dann bestimmt ehemalige Weltklassespieler voneinander. Die einen werden sehr gute Trainer (z. B. Johan Cruyff, Pep Guardiola, …), die anderen sind als Trainer weniger erfolgreich (z. B. Lothar Matthäus).
    Gravesen, ich kann dir nur empfehlen, dir mal aufmerksam irgendein Spiel anzuschauen, eine Analyse dazu zu lesen und es dir dann am besten noch einmal anzuschauen. Ein Teil von dem, was in der Analyse steht, wird dir bestimmt dann auffallen. So geht es jedenfalls mir, wenn ich einzelne Szenen nach Lesen einer Analyse noch einmal sehe. Und bis vor ca. zwei Jahren war für mich Fußballtaktik überhaupt kein Thema, da konnte ich bei bloßer Betrachtung des Spiels fast überhaupt nichts an Taktik erkennen. Soll heißen: Wenn man nicht darauf achtet, fällt es einem nicht unbedingt auf. Und wenn man darauf achtet, braucht man für Vieles das richtige Auge bzw. Verständnis. Es gab zum Beispiel mal (ich glaube auf abseits.at) eine Analyse zu Guardiolas Anweisungen während des Spiels (in-game-coaching), alles anhand von Fernsehmaterial. So genau hätte ich das nie erkannt. Es steckt also deutlich mehr in einem Fußballspiel, als man auf den ersten Blick sieht. Damit bin ich dann auch wieder bei den Begriffen: Die Unterschiede in Bewegungen, Zonen, Spielerverhalten und -eigenschaften existieren und haben einen Effekt. Wenn man exakt beschreiben will, was vor sich geht, braucht man eben exakte Begriffe.

    • Gravesen 6. Februar 2015 um 16:58 Uhr

      Okay, ich versuche es nochmal. Ich gucke mir ein Spiel wahrscheinlich mehr unter taktischen Aspekten an, als 95% der anderen Zuschauer. Eben deshalb, weil es mich interessiert. Mich interessiert ebenfalls, welchen Lösungsweg ein Trainer beschreitet, wenn das Spiel offenbar nicht so läuft, wie er es sich vorgestellt hat.
      Was ich albern finde, sind diese verzweifelten Wortspielchen, die bis zum Überschäumen rauf- und runter gewichst werden. Für all diese Begriffe gibt es seit Jahrzehnten andere Begriffe, die exakt dasselbe beschreiben. Die Jungs von Spielverlagerung aber geilen sich mehr an diesen Begriffen als am Thema an sich auf. Das war es, was ich beschrieben und, nett verpackt, geschrieben habe. Die Reaktion darauf war die Reaktion von Menschen, die scheinbar das Gefühl hatten, sich rechtfertigen zu müssen, mich mit Namen wie Guardiola, Tuchel und Weinzierl beeindrucken zu müssen, kurzum: Die Reaktion von unreifen Möchtegern-Experten.

      • Tobias Escher 7. Februar 2015 um 12:28 Uhr

        Natürlich trifft es mich, wenn du uns hier öffentlich vorwirfst, wir würden uns an den Fachbegriffen aufgeilen, wir wären unreife Möchtegernexperten und wir würden uns diese Begriffe aus den Fingern saugen. Fast schon ironisch finde ich, dass du uns vorwirfst, persönlich zu werden, obwohl du selber mehrfach geschrieben hast, wir hätten nie selber Fußball gespielt (was schlicht Quatsch ist).

        Ich versuche es ein allerletztes Mal auf der sachlichen Ebene: Der eine Teil der Fachbegriffe stammt nicht von uns, wie abkippender Sechser oder Neuneinhalber (den Begriff hat sich lustigerweise Max Kruse ausgedacht, ein Fußballspieler und kein Theoretiker!). Natürlich könnte man immer schreiben, “Badelj ließ sich zwischen die Innenverteidiger fallen und machte aus der Abwehrreihe das Spiel”. Das ist aber auch viermal so lang wie “Badelj agierte als abkippender Sechser”. Da ich davon ausgehe, dass auf Spielverlagerung hauptsächlich Leute lesen, die sich für das Thema wirklich interessieren, nutze ich Fachbegriffe, um mich kürzer zu fassen und nicht jedesmal die Umschreibung wählen zu müssen. Meine 11Freunde-Artikel lesen sich beispielsweise ganz anders.

        Der andere Teil der Fachbegriffe ist alt, saualt. Die mehrfach erwähnte Weiträumigkeit gibt es, seit ich lebe, und ist so verbreitet, dass sie es sogar in den Duden geschafft hat! Der Begriff falsche Neun wurde in den 50ern erfunden und zu dieser Zeit sehr oft verwendet (hängender Stürmer ist im Vergleich dazu ein viel neuerer Begriff!).

        Man sollte auch nicht vergessen, dass Sprache sich ständig weiterentwickelt. Neue Wörter werden geschaffen, Begriffe verändern die Bedeutung etc. Das ist im Fußball nicht anders.

        Ich hoffe, du kannst sachlich darauf eingehen und wirfst mir nicht wieder vor, ich wolle mich an irgendwas aufgeilen oder ich hätte keine Ahnung von der Praxis im Fußball. Wenn du hier so strikte Regeln aufstellst, fände ich es nur fair, wenn du dich selber daran hältst.

        • Gravesen 7. Februar 2015 um 13:03 Uhr

          Alles gut, macht einfach weiter so. Ich muss es ja nicht lesen, wenn’s mir nicht gefällt.

  33. Herr Band 6. Februar 2015 um 17:01 Uhr

    Was meinst du denn für Begriffe, die es seit Jahrzehnten gibt und die jetzt durch neue ersetzt werden, die exakt dasselbe beschreiben?

    • Gravesen 6. Februar 2015 um 17:09 Uhr

      Mein Gott. Ein “9 1/2er” war früher eine hängende Spitze. “Abkippen” hieß früher “zurückfallen lassen”. “Schnittstelle” war der freie Raum zwischen den Linien. usw. usw. usw.

  34. André 6. Februar 2015 um 17:42 Uhr

    Viele der Begrifflichkeiten laden ganz einfach zum polemischen Umgang damit ein. Dies sollte aber nicht als Abwertung der eigentlichen Analyse verstanden werden. Wie bereits mehrfach hier im Blog erwähnt, wird von Seiten der Autoren eine Nische abgedeckt und nicht die breite Masse von Fans angesprochen. Ich würde mich eher als gemeinen Fan betrachten, dem ein emotionales 4:4 sicherlich deutlich besser gefällt, als ein taktisch herausragendes 0:0. Dennoch finde ich auch diese Seite der Spielauswertung durchaus interessant. Insofern sollte jedem selbst überlassen sein, ob er derartige Spielanalysen für nützlich erachtet und auch liest, oder eben nicht. Letztlich kann es Dir, Grave, doch auch egal sein, unabhängig von der Stilblüte der Analysen.

    Schade finde ich das Austauschen von gegenseitigen “Nettigkeiten”.

    P.S. Was mich allerdings nervt, sind einige Sportjournalisten im TV, die durch gezielten Einsatz von „Fachwörtern“ eine gewisse Kompetenz ausstrahlen wollen, diese aber definitiv NICHT haben!

  35. Herr Band 6. Februar 2015 um 18:13 Uhr

    word.

  36. Tery Whenett 6. Februar 2015 um 18:21 Uhr

    Sounds like Generationenkonflikt.

  37. hamuburgmini 6. Februar 2015 um 21:44 Uhr

    Schön daß sich zu diesem Thema so viele User Äußern.
    Ich erinnere mich an einen Auftritt des damaligen SSV ULM Trainers Ralf Rangnick im Aktuellen Sportstudio.
    Anhand einer Magnet-Tafel stellte er, die von Ulm praktizierte “ballorientierte Raumdeckung” vor. Im Grunde griff er ein in der Bundesliga nicht mehr praktiziertes Spiel aus den frühen 80zigern wieder auf (Csernai, Zebec, Happel) und verfeinerte dieses durch Anpassungen an die herrschenden Bedingungen. Das Ende vom Lied: Hr. Rangnick hatte, ungewollt, einen überheblichen Eindruck vermittelt und den negativen Nimbus des “Professors” inne…..
    Ich für meinen Teil, kann gewisse Ausführungen des Autors nachvollziehen, was es mit einer “Weiträumigkeit” auf sich hat, kann ich immer noch nicht verstehen. Obgleich mir diverse Ausführungen bei einer Spielanalyse, Beispiele wie oben angeführt, zu “erhaben” vorkommen (ein wortreiches Verpacken um eben “den wissenschaftlichen” Ansatz zu verdeutlichen, dabei aber genau dieser Ansatz aufgrund der teils übertriebenen Wortfülle auf der Strecke bleibt) lese ich die Betrachtungen gerne und vergleiche sie mit meinen Eindrücken vom Spiel. Hierbei stelle ich dann Übereinstimmungen fest, aber auch andere Punkte, welche mir im Spiel nicht auffielen, ich bin Fußballfan und lasse die Eindrücke anderer auf mich wirken. Ob ich dann letztendlich immer mit den anderen übereinstimme ist nicht entscheidend.

    Das Alter der Autoren von Spielverlagerung ist mir dabei relativ egal, schließlich betrachte ich die Autoren nicht als den Fußballmessias, wichtig ist mir viele dabei viele verschiedene Sichtweisen über ein Spiel zu holen. Gut dabei finde ich das frei zugängliche Taktiklexikon worin viele verschiedene Fußballausrichtungen / Entwicklungen nachzulesen sind (eben wie auch teile des Ausbildungskonzeptes des HSV (Louis van Gaal oder Ajax Schule bei Spielverlagerung) welche Gravesen kurzzeitig präsentierte.

    Fußball entwickelt sich selbstverständlich weiter, so bekommen Begrifflichkeiten/Spielweisen eine eigenständige Bedeutung.
    Sicherlich hätte man zum “einkippenden 6er” Badelj auch sagen können, er “holt sich die Bälle aus der Abwehr”, aber das ist wohl auch der Lauf der Entwicklung und deren Umgang / Erfindung für bestimmte Begriffe. Im Rahmen der Sportanalyse (Vorreiter die US- Basketball/Football-Teams) und der immer größer werdenden Bedeutung (und des Drucks) die Planbarkeit von Erfolg zu verbessern werden Begriffe in die Öffentlichkeit transponiert und finden entsprechende Verwendung.
    Sofern diese Begriffe in einem Artikel zum besseren Verständnis des Spielgeschehens dienlich sind, sollten sie Verwendung finden. Überproportionale Verwendung führt zu “Verwirrung” und Unverständnis. Da die Autoren von Spielverlagerung noch jung sind, möchte ich auch eine Lernbereitschaft diesbezüglich zugestehen.

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