Ich gebe zu, ich mochte den Film „Der Club der toten Dichter“ mit Robin Williams und Ethan Hawke aus dem Jahr 1989, dagegen mag ich den „Klub der lahmen Enten“ nicht, schon lange nicht mehr. Denn wenn sich das spielende Personal in Gemeinschaftsarbeit mit Trainer und sportlicher Verantwortung in der abgelaufenen Saison wieder einmal bis auf die Knochen blamiert hat, was gilt dann erst für diesen Rat, für den mir inzwischen die Bezeichnungen ausgehen. Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: 

Man beendet die Saison 2022/23 mit einer krachende Klatsche in der Relegation. Danach gibt man nicht einen Stammspieler ab, aber man holt mit Pherai, Ramos, Öztunali und Katterbach vermeindliche Verstärkungen für die Startelf. Desweiteren leiht man van der Brempt (Salzburg), Poreba (Lens) und Okogawa jeweils von Erstligisten. Man startet die Saison mit dem höchsten Etat der Liga und mit der Mannschaft, die den größten nominellen Marktwert repräsentiert und man startet mit dem gleichen Trainern. Und dann schafft man es zum 6. Mal in Folge, sich von Mannschaften wie St. Pauli, Kiel und Düsseldorf demütigen zu lassen. Und weil das alles so überaus erfolgreich ist, weil die Vollpfosten in der tropfenden Volksparkruine auch noch in der 4. Liga um die Wette hüpfen würden, weil ihnen die sportliche Performance inzwischen am Arsch vorbeigeht und sie einen Spieltag der zweiten Liga mittlerweile betrachten wie einen kleinen Hafengeburtstag, macht man einfach mal so weiter, als wäre nichts gewesen. 

Eines jedenfalls hat die nun abgelaufende Spielzeit eindrucksvoll gezeigt – der KSV ist tot, er ist toter als tot. Ein Verein voller Selbstoptimierer, Selbstdarsteller, Großfressen und Dauer-Versager, ein Klub der lahmen Enten. Als da wären….

Der Aufsichtsrat

Michael Papenfuß, Markus Frömming, Henrik Köncke, Dr. Hans-Walter Peters, Lena Schrum, Stephan von Bülow. Mag sein, dass vielen Hüpfern diese Namen im Detail gar nicht bekannt sind, deshalb von mir an dieser Stelle noch einmal explizit genannt – dies sind die Namen, die am Ende maßgeblich dafür veranwortlich sind, dass dieser Verein aus der Kurve fliegt, dass er sich bis auf die Knochen lächerlich macht. Denn ganz offenbar waren sich diese Gestalten, die sich ansonsten bei nichts einig sind, einig darüber, dass man nach fünf verkackten Jahren endlich einmal die Reißleine ziehen und sich von einem Sport Vorstand trennen müsste, der diese Bezeichnung ebenso wert ist wie die Bezeichnung „sympathisch“ für seinen Charakter. Doch anstatt auf den Wurst Käs‘ vorbereitet zu sein und erste Sondierungsgespräche bereits zur Halbserie zu führen, wartet man bis zu dem Zeitpunkt, an dem auch rechnerisch nichts mehr möglich ist. Und was tut man dann? Man fragt bei Personen an die 1. Komplett unrealistisch sind (Rangnick), die 2. keinen Bock auf diesen kranken Verein haben (Schmadtke, Hoogma) oder auf die man sich 3. nicht einigen kann (Magath). Jeder, der seit 2 Jahren begeisterter Kicker-Abonnent ist, wäre auf diese Namen gekommen, dieser Rat aber hat unglücklicherweise genau das nicht, was er eigentlich zwingend haben müsste: Sportliche Expertise oder anders ausgedrückt – die kennen einfach keine Sau. Und weil sie keinen kennen, und weil sie sich auf keinen einigen können, und weil der Rest von sich aus absagt, entscheiden sie einfach mal, dass sie mit dem Versager, den sie bereit waren, in die Wüste zu schicken, weitermachen wollen. Lame duck Nr.1

Sport Vorstand Judas Boldt

Wie mag es wohl mit der Reputation einer Führungskraft aussehen, von der die halbe Welt weiß, dass sie eigentlich nicht mehr erwünscht war? Boldt ist zwar ein arrogantes Arschloch und hat 5 Jahre in Folge kläglich versagt, das hindert ihn aber nicht daran, die Fresse weiter als jeder andere aufzureißen. Wenn es je die Definition einer lahmen Ente gab, dann ist es der sensible Regenjogger, denn er darf weiterhin auf einem Stuhl sitzen, den selbst ein 60-jähriger Arbeitsloser wie Jörg Schmadtke nicht wollte. Wie geht man wohl in seiner Position in Verhandlungen, wenn der Gegenüber weiß, dass man eigentlich nur noch geduldet, aber nicht mehr gewollt ist. Und was sagt das alles über diesen Verein aus? Über sein Verhältnis zu Leistung und Führungsstärke, die einem Boldt ja offensichtlich abgesprochen wurde, sonst hätte man sich wohl kaum um einen Nachfolger bemühen müssen. Noch nie war eine Position innerhalb des KSV so schwach besetzt wie ab sofort mit Judas Boldt. Lame duck Nr. 2

Trainer Steffen Baumgart(en)

Gekommen, um zu bleiben, ist der bekennende KSV-Fan nach knapp 3 Monaten im Grunde ebenso nur noch geduldet wie sein Vorgesetzter Sport Vorstand. Schlimm für Zonen-Steffi, dass er nun doch diesen Verein von innen heraus so kennenlernen muss, wie er wirklich ist und nicht so, wie er ihn sich als Fan vorgestellt hat. Baumgart(en) kam und der KSV stand auf einem Relegationsplatz. 12 Spieltage später und einem Punkteschnitt von 1,55 später (das wären saisonübergreifend 53 Punkte und hätten für Platz 4 gereicht) steigt man wieder einmal nicht auf, Ziel verpasst. Nun ist es nicht so, dass Baumgart(en) einen Verein im Abstiegsstrudel übernommen und in der Liga gehalten hätte, vielmehr war seine eigentliche Aufgabe, zumindest den Platz halten, auf dem er den Verein übernommen hatte und das ist mal krachend in die Hose gegangen. Vor diesem Hintergrund gibt es eigentlich nur einen Grund, mit dem Mann weiterzumachen: Er hat noch einen Vertrag bis 30.06.2025. Stärke sieht anders aus. Lame duck Nr. 3

„Gönner“ Klaus-Michael Kühne

Seit 2014 dürfte der Mann irgendwas zwischen € 100 Mio. und € 150 Mio. in diesem Verein investiert haben, ihm geliehen haben oder AG-Anteile erworben haben. Jahrelang wurde dem Verein gestattet, die tropfende Ruine als „Volksparkstadion“ bezeichnen zu dürfen und Kühne bezahlte auch noch dafür. Nun steht ein Mann, der sein gesamtes Berufsleben auf Erfolg und finanzielle Optimierung ausgelegt hat, vor den Trümmern eines Engagements, denn es ist ein offenes Geheimnis, dass Kühne einen Boldt nicht mehr will, schon lange nicht mehr. Nun hat Kühne mit Frömming einen persönlichen Abgesandten und mit Peters einen Sympathisanten im 6er-Rat, aber es bringt ihm weniger als nichts. Nach Umwandlung in eine KGaA wird Kühne nach seinem nächsten € 30 Mio.-Darlehen mehr als 20% der Anteile halten und ist nach dem HSV e.V. größter Anteilseigner. Und was hat er davon? Er hat den Verein zweimal vor der Insolvenz bewahrt und steht heute da wie der debile Opa, dem man zwar das Geld aus der Tasche gezogen, der aber ansonsten die Klappe zu halten hat. Als Unternehmer müsste Kühne eigentlich bereits vor Jahren gesagt haben: „Ende Gelände, ihr könnt mich mal, ich bin raus“. Lame duck Nr. 4

Mittlerweile ist dieser Verein von echter Satire nicht mehr zu unterscheiden, ich persönlich warte eigentlich nur noch darauf, dass irgendein Nachfolger des großen Kurt Felix um die Ecke kommt und sagt: „Willkommen bei der verstecken Kamera“.