Wenn ich ehrlich bin, wundere ich mich manchmal über mich selbst. Dann stelle ich mir die Frage, warum ich mir das alles eigentlich noch antue. Warum mache ich den Laden nicht einfach dicht, schreibe an meinen nächsten Büchern, freue mich heimlich über die nächste KSV-Blamage, aber lasse die Drecksarbeit andere mache. Die Anzahl der Kommentare tendiert zwischen 5 und 10, die Anzahl der Spenden gen Null, mit simplen Kopien erzielt man auf Facebook deutlich mehr Traffic als mit einem eigenhändig angefertigten Blog, der sich weit jenseits von KI befindet. Und dann weiß ich warum, ein Grund ist: Wer sollte es denn machen? „Andere die Drecksarbeit machen zu lassen“ klingt erstmal nett, aber diese „Anderen“ existieren nicht, nach Daniel Jovanovs 98%igem Ausstieg aus der Journaille bin ich allein, der Letzte meiner Art. Mir gegenüber stehen bezahlte Hofschranzen, Horden von verblödeten Fanboys, Primaten wie „DerSpasti“, der heute vielleicht mosert, aber morgen schon wieder hüpft, sowie die komplette Riege der Hofberichterstatter. Das Ganze potenziert sich nach dem Aufstiegs-Unfall natürlich noch, denn jetzt entdecken nicht wenige Wendehälse ihre Liebe zur Sekte wieder. Was sagte eines Jedi-Meister Yoda? Die dunkle Seite der Macht: Leichter, schneller, verführerischer sie ist.“ Es ist einfacher, sich mit der Lüge zu beschäftigen, als über die Wahrheit nachzudenken, aus diesem Grund konnte Donald Trump trotz Verurteilung zum zweiten Mal US-Präsident werden. 

Und um noch ein wenig ehrlicher zu sein – manchmal ist es eine Qual. Natürlich könnte ich schreiben, dass es sich bei der Veranstaltung am nächsten Wochenende um eine Richtungswahl handelt, was gerade passiert, ist offenkundig von langer Hand geplant. Beispiel 1: Christian Biebermeier gibt seinen Posten beim SC auf, alle Welt denkt, er verschwindet im Nirwana, doch kurz drauf wird er in den Beirat berufen. Warum eigentlich? Beispiel 2: SC-Abteilungsleiter Freese sagt im Kampagnenblatt-Podcast, dass die Supporters keinen eigenen Kandidaten zur Präsidiumswahl stellen werden und wie aus dem Nichts erscheint Ex-Tribünenadler Köncke und wird selbstverständlich vom „gewissenhaften“ Beirat zugelassen. Auch im besagten Podcast baute Pinocchio Freese schon mal vor und kritisierte eine Kandidatur Magaths. Beispiel 3: Beirat Biebermeier, gewissenhaft wie immer,  verkündet auf dem Volksparkett vollmundig, dass man ja nicht zwingend ein guter Präsident sein muss, nur, weil man vor 40 Jahre mal ein Tor geschossen hat. Beispiel 4: Sektenförderkreis Nordtribüne pisst Ockens ans Bein und gibt unverhohlen eine Wahlempfehlung für Chat-bot Köncke ab. Die Frage muss doch eigentlich sein: Warum tut ihr eigentlich so pseudo-neutral? Warum sagt ihr nicht ganz offen, was ihr vorhabt? Tatsache ist, dass sich die Supporters den Verein zurückholen wollen, Beirat und Ehrenrat sitzen den ganzen Quatsch aus, weil sie genau wissen, dass zur MV genügend Honks kommen werden, die sie beschützen werden, zur Not auch vor Abwahlanträgen. 

Zur Erinnerung: Was passierte das letzte Mal, als sich die Fans den Verein „zurückgeholt“ haben? Manfred Ertel, Marek Erhardt, Floberg und Friends. Die Folge war ein komplettes Chaos, nur wegen dieser Rückholaktion kam es überhaupt erst zu HSVPLUS. Weil sich Fans in Sachen eingemischt haben, von denen sie nichts verstehen (Beispiel Frank Arnesen). Über all diese Folgen sollten sich besonders die knapp 9.000 Mitglieder im Klaren sein, die 2014 für HSVPLUS gestimmt haben. Wollt ihr das? Wollt ihr einen ehemaligen Kurvenschläger als Präsidenten, der dann seinen Kumpel Judas Boldt in den Aufsichtsrat holt? Wollt ihr zurück in die Jahre 2012/13, habt ihr deshalb für HSVPLUS und die Ausgliederung gestimmt? Wisst ihr eigentlich, was am Wochenende auf dem Spiel steht? Sorry, es ist alles so verlogen, dreckig und intrigant, dass mir das Kotzen kommt. Auch deshalb übrigens. 

 

Andreas Peters: Ergänzend noch ein letzter juristischer Hinweis an dieser Stelle: Selbst wenn man – entgegen unserer begründeten Überzeugung – mal annehmen würde, dass nur der Ehrenratsvorsitzende persönlich Aufgaben im Beirat wahrnehmen und seine Stellvertreter ihn nicht vertreten dürften, würde aus der vermeintlich fehlerhaften Beteiligung eines Stellvertreters am Auswahlprozess ja noch keine automatisch abweichende Entscheidung des Beirats folgen. 

 

Wow, für einen Juristen wie Peters ist das schon ziemlich dummdreist. Er gibt im Grunde zu, dass seine Beteiligung an den Beiratssitzung als Eselskots Stellvertreter fehlerhaft (laut Satzung) war, aber dies würde ja nicht automatisch bedeuten, dass es eine andere Entscheidung bzgl. eines Kandidaten gegeben hätte, hätte Eselskot selbst teilgenommen oder keinen Stellvertreter gestellt. Das ist ungefähr so, als würde Glatzel-Mützel beim Stande von 4:1 in der 88. Minuten ein Tor nach einem klaren Handspiel erzielen, das Tor zählt und anschließend sagt man: „Ja, okay, war Hand und ein Regelverstoß, aber wir hätten ja eh gewonnen“. NEIN, es ist eben nicht egal, weil es gegen die Regeln bzw. gegen die Satzung verstößt. Ich könnte mich schon wieder aufregen und da ich mich noch immer aufregen kann, mache ich weiter. Bis zum Ende.