Philipp Köster (Jahrgang 1972) gründete im April 2000 11Freunde, das Magazin für Fußballkultur, das neuerdings im Spiegel Verlag erscheint. Seit der Gründung ist Köster Chefredakteur des Magazins, seit 2010 zudem Geschäftsführer.
In eigener Sache beschreibt der Journalist und Medienmanager eine „bedenkliche Entwicklung“: „Weite Teile des Fußballestablishments haben für unabhängigen Journalismus nicht einmal mehr Verachtung übrig. Zeitungen, Zeitschriften, Nachrichtenportale sind aus der Perspektive vieler Funktionäre, Berater, Manager nur noch schnöde Abwurfplätze für platte PR-Botschaften. Kritische Nachfragen und unabhängige Berichterstattung sind unerwünscht. Wer hingegen kuschlige Erkundigungen vorbringt und brav die PR-Narrative weiterverbreitet, darf in die Küchen und Wohnzimmer der Stars und deren Plattitüden mit serviler Note („Gänsehaut!“) kommentieren.“
Es gelte die Faustregel, dass Interviews umso gnadenloser geglättet, Zugänge stärker eingeschränkt, Fotos untersagt und strenge Leitlinien für Gespräche vorgegeben würden, je größer der Klub sei. Wer heute etwa mit Spielern ohne begleitenden Presseoffizier sprechen wolle, mache sich bereits verdächtig, subversiv zu handeln. Und wer allzu kritisch nachfrage, dem werde mitunter sogar spontan die zuvor vereinbarte Redezeit gekürzt.
Aus Philipp Kösters Sicht geht es am Ende um maximale Kontrolle, über eine in allen Facetten gesteuerte und glattgebürstete Außendarstellung. In den vergangenen Jahren seien die vereinseigenen Kanäle massiv ausgebaut worden, weil unabhängige Medien für diese Form der Berichterstattung nicht zu gewinnen seien. Dort gebe es weder kritische Nachfragen noch eine unabhängige Perspektive – kurzum keinen Journalismus, auch wenn die Vereine alles daran setzten, den Anschein zu erwecken. Für den 11Freunde-Kapitän steht dahinter „die schon vielfach in Klubs und Agenturen gehörte Überzeugung, dass es eigentlich auch ohne die Medien ginge“.
Köster hält den Diskurs, den Medien organisieren, für ein unverzichtbares Korrektiv und darüber hinaus sei dieser auch Garant für gute Unterhaltung. „Die entsteht nämlich nie am Reißbrett der Agenturen, sie benötigt zwingend den Austausch, die Verkantung, einen Funkenschlag mit der Realität.“ Von dieser Erkenntnis seien die Klubs, die Funktionäre leider weit entfernt.
Köster zieht einen ernüchternden Schluss, der zugleich wachrütteln soll: „Keine Sorge, liebe Freunde, der Fußball wird immer voller wunderbarer Geschichten stecken. Es wird dann nur keiner mehr da sein, der sie erzählen kann.“
Jaja Köster, mimimi. Problem ist nur, bzw. eines der zahllosen Probleme, ihr habt das Spiel mitgespielt, auch ihr von 11 Freunde. Auch ihr habt eben keinen unabhängigen, kritischen Journalismus geliefert, sondern auch ihr habt euch zu gekauften Cracknutten des Fußball-Establishments gemacht. Sich heute hinzustellen und zu wimmern „Weite Teile des Fußballestablishments haben für unabhängigen Journalismus nicht einmal mehr Verachtung übrig“ ist einfach nur peinlich und scheinheilig, vielmehr solltet ihr zugeben, dass ihr komplett aufs falsche Pferd gesetzt habt. Vielleicht kennt der Eine oder Andere den Film „8 Millimeter“. Ein bekanntes Zitat aus diesem Film lautet: „Wenn du dich mit dem Teufel einlässt, verändert sich nicht der Teufel, der Teufel verändert dich!“ und ihr habt euch mit dem Teufel eingelassen, nur habt ihr nicht den Teufel kontrolliert, sondern der Teufel hat euch überflüssig gemacht. Die Aussage, dass es in der großen glücklichen Fußball-Familie keinen Anspruch mehr auf (unabhängigen) Journalismus gibt, ist an Scheinheiligkeit nicht zu übertreffen, denn auch bei euch Medien gibt es diesen Anspruch auf (unabhängigen) Journalismus schon längst nicht mehr. Denn wie göttlich bequem, einfach und ertragreich ist es doch, wenn man die spektakulären Stories nicht mehr recherchieren, sondern nur noch abschreiben und kopieren muss.
In der Hochburg der Hofberichterstattung, der Freien und Hansestadt Hamburg, gilt bereits seit vielen Jahren, dass nur noch „gesendet“ werden darf, was schön und die tropfende Volksparkruine voll macht. Gigantische „Enthüllungsstories“ wie die über Bass Jansen oder Professor Dr. Desertfield finden ihren Weg ins Kampagnenblatt nicht deshalb, weil Schmierlappen wie Schiller, Jacobs oder Walther sie recherchiert haben, sondern weil sie ihnen von Teilen des Vereins (Judas Boldt!!) auf dem Silbertablett (mit Umschlag) präsentiert wurden. Ihr alle habt dieses Drecksspiel mitgespielt und nie seid ihr auf die Idee gekommen, dass es genau diese Bestechlichkeit und Käuflichkeit sein wird, die euch irgendwann überflüssig machen wird. So ein Pech, ihr Loser, ihr habt eure Seelen verkauft und nun kriegt ihr sie nicht mehr zurück.
Was glänzt, ist für den Augenblick geboren. Das Echte bleibt der Nachwelt unverloren. (Faust)
Sorry, aber mein Mitleid hält sich in Grenzen
Was Köster beschreibt, ist meiner Ansicht nach zutreffend und auch gut beschrieben. Inwieweit sich 11Freunde selbst diesem Nichtjournalismus angeschlossen haben, kann ich nicht beurteilen. Mit der Übernahme durch G+J und später vom Spiegel ist man jedenfalls endgültig vom einstigen Nischenblatt für Fußballromantiker zum Mainstream geworden (was sich wirtschaftlich sicher positiv für Köster ausgewirkt hat – was aber auch völlig in Ordnung ist, finde ich).
Natürlich stimmt das, was Köster sagt. Aber wenn man sich selbst aus wirtschaftlichen Gründen dem Mainstream anschließt und am Ende auch nur noch (verbesserte) Hofberichterstattung abliefert, ist es reichlich heuchlerisch, die Anderen anzuscheißen.
https://www.fussball.de/mgc.newsdetail/-/article-uuid/02SS00FABK000000VS5489BVVVD4CEV8#!/
„Autor/-in: FUSSBALL.DE (Dieser Text wurde auf Basis der dem DFB vorliegenden offiziellen Spieldaten am 15.04.2025 um 09:44 Uhr automatisch generiert)“
Für 08/15-Content braucht es bereits jetzt keine Journalisten mehr. Dem Algoritmus braucht man nur noch ein paar Namen und Attribute stets hinzufügen oder wegignorieren zu lassen. Aus der Luft gegriffen: Jansen+umstritten oder Jatta+beliebt.
Was ist „Taucha“?
Kleinstadt am nordöstliche Stadtrand von Leipzig. Sachsenliga. Nur als Beispiel.
Die KI-generierten Texte des DFB auf fussball.de sind wirklich seit langem das absolute Grauen, weil sie nichts anderes machen, als Tabellen- und Spieldaten in platten Phrasen auszuformulieren. Informationsgehalt NullKommaNull. Aber der DFB ist mit fussball.de auf der moralisch und ethisch niedrigsten Stufe angelangt.
Fussball.de wird vor allem im Amateurbereich und Jugendbereich über die entsprechenden Apps für Android und iOS genutzt. 70% der Fußballmannschaften in Deutschland sind Kinder- und Jugendmannschaften. Kinder und Jugendliche sind deshalb die Hauptnutzer von fussball.de. Die App ist so pervers mit aggressiver Werbung überfrachtet, dass sie kaum noch benutzbar ist. Darunter auch sogenannte Störerwerbung, die den ganzen Bildschirm ausfüllt und nicht weggeklickt werden kann. Das heißt effektiv, der DFB möchte den letzten Cent aus Kindern und Jugendlichen pressen.
Vor einem halben Jahr hat der DFB dann eine neue Version von fussball.de gelauncht. Es gab null neue Funktionen oder Verbesserungen für die Nutzer. Vieles wurde absichtlich verschlechtert, so dass man 2, 3 Klicks mehr brauchte, um zu den selben Inhalten zu gelangen wie vorher. Einziges Ziel sicherlich: Mehr Klicks, mehr Seitenabrufe = mehr Werbung, die man ausspielen kann. Mehr Geld. Weil der DFB ontop technisch unfähig war und die neue Plattform dauernd überlastet und zusammengebrochen war, gab es einen solch massiven Aufschrei der Nutzer, dass der DFB gezwungen war, die neue App und die neue Plattform einzustampfen und stattdessen die alte App fortzuführen.
D’accord! Herren allerdings bereits auch. 6. Liga komplett. NOFV (5. Liga) alles NOFV-Elias. Keine Lust auf Recherche. Ich denke das frisst sich nach oben durch.
Das hatte ich hier zwar schon mal, passt aber immer wieder:
„Ich habe Journalisten nie gemocht. Ich habe sie alle in meinen Büchern sterben lassen.“
Agatha Christie
Die Maschinerie der gekauften und korrupten Medien fällt bei vielen Teilen der Bevölkerung auf fruchtbaren, allzu willigen Boden. Einstein hatte schon recht. „Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
Bleibt nur noch die Frage, was zuerst da war. Die Dummheit an sich, oder die Verdummung durch den Konsum von ungefiltertem Scheißdreck.
Ich meine, jeder kann ja mal ungefilterten Bullshit zu sich nehmen, mache ich auch, aber man sollte doch schon in der Lage sein, je nach biopsychosozialem Hintergrund und Möglichkeiten, einen Filter anzuwerfen und das dargebotene Infotainment hinterfragen und einordnen zu können.
Eigentlich sollte das so sein.
Eigentlich…
Und während es hier im Blog um Inhalte und relevante Fragen geht, wird drüben mit freundlicher Null- Moderation und vorbildhaft von Schorle dargestellt, über Aufstellungen, Taktiken und ähnlichen Blödsinn gesabbert.
Prima, so ist für jeden Konsumenten das richtige Angebot dabei.