Was vom Tage (oder der Präsentation) übrig blieb…

Hach, wer erinnert sich nicht mit nostalgischer Glückseligkeit an die Zeit vor der aktuellen Erfolgssaison? Intrigenfürst Judas Boldt wurde endlich in Daffehs Wüste geschickt und nach „monatelangen Verhandlungen“ konnte man einen der Größten der Branchen, Stefan Cunts, zu einem Engagement im Volkpark überreden, da spielt es auch kaum eine Rolle, dass „The Honigkuchenpferd“ nicht zum Spottpreis anheuern wollte, sondern nur unwesentlich billiger ist als ein Frank Arnesen, den man zum Bundesligazeiten zum Teufel gewünscht hatte, weil er zu viel verdiente, was für eine Ironie. Überliefert ist ja, dass Cunts mittels einer Powerpoint-Präsentation zu überzeugen wusste, die ihm eigens vom Trainerberater und Klopp-Intimus Marc Kosicke zusammengebastelt worden war. Leider sind uns die exakten Details dieser Welt-Präsentation nicht bekannt, aber in einem SportBild-Artikel wurde einiges davon aufgearbeitet und nach einem halben Cunts-Jahr ist es durchaus legitim, die erste Bilanz zu ziehen. Los gehts.

Mit einer klaren Analyse der HSV-Situation, seiner Vita und Persönlichkeit überzeugte er den Aufsichtsrat und bekam einen Vertrag bis 2026. Sein Auftrag: den HSV so schnell wie möglich zurück in die Bundesliga zu führen.

Ja, das klang erstmal vielversprechend, doch aus der Überzeugung im Aufsichtsrat ist nach nur 6 Monaten heftiger Zweifel geworden, ob man sich nicht vielleicht doch die falsche Präsentation reingezogen hat. Das Festhalten am mies gelaunten Gimli Baumbart, die erschütternde Transferbilanz, die katatrophalen sportlichen Darbietungen, das Handling um Doofy Gilmore, Cunts hat viel Kredit verspielt.

Was Kuntz seinen Profis damit klarmachen wollte: Ramos ist trotz aller Erfolge jeden Tag gierig geblieben. Nur mit dieser Einstellung ist es möglich, die großen Ziele zu erreichen. Die Gier macht Champions aus!

Ehrenvolle Absicht, aber mit Gier sollte man einem „Profi“ in St. Ellingen nicht kommen, denn die, die da sind, haben ihrer Meinung nach das Optimum aus ihrer überschaubaren Karriere rausgeholt. Warum wird letztendlich nicht eine Ausstiegsklausel gezogen, warum bleibt ein Glatzel lieber in der Liga der Maltafüße, wo ihm doch die halbe Bundesliga die Tür eingerannt hatte? Ne, Gier ist für’s Arsch im Volkspark, dafür geht es allen dort viel zu gut. Fettes Gehalt, kein Druck, kein medialer Gegenwind – für abgehalfterte Profifußballer ist die Sylvesterallee das Paradies schlechthin.

Kuntz hatte mitbekommen, wie der HSV in der Vergangenheit oft gegen kleinere Gegner durch Überheblichkeit wichtige Punkte hat liegen lassen. Damit soll ab sofort Schluss sein – und es ist nicht die einzige Maßnahme, die der neue Boss traf, damit der Klub sein Aufstiegsziel erreicht.

Zum Niederknien witzig, wenn es nicht so traurig wäre, denn das pro-aktive Verkacken gegen sportliches Fallobst gehört inzwischen zur KSV-DNA wie die unangebrachte Überheblichkeit und die große Fresse. Also Cunts: Ziel verfehlt. Elversberg : KSV 4:2, Braunschweig : KSV 3:1, Ulm : KSV 1:1

Mit Trainer Steffen Baumgart (52) war er nach einem ersten stundenlangen Treffen im feinen Hamburger Elysée-Hotel nahe der Außenalster einen Tag vor Kuntz’ offizieller Präsentation als neuer Sport-Vorstand am 23. Mai gleich auf einer Wellenlänge. Ihre sportliche Analyse war deckungsgleich. Der HSV muss seine Spielweise verändern, um aufzusteigen. Kuntz und Baumgart sind davon überzeugt, dass der HSV unter Ex-Coach Tim Walter (48) zu riskant agierte.

So deckungsgleich, dass man sich nach 17 Spieltagen trennte. Und der KSV muss also seine Spielweise verändern, um aufzusteigen? Deshalb kehrt man unter Doofy Gilmore Polzin nun auch wieder zu Tom Walters Sparkassen-Tikitaka zurück, weils so erfolgreich war. Hü hott und wieder zurück, ein klares Konzept ist nicht erkennbar, das muss der Präsentations-Fuzzi wohl vergessen haben.

Baumgart nahm bereits nach Dienstantritt im Februar Veränderungen vor, auch im Spielaufbau. Die Hamburger sind nun schwerer zu entschlüsseln, weil sie mit mehr Varianten agieren als unter Walter. Der Saisonstart in der Liga kann sich sehen lassen: Nach dem 2:1 bei Bundesliga-Absteiger Köln folgte ein 1:1 gegen Mit-Aufstiegs-Aspirant Hertha BSC.

Ist es nicht erschütternd, wie schnell einen die brutale Realität an der Müllverbrennungsanlage einholt? 

 

 

 

 

https://sportbild.bild.de/fussball/hamburger-sv/es-ging-um-einen-weltstar-geheime-kuntz-rede-beim-hsv-enthuellt-66c1b4d906f52977c7f70154