Eben sah ich einen kurzen Beitrag auf SKY, es ging um die Transfers anderer Vereine. Thema war in der kurzen Einblendung die TSG 1899 Hoffenheim, die bisher 5 Neuzugänge vermelden konnte, wobei der aus Freiburg kommende Jonathan Schmid mit 25 Jahren der älteste Spieler ist. Abgegeben wurden im Gegenzug u.a. die Spieler Firmino (23, für € 40 Mio. nach Liverpool), Modeste (27), Beck (28), Abraham (28), Weis (29).

Das krasse Gegenteil dazu bildet der Hamburger Sportverein, der sich vor nahezu exakt einem Jahr die Themen Nachwuchsförderung, Charakterbildung, Aufbau eines jungen, hungrigen Teams auf die Fahnen geschrieben hatte, inzwischen aber diese Zielsetzungen mit Füssen tritt.

Geholt wurden bisher Altintas (19), der seit mehr als einem Jahr nicht mehr gespielt hat. Sakai (24), ein durchaus sinnvoller Transfer. Verlängert wurde mit Kacar (28) und Ilicevic (28). Den Vogel schießt man jetzt allerdings mit Emir Spahic (demnächst 35) ab, mit dessen Verpflichtung man sich nun endgültig gegen all das gewandt hat, was man eigentlich vor hatte. Ausbildung von Talenten und Charakterbildung. Dem entgegen steht ein 35-Jähriger Treter, dessen Charakter mehr als nur Anlass zur Besorgnis gibt und damit meine ich nicht nur den Vorfall mit den Ordnern in Leverkusen. Spahic tendiert dazu, auf dem Feld regelmäßig die Nerven zu verlieren, im Schnitt flog er während seiner gesamten Karriere in jedem 10. Spiel vom Platz. Dieser Spieler soll nun als Vorbild für junge Spieler dienen, die der HSV demnächst gar nicht mehr hat?

 

Ich möchte mich im Grunde gar nicht gegen den Spieler oder gar den Menschen Emir Spahic aussprechen, ich kenne ihn nicht. Wogegen ich mich jedoch aussprechen möchte, ist das immer krasser werdenden Gegensatz zwischen dem was man sagt und dem, was man tut. Man labert von Konzepten, von Prozessen, von einer Idee einer Nachwuchsförderung und man holt oder verlängert Spieler, die sich am Ende ihrer Karriere befinden. Das Zeichen, welches man an den eigenen Nachwuchs sendet, ist ebenfalls fatal. „Seht her, wir glauben nicht an euch. Bevor ihr spielt, holen wir lieber den nächsten Fußball-Rentner“.

Wer aber verantwortet all diese fatalen Entscheidungen? Hört man bei den Interviews genau hin, so fällt immer wieder auf, dass die meisten bisher getätigten Transfers, aber auch die Abgänge auf Wunsch des Trainers erfolgten, ausgerechnet der Position, die in Hamburg traditionell die schwächste ist. Außerdem wiederholt man den Fehler vom Vorjahr, als man auf „besonderen Wunsch des Trainers“ (Slomka) die Spieler Tah und Demirbay verlieh und stattdessen reihenweise Flops für teures Geld holte. Slomka war kurz darauf Geschichte, aber die verliehenen Spieler waren geknickt.

Jetzt ist es also Labbadia, der trotz der diversen Vorstände und Direktoren die Transfers bestimmt und man muss kein Prophet sein, um den Lauf der Dinge zu erahnen. Wenn „Big-Bruno“ im Laufe der nächsten Saison gefeuert wird, wird es sein Nachfolger sein, der sich an dem von Labbadia zusammengestellten Kader erfreuen darf. Exakt diesen Fall wollte man in Hamburg zukünftig vermeiden, es sollte der Verein sein, der das Ziel (und die Spieler) vorgibt und es sollte ein Trainer gefunden werden, der aus eben diesem „Material“ das Optimum herausholen kann. Nun macht man wieder das genau Gegenteil davon und zumindest ich habe den Eindruck, als wollten sich die hochbezahlten Exzellenzen mehr und mehr hinter dem Chef-Coach verstecken, damit man sie im Falle des Scheiterns nicht zur Verantwortung ziehen kann.

Auf mich jedenfalls wirkt die Zusammenstellung des Kaders wie vollendete Flickschusterei, offenbar hat man sich im Volksparkstadion bereits jetzt mit der Tatsache abgefunden, dass man wieder gegen den Abstieg kämpfen wird. Und so holt man einen Spahic für ein Jahr, so verlängert man mit Kacar und Ilicevic für ein Jahr. Einzig und allein, um sich irgendwie ins nächste Jahr zu retten, aber immerhin kann man dann noch ein Jahr volles Direktoren-Gehalt beziehen.