Die Wahrheitssager

Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht, ob es dieses Phänomen früher (als ich jung war 😀 ) auch schon gab oder ob es sich erst im Laufe der letzten Jahren herausgearbeitet hat – ich rede von den “Wahrheitssagern”, von denen sich mittlerweile nahezu jedes Medium mindestens einen leistet. Es sind diejenigen, die (viel zu spät) bereit sind, die Realitäten anzusprechen, auf die Mängel und die Fehler der jüngsten Vergangenheit hinzuweisen und, auf Deutsch, Klartext zu reden. Während die tagesaktuellen Hofberichterstatter über Monate hinweg nur damit beschäftigt sind, um die Wette zu hüpfen und den zu bejubeln, dem sie am Spieltag die Häppchen wegfressen, kommt der böse Watz irgendwann um die Ecke und streut Salz in die Wunden. Bei SKY, bei denen man sich mit diesem widerwärtigen Mattuschka sogar extra einen Sonderverläufer für fußballerischen Sondermüll leistet, sind dies beispielsweise die Ex-Nationalspieler Hamann und Matthäus. Sie sind die Männer für’s Grobe, sie treten eben auch den sogenannten “Mächtigen” der Liga zwischen die Beine, kein Wunder, denn genau dafür sind sie schließlich engagiert und erhalten fette Gagen. Sie tun das, wozu der reguläre Reporter zu feige oder zu unfähig ist, man könnte auch sagen, es ist eine ganz klare Rollenverteilung. Ihr jubelt, ich kritisiere. Somit wird am Ende jeder Konsument bedient, gell?

Bei der Hamburger Morgenpost, die sich nun bereits seit Jahren als verlängerter Arm der KSV-Medienabteilung empfindet, füllt diese Rolle ein gewisser Frederik Ahrens aus, ein Mann, den im Volkspark noch nie jemand gesehen hat. Wenn die Katastrophe so richtig am Rollen ist, kommt ugly-Freddie, droht mit dem Klopo-Finger und tut regelmäßig so, als hätte sein Blättchen die gesamte Saison auf die zahllosen Fehler hingewiesen. Sollte das nächste Spiel gewonnen werden, verschwindet Ahrens wieder im Redaktions-Archiv und wartet geduldig auf die nächste Krise. Bei der BILD, bei der vorrangig die Herren Bubak Meloni und Nosferatu Hesse die KSV-Feder führen, heißt der böse Onkel Matthias Müller-Bothmann, auch ihn kennt im Verein kaum eine Sau. Aber MMB macht das, womit sich die anderen Hirnis die Finger nicht schmutzig machen wollen, er kritisiert und zwar heftig. Beim Hamburger Auftragsblatt, bei dem die Herren Schiller (inzwischen in die Politik-Redaktion zwangsversetzt), Jacobs und Walter um die Wette wanzen, kommt irgendwann einmal Sportchef Alexis Laux aus dem Knick und schreibt in einem Leitartikel das, was sich die anderen trauen (oder trauen dürfen). Natürlich ist diese Taktik unendlich durchschaubar und billig, aber sie wird nun schon seit Jahren praktiziert. Die Frage ist, warum.

Warum kann jemand, der sich im Tagesgeschäft mit dem KSV (hier als Beispiel) beschäftigt, nicht einfach realitätsbezogen, neutral und objektiv über das berichten, was tatsächlich Sache ist und was jeder, der sich die Hose nicht mit der Kneifzange anzieht, nicht längst erkannt hat? Selbst die faulste Sau von allen, Insolvenzblogger Münchhausen Scholz, lässt besonders knifflige Themen von sogenannten “Gastbloggern” bearbeiten oder irgendein “Blogfreund” darf den Hammer schwingen, den er selbst nicht schwingen mag, weil er zu feige (und zu faul) ist. Vermutet wird von Einigen immer wieder die Angst vor dem Verlust der Akkreditierung, was natürlich kompletter Bullshit ist. Kein Verein darf/kann/will einen Berufsjournalisten aussperren, weil dieser nicht adäquat hüpft. Auch die Vermutung, dass man nicht mehr an die entsprechenden Ansprechpartner herankommt, halt ich für ein Gerücht. Ich denke, ich gerate nicht in Verdacht, der Vorzeigehüpfer zu sein und selbst ohne Akkreditierung und Journalistenausweis wollten genügend Leute mit mir sprechen. Es geht auch überhaupt nicht darum, jemanden fertigzumachen, sondern neutral und realistisch zu berichten und damit hat meines Wissens nach niemand ein Problem.

Warum also? Warum kriecht die Masse der Berichterstatter dem Verein in den Hintern, anstatt über das zu berichten, was sie sehen? Meiner Meinung nach gibt es zwei (Haupt)-Gründe dafür. 1. Die angeblich neutralen und objektiven Journalisten-Simulanten sind eingetragene Fanboys, die bei einer Niederlage “ihres” Verein mehr leiden als der Sportvorstand. 2. Es wird einfach das bedient, von dem man denkt, dass es der Leser/Zuschauer hören/lesen will. Wenn ein Volltrottel wie Mattuschka während einer 0:2-Niederlage auf dem Betzenberg einigen KSV-Spielern eine Champions League-reife Leistung attestiert, dann weiß sogar er, dass das kompletter Mumpitz ist, aber die dünn angerührten KSV-Fans mit SKY-Abo nässen sich vor Freude ein und bei den Medien geht es seit langer Zeit schon nicht mehr um die Fakten, sondern um die verkaufte Auflage respektive die Abo-Zahlen. So gesehen konsumiert ihr alle nur noch das, von dem die verkaufenden Medien glauben, dass ihr es so lesen/hören wollt. Und einige machen diese Freakshow sogar mit, obwohl sie damit nichts verdienen. Im Gegenteil 😀

P.S. Und wenn alle Stricke reißen, holt man für die große Keule halt Quälix aus der Mottenkiste

 

VOR DEM DERBY GEGEN ST. PAULI

Magath spricht vom Walter-Ende beim HSV

 

Und nochmal, weil’s so unendlich primitiv ist. Wenn man den Verein und all seine Begleitumstände nicht bereits zuvor abgrundtief verachtet hat – jetzt ist es soweit. 

 

Von | 2023-04-20T07:32:56+02:00 20. April 2023|Allgemein|10 Kommentare

10 Comments

  1. jusufi 20. April 2023 um 08:25 Uhr

    Ich verstehe auch nicht, warum so viele Sportschreiberlinge keinen Arsch in der Hose haben. Was spricht dagegen, objektiv und kritisch über einen Verein (betrifft ja nicht nur den HSV, den aber am meisten) zu berichten? Damit verscherzt man es sich ja nicht mit den Verantwortlichen oder Spielern, solange man sich nicht im Ton vergreift. Es kann eigentlich nur daran liegen, dass es so einfacher oder ein persönliches Anliegen ist. Armselig!

    Wer ist denn der Urheber dieses Machwerks? Mag ja den ein oder anderen belämmerten Hohlhüpfer einpeitschen, dürfte den durchschnittlichen St. Pauli-Fan aber nicht beeindrucken und nur müde lächeln lassen.

  2. ehemals22B 20. April 2023 um 08:48 Uhr

    Zur Logik der ultraharten HSV-Asis gehört es ja auch, dass sich die Kneipe “Tankstelle” ausgerechnet auf dem Kiez befindet.

    • Pappnase 20. April 2023 um 09:01 Uhr

      … und direkt auf dem Hans-Albers-Platz “Scheiß St. Pauli” zu gröhlen ist irgendwie auch … wie soll ich sagen ….nunja, dumm und primitiv triff’s ungefähr

      • ehemals22B 20. April 2023 um 09:44 Uhr

        sind halt echte Kerle, dass sie sich sowas trauen…

  3. marlor 20. April 2023 um 09:01 Uhr

    3. Und – wie Grave es hier schon mehrfach beschrieben hat – durch die Hofberichterstattung erhalten die Journalisten-Simulanten exklusive Internas und merken dabei in ihrer vollendeten Dummheit nicht einmal, dass sie sich von Intriganten wie z.B. Judas Boldt instrumentalisieren lassen.

    4. Wenn sie an einem Spieltag durch den VIP-Bereich der Volksparkruine stolzieren, fühlen sie sich wahrscheinlich unglaublich wichtig, wenn jemand der “Offiziellen” sie erkennt und ggf. sogar mit ihnen spricht. Ein Gefühl, das sie im realen Leben höchstwahrscheinlich niemals haben…

  4. atari 20. April 2023 um 11:21 Uhr

    Super Blog!
    The Good, the Bad, and the Ugly, a Fistful of Dollars and for A Few Dollars More

  5. atari 20. April 2023 um 11:27 Uhr

    Das machen übrigens auch viele Firmen so. Wenn es mal mit einem Auftraggeber nicht so gut läuft wird auch schon mal ein Projektleiter “eingewechselt” der die unangenehmen Dinge regelt und anschliessend “verbrannt” wieder von der Bildfläche verschwindet. Das ist hoch modern!

  6. Hans 20. April 2023 um 18:56 Uhr

    Ich meine, ess war nicht Mattuschka, der einigen HSV-Spielern CL-Qualität attestiert hat, sondern Stefan Hempel. Mattuschka hat das dann noch relativiert.

    • atari 21. April 2023 um 07:08 Uhr

      Nein es war Mattuschka, der dann merkte das er über das Ziel hinaus schoss und sich selbst relativierte.

      • jusufi 21. April 2023 um 08:27 Uhr

        Also, wenn Muheim, Jatta und David keine CL-Qualität haben, weiß ich es auch nicht mehr…Was gibt´s denn da zu relativieren?

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