Warum eben nicht alles gut ist…

Sieg in Regensburg trotz grottenschlechter Leistung, Tabellenplatz 5, nur noch drei Zählen hinter dem Relegationsplatz und die Gegner um die begehrten drei Plätze scheinen allesamt zu dämlich zum Aufsteigen zu sein. Eigentlich müsste im Volkspark und bei den Anhängern der Himmel voller Geigen hängen. Nimmt man jedoch die geäußerte Stimmungslage in Blogs, Foren und sozialen Medien, so scheinen die hoffnungsvollen Jubelperser mittlerweile in der Minderheit zu sein und das hat mindestens drei Gründen. 

Grund Nr. 1 – Tim Walter

Egal ob gegen einen Champions League-Anwärter aus der Bundesliga oder gegen einen sicheren Absteiger aus der eigenen Division, Walter lässt immer den gleichen Stiefel spielen. Klein-kleines Sparkassen-Tiki Taka mit einem höchsten Maß an Ausrechenbarkeit und mit der Tendenz, die eigenen Anhänger in den Alkoholismus zu treiben. Manchmal klappt es und man schießt ein frühes Tor, dann spielt dem KSV der Spielverlauf in die Karten. Manchmal klappt es nicht und man gerät in Rückstand, dann bedarf es eines Kraftaktes sondergleichen, um das Ruder herumzureißen. Manchmal, und zwar immer öfter, geht eigentlich große Teiles des Spiels überhaupt nichts und hätte dem Verein in dieser Saison nicht schon mehrfach der ominöse Fußballgott zur Seite gestanden, das Thema Aufstieg hätte sich nie gestellt. Was aber aber auf gar keinen Fall passiert: Der KSV ändert angesichts der Spielsituation sein Schema. im Volkspark heißt es nicht “Thiago oder nichts”, im Volkspark heißt es “Walter-Ball oder nichts”. Selten in der Geschichte des Vereins hat ein Übungsleiter dermaßen stur an dem einzigen System festgehalten, welches er kennt und genau da beginnt das Problem bzw. endet die Leidenszeit des Tim W. Vom Inhaber seiner Trainer-Lizenz sollte man mehr erwarten können als Plan A, aber den gibt es nicht. Hält man also an Walter fest, ist das System im der nächsten Saison nicht am 16., sondern vor dem ersten Spieltag entschlüsselt. 

Grund Nr. 2 – die Medien

27 Spieltage lang haben sie um die Wette gejubelt, jetzt wird hinterhältig geschossen. Ich hatte es einem der letzten Blogs bereits geschrieben: Wenn erst diese Phase der Berichterstattung erreicht ist, gibt es kein Zurück mehr. Haben sich die Hofberichterstatter erstmal auf Trainer und/oder Sportchef/Vorstand eingeschossen, lassen sie nicht mehr los. Denn wie stünden sie auch da, hätten sie einigermaßen offensiv berichtet, wie es um den Zustand des Vereins wirklich bestellt ist und machten dann die erneute Kehrtwende? Ne, Freund der nordmazedonische Schuhplattler, die lassen nicht mehr los. Sie haben als Nr. 1 Tim Walter, aber bereits als Nr. 2 Judas Boldt als die Wurzeln des Übels ausgemacht und die müssen nun dran glauben. Diejenigen im Verein (Jansen, Aufsichtsrat), die immer noch an den Verursachern hängen bleiben, geraten mit in den Strudel des Todes und wer will das schon, zumal dann auch die Moderations-Buchungen rückläufig wäre, Versager sind nicht eben gern gesehene Keynote-Speaker.

Grund Nr. 3 – der Vertrauensverlust

Sie sind einfach zu lange und zu oft enttäuscht worden, sie springen nicht einfach wieder auf den nächsten Zeug auf, nur weil man zweimal gewonnen hat. Die Rede ist von den Fans und Anhängern mit einem IQ oberhalb von 12. Sie hat man so oft verarscht, inzwischen dominiert das Mißtrauen gegenüber den Amtsinhabern. Dies und die mediale Jagd in Verbindung bedeutet für den Verein, dass er eigentlich aus der Nummer nicht mehr rauskommt. Wenn nach zwei Siegen eine Niederlage folgt, ist auf der Stelle das alte Mißtrauen wieder da, große Teile des Kredits, von dem dieser Verein so viele Jahre leben und existieren konnte, obwohl er nichts als Scheiße abgeliefert hat, sind schlicht und ergreifend aufgebraucht. Mir fehlt die Phantasie, wie man das mittel- und langfristig wieder hinkriegen könnte, wahrscheinlich muss man einfach einen kompletten Personaltausch vornehmen, denn die aktuellen Würdenträger sind ebenso verbrannt wie ihre zahllosen Vorgänger. 

Man sieht, es ist eben nicht alles gut, das über viele Jahre zerschlagene Porzellan lässt sich so einfach über Nacht flicken. Keine wirklich schöne Situation für die Heinis in St. Ellingen, aber ich muss zugeben, dass sich mein Mitleid in Grenzen hält. 

Ende

Von | 2022-04-24T09:42:19+02:00 24. April 2022|Allgemein|10 Kommentare

10 Comments

  1. Leonadomitcabrio 24. April 2022 um 08:58 Uhr

    Moin Moin aus HH nach Down Under

    Da der bekloppte Walter doof wie ein Sack Schrauben ist, wird er mantraartig an seinem System festhalten.

    Die Kernfrage ist, Quo Vadis HSV ? Was nun, die Götter sind besoffen, die Konkurrenten straucheln.. Ich hab da Lieberknechts Worte in den Ohren.

    Das Waltersystem, sofern man es ein System nennen kann, ist durchschaut, die Gegner sind darauf eingestellt. Freiburg und dann Regensburg haben aufgezeigt, wie man es zerlegt. Regensburg hatte nur das Pech, dass die Kugel nichts ins Tor ging, sonst wäre der HSV abgeschossen worden in Regensburg, jetzt haben sie noch das Glück der dummen gehabt.

    Will ich die Chance auf einen Aufstieg nutzen, ist jetzt die letzte Chance, alle Hebel diesbezüglich in Bewegung zu setzen. Das der Verein nichts in der 1. Liga nichts zu suchen hat, ist uns klar. Ich kann aber nicht ignorieren, dass die Chance immer noch besteht und die vor ihnen platzierten nehmen sich alle noch gegenseitig die Punkte ab..

    Lügen Boldt ist nicht vorbereitet. Vor lauter Arroganz hat auch er keinen Plan B, ebenso wenig die Walter ein Plan B hat. Es wäre jetzt an der Zeit, den Gegner mit anderer Taktik oder neuem Trainer zu bespielen, die Konkurrenz schocken…

    Man opfert alles dem System Walter unter, bis zum bitteren Untergang, daran krankt dieser Verein…

    Es hilft eigentlich nur die Mauer, gegen die man mit Vollgas fahren sollte..

  2. Gravesen 24. April 2022 um 09:19 Uhr

    Maik Lange
    Ich traue meinen Augen nicht. 31 Spieltage und Scholle fängt an, Tacheles zu reden. Besser spät als nie.

    Nein!! Eben nicht! Es ist seit gefühlten 400 Jahren immer das gleiche Verhalten. Während 95% der Saison wird gefeiert, gejubelt, supportet, werden Legenden und Märchen als Augenpulver unters Volk gestreut und es wird gelogen, dass sich die Balken biegen. Und dann, wenn der Verfall absolut nicht mehr zu übersehen ist, schreiben Arschlöcher wie Münchhausen eine vorsichtige Global-Kritik, natürlich nur soweit, dass sie niemandem wirklich wehtun. Oder eben jemanden sturmreif schießen, der ohnehin schon so gut wie weg ist. Und dann kommen Opfer wie Maik Lange und freuen sich über die Verarschung. “Besser spät als nie” ist eben genau das Problem, was diesen Verein hemmt. Sowohl, was das Verhalten der Klubverantwortlichen betrifft wie auch das Verhalten der Hofberichterstatter.

    • Fernsehsportler 24. April 2022 um 12:31 Uhr

      wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing.
      Er ist auf der Seite der HSV Verantwortlichen. Macht für Ihre Zwecke PR, getarnt als Journalismus.

  3. Ex-HSVer im Herzen 24. April 2022 um 15:19 Uhr

    Du hast soo recht: „…die anderen zu blöd sind“… man muss sich nur Nürnberg anschauen. Katastrophe

  4. Stiflersmom 24. April 2022 um 16:02 Uhr

    Ich bin ja froh, dass ich die Spiele nicht mehr sehe und nur noch die Ergebnisse verfolge. Jetzt wird wieder Hoffnung geschürt und im best-case wird man Kanonenfutter in Liga 1, wobei ein Scheitern im Endspurt realistischer ist, wenn es jetzt doch eine kleine Chance gibt. Man kann seine Freizeit so viel besser nutzen. Es tut wirklich gut dieser Abstand zum Verein. 😊

    Schönes Schneckenrennen in der besten 2. Liga aller Zeiten. Pippi und Nürnberg fehlt es auch an der Killer-Mentalität. Platz 4 könnte es werden.

  5. Gravesen 24. April 2022 um 18:50 Uhr

    Und die nâchste Kehrtwende:

    Denn für mich bleibt es dabei, dass Tim Walter hier in Hamburg sehr vieles gut macht

    Münchhausen Scholz ist offiziell geistesgestört

  6. Bidriovo 24. April 2022 um 21:39 Uhr

    Ich bin überrascht, dass der HSV am 31. Spieltag der Saison, trotz mal wieder einer indiskutablen Rückrunde und schmeichelhaften Hinrunde (Stichwort Nachspielzeittore) tatsächlich so gut im Aufstiegsrennen positioniert ist. Nürnberg, St. Pauli etc. tun wirklich alles, dass sie nicht aufsteigen. Unglaublich, was das für Nervenbündel sein müssen und analog zum HSV hört man ständig “besser gespielt als der Gegner” und trotzdem nur Unentschieden oder Verloren wie heute Nürnberg gegen Sandhausen.

    Für mehr als Platz drei wird es wohl trotzdem für den HSV nicht reichen, da Schalke und Bremen zu stark und mit 5 bzw. 6 Punkten schon einen großen Vorsprung haben. Tja und der dritte Platz der zweiten Liga sieht in der Relegation in 80% kein Land gegen den Erstligisten. Insofern ist dieser Platz eher gleichzusetzen mit einem Nichtaufstieg.

    Bleibt noch Walters eindimensionales Spiel. Ist leicht auszurechnen, weshalb sich der HAV auch gegen Regensburg, Kiel etc. oft schwer tut. Immerhin hat die Mannschaft unter Walter mal sowas wie Moral entwickelt. Sie schaffen noch das 3:2 und 4:2, nachdem sie quasi mit der 90 Minute den Ausgleich kassieren. Da gab es doch viele Übungsleiter in der Vergangenheit, da ist der Sauhafen an Kader bei derartigen Rückschlägen sofort auseinander gebrochen. Es gibt zwar nur das eine Schema F, aber immerhin das scheinen sie zu beherrschen und ohne Sinn und Verstand durchzuziehen.

    • St. Patrick 25. April 2022 um 12:43 Uhr

      “ohne Sinn und Verstand durchzuziehen” heißt seit der Walter-Ära “Mut”.. 😉👍

  7. H4V00 24. April 2022 um 23:35 Uhr

    Was man festhalten muss: Die Schiedsrichter tuen auch ihr Bestes. Meiner Auffassung nach waren 2 Tore des HSV Abseits. Beim ersten bindet ein HSV Spieler 2 Verteidiger aus dem Abseits raus und beim zweiten (das 3:2) stand ein HSV-Spieler dem Torwar im Weg und greift damit aktiv ein. Warum es nicht gepfiffen wird, keine Ahnung. Aber dem BVB passiert das ja auch regelmäßig gegen die Bayern (siehe Pavard’s Foul-Nichtelfmeter).

    • Nichtkunde 25. April 2022 um 11:55 Uhr

      Mehr “aktives” Abseits als Kinsombi beim 2:3 geht in der Tat kaum. Wenn der TW einen Gegenspieler im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Weg schieben muss, um ins Eck zu kommen, dann lässt sich das nicht mehr unter dem Stichwort “Ermessensspielraum” negieren.

      Ähnliches Muster wie beim sog. “Bayern-Bonus” in der 1. Liga.

Hinterlassen Sie einen Kommentar Antworten abbrechen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Unser Archiv