Lasogga 2.0…

Keine Ahnung warum, aber ich fühle mich irgendwie in die Saison 2012/13 zurückversetzt. Damals lieh der KSV einen jungen Stürmer von Hertha BSC, der in der folgenden Saison mit 13 Treffern in 20 Spielen maßgeblich zum Klassenerhalt beitrug, zum Fan-Liebling mutierte und anschließend für viel zu viel Geld (€ 8,5 Mio.) gekauft wurde. Niemand beim HSV hatte sich damals die Mühe gemacht, die Art und Weise zu begutachten, auf die Lasogga seine Tore gemacht hatte, denn von den 13 Toren wurden ihm 10 von einem Spieler namens Hakan Calhanoglu aufgelegt. Leider verkaufte man den Türken, um sich den Berliner leisten zu können und Pierre-Michel Lasagne entwickelte sich zu einem der größten Rohrkrepierer in der Geschichte des Vereins. Doch warum kaufte man den Mann überhaupt, denn immerhin hatte er zum Zeitpunkt des Erwerbs einen Kreuzbandriss hinter sich? Leicht zu beantworten: Weil man meinte, man könnte es weder Fans noch Medien verkaufen, wenn man diesen Transfer nach dieser Saison nicht finalisieren würde. So ließ man sich von Michael Preetz abzocken und schlug einen weiteren Nagel im Sarg des KSV ein. 

Damit endet aller­dings nicht nur die Geschichte des Spie­lers Lasogga, son­dern auch die eines unglaub­li­chen Ver­trages, der so viel dar­über aus­sagt, was in Ham­burg alles falsch lief in den letzten Jahren. Wenn es irgend­wann einen indi­vi­du­ellen Preis für den ​Deal of the year“ geben sollte, für die schlitz­oh­rigsten Berater, die den Mana­gern des Pro­fi­fuß­ball­ge­schäfts mal so richtig die Hosen aus­ge­zogen haben, dann hätte eine Frau ihn zwei­fels­ohne am meisten ver­dient. Ihr Name ist Kerstin Lasogga, Mutter und Bera­terin von Pierre-Michel, der es gelungen ist, beim Wechsel ihres Jüng­lings von Berlin nach Ham­burg einen Fünf­jah­res­ver­trag mit einem Gesamt­brut­to­ver­dienst von 17 Mil­lionen Euro aus­zu­han­deln

(Quelle: https://11freunde.de/artikel/teurer-spa%C3%9F/556928)

Schluss mit der Rückblende, zurück in die Zukunft. Zur Zeit hat man in Hamburg einen Spieler aus Leverkusen geliehen, Joel Pohjanpalo traf bisher in 11 Spielen 8 mal, trotz der Schwäche der Liga eine exzellente Quote. Aber nun geht, Duplizität der Ereignisse, der Spaß von vorn los, denn bereits vor der Entscheidung Aufstieg oder nicht, überbieten sich die Hamburger Hofschranzen in den Superlativen und versuchen die Verantwortlichen in Richtung Kauf des Finnen zu pressen. Dabei fiel Pohjanpalo in der Saison 2017/18 insgesamt 427 Tage wegen einer Sprunggelenksverletzung aus, danach wegen “Trainingsrückstand” nochmal 111Tage. Oder um es anders auszudrücken: Zwischen dem 06.09.2017 und dem 23.09.2019 absolvierte der Finne nicht ein Pflichtspiel. 

Nun muss man sich in Hamburg diverse Fragen stellen.

  1. Glaubt man daran, dass der Spieler auch in der 1. Liga ähnlich funktionieren würde, denn nur dann käme ein Kauf überhaupt in Frage
  2. Will man wirklich für einen derart vorgeschädigten Spieler derartig viel Geld in die Hand nehmen?
  3. Bedenkt man, was beispielsweise passieren würde, wenn man Pohjanpalo hält und Leibold verkauft? (Beispiel Lasogga/Calhanoglu)
  4. Ist man der Meinung, dass man mit diesem Spieler auch ein anderes System spielen kann, weil man in der Bundesliga garantiert in keinem Spiel als doninante Mannschaft auftreten kann?
  5. Ist man der Meinung, dass man einen Transfer tätigen muss, weil einige Fans und die schleimigen Medien es fordern?

Wie auch immer man es dreht, man dreht sich im Kreis. Ich bin zu 100% sicher, dass Leverkusen ebenso wenig mit Pohjanpalo plant, wie Hertha damals mit Lasogga plante. Macht man also den gleichen Fehler erneut? Stattet man den nächsten Spieler ohne anschließenden signifikanten Wiederverkaufswert mit einem Rentenvertrag aus und versucht dann in den Jahren 2021, 2022 und 2023 verzweifelt irgendeinen Klub zu finden, der ihn geschenkt nimmt? Lasogga, Holtby, N. Müller, Wood, Djourou, van der Vaart, Jiracek, Berg und viele andere lassen grüßen. 

Zum gestrigen Spiel gegen Osnabrück: Nichts. Ich habe es nicht gesehen und ich weiß, dass ich alles richtig gemacht habe 🙂

Früher spielten sie im Volks­park­sta­dion mal ein Lied, das ging so: ​Wir sind schlau, wir sind Fans vom HSV.“ Heute spielen sie es nicht mehr. Wirk­lich schlau ange­stellt haben sich in der Ver­gan­gen­heit näm­lich meist nur die anderen. Unter den wirt­schaft­li­chen Folgen vieler sol­cher Ent­schei­dungen hat der Klub jah­re­lang gelitten. 

 

Ab Minute 11. Natürlich waren es wieder die Schiedsrichter. Und wenn die es nicht sind, war es diese fiese Meute der Hofberichterstatter. Oder die Fans ohne Erwartungshaltung. Oder das Wetter. Oder der Greenkeeper. Oder das Schaltjahr. Ich kann diese Sprüche nach JEDEM Spiel nicht mehr hören. Der KSV fährt auch das zweite Jahr in der zweiten Liga mit einem Monster-Etat. Mit einem Bundesliga-Trainer. Mit einem Sportvorstand von einem Champions League-Verein. Mit einem Sportdirektor. Mit einem Chefscout. Mit ca. 300 Mitarbeitern. Und dann gewinnt man beim Tabellenletzten, der zwei Wochen weniger Vorbereitungszeit hatte, kläglich mit 1:0? Und dann spielt man zuhause gegen den 15. lediglich 1:1 und hat am Ende noch Glück? Es sind nicht immer die anderen Schuld, Schuld allein ist der KSV. Mit all seinen Helferlein und Unterstützern. 

Von | 2020-06-17T07:56:03+02:00 17. Juni 2020|Allgemein|16 Kommentare

16 Comments

  1. Tobi 17. Juni 2020 um 09:01 Uhr

    Du bist schuld weil du unruhe rein bringst u Riesen Druck machst. Die Armen Millionär können mit Druc nicht gut umgehen. Alle anderen Profi Vereine haben weniger Druck.
    Ohne die Medien wären wir erste Liga. Hecking ist der beste seit Jahren. Hat zwar einen schlechteren Punkteschnitt aber wem interessieren schon Fakten?
    War eigentlich gestern irgendwer normales überrascht über das Ergebniss?? Ich wär über VfB Niederlage auch nicht überrascht:)

    • Gravesen 17. Juni 2020 um 09:16 Uhr

      Ich auch nicht, aber auch das ist inzwischen egal. Am meisten Spaß macht es, all die Schwachköpfe dabei zu beobachten, wie sie die Nerven verlieren. Zu geil 😀 😀

  2. Fernsehsportler 17. Juni 2020 um 09:24 Uhr

    Wenn ihm die Anstellung/Weiterbeschäftigung egal wäre, ob er dann den #Bertreload machen könnte?

  3. Tobi 17. Juni 2020 um 10:40 Uhr

    Super titz würde auch entlassen. Komisch. War doch Weltklasse bei uns

    • Nichtkunde 17. Juni 2020 um 12:08 Uhr

      Nach dem, was man aus dem Westen so vernimmt, allerdings nicht primär aus sportlichen Gründen, sondern weil Teilen des Kaders nicht mehr genug Wohlfühloase war.

  4. Micha67 17. Juni 2020 um 11:20 Uhr

    LOL Gleich mal die geniale Dumm&Dümmer Grafik gespeichert… Das muß wohl das Poster sein, das der KSV als Kompensation an seine Dauerkarteninhaber verschickt.
    Gestern hatte ich ja den Spielausgang korrekt vorausgesagt. Und wenn ein Blinder wie ich das kann, läßt das nur einen Rückschluß zu:
    Dieser Verein ist bis ins Mark getränkt mit Arroganz und Selbstzufriedenheit mit dem Blick Zurück in eine kurze, erfolgreiche Vergangenheit, in der man sich heute noch wähnt.
    Und weil man so eine große Tradition hat, muß man auch nicht an sich arbeiten, sich verbessern oder gar den Blick in die Zukunft richten. Nein, man rumpelt jetzt in der 2. Liga rum aber im Geiste lebt man in den 80érn und besiegt gerade die Bayern auswärts nach Rücktstand mit 4:3 und wird Meister.
    Mit dieser DNA wird das nix mehr und ich hoffe, der moralbefreite Steuerflüchtling treibt diesen “Verein” endlich in den Konkurs.
    Kurz zu Hecking. Bin ja kein Fan von dem, aber er gesteht ja selbst ein das ein Sieg unverdient gewesen wäre und die eigene Leistung schwach war. Das Gejammere um den Elfmeter empfinde ich tatsächlich ganz normal,das machen viele andere Trainer auch. Ich würde das jetzt nicht überbewerten, paßt aber gut ins Bild des KSV.
    Als dann der “Scholznalist” auftauchte, war ich raus.
    Ach, Hecking schaut aber auch drein, wie eine “vollgepisste Handtasche” ©Grave 😉
    Das spannende am Aufstiegskrampf ist für mich, welcher der 3 Aspiranten sich am dämlichsten anstellt und nicht, wer aufsteigt.

    Wünsche Euch einen schönen Tag

  5. Nichtkunde 17. Juni 2020 um 12:54 Uhr

    Und genau dieses fehlende Auge für Zusammenhänge und das große Ganze stellt seit Jahrzehnten eines der entscheidenden Probleme des Vereins und in der Folge auch des Unternehmens dar. Nicht nur beim Personal auf dem Platz, wo regelmäßig erfolglos versucht wird, aus untereinander und/oder (sofern überhaupt vorhanden) mit dem angedachten System inkompatiblen Spielern eine effektive Einheit zu formen, sondern auch auf Funktionärsebene. Da wird dann eben mal ein von der Persönlichkeitsstruktur her gar nicht für die “erste Reihe” geeigneter ehemaliger Sportchef zum VV der frisch ausgegliederten AG gemacht und ein paar Jahre später trotz der daraus resultierenden (schmerzhaften) Erfahrungen dessen ehemaliger, zwischenzeitlich mit äußerst überschaurem Erfolg in den Niederungen der Beraterbranche tätiger, Vorstandskollege auf denselben Posten gehievt. Erneut einzig und allein auf Grundlage der diffusen Hoffung, dass einzelne Versatzstücke einer halbwegs erfolgreichen Vergangenheit den längst verblichenen Glanz zurückbringen könnten. Den Gedanken, dass keiner der damaligen Akteure für sich herausragend war, sondern der einstige Erfolg (wie so oft) aus einem Gesamtkonstrukt, welches besser war als die Summe seiner Teile, resultierte, verdrängt man beim Scheinriesen aus Stellingen offenbar bis heute erfolgreich, und verpflichtet weiterhin munter überteuerte “Namen” und Berührungsreliquien wie Boldinho, der immerhin mal Rudi Völler Kaffe kochen durfte.

    Langfristige Strategien, klar umrissene Profile – solch mondäne Dinge sind einfach unter dem Niveau des großen HSV, dessen Strahlkraft bis weit in die Welt hinaus reicht… Also zumindest Europa… oder halt Rellingen.

  6. hans 17. Juni 2020 um 13:50 Uhr

    Es gibt ein Buch auf dem Markt über Hertha BSC: “125 Jahre Hertha”. Dort ist auf Seite 348 ff ein längerer Bericht über Manager Preetz. Dort heisst es in einem Absatz ziemlich zu Beginn des Berichts “Preetz gab von 2009 bis Anfang 2017 genau 41,36 Mio Euro für neue Spieler aus und nahm durch Verkäufe 57,45 Mio Euro ein. Besonders die Transfers von Raffael (heute M’Gladbach) und Pierre Michel Lasogga brachten viel Geld in die Klubkasse” … Sensationel verhandelt, du grosser HSV .. Will heissen: Selbst Preetz war damals einigermassen überrascht, wieviel Kohle er aus Hamburg quasi ohne Widerrede für Lasogga bekam.

  7. Tim 17. Juni 2020 um 19:25 Uhr

    Ich habe schon eine Ausrede für das wohl schlechte Spiel in Heidenheim:

    “Mit 555 Metern über dem Meeresspiegel ist es das höchstgelegene Fußball-Stadion im deutschen Profi-Fußballs.”

    Die dünne Luft dort oben bekam uns nicht!

  8. Demosthenes 17. Juni 2020 um 19:44 Uhr

    Stuttgart führt grad vor, was dem KSV abgeht: Big Points machen. 4:0 zur Halbzeit gegen Dickies Sandsäcke. Scheinen wohl doch aufsteigen zu wollen.

    Ein Spiel schaue ich mir gewiss an: die Reli gegen Bremen, hihi.

    • HSVKritiker 17. Juni 2020 um 23:39 Uhr

      Reli? Ich hoffe ja, dass Heidenheim gegen Werder oder Düsseldorf den Aufstieg klar macht. Der HSV wird definitiv nicht aufsteigen. Am Ende winkt wieder der 4. Platz. Übrigens, der Scholz hat nach dem glücklichen 1:0 Sieg gegen Dresden sogar in Richtung Bielefeld gerechnet. Hier wird mal wieder die Überheblichkeit von FANS, Hofberichterstattern und Verein deutlich.

  9. H4V00 17. Juni 2020 um 20:57 Uhr

    Vielleicht schießt der “Dicki” den HSV zum Klassenerhalt am letzten Spieltag. “Nie mehr erste Liga, nie mehr deutscher Meister. Nie mehr, nie mehr.”

    Wäre zu gerecht.

  10. Saschas Alte Liebe 18. Juni 2020 um 19:59 Uhr

    Scholz sucht Sündenböcke … 1A Journaille wieder.
    Wenn da noch irgendwo Spannung ist, dann ob Werder die Relegation schafft. Das schau ich mir vielleicht sogar in der Kneipe an … vs. hsv natürlich 😉
    #papierkugel

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