Zwei Dinge sind bemerkenswert. Zuerst einmal der Umstand, dass Anwalt Haase inzwischen nicht (nur) den KSV verklagt (der Fall um die Provision für den Ex-Brasilianer Douglas Santos dürften hinlänglich bekannt sein), sondern in Persona die Herren Judas Boldt (Ex-Sportvorstand der KSV Fußball AG) und Dr. Phillip Winter („General Counsel“ und Prokurist der HSV Fußball AG)  einer Versuchsstraftat wegen Betrugs, konkret Prozessbetrugs beschuldigt und dies unter dem Aktenzeichen 3321 Js 494/24 zur Überprüfung bei der Staatsanwaltschaft Hamburg vorlegt. Zum anderen ist es mehr als bemerkenswert, dass dieser eingereichte Schriftsatz, der mir in Gänze vorliegt, mittlerweile durch sämtliche Hamburger Redaktionen fliegt, obwohl weder Haase noch sein Rechtsbeistand dies in die Wege geleitet oder in Umlauf gebracht hätten. Offenbar möchte also jemand, dass nicht nur der Umstand der Anzeige, sondern auch die Details der Aussagen bekannt werden oder anders audgedrückt: Irgendjemand will Judas „einen machen“. Weniger erstaunlich, wenn man die jahrelange „Partnerschaft“ zwischen Boldt und den Hamburger Hofberichterstattern kennt, ist der Umstand, dass bis zum 21. November keine Silbe aus dem Schriftsatz, der am 09.09.2024 erstellt wurde, veröffentlicht wurde. Dem wird an dieser Stelle Abhilfe geleistet. 

Insgesamt hat der Schriftsatz einen Umfang von 14 Seiten und ich möchte auf die Veröffentlichung von Details wie EMail-Adressen, Namen (die der Öffentlichkeit nicht bekannt waren) etc. verzichten, doch ich möchte einige besonders „spaßige“ Passagen zitieren. Kurz nochmal zusammengefasst: Der Spieler Douglas Santos wechselte 2019 für (angeblich) € 14 Mio. zu Zenit St. Petersburg. Nachdem es dem KSV zuvor nicht gelungen war, den Spieler an den Mann zu bringen, wurde Vermittler Haase beauftragt, als der Deal in trockenen Tüchern war, wollte sich der KSV in Persona Judas Boldt jedoch nicht mehr an eine Auftragserteilung erinnern und verweigert Haase bis heute die Zahlung der ihm zustehenden Provision. Lustigerweise bot man seitens des Vereins eine relativ geringe Summe (ich meine, es waren € 200.000) als Provisionszahlung an, Haase bestand jedoch auf die üblichen 10% und hat bis heute vor keinem Gericht Recht bekommen. Nun also die klage gegen Boldt und Winter wegen Betrugs aufgrund von Falschaussage vor Gericht. Einige Zitate…

Der im Einzelnen als objektiv falscher Sachvortrag wahrgenommene Vortrag ist in seinen
Einzelpositionen, jedenfalls in seiner Gesamtheit dazu geeignet, gegenüber dem
erkennenden Gericht das unrichtige Bild zu zeichnen, dass die HSV Fußball AG im Jahr
2019 gar nicht an einem Transfer des Spielers Douglas Santos interessiert gewesen wäre,
die HSV Fußball AG sich nicht in einer finanziell überaus angespannten Lage befand und
Transfererlöse erwirtschaften habe müssen und die macospo GmbH bzw. deren
Geschäftsführer Herr Haase nicht im Auftrag der HSV Fußball AG tätig gewesen wäre sowie
keine vergütungspflichtigen Leistungen für die HSV Fußball AG erbracht hätte.

Eine entsprechende Anfrage mit E-Mail vom 24.11.2023 ließ Herr Dr. Winter bekanntlich
schlicht unbeantwortet. Auf die vorgenannte E-Mail vom 21.08.2024 und Bitte um
Übermittlung der Compliance-Daten antwortete Herr Dr. Winter mit E-Mail vom gleichen
Tage:
„… Ihre Bitte um Informationsübermittlung werde ich selbstredend nicht bedienen.
Diesbezüglich dürfen Sie sich gerne Fristen notieren, bis Sie schwarz werden. …“

 

Absolut köstlich, oder? Auf die Anfrage eines Anwalts antwortet der „General Counsel“ und Prokurist der HSV Fußball AG: Sie können sich gerne Fristen notieren, bis sie schwarz werden..“ An dieser Stelle wird erneut nachgewiesen, dass der gesamte Verein aus dem Volkspark die Seriösentät einer Frittenbude besitzt. Weitere Zitate…

 

Objektiv falsch ist der Vortrag der HSV Fußball AG u.a. aus dem Schriftsatz vom 06.04.2020,
Seite 13, mit welchem diese darstellt, sie hätte sich im Jahre 2019 nicht in einer finanziell
angespannten Situation befunden und wäre nicht auf Transfererlöse durch den Verkauf von
Douglas Santos angewiesen gewesen. Die Unrichtigkeit dieses Vortrages ist bereits aus den von der HSV Fußball AG selbst veröffentlichten Kennzahlen ersichtlich.
Jedenfalls steht der Vortrag im erklärten Widerspruch dazu, dass die HSV Fußball AG auf
Ihrer Mitgliederversammlung am 19.01.2019 für das zum 30.06.2018 abgelaufene
Geschäftsjahr 2017/2018 bekannt gab:
• ein Negatives Jahresergebnis in Höhe von 5,8 Millionen Euro,
• ein achtes Geschäftsjahr in Folge mit negativem Ergebnis und
• Gesamtverbindlichkeiten in Höhe von 85,4 Millionen Euro

erwirtschaftet zu haben und darüber hinaus eine Schuldverschreibung über 17,5 Mio. Euro
auflegen werde

 

Kommentar: Der KSV will tatsächlich und ernsthaft behaupten, dass er 2019 nicht vor einer finanziell angespannten Situation stand und den Spieler Douglas Santso eigentlich gar nicht verkaufen wollte, großartig. Lustig besonders dann, wenn man bedenkt, was Boldt selbst damals von sich gab. 

 

HSV Fußball AG tätig, in einem Interview mit dem Medienportal Sky (abrufbar unter:
https://sport.sky.de/fussball/artikel/hsv-sportvorstand-jonas-boldt-im-sky-interview-zusteffen-
baumgart-tim-walter/13104525/34349) zu den Verdiensten seiner seit Ende Mai
2019 andauernden Amtszeit als Vorstand der HSV Fußball AG gesagt:


„… Wir haben den Klub durch schwere Zeiten geführt und vor einer Insolvenz
gerettet. …“

 

Mit diesem Falschvortrag versuchte die HSV Fußball AG, das erkennende Gericht
dahingehend zu täuschen, dass sie sich – entgegen den Tatsachen – gar nicht in einer
finanziell angespannten Situation befunden habe und auch keine Transfererlöse habe
erzielen müssen. Dies stellte jedoch das wesentliche Motiv der HSV Fußball AG für die von
unserer Mandantin abverlangten Bemühungen zur Beibringung eines Transfervertrages für
den Spieler Douglas Santos dar.

 

Okay, so geht es immer weiter. Bemerkenswert, dass Boldt selbst davon sprach, den KSV vor der Insolvenz gerettet zu haben und dann später im Prozess von einer drohenden Insolvenz nichts mehr wissen wollte. Bemerkenswert auch die Aussage von Bernd Hoffmann, der dies indirekt bestätigt. Ich erinnere mich an ein persönliches Gespräch mit Hoffmann, in dem er mir das „Geschäftsmodell“ des KSV unter seiner Führung erklärte. „Wir bewegen uns immer am wirtschaftlichen Limit und das kann nur funktionieren, wenn wir in jeder Saison einen Spieler für viel Geld verkaufen. Schaffen wir das nicht, haben wir Probleme“. Nun denn, Haases Problem dürften sein, dass er es als Jurist unterlassen hatte, sich den Vermittlungsauftrag schriftlich bestätigen zu lassen, wobei die scheinbar gängige Praxis ist. Nur: Man hat es halt nicht immer mit Ratten wie Boldt zu tun. 

Spannende Geschichte…