Möglicherweise bin ich ja verflucht, denn ich habe nicht die Gabe, die viele andere haben, die sich den Luxus der Vergangenheitoptimierung gönnen. Was ich damit meine? Nun, es gibt (offenbar oder erwiesen) eine Funktion im menschlichen Gehirn bzw. im menschlichen Verstand, der es dem Menschen ermöglicht, viele (vielleicht sogar die meisten) schlechte Erfahrungen und Erinnerungen aus der Vergangenheit nahezu ersatzlos zu streichen. Diese Funktion soll scheinbar dafür sorgen, dass der Verstand nicht damit belastet wird, zuviele miese Nummern des bisherigen Lebens abzuspeichern und sich damit zu belasten. Die Folge daraus – die Menschen vergessen bzw. verdrängen Geschichten aus der Vergangenheit, über die sie sich damals, als diese passierten, maßlos aufgeregt oder geärgert haben. Ein „schönes“ Beispiel, welches ich gern heranziehe, ist die Bundeswehrzeit. Ich selbst habe als W 15er gedient und hatte einen wirklich lauen Job in der Pressestelle der Bundeswehr in der Sophienterasse in Hamburg. Und obwohl ich dort im Grunde nichts auszustehen hatte (Heimschläfer wie Boldt, mehr Sold durch die Auszahlung des Frühstück- und Abendbrot-Geldes etc.) weiß ich noch genau, wie mich diese 15 Monaten angeödet und mich einfach nur Zeit gekostet haben. Wenn ich mit anderen spreche, so können die aus ihrer Bundeswehrzeit nur die lustigen Geschichten wiedergeben, die Saufgelage mit den Kameraden oder die Pannen während einer Übung. Sie haben offenbar die Gabe, die Katastrophen und Drangsalierungen von Vorgesetzten auszublenden und zu vergessen. Leider kann ich das nicht.

Ich kann und will das eben auch nicht in Bezug auf den KSV und somit kommen wir zum eigentlichen Thema dieses Blogs. Während es anderen offenbar gegeben ist, jeden Juli die Festplatte neu zu starten und sich selbst zu reseten, weiß ich noch zu genau um die Desaster der Vergangenheit und so sehr man sich selbst eventuell damit belastet, so finde ich es dennoch wichtig, diese Dinge nicht zu vergessen. Ich weiß beispielsweise noch ganz genau um die zahllosen Stunts des vom Boulevard erfundenen „Dukaten-Didi“, dessen Ernennung eine der zahlreichen Sargnägel für diesen Verein darstellte. Viele meinen heute, nur 8 Jahre danach, dass Didi eigentlich doch gar nicht so verkehrt war und als Sportchef war er die Rakete schlechthin. Nein, war er nicht und wird er auch nicht werden, so sehr man die Vergangenheit auch zu verschönen versucht. Der Mann war eine Katastrophe, genau wie der Aufsichtsrat mit Gestalten wie Ertel, Erhardt, Floberg. 

Ich habe auch nicht vergessen, wie der Einstieg des „Gönners“ dazu beigetragen hat, diesen Verein zu dem zu machen, was er heute ist. Im Zusammenspiel mit seinen Marionetten Gernandt und Co. hat er, „beraten“ von Semi-Verbrechern wie Calmund und Struth, diesem Verein Transfers, angefangen bei van der Vaart bis zu Hahn etc., aufgezwungen, weil seine Buddies davon profitierten und weil seine Frau den einen oder anderen Fehleinkauf irgendwie lustig fand. Die Transfers finanzierte der Kernbeißer dann erstmal, ließ sich dann aber, als der KSV nicht zahlen konnte, für den Gegenwert AG-Anteile überschreiben, die durch das Volksparkstadion abgesichert sind. Die Monstergehälter dieser Söldner bezahlte dann aber nicht der „Gönner“, sondern der Verein, einer der Hauptgründe dafür, dass er heute finanziell derart in der Scheiße steckt. 

Ich habe ebenfalls Spieler wie Lasogga, Holtby und viele andere nicht vergessen, die bei einem potenziellen Abstiegskandidaten mehr als € 4 Mio. pro Jahr bekamen, Spieler wie Wood und Papadopoulos noch (deutlich) mehr. Über all diese Deals und Verträge hüllte die Hamburger Presse eine Art Mantel des Schweigens, erst Jahre später kamen dann die Details ans Licht, gewußt hatten sie es natürlich die ganze Zeit über. Ich habe noch bestens die Geschichten des Beirats im Hinterkopf, Stichwort: Wahl von Präsident Pinselreiniger. Ich vergesse weder Rom noch alles andere rund um Heimschläfer Boldt. Ich kann mich an nahezu jedes Gespräch und jede interne Sitzung rund um HSVPlus erinnern, an Gespräche mit Initiatoren, Strippenziehern und Anwälten. An Treffen im Vorstandsbereich des Vereins, an informelle Treffen mit Jörn Wolf und Linkmichel Marketing-Hilki. Nichts davon habe ich vergessen oder verdrängt und manchmal beneide ich die, die all diese Gespräche und Details nicht wissen müssen oder die irgendwo im Hochsauerland in einer versifften Bude sitzen und die Fresse aufreißen können, ohne all diese Geschichte hautnah miterlebt zu haben. 

Denen ist nämlich die Gabe in die Wiege gelegt worden, maximal von Spieltag zu Spieltag bzw. von 12 bis Mittag zu denken. Sie vergessen 5 sieglose Spiele  und 10 Siege aus 27 Spielen genauso schnell, wie sie ihre Flasche Mariacron leeren, ich leider nicht. Von mir aus können sie ja gern, wenn es ihnen damit besser geht, aber dann sollen sie auch verdammt nochmal das Maul halten, wenn es um etwas anderes geht als um die Beflockung ihres XXL-Trikots oder ob man lieber „Scheiß-St. Pauli“ oder „Scheiß Werder Bremen“ orkt. Aber das tun sie natürlich nicht, sie meinen sich an jedem Thema beteiligen zu müssen. Dabei erhalten sie ihre Informationen über „ihren“ Verein aus der Mopo oder von Münchhausen Scholz, der miesesten Hofschranze, seit Dieter Matz zum Uwe Seeler-Betreuer mutiert ist. Und ernsthaft, diese Mentalamöben wollen mir etwas über diesen Verein erzählen? Zum totlachen 😀 😀 😀 Sie sitzen hinter ihren Rechnern oder an ihren Smartphones und geben sich irgendwelchen idiotischen Namen oder noch schlimmer, die kopieren einfach einen anderen Nick. Sie leisten sich den Luxus nicht zu wissen, was ich weiß, aber anstatt den Kopf zuzumachen, wenn sich Erwachsene unterhalten, keifen sie dümmlich dazwischen, weil sie auch etwas Aufmerksamkeit brauchen und sie von ihren Pflegern nicht bekommen. 

Beispiel gefällig? 

 2 Minuten zuvor
 
Ich gehe jede Wette ein, den gleichen Scheißdreck hat „Horstbertl“ (im Gegenstz diesem Opfer habe ich Horst Bertl persönlich kennengelernt) bereits 1997 gedacht, 2011 sowie 2014 und 2018 geschrieben und er wird den gleichen Scheißdreck auch 2025 wieder schreiben. Weil er in der Lage ist, zu vergessen. Weil er nichts von all dem weiß, was dort tatsächlich abläuft. Weil er als Quelle für seinen KSV-Optimismus die Klickbait-Mopo und Hofschranze Münchhausen hat. Und es geht ihm gut dabei, jedenfalls bis zum nächsten verpasst Aufstieg, denn dann wundert er sich wieder. Aber nur ganz kurz. Ich kann mich erinnern, dass ich einmal auf der Tribüne im Volksparkstadion versucht habe, ein ernsthaftes Gespräch über Hintergründe in diesem Verein zu führen. Der Gesprächsversuch endete nach ca. 3 Minuten, weil mir klar war, dass es zu nichts führt. Der Mann hatte keine Ahnung, er wusste nicht einmal die Namen der handelnden Personen. Aber er wollte mir erzählen, wie der Hase bei diesem Verein läuft, dass man auf einem guten Weg sei, endlich die richtigen Spieler und die richtigen Führungskräfte hätte und dass Kühne demnächst eine dreistellige Millionensumme schenken würde. Das war 2017 und ich bin zu 100% sicher, dass der Vogel dieses Gespräch am nächsten Tag vergessen hatte. Ich nicht.