Der KSV im Dopovic-Dilemma

Die Hüpfer stehen nach wie vor unter Schock, die Verschörungstheorien treiben Blüten wie zu bester Corona-Zeit und die härtesten (dümmsten) Hüpfer aus der Wagenburgsekte können die Ungerechtigkeit dieser Welt nicht mehr länger ertragen, was hat dieser wundervolle Verein dem Fußballgott bloß getan? Denn natürlich hat “Mario” nicht gedopt, warum sollte er auch? Das ist alles erlogen und erstunken, um den KSV zu schwächen und um einem armen, anständigen Fußballprofi die Karriere zu zerstören, in die reinigenden Flammen mit den Stinkern von DFB, WADA, NADA und CAS. Warum auch nur einer der Beteiligten irgendwelche Racheglüste gegenüber dem Kroaten haben sollte oder ein persönliches Vergnügen, jemanden an der Ausübung seines Jobs hindern zu wollen, bleibt natürlich offen, aber Fakten brauchen die Hohlhüpfer eh nicht. Denn Fakt ist nunmal: EPO kann man weder mit der Nahrung noch über die Haut (Creme etc.) aufnehmen, EPO muss gespritzt werden, da gibt es weder Zufälle noch unabsichtliche Verunreinigung. A-Probe positiv, B-Probe positiv. Was auch übrigens den Sekteninsassen in all den Jahren bei zahllosen Athleten, die nicht ihr Geld im Volkspark verdienten, genügt hatte, ist nun nicht mehr ausreichend bzw. ist Grundlage einer weltweiten Verschwörung. Über den Verein selbst liest man Folgendes. 

So reagiert der HSV auf die lange Sperre:

Neuer Transfer-Plan nach Vuskovic-Schock (Bild)

Gegen Ende der Trainingseinheit am Dienstag im Volkspark wurde es unruhig. Stefan Kuntz war auf dem Trainingsplatz aufgetaucht, nach dem Abschluss sprach der Sportvorstand zu den Spielern. Die verzichteten daraufhin auf das obligatorische Erfüllen der Autogramm- und Selfiewünsche, wirkten angeschlagen beim Gang in die Kabine. Eine Stunde später vermeldete zuerst die Bild, was sich gerüchteweise wie ein Lauffeuer verbreitet hatte: Kuntz hatte den Spielern die Schocknachricht von der Sperre von Mario Vuskovic verkündet.

Um ehrlich zu sein, halte ich das für kompletten Bullshit, denn ich habe eine gänzlich andere Theorie. Ich glaube nicht eine Sekunde daran, dass beim KSV auch nur eine Person tatsächlich daran geglaubt hat, dass Vuskovic in Lausanne freigesprochen wird und am nächsten Tag ins Mannschaftstraining zurückkehrt. Ich denke, die Verantwortlichen (vorher Boldt, jetzt Cunts) haben genau abgewogen, wie sie mit der Situation umgehen sollen, aber natürlich gilt das nicht für die sportliche Sicht bzw. die sportliche Perspektive.  Zuerst einmal haben die hohen Herren selbstverständlich mit einer 4-jährigen Sperre gerechnet, aber gehofft, dass das Urteil deutlich früher verkündet wird, was dann natürlich sowohl den argumentativen wie auch den transfertechnischen Handlungsspielraum erweitert hätte. Mal angenommen, man hätte im Sinne des sportlichen Erfolges agiert und Ende Juli einen echten Ersatzmann für Vuskovic gekauft (nicht geliehen). Man hätte damit, nicht nur indirekt, signalisiert, dass man nicht mehr an einen erfolgreichen Ausgang des Verfahren glaubt und Vuskovic quasi abgeschrieben. Dies hätte bedeutet, dann man die Wagenburg-Geschichte (#FreeMario, Trikot hochhalte bei jeder Gelegenheit), im Handstreich weggewischt hätte, zwei Jahre Rührstory-Propaganda für den Arsch. Wenn sie das getan hätten, hätten ihnen die wahren Gläubigen die Türen eingetreten, das durfte auch keinen Fall passieren. 

Man hat also die Strategie nicht angepasst, sondern einfach gehofft, dass das unvermeidbare Urteil so schnell wie möglich verkündet wird, damit man dann das erklären kann, was man jetzt, zwei Tage vor Ultimo, verkündet: “Ja gut, jetzt ist er also gesperrt, jetzt müssen wir die Transferstrategie ganz schnell anpassen und kurz vor Toreschluss noch einen Inneverteidiger von irgendeinem Erstligisten aus irgendeiner Liga ausleihen.” Mit anderen Worten: Man hat erneut (wie schon bei Daffeh) den sportlichen Erfolg zu Gunsten der Folklore geopfert.  Möglicherweise hatte Stefan “The Honigkuchenpferd” Cunts eigentlich andere Ideen bzgl. der Geschichte, aber er ist zu kurz im Amt und hat sich höchstwahrscheinlich nicht getraut, eine für die Hüpfer unpopuläre Entscheidung zu treffen. Sorry, aber dieses Geschwafel von wegen “wir sind alle so geschockt” ist kompletter Schwachsinn. Hinzu kommt, dass Cunts den Spielern nach dem Training unter Garantie nicht das Ergebnis der Urteilsverkündung mitgeteilt hat, sondern einen Maßnahmenkatalog, wie man sich im Anschluß verhält. Gesenkte Köpfe, betretende Mienen, keine Autogramme, Solidariätsbekundungen. Schmierentheater an der Müllverbrennungsanlage, Akt 5273