Gestern Abend konnte man mal wieder verstörende Einblicke in die tiefen Abgründe einer Sekte erhaschen, wie üblich im altehrwürdigen Haus des Sports am Schlump, so wie bei allen Supporters-Veranstaltungen der letzten Zeit.

https://www.hsv-ev.de/news/der-hsv-supporters-club-feiert-30-geburtstag

Ca. 150 Jünger hatten sich eingefunden, haben sich selbst überschwänglich gefeiert, waren ausnahmslos am Hüpfen und haben allen gezeigt, wie proud like a god sie auf die unsägliche Macht sind, die man inmitten des Vereins in den letzten 30 Jahren erschaffen hat. Man muss sich das in etwa so vorstellen, wie Leutnant Werner, als er mit leuchtenden Augen an Bord von U-96 kommt … Neben ehemaligen und aktiven Supporters-Größen wie Timo Horn („Fein mit der zweiten Liga“) waren auch Football-Leaks Darsteller Judas Boldt und Präsident Pinselreiniger „Le Coc Rock“ Jansen anwesend.

Für einen ausführlichen Bericht reicht es nicht, dafür bin ich noch zu sehr mitgenommen von den toxischen Einflüssen dieser Propaganda-Veranstaltung im Epizentrum des Sektentums und befinde mich wie jedesmal in einem Prozess der geistig-moralischen Reinigung, die mittlerweile locker 24 Stunden andauert. Drei Sachverhalte sollen trotzdem erwähnt werden:

Erstens: Bis heute haben die Supporters es nicht verwunden, dass ihr Traditionsverein die Ausgliederung der Fußball AG vollzogen hat. Dieses Mantra wird grundsätzlich auf jeder Veranstaltung verkündet und am Köcheln gehalten. Wenn man könnte, würde man diese Fehlentscheidung sofort wieder rückgängig machen.

Zweitens: Obwohl man angeblich stramm auf die 100.000 Vereins-Mitglieder zugeht, wünscht man sich trotz ständigen Propagierens von Diversität und Toleranz am liebsten nur noch solche Mitglieder, die die Raute im Herzen haben und den Vorstellungen des SC entsprechen. Dieser Widerspruch wird offen kommuniziert und entspringt der nackten Angst, was geschehen könnte, wenn die Wahlen der Vereinsgremien mal nicht mehr durch die konditionierten Horden der Supporters-Führung manipuliert werden können, etwa durch die Möglichkeit digitaler Abstimmungen von ALLEN Mitgliedern. Aber solange sich die überwiegende Mehrheit der Mitgliedschaft weiterhin als unmündiges, nutzloses und nicht wählendes Passiv-Stimmvieh versteht, ist ja alles gut …

Und drittens möchte ich aus einer Podiumsdiskussion mit den Teilnehmern Erik Huwer (Finanzvorstand der Fußball AG), Simon Philipps (Mitglied der SC Abteilungsleitung) und Sven Freese (Abteilungsleiter des Supporters Club) zitieren: Weltenbummler Freese möchte bekanntlich Präsident Pinselreiniger beerben, hält sich aber zur Zeit dezent im Hintergrund, kann locker noch 1-2 Jahre die Füße stillhalten. Und der fleißige Adjudant Philipps darf sich jetzt bewähren, um dann Supporters Chef zu werden. Seit dem Wahlsieg des Teams leitet er alle SC-Veranstaltungen, Freese sondiert in der Zeit seine zukünftigen Unterstützer oder wie Lügenbaron Münchhausen zu seinen nützlichen Idioten sagen würde: Helfer.

Huwer fabulierte davon, dass der große HSV als Zweitligaclub einen höheren Zuschauerschnitt als Real, Juve und PSG hat. Bis auf Real Madrid ist das nicht mal gelogen und die Königlichen haben aktuell auch nur 4.000 Zuschauer mehr, eigentlich unfassbar. Huwer betonte weiterhin, dass ein neues Wir-Gefühl entstanden ist: Jedes Spiel ist die Hütte ausverkauft, die ganze Stadt steht hinter dem neuen HSV und es macht einfach Spaß, Fan dieses Vereins zu sein. Und auf die bemerkenswerte Frage von Simon Philipp, ob denn diese neue Aufbruchstimmung auch mit sportlichem Erfolg zu kombinieren wäre 🤣 oder ob es nicht besser wäre, dauerhaft in der 2. Liga zu bleiben, um dieses Feeling zu erhalten, antwortete der Neuvorstand mit deutlichem Zögern und plötzlich ganz leiser Stimme: „Ja, das ist möglich, wir arbeiten daran.“ Da merkte man schon im Publikum, dass ein Großteil der aktiven Fanszene am Raunen und innerlich am Grübeln war. Für immer zweite Liga spielen als Garant für sorgenfreies Rumorken und Dauerhüpfen oder Aufstieg in die Bundesliga und den Rekord von Tasmania Berlin jagen? Für diese unpassende Frage gab es dann auch einen strafenden Blick vom Supporters-Chef.

Kurz danach war die Veranstaltung beendet und man traf sich beim geselligen get together auf ein oder zwei Bierchen, allerdings ohne mich. Mein Weg führte mich direkt zum grausamen Gruselkick der deutschen Nationalmannschaft gegen Belgien, wo erneut bestätigt wurde, dass Flick den Walter 2.0 macht.

Wie auch immer: Der HSV ist gefallen, es ist vorbei. 🤑🤑🤑 ENDE