Alter, du musst wirklich ein erbärmliches Leben haben. Wahrscheinlich bist du einfach nur neidisch auf den KSV.

Solche oder ähnliche Sprüche kassiere ich, zumeist via Facebook, immer dann, wenn sich der Arschlochverein ausnahmsweise mal nicht bis auf die Knochen blamiert hat. Dann kommen die Dümmsten der Dummen, die sich in den Wochen zuvor unter der Bettdecke zusammengerollt und für „ihren“ Verein geschämt haben, unter ihren Steinen hervorgekrochen und nutzen die Gunst der Stunde. Für all diejenigen, die ähnlich denken: Ich kann euch beruhigen. Ich habe kein erbärmliches, sondern ein großartiges Leben. Ich wohne in einem Teil der Welt, den 99,3% von euch Lebenslosern bestenfalls aus Reiseartikeln kennen (falls ihr jemals so etwas lesen solltet) und den ihr nie live erleben werdet. Wenn ich morgens auf meine Terrasse gehe, landen Papageien, die ihr nur aus der Zoohandlung kennt, auf meiner Schulter, im Baum kann ich meinen eigenen Koala Luciano sehen, der ne neue Freundin sucht. Ich fahre 25 Minuten zu Stränden, die ihr von Plakaten kennt und ich bin dort allein und nicht wie ihr im Pauschal-Türkei-Urlaub mit 4.262 Briten zusammen bei Strandliegen-Krieg. Ich habe tolle Nachbarn und großartige Freunde, ich sehe jeden Tag Tiere, deren Namen ihr nicht mal kennt, wenn ihr morgens aus euren Mietskasernen torkelt. Also – keine Sorge, mir gehts bestens. Doch selbstverständlich kann man die Frage stellen, warum jemand, der knapp 17.000 km von Hamburg entfernt lebt, sich immer noch die Mühe macht, beinahe jeden Tag einen Blog zu schreiben und das über einen Verein, der ihm am Arsch vorbeigeht. Ich versuche eine Erklärung.

 

 

Im Grunde kann ich heute, im Oktober 2025 voller Überzeugung sagen, dass mich professioneller Sport mittlerweile weniger als Null interessiert, vielleicht mit 2 Ausnahmen: Aussie Rules Football und American Football. Footy gucke ich tatsächlich ab und zu live im TV, aber ich würde dafür niemals auf etwas, was mich mehr interessiert, verzichten. Von der NFL werden hier Montag morgens zwei Spiele hintereinander live und umsonst gezeigt, das ziehe ich mir tatsächlich rein, ansonsten nichts. Hier in Australien werden natürlich die Australian Open (Tennis) live übertragen, interessiert mich nicht. Olympische Spiele? Drauf geschissen. Und das sagt jemand, der früher nicht mal die 2. Runde vom internationalen Nonnenhockey-Turnier in Alma Ata verpasst hat. Fussball? Nein, sicher nicht. Weltmeisterschaften in Katar, Saudi-Arabien und Trumps USA? Nicht mit mir. Champions League, bei der in der 1. Runde der Tabellen-3. aus Italien gegen den Tabellen-2. aus Estland antritt? Ohne mich. Ich erinnere mich gern an einen Europapokal der Landesmeister, bei der in der 2. Runde durchaus der englische Meister gegen den spanischen Meister hätte spielen können, Setzlisten und „Töpfe“ gab es nicht. Heute sind Wettbewerbe wie Europa League oder Conference League sportlich wertlos und dienen ausschließlich Wertschöpfung, bei der die Spieler bis zur totalen Erschöpfung durch die EU getrieben werden.

 

 

Doch warum immer noch dieser Blog? Damit man mich nicht falsch versteht, ich möchte mich unter Garantie nicht mit diesen Personen vergleichen, aber warum veranstalten Männer wie Stephen Colbert, Jimmy Kimmel und Jimmy Fallon immer noch ihre Late Night-Shows? Die Herren sind stinkreich, müssten unter Garantie nicht mehr arbeiten und könnten sich im Liegestuhl auf dem Landsitz in Vermont über den feisten Donald totlachen, anstatt sich seines beständigen Rachefeldzugs auszusetzen. Warum tun sie das also? Weil sie angesichts von Fox News, Breitbart und Infowar der Meinung sind, irgendjemand müsste es tun. Weil es ansonsten niemanden mehr gibt, der es tut. Ich habe in den letzten Tagen einige Artikel zitiert, die von Lesern eingestellt wurden (Vielen Dank dafür) und die Zustand und Hintergrund der aktuellen Sportjournaille beleuchten und diese Artikel waren zum Teil fast 10 Jahre alt. 

https://www.sueddeutsche.de/sport/sportjournalismus-wer-zahlt-schafft-an-1.927349

https://www.sportjournalist.de/news/meldungen-und-medien/debatte-fb-195/

 

Trotzdem könnte man immer noch sagen: „Scheiß doch auf den Dreck, mach dir ein lockeres Leben und vergiss das alles“, aber das könnten die erwähnten Herren aus den USA auch sagen, oder? Und wer weiß, vielleicht ziehe ich ja auch ein perverses Vergnügen daraus, den Leuten auf den Sack zu gehen, den Spacken auf der Geschäftsstelle und in Vorstand und Aufsichtsrat die Zornesröte ins Gesicht zu treiben, denn lesen tun sie es alle. Vielleicht glaube ich daran, dass es zumindest einen geben muss, der willens und in der Lage ist, die Dinge so zu beschreiben, wie sie sind und nicht so, wie sie verkauft werden sollen. Zum Glück bin ich weder käuflich, noch gekauft oder abhängig und eben das macht diesen Blog so gefährlich. Die Loser wissen, dass sie sich keinen Fehler leisten können, denn ich würde ihn kurz darauf ausschlachten, mit Riesenspaß dabei. Ergo mache ich solange weiter, wie mir der Spaß daran noch gegeben ist. 

 

Jetzt wieder möglich – spenden via Paypal

http://paypal.me/Ulrichhetsch