Noch lange nach dem Abpfiff eines geschichtsträchtigen Spiels, welches allerhöchsten internationalen Ansprüchen nicht nur genügte, sondern die Grenzen verschob, standen die euphorisierten Zeugen dieser sportlichen Demonstration auf ihren Sitzen und feierten diesen Abend im überfüllten Volkspark-Tempel. Nachdem eine überragende Mannschaft aus Kiew nach dem Abpfiff mit einem riesigen Plakat eine Ehrenrunde gelaufen war, tauschten deutsche und ukrainische Fans auf den Rängen Telefonnummern und E-Mail-Adressen aus, vieles erinnerte an das legendäre 4:4 gegen Juventus Turin. „Danke Hamburg, Danke KSV, Danke Judas“ stand auf dem Transparent, welches mit Sicherheit seinen Weg ins KSV-Museum finden wird, es war ein Abend zum Träumen.

Ja Mensch, wie gern hätte das Kampagnenblatt einen seiner inzwischen legendären Jubelperser-Artikel in solcher Art und Weise begonnen, doch leider sieht die Realität anders aus, der Abend war die Mutter aller Reinfälle. Kleiner Faktencheck vorweg?

Maximal 10.000 Zuschauer im Volksparkstadion

Allerdings wird der HSV-Trainer einer von maximal 10.000 Zuschauern sein, die am Mittwochabend dabei sind. Im Vorverkauf hatte Kiew zusammen mit dem HSV nur etwas mehr als 8000 Tickets verkauft (Kampagnenblatt am 24.09.2024)

Europa League im Volksparkstadion: Nur 7751 Zuschauer vor Ort

(Kampagnenblatt am 25.09.2024)

Wie jetzt? Erst berichtet man, man hätte „etwas mehr als 8.000“ Tickets verkauft und dann waren nur 7.751 Verstrahlte angetanzt, wie geht das denn zusammen? Will man den Leuten ernsthaft verkaufen, dass bis zu 500 Leute eine Eintrittskarte gekauft haben und dann einfach nicht erschienen sind? Und was sagt diese Art von Journalismus grundsätzlich über den Umgang mit Zahlen (Zuschauer, Transfersummen, Gehaltsangaben, Wirtschaftsdaten) aus? Nun, dafür muss man noch nicht mal besonders intelligent sein, um endlich zu begreifen, dass man diesen gekauften Hofschranzen nicht eine mickrige Silbe glauben kann, es ist alles durch die Bank erfunden, erlogen, geschönt und manipuliert, immer mit dem Zweck, den Auftraggeber im besten Licht darzustellen. 

Der Kicker schreibt im Übrigen von 6.000 Zuschauern, was die Angabe von „etwas mehr als 8.000“ Tickets noch lächerlicher macht.

https://www.kicker.de/dyn-kiew-gegen-lazio-2024-europa-league-4962949/spielinfo

Verdrecktes Scheißpack.

Ein bitterer Abend war aus wirtschaftlicher Sicht durch die geringe Zuschauerzahl auch für den HSV, für den sich der Deal mit Dynamo Kiew zum Minusgeschäft entwickeln könnte. Es gibt keinen fixen Mietpreis, den die Ukrainer für ihre Spiele im Volksparkstadion zahlen müssen. Die Kosten für die externen Dienstleister während des Spiels werden geteilt. Der HSV würde an den Einnahmen aus dem Ticketverkauf ab einer bestimmten Zahl beteiligt sein.

Judas Boldt, Trickbetrüger

Bei dieser Gelegenheit erinnere ich gern an die Höhe der Ausstiegsklausel des Spielers Bénes, welche von den Schmierlappen propagiert und im Laufe der Zeit mehrfach „angepasst“ wurde. Zuerst waren von € 5 Mio. die Reden, dann plötzlich waren es noch € 3 Mio., bevor man final in einem Nebensatz auf „knapp € 2 Mio.“ abrückte. Ich erinnere auch an die angebliche Ausstiegsklausel für den neuen Weltstar Baldè, die angeblich € 20 Mio. betrug, bevor man zurückrudern und zugeben musste, dass überhaupt keine Klausel existiert. Das Kalkül ist einfach: Man setzt drauf, dass die zuerst angegebenen Summen bei den verblödeten Hohlhüpfern hängen bleiben und die kleingedruckten Klarstellungen untergehen.