Wer austeilt, muss auch einstecken können und zu einem gesunden Selbstbild gehört eine regelmäßige Reflektion auf Dinge, die man in der Vergangenheit getan, gesagt, geschrieben hat. Heute morgen habe ich mich an einen Blog erinnert, den ich der Anfangszeit von HSV-Arena geschrieben habe und den ich heute unter Garantie so nicht mehr schreiben würde. Damit man mich nicht falsch versteht, ich habe weder gelogen, noch etwas erfunden, aber ich habe ungeprüft übernommen und das war falsch. Es zeigt mir aber auch, dass man eine Entwicklung nehmen kann, wenn man denn will und dass man immer auf der gleichen Stufe verharren kann, wenn man eben nicht will. Ich schildere den Fall. 

In den Anfangszeiten des Blogs war ich bekanntlich noch glühender KSV-Anhänger und war nicht zimperlich, wenn sich jemand ohne Fakten zu benennen über „meinen“ Verein zu erheben versuchte. Und ich war auf der Suche nach Themen, die ich in den gewohnten Medien vermisst oder nicht gelesen hatte. Irgendwann habe ich mich gefragt: Was macht so ein KSV-Profi eigentlich den ganzen Tag? Es kann doch nicht sein, dass die um halb 10 in St. Ellingen antanzen, also vielleicht dreimal die Woche, denn 70 Minuten ein wenig rumjoggen, duschen und dann wieder nach Hause an die Konsole oder ins Tattoo-Studio eilen. Das kann doch nicht alles sein. Aber warum schreibt niemand darüber. Also nahm ich Kontakt zum damaligen Mediendirektor Jörn Wolf auf, zu dem ich ein ganz gutes Verhältnis hatte. Ich schrieb Jörn also eine Mail und fragte, ob es die Möglichkeit gebe, den (ungefähren) Tagesablauf eines KSV-Profis zu erfahren und entsprechend darüber zu bloggen, weil ich noch nie etwas darüber gelesen hatte. Jörn antwortet ziemlich schnell, er würde von einem seiner Mitarbeiter eine Übersicht erstellen und mir zukommen lassen. Wie cool, Insider-Informationen, die ansonsten nirgendwo zu kriegen waren. Einige Zeit später erhielt ich eine Mail, in der relativ detailliert beschrieben wurde, dass der durchschnittliche Profi so ca. zwischen halb 9 und 9 zum Stadion kommt, danach dann die Angaben, was dort geleistet würde (inkl. Krafttraining, Reha, Besprechungen, Stabilisationsübungen und und und), es sah wirklich nach einem arbeitsreichen Tag aus. 

Ich war begeistert, bedankte mich und veröffentlichte den Blog, der bei den Leser großen Anklang fand. Bis hierhin waren alle zufrieden, aber rückblickend habe ich damals den gleichen Fehler begangen, den ich heute den Hofberichterstattern ankreide: Ich habe weder geprüft, noch kontrolliert oder gar recherchiert, ich habe kritiklos übernommen. Ich habe mich zu einem Überbringer von Vereins-Propaganda gemacht, denn selbstverständlich offenbarte die Auflistung einen echten Stresstest für die bedauernswerten Millionäre, wer den Blog gelesen hatte, sollte Abbitte leisten, wenn er jemals einen KSV-Profi als faul bezeichnet hatte. Anyway, ich war im Grunde nichts anderes als eine Hofschranze, ich funktionierte im Sinne des Vereins und ließ mich von Jörn Wolf benutzen. Es gibt nur einen Unterscheid zwischen mir und den Schmierlappen von Mopo, Kampagnenblatt, Bild und Kicker: Ich habe gelernt und reagiert, sie nicht. Sie fahren diese billige PR-Schiene immer noch bzw. sie haben sie in der Zwischenzeit pervertiert, denn große Teile dessen, womit das Kampagnenblatt seine Leser jeden Tag sediert, wäre selbst der Medienabteilung des KSV „too much“. Heute könnte mir Abteilung Pletz sonstwas für „exklusive“ Informationen anbietet, ich würde sie nicht nehmen.

 

Und hier der Gegenentwurf

Stefan Kuntz sagte damals zu, an der Abendblatt-Reihe „Vier Flaschen“ teilzunehmen, in der Michael Kutej, Inhaber der Hanse Lounge am Rathaus, Chefredakteur Lars Haider und Videoredakteur Axel Leonhard zusammen mit einem Gast Weine probieren und darüber – und über viel mehr – sprechen. Jetzt war es so weit, und der Zeitpunkt hätte nicht besser sein können: Der HSV ist zurück in der Bundesliga, in der Tabelle auf Platz neun und damit bester Nordverein. (Kampagnenblatt)

Hach, so ein Zufall aber auch. Und dann noch bester Nordverein, was für eine Erfolgsstory. Ob „The Honigkuchenpferd“ wohl auch bei den „Vier Flaschen“ 😀 😀 erschienen wäre, wenn man mit 3 Punkten auf Platz 17 stehen würde?

 

Die wahrscheinlich schönste Nachricht, die dabei für alle HSV-Fans heraussprang: „Ich glaube, dass der HSV mein letzter Verein ist“, sagte Kuntz, der auch erzählte, wie aufgewühlt seine Frau und er waren, als der Anruf und damit das Angebot aus Hamburg kam. (Kampagnenblatt)

Helft mir, warum sollte das für alle KSV-Anhänger die schönste Nachricht sein? Weil sich Cunts nach seiner Entlassung im nächsten Jahr zur Ruhe setzt? Oder weil er zusammen mit dem KSV heldenhaft die Rückkehr in die zweite Liga feiert? Verstehe ich irgendwie nicht

 

 „Ich bin bewusst nicht mit einem festen Team gekommen, weil ich das Gefühl hatte, dass der HSV in vielen Bereichen qualitativ schon gut besetzt ist.“ Eine Einschätzung, die sich bestätigt habe. (Kampagnenblatt)

Aber sicher, nichts als Hochleistungsexperten in St. Ellingen, allen voran Anzeigenhauptmeister Doofy Gilmore und Perlen-Ignorant Klaus Kroster

 

“Überhaupt werde in der Kabine zu zwei Dritteln Englisch, zu einem Drittel Deutsch gesprochen, „und Loïc übersetzt dann ins Französische. (Kampagnenblatt)

Ich stelle mir dieses Chaos gerate bildlch vor

 

Und dann erzählte er noch die Geschichte, wie er nach dem Aufstieg des HSV in die Bundesliga mit der Familie zurück ins Saarland gefahren sei: „Wir sind noch bei einem McDonald’s vorbei, haben Chicken McNuggets und Pommes frites gegessen – die mir noch nie so gut geschmeckt haben wie an diesem Tag.“ (Kampagnenblatt)

 

Heilige Mutter Gottes

 

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