Warum, frage ich mich, finde scheinbar nur ich diese ganze Nummer so widersinnig. Da löst ein Verein systematisch das auf, was noch vor einem Jahr seine erklärte Zukunft sein sollte und die Leute feiern. Da feuert der HSV nach etwas mehr als einem Jahr den sensationellen neuen Chefscout und Kaderplaner, der aus dem funktionierenden Leipzig den Weg nach Hamburg gefunden hatte und die Leute feiern. Da ist die Nachfolge-Regelung dieses Mannes durch den nächsten Buddy aus Leverkusen so durchsichtig wie Plexiglas und die Leute feiern.

Damit nicht genug.

Da verscherbelt man mit Douglas Santos das allerletzte Tafelsilber des Vereins, welches noch vor einem Jahr den HSV mit einem Schlag hätte entschulden sollen, knapp über dem Einkaufspreis – und die Leute feiern.

Da verschenkt man einen Filip Kostic, für den man selbst € 14 Mio. auf den Tisch gelegt hatte, für unter € 6 Mio. – und die Leute feiern. Der Spieler hat übrigens einen aktuellen Marktwert von € 22 Mio. Macht aber nichts. Da verramscht man das größte selbsterzeugte Talent für alberne € 3 Mio. – und die Leute feiern. Zuvor hatte man die Fans noch mit einer gefakten Vertragsverlängerung verarscht – aber auch das wird gefeiert.

Da lässt man zwei Spieler (Holtby, Lasogga), die den Verein im Laufe der Jahre mehr als € 50 Mio. gekostet haben, abösefrei ziehen, weil die Verträge ausgelaufen waren und man so dämlich war, dies zuzulassen – und die Leute feiern. Weil man endlich die Altlasten losgeworden ist, die noch Monate zuvor die leuchtenden Sterne am Hamburger Abendhimmel waren.

Da verschenkt man ehemalige Nachwuchsperlen wie Drawz, Steinmann, Ferati etc. – und die Leute feiern. Man macht sich mit dem Verkauf eines Patrick Pfeifer für € 250.000!!!! an einen Ligakonkurrenten lächerlich, ebenso wie mit dem Verkauf eines japanischen Nationalspielers für € 500.000 – aber die Leute feiern. Nun verkloppt man den ehemaligen Super-Dribbler Ito aus der zweiten Bundesliga in die erste belgische Liga für sagenhafte € 1,5 Mio. – und die Leute feiern ekstatisch. Und wenn man mit Letschert und Ewerton (für € 2 Mio.) nach Kittel und Kinsombi die nächsten Knorpelpatienten holt – man feiert.

Dann verkündet der HSV, dass er es auf geniale Art und Weise geschafft hat, das nächste Rekordminus zu verhindern, weil man tatsächlich so dämlich war, den Aufstieg zu versauen und deshalb keine Aufstiegsprämien zahlen musste, dann ist das ein Grund für die nächste Party. Und wenn man dann noch erklärt, man hätte das komplette finanzielle Debakel auch deshalb verhindert, weil durch eine ungeheure Energieleistung (Gegner waren TuS Erntdebrück, Wehen Wiesbaden, 1. FC Nürnberg, SC Paderborn) das Halbfinale des DFB-Pokals erreicht wurde – ab geht die Fete. Ach ja, bevor ich es vergessen: Ein weiterer Grund dafür, dass man finanziell nicht noch weiter abgeschmiert war, ist der Umstand, dass es den Hoffenheimern gelungen war, Demirbay für € 32 Mio. nach Leverkusen zu verkaufen (gut gemacht, Herr Boldt) und der HSV einen Teil davon abgreifen durfte. Dies nun als Leistung des Herrn Hoffmann verkaufen zu wollen, dafür muss man schon einigermaßen besoffen sein, aber – die Leute feiern.

Bevor ich’s vergesse: Herr Kühne übernimmt für ein weiteres Jahr das Sponsoring der Arena, nur er bezahlt (noch) weniger als in den Jahren zuvor – Champagner für alle. Und Hauptsponsor Emirates macht auf dem Trikot weiter und löhnt nun soviel dafür, dass der HSV auf einem Niveau mit Darmstadt und Bochum angekommen ist – Alter, ist das geil, was der Hoffmann da leistet.

Jetzt gerade feiern sie Flüchtling Bakery, aber wenn man sich die Feten-History anschaut, kann man sich ungefähr ausmalen, wie die Sache ausgeht.

Hoch die Hände, Wochenende.