Alter, geht’s vielleicht noch ein wenig peinlicher? 

 

 

Zuerst habe ich gezweifelt. Ist das vielleicht das neueste Projekt von „Der Postillon“ oder doch KI? Da wirken zwei peinliche Hofberichterstatter wie komplett sedierte Zuchtkarnikel oder zwei mies programmierte Sprechroboter. „Ich weiß gar nicht, wann Schnecke-Schneidezahn Meffort seinen letzten Fehlpass gespielt hat“, ehrlich, das ist Comedy vom Feinsten und sollte eine Top 3-Platzierung beim nächsten Quatsch Comedy Award garantieren. Mir wurde diese Machwerk zugeschickt mit der Nachricht „Guck dir die ersten 2 Minuten an“, leider habe ich diese Schallmauer kläglich verpasst, denn nach 1:23 Min. musste ich mit Lachkrämpfen abbrechen. Selbstverständlich hat sich HSV-Arena die Zeit genommen und eine Alternativ-Version dieser Minute produziert.

 

 

Tja, unser KSV. 

Lachend warten die HSV-Profis an ihrem Mannschaftsbus. Entspannt schlendern sie auf den Trainingsrasen und nach verrichteter Arbeit wieder herunter. Konzentriert trainieren sie – es kracht auch manchmal auf dem Rasen, es wird geschimpft und gelobt. Der äußere Eindruck, den das Team von Trainer Polzin auf der Ferieninsel vermittelt, ist genau der, den sich Polzin vorgestellt hatte. Die Sinne schärfen, fokussieren, aufs Inhaltliche Wert legen. Wenige Floskeln wurden ausgelassen, um den Kurztrip nach „Malle“ im Vorwege zu erklären. Am Ende braucht es wahrscheinlich keinen abgeschlossenen Master-Studiengang in Psychologie, um zu erklären, was das alles sollte.

Einen kleinen Einblick hat Polzin bei seinem kurzen Interview gegeben, das er am Rande des Trainingszentrums „Antonio Asensio“ vom RCD Mallorca gegeben hat. Er habe ja nun als Co-Trainer beim HSV einige Saison-Schlussphasen erlebt, sagte Polzin. Und daraus habe er den Schritt abgeleitet, dass so ein Trainingscamp jetzt notwendig warPolzins Analyse: Der HSV hat sich durch den Aufstiegsdruck, der Jahr für Jahr herrschte, nicht mehr auf das Wesentliche konzentriert. Es ging immer nur um dieses oder jenes Ergebnis im Kampf um die Rückkehr in die Bundesliga – und dabei hat der HSV aus den Augen verloren, was eigentlich notwendig ist, um die Ergebnisse zu erreichen. Er wolle deshalb inhaltlich arbeiten auf Mallorca, so Polzin. Also: die Mannschaft auf ihre Handlungen fokussieren, und nicht auf das Ergebnis dieser Handlungen. Oder anders: Den ersten Schritt vor dem zweiten gehen, darum ging es seit Sonntag auf Mallorca.

Auf Mallorca hat der HSV eine gute Portion Gelassenheit ausgestrahlt.

(Quelle: https://www.ndr.de/sport/fussball/Der-HSV-auf-Mallorca-Weniger-Druck-mehr-Gelassenheit-fuers-Aufstiegsfinale,hsv29758.html)

 

Aber hallo, Herr Pegel-Off, das hat ganz wunderbar geklappt, oder? Das inzwischen legendäre Malle-Trainingslager (für ganz kleines Geld) fand vom 30.03. bis zum 02.04.2025 statt – und es wirkte. 3:0 gegen Nürnberg, 2:4 gegen Braunschweig, 2:2 auf Schalke und 1:2 gegen Karlsruhe. Nach dem Ballermannbesuch holte der gelassene KSV 4 von 12 möglichen Punkten es gibt nicht wenige stolze Besitzer einer € 96-Karte für das Ulm-Spiel, denen der Arsch auf Grundeis geht. Einzig und allein der unvorstellbaren Unfähigkeit der Konkurrenz ist es zu verdanken, dass der 53-Punkte KSV überhaupt noch unter den ersten 5 platziert ist. Zum Vergleich: in den letzten Jahren war man mit 53 Zählern nach 31 Spieltagen 4., 5., 4., 4. Aber Doofy Gilmore wäre nicht Doofy Gilmore, würde er nicht die nächste Plattitüde raushauen.

 

Wenn ich diesen Traum habe, muss ich diese Widerstände überwinden. Wir werden jetzt ganz sicher nicht fragen, wie das alles sein kann“, sagte Trainer Merlin Polzin. „Es kommen ein paar Herausforderungen auf uns zu, aber da haben wir Bock drauf und wollen mutig sein und es besser machen. 

Polzin lächelt bei diesem letzten Satz seines Monologs. Fast zwei Minuten redet er nahezu ohne Füllwörter. Sprechpausen sind für ihn ein Fremdwort. Die Anwesenden im Medienraum des HSV bekommen seine Motivationskünste in diesem Moment hautnah vor Augen geführt. (Kampagnenblatt)

 

Übrigens: Doofy ist inzwischen bei dem gleichen Punkteschnitt angelangt, den Bartfick Tom Walter zum Zeitpunkt seiner Demission vorweisen konnte. Das ist der gleiche Walter, der den designierten Aufstiegsfavoriten Hull City derart zerstörte, dass die armen Briten zur Zeit auf einem Abstiegsplatz stehen. Ach ja, lieber Marie Nuss, ich hoffe, ich habe deine zarten Gefühle mit diesem Blog nicht zu sehr verletzt.