Sehr geehrter Herr Kühne,

es gibt einen Punkt, da platzt mir wirklich der Kragen und dieser Punkt ist jetzt erreicht. Jedesmal, wenn ihnen einer quer sitzt, geben sie eines ihrer dann oft und gern zitierten Interviews und selbstverständlich wissen sie um deren Wirkung, denn deshalb geben sie sie ja. Dabei hat es in Hamburg mittlerweile fast sogar der Dümmste verstanden – sei sind kein edler Spender und ein Gönner sind sie schon lange nicht, auch wenn die Speichellecker der hiesigen Medien dies immer wieder gern verkaufen möchten. Inzwischen ist auch der Lack vorm großen Retter ab, denn gerettet haben sie immer nur das, was sie zuvor durch ihren unkontrollierten Einfluss angerichtet hatten. Das Einzige, was sie tun, ist: Sie vergrößern ihren Einfluss. Sie vergeben Darlehn zu großzügigen Zinssätzen, die man bei den Banken schon seit Jahren nicht mehr bekommt. Und sie wandeln Darlehn, von denen sie schon vorher wissen, dass der Verein sie nicht wird bedienen können, anschließend in AG-Anteile um, womit wir wieder beim Einfluss sind.

Wären sie ein Gönner gewesen, hätten sie nach der Ausgliederung den Wert der AG nicht versucht dramatisch runterzuhandeln, was ihnen ja auch gelang. Warum, Herr Kühne, gibt es bis auf Ökobauern und Weinhökern wohl keine anderen Investoren beim HSV? Sie wissen es, es ist ihretwegen. Keine namhafte Firma möchte als strategischer Partner neben einem launischen alten Mann die zweite Geige spielen. Mit anderen Worten, Herr Kühne: In den letzten Jahren haben sie dem HSV mehr geschadet als geholfen.

Und jetzt zündet wieder einmal die nächste Stufe, das SAT-1 Interview, aus dem ich an dieser Stelle ungern zitiere:

„Im Prinzip sind sich alle einig – Es muss etwas passieren. Aber es fehlt so ein bisschen die Dynamik und da versuche ich etwas zu ermahnen: Nun tut mal was und bewegt euch ein bisschen schneller“, schimpft Kühne.

Herr Kühne, hören sie doch auf, sich dümmer zu stellen, als sie sind. Sie wissen doch genau, dass es nicht an Dynamik oder Willen fehlt, es fehlt schlicht und ergreifend an Liquidität. Selbst wenn sie dem Verein € 150 Mio. für Transfers leihen würden, er könnten (und dürfte) die Gehälter nicht bezahlen können. Natürlich könnte er, wie es Beiersdorfer gemacht hat, wieder einmal gnadenlos seine Konten überziehen, aber dann müsste der Verein spätestens im Mai 2018 wieder bei ihnen angekrochen kommen und um Mittel für die Erteilung der nächsten Lizenz betteln. Wären sie ehrlich, würden sie zugeben, dass sie genau das wollen. Sie wollen angebettelt werden.

Kühne mahnt: „Es ist ein bisschen spät. Also der HSV muss sich sehr am Riemen reißen. Aufsichtsrat, Vorstand, Sportdirektor, Trainer – alle müssen ihr Bestes geben.“

Sorry, aber das ist dummes, populistisches Nicki-Gequatsche. Es geht nicht um „am Riemen reißen“, es geht darum, das Richtige zu tun, das Richtige für den Verein. Und das ist eindeutig nicht, sich wieder einmal von ihnen Geld zu leihen.

Ein HSV-Mann hat ihn überzeugt: Trainer Markus Gisdol. Er hat dem Investor sein Konzept und seine Einkaufsliste vorgestellt. „Beim Trainer bin ich überzeugt davon, dass er ein gutes Konzept hat. Nun muss er von seinen Vorgesetzten volle Unterstützung finden“, fordert Kühne.

Ich bin begeistert, der nächste Labermichel, der sie überzeugt hat. Meiner Auffassung nach sollte das Konzept von Gisdol aufzeigen, wie er eine Mannschaft besser machen kann und nicht, wie man den Verein, bei dem maximal noch 8 Monate beschäftigt ist, weiter in die Verschuldung treiben sollte.

Kühne macht Druck auf die Bosse: „Wenn das Konzept des Trainers von seinen Vorgesetzten voll akzeptiert wird, dann bin ich bereit weiterhin zu helfen.“

Herr Kühne, lesen sie es mir von den Lippen ab: Es geht nicht um das Konzept dieses Trainers oder des nächsten Trainers oder um das Konzept dessen Nachfolgers, es geht um das Konzept das Vereins. Diesem Konzept muss der jeweilige Trainer folgen und diesem Konzept müssen auch sie folgen, selbst wenn es schwer fällt. Sie haben doch wohl gesehen, was passiert, wenn man gefühlt jedes halbe Jahr einem neuen Trainer und dessen Konzept folgt. Was denken sie denn, warum der HSV eine solch willkürlich zusammengewürfelte Truppe beschäftigt. Weil man ständig irgendwelchen Konzepten von irgendwelchen Übungsleitern gefolgt ist.

Das sei aber auch dringend notwendig. Denn tolle Transfer-News liest Kühne bislang nur woanders: „Man sieht es bei den anderen Vereinen, da werden täglich Meldungen über Neuverpflichtungen von sehr interessanten Spielern veröffentlicht. Beim HSV gab es bisher keine einzige. Und selbst Wood hängt noch in der Luft.“

Überraschend, oder? Nun, diese Verein habe auch fähige Manager gehabt (im Gegensatz zu ihrem Favoriten Beiersdorfer, dessen Konzept sie ebenfalls gefolgt sind), haben sich das Geld, welches sie jetzt für Transfers ausgeben, selbst erwirtschaftet, haben tatsächlich ein Konzept oder sind nicht den Launen eines Greises unterworfen. Lassen sie doch einfach mal die BILD-Zeitungs-Sprüche und schalten sie ihr Gehirn ein.

Oder aber folgen sie meinem Vorschlag und schenken sie. Schenken sie dem HSV reichlich Geld, damit er sich entschulden und von ihnen emanzipieren kann. Schenken sie dem HSV Geld, damit er sinnvolle Transfers tätigen und auch die Gehälter stemmen kann. Schenken sie dem HSV Geld, damit er nicht immer angewinselt kommen muss. Wenn sie schenken, Herr Kühne, können sie sich von mir aus auch wieder Gönner und HSV-Fan nennen. Bis dahin sind sie für mich nichts weiter als ein eitler Investor, der von falschen Freunden schlecht beraten ist und der sich selbst mehr liebt als den Verein. Schenken sie oder schweigen sie, verdammt nochmal.