Man fühlt sich gesund

Ich möchte heute einmal nicht über Fußball, Trainer, Sanierer, Propagandisten, Abstiegskampf, Transferflops oder journalistische Wahrheitsverweigerer schreiben, sondern über eine Empfindung, die mir gestern an mir selbst aufgefallen ist. Jedem, den das nicht interessiert, empfehle ich, ab hier nicht mehr weiterzulesen, den es ist in der Tat einzig und allein meine persönliche Empfindung. Niemand muss sie teilen, man muss sie nicht einmal verstehen oder nachvollziehen können, aber da dies hier mein Blog ist, bin ich nicht verpflichtet, irgendeinen Themenbereich bedienen zu müssen oder anders ausgedrückt: Ich kann machen, was ich will. Und nachdem ich jetzt seit fast 8 Jahren über Fußball im Allgemeinen und diesen Verein im Speziellen informiere, mache ich heute etwas anderes. 

Seit fast einer Woche bin ich dabei, für meine Eltern ein Haus zu verkaufen und auch, wenn man es nicht für möglich hält, es macht tatsächlich Spaß. Man trifft auf die unterschiedlichsten Menschen, tauscht Erfahrungen und Geschichten aus, es ist zwar anstrengend, aber auf der anderen Seite auch bereichernd. Diese Tätigkeit hat allerdings noch einen anderen lobenswerten Nebeneffekt – ich habe mich so gut wie überhaupt nicht mit dem Verein beschäftigt. Natürlich habe ich trotzdem noch jeden Tag einen Blog geschrieben, manchmal um 23.00 Uhr nachts, manchmal um 5.45 Uhr morgens, aber das war eigentlich weniger aus Gründen der Leidenschaft und mehr aus einem seltsamen Pflichtbewußtsein heraus. Denn obwohl mir niemand etwas für diese Arbeit bezahlt, habe ich doch der Gefühl, etwas abliefern zu müssen, weil eine bestimmte Gruppe das erwartet. Von diesem Gefühl werde ich mich mehr und mehr lösen. 

Denn ich habe etwas an mir bemerkt, was mich einerseits erstaunt, andererseits erfreut: Sich nicht mit diesem Verein zu beschäftigen, tut gut. Man fühlt sich gesund. Umgekehrt kann man behaupten bzw. kann ich für mich behaupten, dass der Umgang, die intensive Beschäftigung mit dieser Anhäufung von Lügnern, Betrügern, Selbstoptimierern, Abgreifern und Leistungsverweigerern krank macht. Ich weiß, dass ich durch meine Arbeit an diesem Blog meinen Beitrag dazu geleistet habe, dass einer nicht geringen Anzahl von Ex-Fans ein Licht aufgegangen ist und spätestens durch die Veröffentlichung meines ersten Buches bin ich zum Teil der Geschichte dieses Vereins geworden wie zuvor auch ein Daniel Jovanov ein Teil der Geschichte dieses Vereins geworden ist. Mögen auch 10 oder 20 Jahre vergehen und der KSV in der 3. oder 4. Liga vegetieren, diese Bücher werden bleiben und in ihnen kann man dann nachlesen, dass es Menschen gab, die das Elend rechtzeitig prophezeit hatten. 

Gestern bekam ich eine Sprachnachricht via Whatsapp und jemand regte sich unglaublich über das gestern erschienene Wettstein-Interview im Abendblatt auf. Ich habe es mir daraufhin durchgelesen, aber ich habe mich nicht mehr aufgeregt, weil jeder Satz des Märchenonkels so unendlich vorhersehbar und falsch ist. Es kratzte mich einfach nicht mehr und das Gefühl war gut. Denn das gleiche Interview hat Fabel-Frankie auch in den Jahren 2015, 2016, 2017, 2018 und 2019 gegeben und wie hat sich der Verein in all den Jahren entwickelt? Muss ich das noch schreiben? Nö, es kratzt mich nicht mehr. Ich weiß, dass viele von euch über dieses Stadium, in dem ich mich nun endlich befinde, hinaus sind und einige sind auf dem direkten Weg dorthin. Lasst euch gesagt sein: Es ist ein geiles Gefühl, denn dieser Verein ist ein Energiefresser. Er macht unglücklich und er macht krank. Sollen all die Schwachmaten aus Spamfiltern, bei Facebook oder Twitter, all die Ochsen, die sich jeden Tag bis zu 10 Accounts basteln, um einen Hass-Kommentar loszuwerden, bevor sie gesperrt oder blockiert werden, an diesem Verein noch kranker werden als sie es ohnehin schon sind. Wenn das überhaupt möglich ist….

Fußball sollte Freude bereiten, einen von den Alltagssorgen ablenken. Der Verein sollte ein Hobby und keine Belastung sein. Man sollte sich auf das nächste Wochenende freuen und es nicht fürchten. Fußball sollte einfach Spaß machen, aber dieser Fußball mit einer WM in Katar, Manchester City, Football Leaks, korrupten Beratern, bestechlichen Vorständen, überbezahlten Kindern in Bentleys und diesem KSV macht schon lange keinen Spaß mehr. 

Von | 2020-08-05T07:56:57+02:00 5. August 2020|Allgemein|21 Kommentare

21 Comments

  1. holly 5. August 2020 um 08:28 Uhr

    zu deinem letzten absatz muss ich dir uneingeschränkt recht geben.
    dazu kommen noch die zwischenzeitlichen absonderungen eines herrn fatzke, oder des herrn rummelfliege, wo man als mensch mit gesunden menschenverstand nur den kopf schütteln kann.
    dabei liebe ich diesen sport, ich sehe ihn gerne, stehe mit freude am sportplatz und guck unserem a-klasse-ligisten zu. meistens, wenn ich nicht beim bier mit meinen jungs plaudere. reg mich auf, freu mich, leide mit. dann geh ich zur pause ins sportheim, guck was bei der sky-übertragung passiert……….und es interessiert mich immer weniger

  2. Revi 22 5. August 2020 um 08:45 Uhr

    Und sie werden’s nie begreifen:
    Noch einmal zur hier oft besprochenen Volksverdummung: Gestern Abend auf einem Grillabend zufällig mit ein paar Werder-Fans zusammen gesessen und zu hören bekommen dass jetzt ja alles wieder aufwärts ginge beim KSV. Auf meine Nachfrage wieso denn das hieß es: Ja,mit Thioune würde jetzt doch alles anders und besser werden,das läse man doch überall…

    Aufgegessen, aufgestanden und Platz gewechselt,mir sämtliche Diskussionen dazu einfach erspart.
    OHNE WORTE!!

    • Gravesen 5. August 2020 um 08:52 Uhr

      Solche Geschichten höre ich auch, seit Jahren. Es liegt daran, dass sich ein Großteil der erweiterten Fan-Gemeinschaft mit Dingen wie finanzielle Situation, Personalwechsel, Transfer-Katastrophen, Aufsichtsrat, Vorstand etc. überhaupt nicht beschäftigt, nicht beschäftigen will und im schlimmsten Fall es einfach nicht begreift. Die wissen nicht, wie das Beratergeschäft läuft, die wissen nicht, wie abhängig der KSV von Kühne ist. Sie haben von 50+1 genauso wenig gehört wie von 24.9%. Sie wollen Fußball gucken, Bier saufen, mit ihren Kumpels labern und gut ist. Und wenn dann in der BILD steht, dass Thioune in Osnabrück nicht geflogen ist, glauben sie, dass alles gut wird. So einfach ist das.

    • Matthias 5. August 2020 um 10:10 Uhr

      Moin, ich bin auch Werder Fan. Entweder waren Deine Tischnachbarn äußerst liberal, freundlich oder sie haben sich einen Scherz erlaubt. Vielleicht zur Einordnung wie die Werderfamilie den HSV sieht.
      1. HSV in der kommenden Saison irgendwo zwischen 5 und 12 in der Tabelle
      2. schade, die Nordderbys fehlen (waren in der Vergangenheit immer eingeplante 4 – 6 Punkte)
      3. wie kriegt der HSV es hin, immer wieder einen Etat zu stemmen, der zu den größten der 2ten Liga zählt, bei dem Schuldenberg? Werder macht jetzt das erste mal, wegen Covid19, Schulden, laut Filbry in Höhe von ca. 40 mio.und das ist für Werder schon existenziell.
      4. HSV oder Holstein Kiel? Eindeutig pro Kiel.
      5. Black Kloppo? Erstmal abwarten. Bisher noch nichts geleistet, von den Medien wieder zum Messias gemacht (…hat in Osnabrück mit 2 Trillionen Systemen gespielt) und ist, wie hier in einem der letzten Blogs beschrieben, schon voll in der Medienstadt Hamburg angekommen (siehe Interviews)
      6. Mitleid? Nein, weil der HSV alles in den letzten 10 Jahren selbst verbockt hat.

      Das ist, ohne Häme, der Werder Blick auf den HSV.

      Ein Leben lang grün weiß ?

      Matthias

  3. Matthias 5. August 2020 um 08:54 Uhr

    Moin Grave, in der Tat ein etwas anderer, persönlicher Blog. Aber ich möchte eines dazu anmerken. Deine Blogs sind in der Regel sehr gut und Du hast einen anderen Blick auf den HSV als andere Blogs oder Printmedien. Dieses fast täglich zu schreiben und die Qualität, die Du ablieferst, zeugt aber auch von Leidenschaft. Alles bejubeln kann jeder, aber über Missstände aufzuklären trauen sich nur die Wenigsten. Ich würde es schade finden, wenn Du Blogs nur aus Pflichtgefühl schreibst, oder um die Erwartungen anderer zu befriedigen. Und ich glaube ich spreche nicht nur für mich sondern auch für andere Leser. Ich erwarte keinen täglichen Blog, aber ich freue mich wenn einer erscheint und bin dankbar für Deine Arbeit. Also mach Dir keinen Druck, halt die nächsten Tage Deinen Bauch in die Sonne und schreibe, wenn Dir danach ist. Nur ein gut gemeinter Vorschlag.

  4. Kevin allein in Hamburg 5. August 2020 um 10:09 Uhr

    KSV ?
    Nie gehört. ???????

  5. Maddin 5. August 2020 um 10:35 Uhr

    Wie der HSV gerade überlebt ? Dieser Satz von Wettstein ist die Antwort…….”Wenn wir in die Lage kommen, dass unser Eigenkapital pandemiebedingt aufgezehrt wird, dann müssen wir uns schon nach Alternativlösungen umschauen.
    Übersetzt ins Hochdeutsche: Wenn uns die Bodensee Bank keinen Kredit mehr gibt weil die Kredite den Wert der HSV-AG erreichen kann nur noch Kühne helfen.?

  6. VSabi 5. August 2020 um 12:19 Uhr

    Gravesen ich möchte auf Deinen ersten Beitrag eingehen, genau auf den Punkt getroffen. In meinem Freundenkreis/Bekannten die gleiche Unkenntnis in der Führung, null Interesse an der finanziellen Situation oder der Existenz des Aufsichtsrats, alles Böhmische Dörfer! Sie sind auch keine Fans, haben aber gelesen, gehört, im TV gesehen und wollen mitreden. Sellbst bei intelligenten Leuten läuft man gegen eine Wand.
    Meine Einstellung zum Fussball und dem ganzen Umfeld erreicht bald die Nullgrenze, was für den HSV Fussballspiele schon zutrifft.
    Von Interesse sind nur Dein Blog und deren Kommentare. Solltest Du mittelfristig den Blog aufgeben, ist der HSV für mich ein Fremdwort.
    Ich bin fest überzeugt, dass es mit Beginn der Saison jede Menge Hiobsbotschaften geben wird, die von den ” zuständigen ” bagatelisiert werden oder den kritiklosen Hüpfern als unrichtig verkauft werden. Sowohl Scholz als auch die Hamburger Schmierpresse werden weitermachen wie bisher.
    Haben wir noch etwas Geduld, der HSV erledigt sich von selbst!

  7. Mosche 5. August 2020 um 16:13 Uhr

    Ich freue mich auch über jeden Blog und zwar ohne Erwartungshaltung an Inhalt und Frequenz.
    Magst Du einmal deinen Eindruck schildern, wieso sich Daniel Jovanov plötzlich so äußert ? (zum Wettstein Interview wieder sehr diplomatisch – nett ausgedrückt)

  8. Ex-HSVer im Herzen 5. August 2020 um 16:33 Uhr

    So muss es sein! Es gibt im Leben so viele wichtige Dinge. Und so viele Tragödien, die wirklich traurig sind. Wenn man einigermaßen klar in der Birne ist und erwachsen, dann ist Fußball nur noch ein Nebengeräusch und auch wenn man früher einmal wie ich ein sehr emotionaler Fan war, kann der HSV nur noch Scheiß egal sein und für Kopfschütteln sorgen.

    Die meisten „Fans“, egal ob vom HSV, Werder oder sonstwem kennen nur ihre kleine Fussi-Blase und es geht um ich, ich, ich. Genauso wie diese ganzen Coronaleugner und Verschwörungs-Heulsusen.,Das sieht man ja jetzt wieder an der Diskussion ob Gäste Fans zugelassen werden sollen oder nicht. Statt kannst du erkennen, dass die DFL alles tut, damit überhaupt wieder Leute ins Stadion kommen, geht es diesen schwachmaten wieder nur um sich. Damit sie saufen und pöbeln dürfen.

    80% der Menschen sind leider Loser und dumm.

  9. Goldfather 5. August 2020 um 17:01 Uhr

    Auch Klaus-Michael kümmert sich gerade um Immobilien und nicht um den HSV. Zudem scheint er langfristig zu denken, da er sich bereits 5% am neuen Elbtower gesichert hat, obwohl dieser vielleicht erst in zehn Jahren steht. Schmiert der HSV weiter ab und landet überschuldet im Amateurbereich, würden wahrscheinlich noch ein paar Anteile mehr an die Kühne-Gruppe gehen.
    .
    Im Gegensatz zu den meisten Fans scheint Klaus-Michael in der Lage zu sein sich emotional von seinem Objekt der Begierde zu emanzipieren, um letztendlich den größtmöglichsten Zugriff darauf zu bekommen. Gute Preise erzielt man nur bei angeschlagenen Firmen deren Namen man nur im Keller ohne Licht ausspricht. Und der HSV ist gerade auf dem Weg in den Keller. Wirecard, Nokia, Kodak, Opel, HSV….
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    Für Leute mit den notwendigen finanziellen Mitteln ist die Covid-19-Situation ideal, um Beteiligungen extrem günstig zu erwerben. Man nennt dies antizyklisches Kaufverhalten und an der Börse gab es immer mal wieder den einen oder anderen schlimmen Finger der Kurse sogar manipuliert hat, um Unternehmen preiswert zu erwerben. Wer weiß vielleicht ist Klaus-Michael nicht nur im Immobiliensektor ein Antizykliker?
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    Wäre es so, dann wäre Platz vier in der kommenden Saison nicht in seinem Sinne, sondern eher ein Abrutschen in die untere Tabellenhälfte der zweiten Liga. Aber bitteschön ohne Zuschauer, was für das Wettsteinsche-Konstrukt nicht gerade förderlich wäre.
    .
    Zum Thema Wettstein empfehle ich übrigens den Fall Wirecard, da sich anhand dieses Falls das permanente Komplettversagen sämtlicher Kontrollinstanzen wunderbar nachvollziehen lässt und sehr schön aufgezeigt wird wie ein riesiger Elefant, der mitten im Raum steht, jahrelang ignoriert wurde.

  10. Launi 5. August 2020 um 17:34 Uhr

    Ich kann das voll und ganz nachvollziehen. Eigentlich lese ich auch nur noch ein paar Sachen über den HSV, schüttel mit dem Kopf und stelle fest – es juckt mich nicht. Deinen Blog lese ich gerne, weil er so authentisch ist. Man sieht, das bist du und nicht irgendein Sprachrohr. Sicherlich kann man an der Art und Weise, wie du schreibst, auch das ein oder andere negative finden, aber du willst ja auch keinen Pulitzer Preis sondern eben echt sein. Wer hier liest, akzeptiert das (oder eben nicht).
    Wenn dieser Blog irgendwann stirbt, weil es nichts mehr zu berichten gibt, dann ist das so und ich fände das schade, aber verstehen kann ich es allemal. Vor allem, da es sicherlich viel Kraft kostet gegen den Strom zu schwimmen.

  11. Demosthenes 6. August 2020 um 10:20 Uhr

    AL233?

    • Gravesen 6. August 2020 um 11:58 Uhr

      AL-was?

      • Demosthenes 6. August 2020 um 13:49 Uhr

        Ah, sorry, ich war nur neugierig wegen der Immobilie, die Du verkaufst, aber das geht mich auch nichts an.
        Du schriebst von den Menschen und Geschichten, die Du dabei kennenlernst und da kann ich auch ein Liedchen von singen. Das kann Spaß machen, aber man erlebt auch allerhand Unvorstellbares.

  12. ChristianHH 6. August 2020 um 13:53 Uhr

    Es gibt diesen Sinnspruch: “Schaust du in den Abgrund, schaut der Abgrund auch in dich.”
    Da ist meiner Erfahrung nach viel wahres dran. Daher ist es sicher gut, sich auch mit anderen Menschen und Dingen zu beschäftigen. Dir vor allem viel Spaß dabei, Balance ist wichtig.

  13. Gravesen 6. August 2020 um 14:06 Uhr

    Ach so. Ne, AL 223 habe ich vor 2 Jahren verkauft.

  14. Saschas Alte Liebe 10. August 2020 um 16:35 Uhr

    Ja! Stimmt alles.
    Mehr muss dazu nicht unbedingt gesagt werden.

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