Die zunehmende Geschwindigkeit der Zeit

Eine Minute hat 60 Sekunden und eine Stunde 60 Minuten. Ein Tag besteht aus 24 Stunden und eine Woche aus 7 Tage. Das steht fest. Was,zumindest für mich, ebenso feststeht: Die Zeit läuft schneller. Natürlich ist dies eine höchst subjektive Wahrnehmung, denn, wie gesagt, eine Minute besteht immer noch aus 60 Sekunden. Das ist seit Erfindung der Zeitmessung so und das hier soll sich auch nicht so anhören wie “Opa erzählt vom Krieg”, aber ich kennen wirklich niemanden, der es anders empfindet. Als ich zur Schule ging und es war Montag morgen, da war des nächste Wochenende unendlich weit entfernt, während die 6 Wochen Sommerferien wie im Flug vergingen. Heute stehe ich Montag morgen zwischen halb 6 und 6 auf (ich tue das tatsächlich), schreibe etwas und plötzlich ist Donnerstag Nachmittag. Keine Ahnung, wo die Zeit geblieben ist, aber sie ist weg. Ich habe mir mal Gedanken darüber gemacht, wie diese Empfindung wohl zustande kommen mag und bei diesen Überlegungen bin ich auf weitere bemerkenswerte Entwicklungen gestoßen. 

Erinnert euch bitte an früher. Wenn in den 70er, 80er oder 90er Jahren beispielsweise ein Politiker irgendeinen Stunt gedreht hatte, musste er früher oder später zurücktreten. Heute tritt kein Schwein mehr zurück, es sein denn, er steht unmittelbar vor dem Einzug ins Cafe Viereck. Früher haben sich die Menschen, zumindest ist das mein Empfinden,auch mehr Mühe beim Bescheißen gegeben. Früher wurde ein Betrug erst lange vorbereitet, dann verschleiert, getarnt und wenn man ertappt wurde, musste man die Konsequenzen ziehen. Heute tarnt niemand mehr, sei es in der Politik, im Geschäftsleben, in den Familien oder auch beim Fußball. Heute wird offen beschissen und wenn man erwischt wird, folgen keine Konsequenzen. Warum ist das so? Warum sind die Menschen heute deutlich weniger kreativ, dafür aber umso abgewichster? Ich glaube, dass die Medien und besonders die sozialen Medien hierbei einen großen Einfluss auf diese Art von Verhaltensweise haben, denn heutzutage wird man mit Informationen überflutet, überlastet, alleingelassen und überfordert. 

Wenn heute jemand einen richtigen Bock schießt, dann entschuldigt er sich nicht. Er tritt weder zurück noch übernimmt er irgendeine Verantwortung. Heute sitzt man den handelsüblichen 48-stündigen Shitstorm aus, hält sich die Ohren zu und macht einfach weiter. Denn man kann sich sicher sein – in spätestens drei Tagen interessiert sich keine Sau mehr für den unerhörten Skandal von vorgestern. Bestes Beispiel in den letzten Jahren war der Soziopath Donald Trump. Normalerweise hätte der Mann keine 30 Tage US-Präsident sein dürfen,  aber er produzierte halt so viele Schwachsinningkeiten in Serie, dass man mit dem Aufregen nicht hinterherkam. So war die Peinlichkeit von vor zwei Tagen bereits von gefühlten 15 Peinlichkeiten in den letzten 24 Stunden eingeholt worden. Diese Komplettüberflutungen mit Nachrichten, Skandalen, Sensationen oder auch nur einfachen Meldungen machen sich viele krumme Gestalten zunutze, so natürlich auch beim HSV. Normalerweise hätten Wettstein, Boldt und Mutzel die letzten beiden Jahre nicht überleben können und normalerweise dürfte auch Präsident Pinselreiniger nach seiner ersten “erfolgreichen” Amtszeit nicht erneut kandidieren dürfen, aber mitnichten. 

Wettstein, Boldt und Mutzel sitzen immer noch da rum, kneten und cremen sich abwechselnd die Eier und der Pinselreiniger ist sogar einziger vom Beirat zugelassener Kandidat. Das kann eigentlich in keiner logisch denkenden Welt sein, aber so ist es. Warum? Weil sich heute schon kaum noch einer darüber echauffiert, was der Beirat vor wenigen Tagen abgezogen hat. Diese Frechheit wurde schon wieder von diversen anderen Meldungen verwässert und abgelöst. Und weil eben niemand mehr mit nachhaltigen Konsequenzen zu rechnen hat, macht halt jeder, was er will. So gesehen frisst die Zeit nicht nur die Ernsthaftigkeit, sondern auch die Folgen, denn mit denen muss kaum noch jemand rechnen. Was ich damit sagen will? Nun, wenn jemand hofft, dass Minusleistungen, Transferversagen in Serie, Selbstoptimierung, offenes Abzocken und professionelle Fan-Verarschung am Ende eventuell eine Konsequenz haben, sollte er nicht enttäuscht sein, wenn wie immer überhaupt nichts passiert. 

Zum Schluss…

…das Letzte!

Dieser Supporters Club und seine neue “oberkritische” und fortschrittliche Führung unter dem ambitionierten Voll-Blender Freese ist schon ein geiler Haufen. Da wollten sie doch tatsächlich mit dem “Team Bester” einen Gegenentwurf zu Präsident Pinselreiniger und seinen Kühne-Jüngern ins Rennen schicken. Tja, vom Beirat abgeschossen. Und was macht der SC? Was macht diese revolutionäre Horde mit der großen Sozialschnauze “Nordtribüne”, die sich zu wirklich jedem aktuellen Thema meinen zu Wort melden zu müssen? Was machen die Castaways? Nichts! Sie schweigen oder sondern dünnen kleine Statements ab, wie “jetzt sind wir aber alle ganz schön traurig”. Wo bleibt der Aufschrei, wo bleibt die gleiche Empörung, die man jederzeit gegen Staat, DFL, DFB und Aldi artikulieren kann? Oder hat man sich vielleicht im Hinterzimmerchen schon arrangiert, Herr Freese?

In diesem Sinne…

In diesem Sinne….

In diesem Sinne….

Von | 2021-07-08T08:04:46+02:00 8. Juli 2021|Allgemein|6 Kommentare

6 Comments

  1. Nichtkunde 8. Juli 2021 um 08:14 Uhr

    Auf den Punkt! 👍

  2. Nobby Stiles 8. Juli 2021 um 08:36 Uhr

    Na, ist doch logisch… die Subporters planen das ganz große Ding…das braucht etwas Zeit

  3. jusufi 8. Juli 2021 um 13:03 Uhr

    Darüber habe ich letztens auch mit einem Freund gesprochen, dass es vor 30 Jahren unvorstellbar gewesen ist, dass Minister wie (nicht vollständige Aufzählung) Scheuer, , Karliczek, Spahn oder auch Olaf “Scholle” Scholz nach derartig vielen und auch gravierenden Skandalen noch im Amt wären. Es gab mal Minister, die hätten von sich aus aus Anstand ihren Rücktritt erklärt oder sie hätten dem öffentlichen Druck nicht hätten standhalten können. Dieser Druck wird aber nicht mehr ausgeübt, weil die Berichterstattung über Skandale nicht nachhaltig genug ist und durch andere Themen verwässert wird.

    Den Spieler Kaufmann kenne ich nicht. Daher bewerte ich ihn nicht. Den Transfer als solchen darf man aber hinterfragen: Warum holt der HSV einen vierten Mittelstürmer? Das macht ja nur Sinn, wenn der Leiter des Strafbataillons mit zwei Mittelstürmern agieren möchte.

  4. Maddin 8. Juli 2021 um 14:44 Uhr

    Der letzte Satz trifft es wohl auf den Punkt.👍

  5. Welle05 8. Juli 2021 um 17:53 Uhr

    Sehr starker Kommentar

  6. Ostseesamurai 9. Juli 2021 um 12:38 Uhr

    @EHiH:

    super Kommentar, voll auf den Punkt gebracht. *Daumenhoch*

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