(Demnächst) 7 Jahre in der zweiten Liga, das war alles irgendwie mal anders geplant im Volkspark. Oder war es das nicht? Ist diese Von-Woche-zu-Woche-Planung vielleicht einfach beabsichtigt oder ein Ausdruck völliger Unfähigkeit? Nun, ich habe ja bekanntlich keine Ahnung, aber als Verein mit erklärten Aufstiegsambitionen müsste man doch eigentlich strukturierter, planvoller und strategischer vorgehen, oder? Ich versuche mal, meine These zu erklären. Wenn ich als verantwortlicher Kaderplaner dabei bin, einen Kader zusammenzustellen, dann darf für mich nicht nur die anstehende (Aufstiegs)-Saison eine Rolle spielen, sondern auch die Saison danach, die ja, wenn man den eigenen Ambitionen gerecht wird, eine Klasse höher stattfinden wird. Was ich meine: Wenn ich einen (ich bleibe der Einfachhalt halber mal bei einem) Spieler hole, dann sollte dieser nicht nur seinen Teil zum Aufstieg beitragen, sondern auch eine Klasse höher bestehen können. Denn was bringt es mir, eine Truppe zu bauen, die vielleicht mit Ach und Krach den Aufstieg schafft, die aber dann zu 95% aus Akteuren besteht, mit denen ich in der Bundesliga nichts anfangen kann? Dies würde bedeuten, dass ich im nächsten Jahr mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht nur gegen den Abstieg spielen, sondern sicher wieder absteigen würde und das ganze Spiel beginnt von vorn.

Insofern muss es doch grundsätzlich das Ziel des Kaderplaners eines Aufstiegsaspiranten sein, eine perspektivisches Team für die nächsten 2-3 zu bauen und nicht nur für die nächste Zweitliga-Saison. Beim KSV wird nun seit Jahren des genaue Gegenteil praktiziert. Spieler wie Raab, Schönlauch, Knatterbach, Muheim, Ramos, Meffort, Poreba, Dompteur, Glatzel, Daffeh, Heyer, Feuer Hernandes und viele andere repräsentieren seit Jahren nichts anderes als Zweitliga-Durchschnitt, würden aber eine Klasse höher keinen Stich sehen. Mit viel gutem Willen könnte man Spielern wie Reis, Pherai und Vuskovic zubilligen, dass sie in der Bundesliga einigermaßen mithalten könnten, nur leider entschied sich ausgerechnet der einzige potenzielle Erstligaspieler des Vereins für die Spritze, was für ein Pech. Also – was hat man sich bei den langfristigen Verpflichtungen dieser Spieler gedacht, wenn man überhaupt gedacht hat? Eine perspektivische Aufstellung für eine Zukunft in der höchsten deutschen Spielklasse kann jedenfalls nicht Grundlage für diese Kaderplanung gewesen sein. Der vorläufige Höhepunkt ist nun allerdings die Verpflichtung eines Davie Selke, der erkennbar über seinen kurzzeitigen Zenit hinaus ist und definitiv keine Verstärkung in der ersten Liga wäre, der nun aber mindestens für zwei Jahre und (mindestens) zwei Millionen Euro Gehalt den Etat belasten wird. 

All dies ist erkennbar zum Scheitern verurteilt, doch was macht der KSV? 

  • Er hält 2 1/2 Jahre an einem Trainer fest, der erkennbar nur ein einziges System spielen lassen kann und spielen lassen wird, wobei sich dieses System als untauglich erwiesen hat, sobald man gegen einen gleichwertigen Gegner spielt
  • Man hält 5 Jahre an einem Sportvorstand fest, der bereits Football Leaks vorbelastet anfängt und in der Folgezeit all seine Kritiker zigfach bestätigt. 
  • Man holt Spieler für das bereits als untauglich identifizierte System einen gescheiterten Trainers, wechselt dann den Trainer aus, holt einen Übungsleiter mit einem gänzlich anderen Spielansatz und wundert sich, dass es nicht klappt.
  • Man behält den „neuen“ Trainer, obwohl der bereits mehr als weidwund geschossen ist und bei der ersten Gelegenheit Ziel medialer Attacken werden wird. Doch anstatt nun Spieler zu verpflichten, die der Philosophie dieses „Trainers auf Bewährung“ entsprechen, behält man einfach den Kader seines Vorgängers, obwohl die Rückserie der abgelaufenen Saison gezeigt hat, dass das nicht klappen wird.

 

Folge: Angesichts der Aufrüstung der Konkurrenz und des Rückschritts der KSV-Entwicklung bei erwartbarer Unruhe, verliert man nicht nur ein weiteres Jahr, man verliert auch weiter an Reputation und Marktwert. Wenn es schon schwer war, als Aufstiegsfavorit und Etat-Krösus den Aufstieg zu bewältigen, wie soll man sich dann erst auf dem Mittelfeld der zweiten Liga „nach oben“ entwickeln? Nein, der Verein ist ganz bewusst in eine Abwärtsspirale manövriert worden, weil man sich mehr und mehr auf die Nebenkriegsschauplätze (Mitglieder, Kartenverkäufe, verblendete Einigkeit etc.) und nicht auf ausschließlich sportliche Aspekte konzentriert hat. Erschwerend kommt noch dazu, das sollte das Learning aus der Boldt-Demission und der Cuntz-Berufung sein, dass man die starke Persönlichkeit, die den Laden endlich einmal auf links dreht und dabei auch nicht vor unzufriedenen Supportern Halt macht, gar nicht will. Man könnte auch sagen:

Man will den KSV genau da, wo er jetzt ist. Den Preis „für mehr“ will man nicht zahlen.