Wie hieß es doch früher einmal, wenn man über die Stellung eines Printmediums las? „Überparteilich, unabhängig“, diese Zeiten sind längst vorbei. Mittlerweile hat nahezu jedes Medium, ob nun Print, TV oder wo auch immer, eine eigene Agenda, eine ganz klar definierte politische Ausrichtung und ebenso ganz klare politische Gegner. Es gibt eindeutige und unverrückbare Ansagen von Chefreaktion, Verlagsleitung, Intendanz, wie der gemeine Journalist zu „informieren“ hat, dabei werden nicht selten, sondern inzwischen standardisiert, Informationen, die nicht zum gewünschten Effekt eines Artikels/Beitrags passen, weggelassen, verschwiegen oder sogar verfälscht. Der Hintergrund ist nicht schwer zu verstehen: In Zeiten von kostenlosen „sozialen“ Medien sind die klassischen Medien massiv unter wirtschaftlichen Druck geraten und es gilt nun, die verbliebende Nutzerschaft mit dem zu versorgen, was sie zu konsumieren wünscht. Ob dies nun die Wahrheit oder eine simple Erfindung ist, spielt schon längst keine Rolle mehr, erlaubt ist, was verkauft. Unglücklicherweise wird dieses Phänomen von einem Großteil der Nutzerschaft immer noch nicht begriffen, viele glauben den gefilterten Propagandaschrott immer noch und denken, sie werden tatsächlich unabhängig informiert.

Gestern nun durfte man Zeuge des nächsten PR-Rührstücks werden, das Hamburger Kampagnenblatt, die Mutter aller Hofberichterstattungsblätter, kam endlich mal wieder mit einer Daffeh-Geschichte angekrochen und kein Geringerer als Brückenpenner Kai Schiller, die Speerspitze der käuflichen Journaille, durfte/musste erneut auf die Tränendrüse drücken. Natürlich zog ShyKiller wie üblich alle Register 

„Da bin ich zusammengebrochen“

Seine Augen werden wässrig. Die eine oder andere Träne wischt er mit dem gekrümmten Zeigefinger zur Seite.

„Durch meine Geschichte in Hamburg bin ich erwachsen geworden“

Während des Gesprächs schaut er immer wieder auf die ganzen Abendblatt-Artikel, die vor ihm ausgebreitet liegen, auf die zahlreichen Fotos von ihm. Noch immer hat er Tränen in den Augen. Man spürt, dass es ihm schwerfällt, über all das Geschehene noch einmal zu reden.

2015 flüchtete der Afrikaner vor der Diktatur Gambias. Erst durch die Sahara bis nach Nordafrika. Dann über das Mittelmeer bis nach Deutschland. „Die Suche nach dem großen Glück war für alle Geflüchteten das große Thema“, sagte Jatta mal dem Abendblatt.

Mit großem Abstand. 217-mal spielte er für die Rothosen, das sind fünf Ligaspiele mehr als Horst Hrubesch.

Als wir am Flughafen landeten, hat mich mein Berater angerufen und mir gesagt, dass Jonas Boldt mich sprechen wolle. Ich habe ihn dann gefragt: warum? Ich habe doch nichts falsch gemacht, oder?“ Jatta hatte nichts falsch gemacht.

„Ich wusste nach dem Gespräch, dass ich nicht alleine durch diese ganze Sache durchmuss – dafür werde ich Jonas für immer dankbar sein.“

 „Ich war nicht alleine, sondern gemeinsam sind wir durch diese Monate gegangen.“ Der HSV wurde politischer, setzte sich gegen Rassismus zur Wehr, kämpfte für seinen Angestellten.

Anmerkung an dieser Stelle: Und exakt DAS war die Absicht dahinter. Ablenkung auf Themen, die nichts mit professionellem Fußball zu tun haben, um von beständigen sportlichen Scheitern abzulenken!

Ich bin jetzt seit neun Jahren hier – und ich würde sehr gerne sehr lange noch bleiben.“ Die Zeit ist reif für neue Jatta-Geschichten.

 

Nun, der gesamte Text stammt aus diesem peinlichen Kampagnenblatt-Buch, aber man sollte sich die eine Frage stellen: Warum gerade jetzt? Warum wird das Daffeh-Fass genau jetzt wieder aufgemacht? Warum kramt man diese leidige und vor allem absolut erfundene Flüchtlingsgeschichte wieder raus, wenn doch Daffeh immer erklärt hat, er wollte das hinter sich lassen (warum wohl?). Der Grund ist: Man muss die Stimmung hochhalten, es darf nicht passieren, dass während der Sommerpause die Gefühle abflauen oder dass sich möglicherweise Risse in der Sekten-Mauer breitmachen. Das Kampagnenblatt ist inzwischen nicht mehr wie die Medienabteilung des KSV oder der verlängerte Arm der Medienabteilung des KSV, das Kampagnenblatt ist die Medienabteilung des KSV. Wer im Verein meint, irgendeine Information sollte unbedingt in die Öffentlichkeit (Ehlers – Magath-Lüge), der wendet sich flugs an die Herren Laux, Schiller, Walther oder Jacobs und man kann sicher sein, dass die Märchen am nächsten Tag in gedruckter Form vorliegen. Willst du einen internen Konkurrenten loswerden oder jemanden dissen, der dir nicht passt – Anruf genügt und am nächsten Tag wird das arme Schwein vor aller Augen geschlachtet. So geschehen bei Hoffmann, Jansen, Wüstefeld, Magath, Mutzel und Co. Und ist es nicht bezeichnend, dass die fleissigen Zuträger nie ein Wörtchen der Kritik zu befürchten haben? Hat man jemand etwas Negatives über Boldt, Walter, Freese, Ehlers, Biebermeier, Frömming, Köncke und Co. gelesen? 

Wie passend…

In einem Video auf Social Media verabschiedet sich Reis mit einem emotionalen Statement von den HSV-Fans und ist dabei den Tränen nah. „Ich liebe euch“, sagt Reis zum Ende des zwei Minuten langen Beitrags.

 

Genau. Und ab heute liebt er die Ultras aus Brügge. Gott, ich muss kotzen. Freuen wir uns also auf die nächsten Ergüsse aus den Federn der Widerlinge, ich vermute folgende Headlines

Judas Boldt exklusiv: „Ich bin Hamburger und ihr nicht“

Marko Vuskovic exklusiv : „Ich hatte immer Angst vor Nadeln“

Henrick Köncke exklusiv: „Für den KSV würde ich mich auch prügeln“

 

t.b.c.