Der Fußball ist tot!

Freunde, der Fußball, wie wir ihn kennen (und geliebt haben), ist tot, daran besteht kein Zweifel mehr. Wer Football Leaks Teil 1 und “Der Abstieg” gelesen hat, war vielleicht erschrocken ob der Skrupellosigkeit der Funktionäre und Strippenzieher. Wer die gestrige Dokumentation vom NDR gesehen hat, dem kann eigentlich nichts mehr anderes übrig bleiben, als sich abzuwenden.

https://recherche.sportschau.de/footballleaks/videos_audios/index.html

Nun mag der Eine oder Andere einwenden, dass dies doch schon längst bekannt war und ihm diese Darstellung keine neue Erkenntnisse gebracht hätte, aber das stimmt nicht. Denn die Art und Weise, wie sich von Seiten der sogenannten “großen Vereine” mit Hilfe der Fifa und seines Chefs Gianni Infantino über alles hinweggesetzt wird, was irgendwann einmal als Regel aufgestellt wurde, macht sprachlos. Da werden Verbände von einer Gruppe mächtiger Vereine erpresst und der Justiziar des FC Bayern München scheut sich nicht, diese Erpressung vor laufenden Kameras zuzugeben. Dann aber mit einem breiten Grinsen und der Erkenntnis, dass die Erpressung ja gewirkt hätte.

Und natürlich gibt es die Pläne, aus den jeweiligen Landes-Ligen und der Champions League auszuscheren, um sich eine eigene Super League zu verschaffen, in er man “unter sich” ist. Wo es keine Aufsteiger und Absteiger, dafür aber reichlich Absahner gibt. Dann also jedes Jahr mehrmals Bayern gegen PSG und Barca gegen Juventus. Und die elitären Clubs können auch nicht mehr knapp € 60 Mio. wie in der Champions League verdienen (ohne Werbung), sondern knapp € 200 Mio. Jeder. Ohne Risiko. Der Rest der Vereine darf sich dann um die jeweiligen Landestitel streiten oder sich in einer eigenen, abgewerteten Liga messen, ohne die Branchenführer.

Die Frage, die sich mir stellt: Warum? Denn die Motive der großen Vereine sind unterschiedlich. Clubs wie ManCity oder PSG gehören jeweils einem Mini-Staat im Nahen Osten, denen geht es um PR, um Bekanntheit und wahrscheinlich Beliebtheit. Aber Bayern? Oder ManU? Oder Real? Geht es denen wirklich nur noch darum, noch reicher zu werden? Ist es wichtig, ob die Münchner nun € 400 Mio. oder € 700 Mio. auf irgendeinem Festgeldkonto liegen haben? Und dafür verrät man dann die eigentlich die Idee des Spiels? Den Wettbewerb unter (nahezu) Gleichen?

Und noch eine Frage: Wer soll sich das angucken? Selbst eingefleischte Bayern-Fans werden doch irgendwann müde, wenn der FCB das dritte Mal im Jahr gegen Real spielt. Oder geht es gar nicht mehr um die Bayern-Fans in Bayern, Deutschland oder gar Europa? Geht es um das Potenzial der knapp € 3 Milliarden Fußball-Fans in Asien? In China, Indonesien oder Indien? Die sich die jeweiligen Spiele dann für umgerechnet € 2,99 auf dem Handy angucken können. Pro Spiel versteht sich. Bei einem Volumen von mehreren Hundert Millionen Interessenten ist das eine Rechenaufgabe.

Tatsache ist: Der Fußball leidet bereits heute, denn viele der älteren Fans wenden sich ab. Die Jüngeren haben den zweifelhaften Vorteil, dass sie die alte Welt gar nicht gekannt haben, die Welt, in der Vereine wie Kaiserslautern Meister geworden ist und in der Clubs wie Duisburg, Uerdingen oder Meppen in der Bundesliga spielten. Wo es im Uefa-Cup “Wunder von der Weser” gab, wo der HSV zuhause gegen Juventus Turin (zu dem Zeitpunkt sowas wie das Barcelona der letzten Jahre) ein 4:4 erreichte und der Volkspark brannte. Auch damals gab es Werbebanden, Sponsoren und Kommerz und auch zu diesem Zeitpunkt gab es Ältere, die sich an noch bessere Zeiten am alten Rothenbaum erinnerten.

Ich habe den großen Vorteil, dass ich noch ein Teil der alten Zeit sein durfte, in der Wunder noch möglich waren. Wo es, zumindest teilweise, noch um den Sport und nicht ausschließlich um das Geld ging. Ich habe nichts gegen Werbebanden, Sponsoren und sogar Investoren, aber sobald diese wichtiger sind als die 90 Minuten und sobald sie bestimmen, wer gewinnt und wer verliert, bin ich raus. Diejenigen, die immer noch Trikots und Dauerkarten kaufen, machen das Spiel mit und machen sich am Ende des Tages zu Komplizen der Manipulatoren. Von mir kriegen die keinen Cent mehr.

Von | 2018-11-05T07:56:09+01:00 5. November 2018|Allgemein|37 Kommentare

37 Comments

  1. BerndH60 5. November 2018 um 08:23 Uhr

    Mein Reden seit gefühlt einem Jahr.
    Als der Fußball in den 1980ern Jahren den Weg in die totale Kommerzialisierung begann unterwarf man sich auch dem Wachstumsprinzip des Kapitalismus, und das bedeutet aus Geld muss um jeden Preis mehr Geld werden, alles Andere zählt nicht.
    Selbst die alten “Haudegen” wie Rummenigge oder Hoeneß sind doch nur noch Staffage für eine untergehende Welt. Das Sagen haben doch längst die kleinen Zirkel in denen genau wie in der Industrie die BWLer das Sagen haben.
    Und selbstverständlich weiß jeder von denen, dass dieser Schritt der finale ist, der Schritt in die Überreizung. Aber das interessiert nicht, denn aktuell kann mehr Geld generieren als je zuvor. Außerdem ist das für die Protagonisten eh nicht von Bedeutung, da sie nach Abgrasen der Fussballweide eben die nächste Sportart hochziehen und zum Big Business machen.

    Ob es ein Vorteil ist, die “alte Zeit” gekannt zu haben, wage ich für mich definitiv zu bezweifeln. Man weiß dann nur, wie es mal war.

  2. Finn Seeberg 5. November 2018 um 08:24 Uhr

    In der Recherche wurde deutlich, dass die Finanzierung der Superliga nicht nach wirtschaftlichen Aspekten erfolgt. Arabische Staaten mit schier unerschöpflichen finanziellen Mitteln können und wollen die traditionellen Sponsoren ersetzen.

    In dem Moment, wenn sich die Top 7 von “Vereinen” zu reinen Unternehmen erklären, sind sie auf Sponsoren und regional verwurzelte Fans nicht mehr angewiesen.

  3. Kugelblitz 5. November 2018 um 08:46 Uhr

    Sehr guter Blog, Grave.

    Das ganze ist doch nur noch ein gegenseitiges Zuschustern von Milliarden Euro. Profifußball ist vor allem für die Männer im Hintergrund Profitfußball. Der sportliche Gedanke zählt nicht mehr. Das Ganze fing schon mit der Verwässerung des Landesmeistercups zur Championsleague an und gipfelt nun in Ideen zur .Super League. Auch wenn das Szenario wahrscheinlich nur zu Zwecken der Erpressung diente, zeigt es doch, wie skrupellos und verkommen die ganze Branche mittlerweile ist.

    Die Wunder von der Weser fanden übrigens nicht nur im UEFA Cup statt, sondern auch in der Champions-League (5:3 gegen Anderlecht, nach 0:3 Pausenstand) sowie auch im Landesmeistercup (5:0 gegen Dynamo Berlin nach 0:3 Hinspielniederlage) statt. Aber das sei nur am Rande erwähnt.

  4. Holger 5. November 2018 um 08:49 Uhr

    Fußballclubs sind Wirtschaftsunternehmen und streben nach Wachstum und danach “neue” Märkte zu erobern.
    Bei 1, 4 Mrd. Chinesen, von denen die Hälfte Namen wie den FC Barcelona, Bayern München oder Real Madrid
    kennen, von Klubs wie FV Augsburg, VFB Stuttgart oder HSV aber noch nie etwas gehört haben …

    Da liegt es natürlich Nahe 4x im Jahr Bayern gegen Madrid spielen zu lassen. Stellt Euch mal vor 10% der Chinesen
    schauen dieses Spiel für umgerechnet 3 Euro. Alleine der TV Umsatz beträgt dann für 1 Spiel (!) 420 Mio. Euro!

    Die ganze EU hat gerade mal 500 Mio. Einwohner. Die Fußballanhängerschaft in der EU konzentriert sich auch nicht
    auf 8- 10 Profi- Vereine, sondern eher auch 800- 1000. Entsprechend müssen die TV- Gelder auch noch aufgeteilt werden.

    Wenn ich Geschäftsführer einer Fußball AG wäre, würde ich mir natürlich darüber Gendanken machen.
    Empören kann ich mich darüber nicht. Profifußball ist Unterhaltung, wie ein Kinofilm, ein Musical oder ein Profi- Boxkampf.
    Will ich Geld verdienen, muss ich liefern, was dem Publikum gefällt. Wenn das Publikum (in China) 4 x im Jahr Barca gegen
    Madrid sehen will, dann kann ich als Wirtschaftsunternehmen diesen Wunsch langfristig nicht ignorieren.

    Etwas Anderes ist es, (Fußball-) Kultur machen zu wollen. Das ist dann St. Pauli- HSV oder Nürnberg- Schalke 04, und findet
    auch seine Liebhaber (Markt), ganz ähnlich wie die kleine deutsche oder französische Filmproduktion mit Anspruch.

    Vielleich wäre diese Entwicklung gar nicht so schlecht würde zu einer neuen echten Fußballkultur führen?

    • Gravesen 5. November 2018 um 09:09 Uhr

      Aber die Frage ist doch eine Andere. Was genau wollen die mit all dem “Wachstum” und noch mehr Hunderten von Millionen? Diese Vereine sind mehrheitlich keine Aktiengesellschaften, sie müssen demnach nicht versuchen, Dividenden für ihre Aktionäre zu erwirtschaften? Wohin also mit all dem Geld? Damit Rummenigge in Zukunft keine € 5 Mio. pro Jahr, sondern € 25 Mio. pro Jahr verdient?

      • Kleiner Fan 5. November 2018 um 11:46 Uhr

        Wachstum ist nun einmal die Grundlage unserer Wirtschaftsordnung, hinterfragen tut das niemand mehr. Auch nicht von links übrigens, deren „Kapitalismuskritik“ basiert meist ziemlich sichtbar auf blankem Neid, was sich an der Schadenfreude ablesen lässt, die immer dann zu Tage tritt, wenn ein großes Unternehmen „Wachstumsprobleme“ bekommt. An der Börse verlieren Unternehmen regelmäßig massiv an Wert, wenn der Jahresgewinn ggü. dem Vorjahr um 4% „einbricht“ – d.h. eigentlich fast gleich bleibt.

        Unsere Gesellschaft hat einfach keine Antworten mehr auf die Fragen der Zeit und stellt eigentlich nicht einmal die Fragen.

        Warum „brauchen“ „wir“ „Einwanderung“?
        Warum „muß“ „die Wirtschaft“ wachsen?

        Wer diese Fragen stellt erntet bestenfalls leere Blicke, oft genug aber Beleidigungen und Schlimmeres. Diese Fragen stellen sich in der heutigen Welt nicht, die Antwort wird als eindeutig vorausgesetzt.

        Insofern erklärt sich auch der Wunsch nach der Hyper-Mega-Liga: muß so, man muß ja wachsen, weil das so ist. Das ist alles, was dahintersteckt. Ein Fußballverein braucht so viele zahlende Fans wie möglich, und wenn die Bayernfans dann in Zukunft aus Malaysia kommen ist das eben so.

        • Holger 5. November 2018 um 14:47 Uhr

          Wir müssen aber auch fairerweise konsternieren, dass genau dieses “Wachstum” einen nie dagewesenen Wohlstand
          (Weltweit!) hervorgebracht hat. Gerade gestern ging durch die Medien, dass das erste mal seit Menschengedenken die
          Mehrheit der Weltbevölkerung das Attribut “Mittelstand” trägt.

          Die Armut und der Hunger sind seit Jahrzehnten auf dem Rückzug, Denkt mal an die Hungerkatstrophen der 80er Jahre.
          So etwas gibt es heute zum Glück nicht mehr in dem Maße.

          Wir neigen natürlich immer dazu die Vergangenheit in unserer Erinnerung zu schönen. Das gilt für die Politik, die Wirtschaft
          aber auch für den Sport. Die Kommerzialisierung des Fußballs hat auch dazu geführt, dass wir heute nicht mehr
          durch knöcheltiefen Morast in ein zugiges Stadion waten, in dem und dann Hagel und Schnee ins Gesicht pfeift um
          ungelenken Bolzern auf einem Spielfeld, das aussieht wie ein Truppenübungsplatz nach dem Herbstmanöver, dabei
          zusehen, wie sie einen kiloschweren Ball durch die Luft wemsen.

          Selbst heutige HSV Spiele sich (technisch) Gold gegen das, was wir in den 80ern in deutschen Bundesligastadien an
          spielerischen Leistungen zu sehen bekamen.

          Genau so sind heute eben nicht 2 oder 2 Kameras im Fußballstadion sondern 20 und wir kriegen jedes Spiel
          in UHD in voller Länge ins Wohnzimmer. Das Ganze rechnet sich aber eben nur, wenn die “Sponsoren” die Tasche
          aufmachen. Und da macht es dann schon einen Unterschied, ob die Bandenwerbung von Mercedes von 10 Mio.
          deutschen Zuschauern oder 300 Mio. chinesischen Zuschauern gesehen wird (von denen der übergroße Teil noch kein
          Auto hat, aber über die finanziellen Mittel verfügt oder bald verfügen wird).

          Wir können uns die Zeit mit Anstoßzeiten Samstag 15:30 Uhr und Spielern aus der Stadt oder Region zurück wünschen.

          Dann aber eben auch mit aller Konsequenz.

          Ich habe für mich die Konsequenz schon lange gezogen, besuche nur noch sehr selten Profi- Spiele, habe kein SKY oder
          Ähnliches mehr und gehe statt dessen zu Bratwurst und Bier zu unserem heimischen Landesligisten.

          Das ist aber eine individuelle Entscheidung, die jeder Fußballfreund für sich fällen muss.

          Das ist die andere Seite der “Kommerzialisierung”.

    • Thomas S. 5. November 2018 um 09:49 Uhr

      Die Pläne berühren bei mir insofern einen Punkt, als ich in den letzten Jahren auch gelegentlich gedacht habe, für die Bundesliga wäre es besser, wenn der FCB nicht mehr dabei wäre. Immer Weihnachten schon zu wissen wer Meister wird ist einfach öde auf Dauer. Auch dass es diese Saison anders läuft, ändert für mich nichts am grundsätzlichen Problem.
      Und wenn ein Uli Hoeneß glaubt, dass eine solche Liga sowieso irgendwann kommt, will er natürlich, dass “sein” FC Bayern da auch mitmischt. Denn bei den Summen, die da im Spiel sind, ist klar, dass wer nicht von Anfang an dabei ist, der ist raus (sofern er keinen Scheich hat). Freiwillig ins zweite Glied zurückgehen und Real, Juve & Co. die große Party machen lassen? Niemals, selbst wenn er selbst keinen Cent an den Plänen verdienen würde.

  5. Weltmeister. 5. November 2018 um 10:04 Uhr

    Was kümmert es die Bande denn was in ein paar Jahren mit dem Fußball los ist? „Nach uns die Sintflut!“ – So wird doch aktuell ohnehin schon gelebt.

    Sie sind darauf bedacht sich und ihren Partnern im hier und jetzt die Taschen voll zu machen.
    Das war schon bei der Einführung der Champions League so, welche das heute herrschende finanzielle Ungleichgewicht überhaupt erst ermöglicht hat.

    Sollen sie machen. Ich habe am Wochenende nicht mal mehr eingeschaltet. – Dies wäre früher undenkbar gewesen.

    @Gravesen
    Ersetze SV Meppen durch Preußen Münster. Kann auf die Schnelle mal passieren. Ansonsten: Top-Thema. Super geschrieben. Note 1. ???

    • Ex-HSV im Herzen 5. November 2018 um 10:26 Uhr

      Fiel mir zuerst auch auf. Aber Grave hat „Bundesliga“ geschrieben. Das impliziert die 2. Bundesliga… ☝? ?

    • Gravesen 5. November 2018 um 10:29 Uhr

      Pass auf, wir machen es anders. Morgen früh um 6.45 Uhr schreibe ich dir eine Mail mit einem Thema, über das ich gern einen kostenlosen Blog lesen würde. Bis 7.15 Uhr hat das Ding fertig zu sein und wehe, ich finde darin irgendwas, was mir nicht gefällt. Abgemacht?

      • Weltmeister. 5. November 2018 um 13:02 Uhr

        Von meiner Seite aus war das keinesfalls despektierlich gemeint, im Gegenteil.

        • Gravesen 5. November 2018 um 13:07 Uhr

          Wie auch immer. Wollen wir es so machen? Morgen früh schicke ich dir um halb 7 eine Mail mit meinem Wunsch-Thema und 45 Minuten später schickst du den fertig ausformulierten, fehlerfreien,witzigen und inhaltlich wertvollen Blog zurück. Sagen wir – 3000 Zeichen?

          • Weltmeister. 5. November 2018 um 19:44 Uhr

            Nein. ?
            Aber Danke für das Angebot.

  6. VSabi 5. November 2018 um 10:07 Uhr

    Diese Entwicklung ist nicht mehr aufzuhalten, es ist nur die Frage passiert es in zwei Jahren oder in maximal fünf Jahren. Der Testballon der von den bekannten Vereinen gestartet wurde war ein Ausloten wie weit man die FIFA unter Druck setzen kann. Dieser korrupte Mafiaverein, allen voran ihr Präsident Gianni Infantino ist der Spatz in der Hand, lieber als die Taube auf dem Dach. Die in Frage kommenden Vereine haben schon jetzt einen Teilsieg errungen und werden ihr Vorhaben jetzt in Ruhe analysieren und im o.g. Zeitraum realisieren. Die Topspieler sind die weiteren Gewinner durch Traumgehälter. Der jetzige * gemeine Fan * wird auf der Strecke bleiben und durch unzählige Asiatische Fans ersetzt werden. Einzelne Topspieler werden uns durch die Nationalmannchaften erhalten bleiben. BEZUG ZUM HSV: Nur ein Mückenschiss im Fussball !

  7. Ex-HSV im Herzen 5. November 2018 um 10:24 Uhr

    Ich habe gestern abend das erste Mal (Ausnahme: Länderspiele) seit Jahren wieder ARD eingeschaltet und mir fiel die Kinnlade runter, in welcher eigenen Welt die „großen Vereine“ leben. Ich denke sogar, dass es eigentlich nur die Big 3 Man City, PSG und FCB sind. Die Scheichs wollen nur PR und in der westlichen Welt akzeptiert werden und mitspielen. Dass dieses enorme Kapital nur aufgrund von verrotteten Pflanzen (Öl), das zufällig unter ihrem Land liegt, möglich ist, ist einfach nur pervers. Als ist sah, dass der Chefjurist GF der Super League Ltd. werden soll, wurde auch Rummenigge enttarnt, dass er sehr wohl alles weiss.

    Genauso wie Grave es erwähnt hat: WARUM? Was ist der Antrieb bei Bayern, Real, Barca, die schon auf Geldbergen sitzen. Was passiert mit dem Geld? Genau: der Chefjurist bekommt noch mehr Kohle. Geld regiert die Welt! Wie in jedem
    Bereich unserer Gesellschaft. Das einzige, was dem ein Ende bereiten könnte wäre der Konsument. Es wäre eigentlich so einfach: am nächsten Spieltag bleiben ALLE Fans der Big 11 zuhause. 11 leere Stadien als Warnung und schon ist Feierabend mit der Super League. Denn das würde für weltweites Aufsehen sorgen und es wäre die einzige Chance, den geldgierigen Geier die Augen zu öffnen, dass da war verkehrt läuft. Und zum ominösen chinesischen Markt: alles Bullshit! Das Volk hat keine Fussball-Kultur und ist momentan begeistert, weil einzelne Spiele oder Asienreisen ein absolutes Highlight sind. Wenn es das wöchentlich gibt, wird auch der Hype nachlassen. Denn jeden Tag Kaviar/Dom Perignon/Wein fûr 1000 € ist auch langweilig

    Mir wäre es sogar lieb, wenn Bayern geht. Dee Verein nervt nur noch und guten Fussball sieht man auch bei anderen Vereinen.

  8. Ulrich Angenendt 5. November 2018 um 10:37 Uhr

    Wenn das Potenzial in der eigenen Heimat nahezu erschöpft ist und nur noch geringe Wachstumszahlen zu erreichen sind, dann geht man den internationalen Weg. Globalisierung eben. Ich WILL das nicht verstehen. Da gucken sich im fernen China irgendwelche neureichen Chinesen irgendwelche Spiele aus Europa an, nur weil das wohl hip ist und sie die Kohle haben.
    Die Vereine in Europa lachen sich doch schlapp darüber, dass die Chinesen den Gewinn in die Höhe treiben.
    Versuchen die anderen wie Hamburg Gladbach und Co nicht auch, sich einen Teil vom Kuchen abzuschneiden, indem sie dort Büros eröffnen und Cooperationen mit dort ansässigen Vereinen eingehen.
    Mir reicht es, mal die Ergebnisse und Schlagzeilen zu überfliegen. Der Rest klotzt mich an.

  9. atari 5. November 2018 um 11:46 Uhr

    das Spiel heute wird schon wieder hoch gepuscht, als wenn Bayern gegen den BVB spielt. Das wird bestimmt eine ganz grosse Weltnummer heute Abend.

    • Kugelblitz 5. November 2018 um 12:00 Uhr

      Wie gut, dass Wolf beim Köln-Kracher den Korea-Kracher einsetzen kann, um zu zeigen, wer der stärkere Riese ist.

    • Ex-HSVer im Herzen 5. November 2018 um 12:23 Uhr

      Fiel mir auch auf gestern bei Sky..:

      Was sollte Hoffmann da? Nix neues wurde besprochen, das „Alles-Ist-Gut-Grinsen“ und eine peinliche Aufarbeitung eines Instagram-Posts einer Tussi. Das Niveau sinkt wöchentlich.

  10. Mullemaus 5. November 2018 um 12:31 Uhr

    Die Bayern haben sich immer zur BL bekannt. Klar ist, dass wenn so eine Liga am Entstehen ist, dass man das mal abklopft. Schließlich sind diese Vereine ja da in direkter Konkurrenz um die selben Spieler.
    Schlimmer finde ich wie ein Infantino den Scheich Clubs hilft die Regeln zu brechen.

  11. Arnold 5. November 2018 um 12:34 Uhr

    Mir fallen bei der Frage nach dem WARUM eigentlich direkt zwei Schlagwörter ein : Gier & Größenwahn

  12. Sascha Alte Liebe 5. November 2018 um 12:41 Uhr

    Kapitalismus “wirtschaftet” (also scheffelt Geld, Macht, Einfluss) immer zum Selbstzweck, es braucht keinen “höheren” Zweck. Die Frage nach dem Wofür/Warum ist somit obsolet.
    Kapitalismus zumindest in der derzeitigen wuchernden Form und Fußball sind sich eigentlich im Grunde völlig wesensfremd. Klar, dass der Fußball dann pervertiert.

  13. Gravesen 5. November 2018 um 12:52 Uhr

    An dieser Stelle einmal ein Lob an die Kommentatoren dieses Blogs, das hat größtenteils hohe Qualität (nehmen wir mal die Klugscheißer aus). Wenn ich dagegen die Sprüche in anderen Blogs lese, erkennt man hier schon einen gravierenden Unterschied und ein erkennbares “Leistungsgefälle”. Lieber 20 gute Kommentare als 120 mal gequirlte Kacke.

    • Ex-HSVer im Herzen 5. November 2018 um 16:35 Uhr

      Oh danke! Kompliment zurück für das sehr hohe Niveau an Fakten-Darlegung und Informationen hier. Back Dir ein Ei auf die Hater und Laberbacken.

  14. cheeser 5. November 2018 um 13:48 Uhr

    Danke, Grave, für das Kompliment. Es gibt Dinge, die sind so offensichtlich, dass sie keinem ins Auge fallen. Darum muss man sie nennen. Allerdings muss man sie zuerst auch erkennen. Respekt.

    Ich habe gestern Abend den Betrag auch gesehen und meiner erster Impuls war, dass auf Deinem blog zu posten. Mein zweiter war, abzuwarten und heute morgen als erstes hier reinzuschauen und zu sehen, was Du draus gemacht hast. Hat sich gelohnt. Wie immer.

    Was soll man zu dem Thema noch sagen?

    Fussball lebt, wie alle anderen Unterhaltungsindustrien auch, vom Exzess. Und von Öffentlichkeit und damit den Medien. Und es ist nunmal keine sensationelle News, wenn ein Stürmer für 40 – 50 Mio gekauft wird. Etwas anderes ist, wenn er 222 Mio kostet. Man achte mal auf die Zahlen und deren extreme Merkfähigkeit, nicht 221 oder 223 Mio, genau 2-2-2.

    Und wenn das so weitergeht, und es wird so weitergehen, erleben wir alle auch noch den ersten Wechsel für die runde Summe von 1.000.000.000 Euro. The Billion Dollar Stryker!

    Sensation braucht Höhepunkte und die ergeben sich nur, wenn man sich immer weiter steigert. Das gilt für Ablösesummen genauso wie für Höhenrekorde, Yachtlängen, Amtszeiten (ewiger Kanzler) und alles andere. Im Guten wie im Schlechten. Hitler ist nur aus einem Grund weltweit bekannt und damit fast unsterblich: Er hat mehr Menschen umgebracht und für mehr Verwüstung gesorgt, als die meisten andere Diktatoren vor ihm. Ich sage nicht, dass das gut ist. Ich sage nur, so scheint die menschliche Natur angelegt zu sein.

    Sorry, zurück zu Thema. Infantino hat eines geschafft: Gegen ihn sieht Oberkorrumpel Blatter plötzlich aus wie ein lieber Opa. Und ich denke, es geht nicht allein nur ums Geld… persönliche Vorteilsnahme umfasst mehr. Macht, Geltung, Status. Neben Trump im Oval Office auf Augenhöhe die Hand schütteln. Nach dem WM Finale vor den Augen von Milliarden Menschen einem Trikotträger den Pott zu überreichen. Mit Putin und einem unbekannten Scheich hinter Panzerglas die Spiele zu eröffnen. Hauptsache, es geht um mich und es sind meine Regeln.

  15. Flanders 5. November 2018 um 14:34 Uhr

    Ich vermute mal, dass Du Abonnent von Sky bist. Ich schließe dies aus Deinen Twitterkommentaren, die sich auf verschiedenste Spiele dort beziehen. Bin ich auch – DAZN dazu. Insofern geben wir beide dem Affen genauso Zucker und können nicht auf diejenigen zeigen die sich Dauerkaten oder Trikots kaufen. Es wundert mich nicht, dass Vereine nach höheren Einnahmen streben, sobald es hierzu eine Möglichkeit gibt. Denn tun sie es nicht, wird es es ein anderer machen, die guten Spieler holen, die Pokale gewinnen und damit Fans und Einnahmen auf sich lenken. Vor 40 Jahren wechselte für die Rekordsumme von über einer Million DM (€ 650.000) Kalle Del’Haye von Gladbach zu den jetzt diskutierten Bayern. Ich kann mich noch gut an die Aufmacher der sympathischen Fachzeitschrift BILD erinnen, die dies als unmoralisch bezeichnete und den daraufhin bis in unser Wohnzimmer hallenden gesellschaftlichen Aufschrei. OK, nun sind wir eben bei € 100.000.000 für einen guten Spieler. Immerhin, der HSV ist wieder bei den Preisen von 1980 angekommen.

    Ich bin dem Fussball seit vielen Jahren verbunden, habe in den letzten 30 Jahren für mehrere Vereine in Hamburg eine Dauerkarte besessen. Gehe ich heutzutage ins Stadion, dann sehe ich mir Spiele in den Bezirksligen bis zur Oberliga an. Ein paar mal wurde ich vor dem Abstieg noch auf freie Dauerkarten mitgenommen. Das ich mich völlig vom Fussball abwende, glaube ich nicht. Wäre ich allerdings jung und könnte mir meine Hobbys neu aussuchen, ich würde wahrscheinlich nicht mehr beim Fussball landen.

    Ich muss sagen, dass die Bayern gerne den Abflug machen können und bei den Großen den Vizekusen geben können. Der Amateurfussball leidet seit Jahren an schlechten Zuschauerzahlen. Womöglich koppelt sich der große Fussball so sehr von der Realität ab, dass es in der bleibenden Nische ganz nett wird und sich wenigstens ab der Oberliga Fans für alle Vereine finden.Das hätte eventuell auch wieder diese angenehme assige Autenthizität von damals.

    • Gravesen 5. November 2018 um 14:58 Uhr

      Mit dem Unterschied, dass ich mein Sky-Abo nicht wegen der Fußball-Übertragungen verlängert habe. Die meisten Spiele, auch CL, gucke ich gar nicht

      • Flanders 5. November 2018 um 16:05 Uhr

        Genau so! 🙂

      • Ex-HSVer im Herzen 5. November 2018 um 16:45 Uhr

        Grave ist einer der wenigen, der das Abo haben muss aus beruflichen Gründen und um uns zu informieren, die den Scheiss gekündigt haben.
        Wobei es für mich nicht der Fussi war, sondern der obskure Preis von 50 € aufgrund der Nötigung, einen weiteren Kanal zu nehmen, den man NIE nutzt. Plus dass Mirroring immer noch nicht geht. Dinosaurier sterben irgendwann aus!

  16. Dennis61 5. November 2018 um 15:00 Uhr

    Moin! Zu diesem Thema fällt mir ehrlich gesagt nicht mehr viel ein. “Höher, schneller, weiter.” Und der 10.000. Stuhlgang wird präsentiert von Meister Propper. Es ist teilweise so absurd, dass ich nicht weiß, ob ich lachen oder weinen soll. Ehrlich gesagt glaube ich auch, dass Eitelkeiten und Narzissmus eine nicht unwichtige Rolle in dem Verhalten vieler Handelnden spielt. Allerdings, und das schreibt Gravesen auch sehr gut, ist es eine schleichende Entwicklung gewesen. Erste Bandenwerbung, erster Trikotsponsor, erste Ablösesumme, erste Millionengehälter usw. usf. Und das Kapital bahnt sich seinen Weg wie Wasser durch die Landschaft. Das Geld wird von außen in den Fußball gepumpt. Dass z.B. ein relativ großer und populärer Verein wie Altona 93 es niemals wieder mit dem HSV, geschweige denn dem FC Bayern München aufnehmen können wird, ist ein Armutszeugnis, eine Kapitulation vor dem Kapitalismus und gegen das “Spiel”. Da können adidas und Co. noch so viele Werbespots im Hinterhof drehen, der Straßenfußball als solches stirbt aus. Selbst der Breitensport kapituliert langsam vor den Gesetzen des Marktes. Heute wird nicht wenigen Spielern in der Bezirksliga Geld bezahlt. Geld, welches zum Teil mit Sponsorengeldern, aber auch mit den Einnahmen aus den Beiträgen der Freizeitkicker und Kindermannschaften generiert wird. Das Ehrenamt gibt es gefühlt in den oberen fünf Ligen nicht mehr. Vereinsleben, Stadtteilarbeit, Integration, Nachbarschaftshilfe etc. weichen dem Leistungsgedanken und dem Prinzip Kohle scheffeln.

    Und nun zu Dir mein lieber Herr Blogbetreiber. In erster Linie bist du es, der das Niveau hier hoch hält. Scharfzüngig und überzeugt vertrittst Du Deine Standpunkte, aber last Dich gleichzeitig auf sachliche und kontroverse Diskussionen ein bzw. regst (nicht zuletzt durch Deine Themenauswahl) dazu an. Daher mein Dank an Dich, dass Du uns diese Infomationen zusammenträgst und aufbereitest. Es macht mir unheimlichen Spaß hier zu lesen und zu schreiben, auch wenn es mir manchmal weh tut und ich mir darüber sehr wohl im Klaren bin, dass ich etwas romantisiere und vermisse, was es nicht (mehr) gibt oder viel schlimmer, vielleicht so niemals gegeben hat.

  17. Volli 5. November 2018 um 16:01 Uhr

    WM Vergabe nach Katar! WM mit 48 Mannschaften! Super League! Wo ist denn der Aufschrei der Fans? Beim HSV hängen schon Drohplakate in der Kurve, wenn der VV richtige Entscheidungen trifft. Vielleicht sollte man den Satz von Grave mal verallgemeinern “Das höchste Gut des Fußballs, ist die Dummheit seiner Fans!” Naja, ein Franz Beckenbauer wird demontiert, weil er relativ günstig ein Turnier nach Deutschland geholt hat. Harmlos, im Gegensatz zu den Dingen, die Gianni Inferno und seine Spießgesellen jetzt so anrichten!

    • Michael 5. November 2018 um 17:42 Uhr

      Beckenbauer hat mehr Dreck am Stecken. Er hätte wegen Steuerhinterziehung verknackt gehört, hat sich durch einen fragwürdigen Deal freigekauft.
      Von wegen Lichtgestalt…

  18. Ex-HSVer im Herzen 5. November 2018 um 17:05 Uhr

    Der Fußball ist nicht tot! Er lebt, solange Harmonie und Romantik noch existieren: https://www.abendblatt.de/sport/fussball/hsv/

    ?

  19. CH 5. November 2018 um 20:02 Uhr

    Hätten wir ein Salary Cap, wäre der Geldwettlauf hinfällig. Allerdings wird das in der EU analog zu 50+1 juristisch nicht haltbar sein. Das genial-skurrile an der NFL, NBA etc. ist ja, dass es ein Closed Shop von Milliardären ist, denen die Liga samt Franchises gehören und die dieses System nach zutiefst kommunistischen Prinzipien zu einer relativ ausgeglichenen Veranstaltung entwickelt haben. Es gibt nur wenige Ausreißer nach oben (New England Patriots bzw. Golden State Warriors), aber mit max. 5 Meistertiteln seit 2000 ist das Leistungsgefälle nicht so festzementiert wie in Bundesliga, Serie A und Ligue 1 und La Liga ist ein Duopol plus Atlético seit Simeone dort Trainer ist. Gut, Ausreißer nach unten gibt es in allen Systemen, siehe Cleveland Browns ?
    NUR: Das Vereinswesen mit Auf- und Abstiegen ist kulturell so stark in den Deutschen verwurzelt, dass weder die Adaption des US-Systems noch Mischformen hier funktionieren werden.

    Dann halt doch HFC Falke oder AFC Wimbledon ?

  20. Wenzel 5. November 2018 um 20:16 Uhr

    Alles haben es gewußt, aber nix getan (bzw. konnten es nicht).
    Die Ohnmacht der Ohnmächtigen (Mehrheit) generiert die Macht der “Macher”.

    In Geschichte/Politik/Wirtschaft DAS Erfolgsmodell, im Fußball noch als uneheliches Heimkind verheimatet.
    Wie kann es sonst angehen, daß (eher linke) Themen wie Kapitalismus/Gier/Großmannsucht etc. (zT. zurecht) verurteilt werden, dann aber von den gleichen Menschen (eher rechte) Attribute wie “Tradition” als Prädikat ausgegeben werden?

    Wenn “Tradition” idZ. bedeuten soll daß Fußlümmelei “von unten kommt´”, also eher Arbeitersport ist, geht das noch so.
    Dann aber sind mir Konstrukte wie S04/BVB/H$V schon mal im kleinen Rahmen gar nicht mehr erklärlich.

    Meine Karte zurückzugeben, alles zu boykottieren kommt für mich gar nicht in Frage.
    Dazu liebe ich das Gerenne im Rechteck viel zu sehr und habe späte 70er/volle 80er und 90er zu viel investiert, um das den scholrlifizierten Hipstern zu überlassen, die das Ganze nun als Familienevent adaptiert haben.

    Und weil ich einem Verein angehöre, der das ähnlich sieht (obwohl von diesen Hipstern übervölkert), habe ich da eher (verdientermaßen) Glück.

  21. ONMA Werbeagentur Hannover 6. November 2018 um 08:54 Uhr

    Auch wenn immer mehr Geld in den Fußball geht, und Marketing eine immer größere Rolle spielt finde ich nicht, dass man sagen könnte der Fußball ist tot. Fußball ist nur kommerziell geworden.

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