Lieber Herr Baumgart(en), 

ich weiß, wie sie sich gerade fühlen, ich habe mich vor vielen Jahren ähnlich gefühlt. Auch ich war jahrelang teilweise fanatischer Fan des KSV, auch ich habe an vieles geglaubt, bis ich dann das Pech hatte, durch diverse Treffen und Gespräche hinter die Kulissen blicken zu können und das zu sehen, was so gar nichts mit dem Verein meiner Vorstellungen zu tun hatte. Auch sie waren bzw. sind nach eigenem Bekunden seit vielen Jahren Fan von Kühnes Sport Verein, auch sie hatten eine bestimmte Idee, eine bestimmte Vorstellung von diesem Verein, wie er ihrer Meinung nach ist bzw. sein sollte. Nun sind sie seit drei Monaten Chef-Übungsleiter und sehen und fühlen am eigenen Leib, was dieser Verein respektive diese Sekte tatsächlich darstellt. Ich wette, aber das würden sie unter Garantie nicht zum jetzigen Zeitpunkt eingestehen und schon gar nicht öffentlich äußern, das, was sie an der Müllverbrennungsanlage vorgefunden haben,  hat nicht ansatzweise etwas mit dem zu tun, was sie erwartet hatten. Auch bei ihrer Verabschiedung, wann immer sie auch erfolgen mag, werden sie warme Worte wählen, aber wir Beide sind sicher: Nach ihrem Engagement in Hamburg wird dieser KSV für sie nie wieder der gleiche sein wie davor. In vertrauter Runde werden sie dies zu 100% auch genauso äußern.

Steffen Baumgart(en) wird zuhause oder in seiner Unterkunft in Hamburg mehr als einmal gedacht haben: „Was zur Hölle ist denn das? Das soll der dieser KSV sein, für den ich so viele Jahre geschwärmt und von dem ich gehofft habe, irgendwann für ihn einmal spielen oder arbeiten zu können? Das ist dieser Verein tatsächlich? Eine Ansammlung von Selbstdarstellern, Selbstoptimierern, Ahnungsbefreiten und Vollpfosten?“ Ich könnte mir vorstellen, dass Baumgart(en) mehr als einmal gedacht hat „Solche Schwachmaten gibt es in Rostock und Paderborn nicht“, wenn er ínhaltslose Fragen eines Kontrollgremiums beantworten sollte. Baumgart(en), der selbst Profi war und der weiß, wie das Geschäft normalerweise läuft, wird sich im Stillen auch an den Kopf fassen, wenn einige Hundert vollkommen sedierte Fernzugscheißer ihn und sein Team nach einer Niederlage gegen Ulm feiern und er wird denken: „Meine Güte, was haben wir für ein Glück, dass die so unendlich dämlich sind“. Natürlich würde er das niemals zugeben, aber denken tut er es, weil es jeder denkt, der noch nicht die allerletzten Windungen runtergespült hat. 

Ich weiß, was so ein Erwachen „mit einem macht“, ich habe es am eigenen Leib erfahren. Man hatte jahrelang ein Bild vor Augen und muss dann live miterleben, wie das Idol den Vorstellungen zu 0,0% entspricht. Es ist ungefähr so, als würde man jahrelang für einen Schauspieler schwärmen, der eine immer wiederkehrende Rolle spielt, sagen wir mal Clint Eastwood als wortkarger, knallharter Dirty Harry. Dann lernt man Mr. Eastwood kennen und muss realisieren, dass der Mann im wahren Leben Angst vor seinem eigenen Schatten hat und nie im Leben eine 44er Magnum in die Hand nehmen würde. Nie wieder wird man sich die Filme, die man mehrfach mit Begeisterung gesehen hat, mit den gleichen Augen genießen können wie vor der Begegnung. So ungefähr geht es einem Trainer, der zuvor Fan dieses Vereins war und dann sieht, was hinter der Fassade steckt. Armer Steffen B.