Wir sind so frei in Liga 2

Kurz mal zur Erinnerung: Der KSV ist Gründungsmitglied der deutschen Fußball-Bundesliga. Der KSV hatte mangels sportlicher Erfolge die dauerhafte Mitgliedschaft im Oberhaus und die berühmte Uhr hängen, hat den Dino als Vereinsmaskottchen. Gefühlte 400 Jahre war der absolute GAU, der größte anzunehmende Unfall, die furchtbarste Katastrophe, der Gedanke an einen Abstieg, zumal man im selben Moment seiner Identität beraubt wäre, denn außer dem “Prädikat Ex-Dino” hätte man dann nichts mehr. “Nur der KSV”? Für’n Arsch. Nur der KSV blamiert sich besser als alle anderen, nur der KSV ist ebenso arrogant wie erfolglos. Dann passierte das Grauen tatsächlich, doch was sich für viele wie der Verlust eines Familienmitglieds anfühlte und immer noch anfühlt, ist offenbar für andere mittlerweile gar nicht mehr so schlimm, ganz im Gegenteil. Lieber zuhause gegen Sandhausen gewinnen, als in Dortmund abgeschlachtet zu werden. Und überhaupt, selbst gegen Hannover oder Paderborn ist die Volksparkruine ausverkauft, wer braucht da denn noch die Bundesliga?

Sowas kann tatsächlich nur jemand sagen, der in der Schule beim Pausenfußball immer als letzter ausgewählt wurde. Dabeisein ist alles? Na herzlichen Glückwunsch, ich wollte als Sportler immer das nächste Spiel gewinnen und mein Verein sollte nicht mit Mittelmaß glücklich sein. Aber “die Anderen” werden mehr, sie kennen den KSV als erfolgreichen Verein gar nicht mehr. Für sie ist Erfolg, wenn man irgendwie um den Aufstieg mitspielt, das ist doch cool. Richtiger Aufstieg muss gar nicht sein, denn wenn man “drin bleibt”, ist es relativ wahrscheinlich, dass man aufgrund der finanziellen Anstrengungen in der nächsten Saison wieder mehr Siege als Niederlagen erlebt, das wäre “oben” garantiert anders. So kann man im Job, im Freundeskreis erzählen, wie geil “mein KSV” am letzten Wochenende Braunschweig mit 3:2 geschlagen hat, niemand möchte gern über eine 1:6 Klatsche in Leverkusen reden. Und erst die Statistiken, Alter. Der KSV hat in der zweiten Liga einen höheren Zuschauerschnitt als die meisten Bundesligisten, also was willst du eigentlich? “Wir Fans sind internationale Klasse, Dicker.”

Problem ist nur, dass man sich endgültig das Gelaber vom “großen Verein” von der Backe putzen kann, große Vereine spielen nicht in der Maltafußliga. Außerdem: Der Sport wird immer noch auf dem Rasen und nicht auf der Tribüne gespielt. Der KSV ist auf dem besten Wege, sich sein Dino-Image zurück zu erkämpfen, nur leider in der falschen Liga. Unaufsteigbar, haha. Ich persönlich frage mich nur, wie ein erfolgsgeiler Milliardär wie Kühne mit der Scheiße leben kann. Die Herren im Volkspark jedenfalls haben es sich bequem gemacht in der Liga der Verlierer. Die Spieler verdienen hier reichlich, teilweise mehr als ihre Kollegen eine Klasse höher. Außerdem sind sie in dieser Liga die “KSV-Stars”, in der Bundesliga würden viele von ihnen bestenfalls die Bank wärmen. Was für die Spieler gilt, gilt für Vorstände, Direktoren und Trainer ebenso, sie kassieren nicht weniger als das, was sie in der ersten Liga bekommen würden, wozu also strecken? 

Selbst für die Herren und die Schrumme im Aufsichtsrat ist es eigentlich doch viel schöner in der unteren Etage, oder? Man muss nicht ständig Fragen nach Trainer-Entlassungen oder Ablösung der sportlich Verantwortlichen beantworten wenn man öfter gewinnt als verliert. So hat man gefühlte 10 Monate im Jahr seine Ruhe, kann sich an der vollen AOL-Arena erfreuen und sich ansonsten seinen Geschäften widmen, die eine Mitgliedschaft im Rat der Durchwinker mit sich bringt.

Von | 2023-05-10T07:33:14+02:00 10. Mai 2023|Allgemein|21 Kommentare

21 Comments

  1. Baltic 10. Mai 2023 um 07:42 Uhr

    Attraktiver Fußball braucht keine Bundesliga.

    Spielkunst keinen Leistungsanspruch.

    Identifikation macht einfach Freude.

    Das ist mein Verein, mit dem bin ich fein!
    🤪

  2. Hsvhaha 10. Mai 2023 um 08:53 Uhr

    Jetzt wissen wir es also mit Sicherheit: TW ist gar kein Trainer, sondern Künstler!

    Daher schaut er auch keine Spiele der Gegner. Logisch, Künstler haben Besseres zu tun.

    JSV, ich liebe dir.

    • Gravesen 10. Mai 2023 um 08:57 Uhr

      Tom Walter. Der Picasso der Defensiv-Taktik, der da Vinci des Folterfußballs.Dazu noch das Aussehen eines Engels und die Seele einer Mutter Theresa. Keine Ahnung, wie viele Bücher umgeschrieben werden müssen.

      • Joda 10. Mai 2023 um 09:52 Uhr

        Ein Komiker ist doch auch so etwas wie ein Künstler, auch ein schlechter.

      • Kevin allein in Hamburg 10. Mai 2023 um 10:48 Uhr

        Moin.
        Nicht nur Bücher müssen neu geschrieben werden.
        Auch die Geschichte.
        Der ksv ist die Quelle der Wahrheit.
        Auch die Bibel muss umgeschrieben werden, damit der ksv in dieser endlich einmal erwähnt wird.

        • Sportjournalist Scholz 10. Mai 2023 um 10:53 Uhr

          Papst Jonas der Erste,
          Du magst Macht, weiße Kleider und hast gerne junge Männer um Dich? Ein Beruf mit Aussicht

  3. Demosthenes 10. Mai 2023 um 11:56 Uhr

    Der gesamte Verein leidet unter Metathesiophobie. Für alle Nichtlateiner und Hirnlosen: So bezeichnet man die Angst vor Erfolg.

    Metathesiophobie oder „Success Fear“ kennt mein Jahrgang seit den seligen Zeiten von “Dallas” (liebe Millenials und Generations Z und Alpha, das war DIE TV-Serie in den Achtzigern, einfach mal googeln). Dort gab es eine Figur namens Cliff Barnes. Der Bruder von Pam Ewing erfüllte das Stereotyp des ewigen Verlierers. Und warum verlor er jeden Kampf gegen seine Erznemesis, Oberfiesling JR? Weil er Angst vorm Gewinnen hatte. Cliff Barnes or the Fear of Winning.

    So verhält es sich auch mit dem HSV. Als man vor fünf Jahren den Abschiedsschock verdaut hatte, geschah etwas Merkwürdiges. Nach einem Jahrzehnt des verzweifelten Kampfes gegen den Abstieg, nach Rekordniederlagen gegen die Bayern, nach zwei grade mal so überstandenen Relegationen (denkwürdig, das minimalstmögliche 0:0 bzw. 1:1 gegen Fürth) geschah das Undenkbare. Der Albtraum Abstieg wurde Realität.

    Aber nach und nach verwandelte sich der Schmerz in eine Art Katharsis. Man war wieder wer. Auch, wenns nur die zweite Liga war. Der HSV fühlte sich wie der Sitzenbleiber in der achten Klasse. Vorher war man der Prügelknabe aus der Eselecke. Jetzt, ein Jahrgang tiefer, war man plötzlich groß, stark und überlegen. Eine Metamorphose vom Loser zum Bully. Plötzlich war man Anführer, respektiert und beliebt. Und das tat der geschundenen Hamburger Seele soooo gut. Lieber ein großer Fisch in einem kleinen Teich als umgekehrt.

    Und nach und nach drehte sich auch was in den Köpfen. Klar, man wollte aufsteigen. Jedes Jahr. Versteht sich. Wer kennt sie nicht, die immer gleichen Sprüche: “Der HSV gehört nicht in die zweite Liga.” “Die Mannschaft hat die Qualität für mehr.” „Der Verein ist besser als das.“

    Aber irgendwo war einem auch klar, mit dem Erfolg würde sich vieles ändern. Und das nicht nur zum Besseren. Die Spieler verdienen sehr gut in Liga 2 und der Aufwand fürs Training hält sich in Grenzen. Man feiert viele Erfolge, hat eine volle Hütte und spielt mindestens um die Plätze 1 bis 4 mit. Das sähe in der ersten Liga ganz anders aus. Viele Spieler müssten gehen, weil es nicht reicht. Man müsste mehr arbeiten, gleichzeitig gäbe es erheblich weniger zu feiern. Heftige Klatschen gehörten dann zum Alltag, Misserfolge häuften sich. Und damit auch die öffentliche Kritik. Der Druck würde ins Unermessliche steigen. Und man müsste sich erneut mit dem Gespenst Abstieg beschäftigen. Hurrr!

    In der zweiten Liga ist man einfach glücklicher. Die Blase funktioniert, man bleibt bei sich und geht seinen Weg. Judas herrscht über das Reich der Rothosen wie ein kleiner Sonnenkönig, Papa Wutschlumpf kann die ganze Woche seine Jungs knuddeln und am Wochenende seine Aggressionen an der Seitenlinie ausleben. Was will man mehr?

    Die erste Liga hingegen ist für die meisten HSV-Spieler ein Ozean des Unbekannten. In dem wirklich große, böse Untiere schwimmen. Will man da wirklich reinspringen? Was würde das für den Einzelnen bedeuten? Für die meisten wohl die brutale Erkenntnis, das man nicht gut genug ist. Und wer will das schon über sich wissen? Für einen Großteil der Spieler würde der Aufstieg das Leben verkomplizieren. Beziehungen würden sich verändern, Zukunftsaussichten verschlechtern.

    Und so sabotieren sich die Rothosen unbewusst selbst. Bestes Beispiel: Sonny Kittel. Solange er seinen Platz sicher und Vertrag hatte, blieb sein Spiel regelmäßig unter seinen Möglichkeiten. Erst jetzt, wo seine Zeit beim HSV zu Ende geht und er einen neuen Platz für sich suchen muss, legt er einen Zacken zu und gibt nochmal richtig Gas. Kannten wir ja schon von Ahorn Huntbremse und Kasper Holtby. Alles typisches Anzeichen für Metathesiophobie.

    Seit Jahren beobachten wir diese toxische Mentalität. Und es ist leider davon auszugehen, dass sich das so bald auch nicht ändern wird. HSV – der Cliff Barnes unter den Fußballvereinen.

    • Alex 10. Mai 2023 um 13:34 Uhr

      Moin, Bruder Demo! Gab es nicht sogar eine deutsche Kapelle mit dem Namen?🤠

      Und saß Cliff Barnes am Ende der Serie nicht sogar im Chefbüro von Ewing Oil?😱

      Das Profil vom ewigen Verlierer passt übrigens sehr gut zum Nichtsnutz HSK, der weiland bei seinem Outing als Multinick-User in der Scheißhausperle von sich behauptete, dass er schon immer der Größte und Stärkste war🤦🏻‍♂️ und diese Fähigkeiten bei seinem Versuch, einen eigenen HSV-Blog auf die Beine zu stellen, eindrucksvoll unter Beweis stellen konnte.🤣

      Das wissen nicht mehr viele, aber ein geschätzter Mitstreiter von damals wird sich bestimmt noch erinnern und so erklärt es sich auch, warum das plötzlich reaktivierte Fake-Profil von HSK bei Münchhausen mit solchen Zitaten für Verwirrung sorgt.

      In diesem Sinne… Willkommen zurück, Billy!👋

      • Demosthenes 10. Mai 2023 um 14:46 Uhr

        Gott zum Gruße, Bruder Alex,

        1.) Ja, gab es, die Combo nannte sich Cliff Barnes and the Fear of Winning und schraddelte von ’86 bis ’92, mit ein paar Comebacks. Gesang: Bobby Tijuana, Gitarre: Doug LaTrine. Muss man mögen.

        2.) Auch korrokt, da saß er, aber das hat niemand mehr auf dem Schirm. Außerdem hat Cliff am Ende Ewing Oil zurück an Bobby verkauft, um mit Lieblingsbrunze Afton in die Sonne zu reiten.

  4. Ralf Schulz 10. Mai 2023 um 14:29 Uhr

    So viel zur Mär mit auf die Jugend setzen, speziell die eigens ausgebildete im viel zu kostenintensiven Campus:
    https://www.transfermarkt.de/bericht-ksc-leihe-ambrosius-will-hsv-vertrag-auflosen-ndash-ablosefreier-wechsel-denkbar/view/news/421387
    Schafft man es echt durch die völlig sinnbefreite Vertragsverlängerung mit Walter Spieler zu vergraulen, dabei wäre das beim erneuten Verpassen des eigentlichen Saisonziels Aufstieg ein guter IV für die 2. Liga und natürlich vor allem ablösefrei, denn im Fall des erneuten Scheiterns wird der Gürtel denke ich deutlich enger geschnallt werden müssen.
    Erschreckend für mich aber das angebliche Gehalt von Ambrosius beim KSV, passt aber herrlich in das Gesamtbild Wohlfühloase, diese Summe wird Ambrosius der immerhin schon 2 Kreuzbandrisse erlitten hat und keine 30(!!!!!!!!!) Zweitligaspiele für den KSV gemacht hat nirgendwo auch nur noch annähernd verdienen!!!

  5. Alex 10. Mai 2023 um 17:35 Uhr

    Ach Gottchen, die Rumpelkicker mussten heute zur Teambuildungmaßnahme ins “Gym”… 🥱

    https://twitter.com/hsv/status/1656300091672494088?s=46&t=3TWl7V2BFpo6rQAt08URFg

    • Joda 10. Mai 2023 um 17:48 Uhr

      Das wäre doch auch was für den 24//7 dicken Coutchbloger endlich mal an volljährigen jungen Männern reiben…….

  6. JannyJones 10. Mai 2023 um 17:48 Uhr

    Nicht zu verachten ist außerdem der Umstand, dass man in Liga 2 kein DAZN Abo braucht, um alle Spiele sehen zu können. Also warum erste Liga?

  7. durchreisender 10. Mai 2023 um 20:38 Uhr

    Bisher sind die noch nicht mal auf die Idee gekommen ,zu fragen wer in der ersten Liga spielt wenn die Hertha keine Lizenz bekommt.Die rechnen selber mit Platz 5 ?

  8. Sportjournalist Scholz 10. Mai 2023 um 21:42 Uhr

    Heute wird es knapp, aber so gegen 0100 uhr stelle ich dann ein Trainingsvideo rein. Morgen könnte ihr es dann gucken.
    Euer 24/7 3F

    • Gravesen 10. Mai 2023 um 21:48 Uhr

      In diesem Sinne – leckt mich am Arsch, Community

      • Sportjournalist Scholz 10. Mai 2023 um 21:55 Uhr

        Sollst Du hier seine Wünsche verraten??

        • Gravesen 10. Mai 2023 um 22:33 Uhr

          Ich bitte um ein wenig mehr Verständnis. Wenn man außer einem Bolg keine andere Bestätigung und nur 42 picklinge Jünglinge im “Redaktionsteam” hat, dann ist es eben nicht darstellbar, dass man jeden Tag einen Kopierblog erstellt. Das muss man doch verstehen können.

          • Hein Blöd 11. Mai 2023 um 05:52 Uhr

            “Leider ist ein neuer Bolg momentan zeitlich nicht darstellbar da mein Praktikant, der Dingens, für mich das Alstervorland nach Pfandflaschen absucht. Euer Platfisk”

  9. Vsabi 11. Mai 2023 um 16:04 Uhr

    DEMO, die gleichen Vermutungen habe ich auch. Wäre für einen intelligenten Spieler naheliegend, habe da allerdings Zweifel. Wenn ich die dummen Sprüche mancher Spieler lesen muss, kann ich nicht ausschließen, dass sich einige überschätzen und sich einbilden, sie müssen 1. Liga spielen. Für 90% der Mannschaft ist die 1. Liga der Totesstoss. Für einen Aufstieg braucht es neue, gute Spieler, aber welcher Spieler tut sich das an. Alle sehen das nicht vorhandene Konzept des Proleten an der Aussenlinie. Spieler die zum HSV gehen würden, haben schon längst ihren Zenith überschritten und suchen einen Gnadenhof. Ich befürchte, dass zumindest Heidenheim noch abkackt und der HSV den Direktaufstieg noch schafft.
    HIRNIS, dass wäre nicht der Verdienst bzw. Können des HSV, sondern die Dummheit der anderen Vereine !

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