Warum ist der KSV, wie der KSV ist? Teil 5

Die Hofberichterstatter

Im Grunde ist es immer das gleiche Schema. Vor der Saison, während der Transferphase, während der Saisonvorbereitung wird um die Wette gehüpft. Jeder Volontär oder Redaktionspraktikant erkennt im vom KSV umworbenen Akteur die potenzielle Real-Zukunft, jeder bis dato nahezu unbekannte Maltafuß wurde eigentlich von der halben Premier League umworben, bevor die Wunder-Scouts des KSV in Verbindung mit dem sowohl empathischen wie überzeugenden Sportvorstand den Donbass-Messi vom Volkspark überzeugen konnten. Hinzu kommen Atom-Perlen  aus dem heimischen Campus in Serie, 6/7 der Fußballwelt beneidet den Verein um sein Personal, seine Weitsicht, seinen Nachwuchs und sein unfassbares Geschick mit den dünnen Finanzen wahre Wunderdinge zu produzieren. Zur gleichen Zeit vermeldet die Propaganda-Abteilung um Auftragsblatt und Mopo, dass der irre Iwan aus Schindellegi zum gefühlten 482. Mal seine Liebe zum Verein neu entdeckt und sein Testament geändert hat, der Himmel hängt während dieser Zeit des Jahres traditionell voller Geigen. Warum? Weil es wahr ist und der Realität entspricht? Mitnichten. Weil es die Hüpfer so lesen wollen und weil sich Schundblätter mit eben diesen Inhalten besser verkaufen als mit dem, was man tatsächlich verkünden müsste.

 

 

Dann läuft die Saison und jeder noch so glückliche und unverdiente Sieg wird wie eine Meisterschaft gefeiert, täglich gibt es neue Statistiken, die belegen, wie wunderbar dieser Klub doch eigentlich ist. Dies zieht sich solange hin, wie es rechnerisch möglich ist, die Saisonziele zu erreichen. Dabei spielt es absolut keine Rolle, ob sich 90% der Wahnsinnstransfers als Rohrkrepierer erweisen oder ob von den zuvor erwähnten Atom-Perlen leider keiner den Sprung in die Startelf schafft, für alles werden Erklärungen gefunden. “Erschwerend” kommt noch hinzu, dass man seit geraumer Zeit bestimmte Tendenzen oder Themen bei den unterbelichteten und unterbezahlten Fanboys aus den Reaktionen kaufen bzw. bestellen kann. Legt man genügend auf den Tisch, sei es nun Geriebenes oder Insiderinformationen, sind bestimmte Redaktionen respektive Redaktionsmitglieder gern bereit, Partei zu ergreifen und dem Besteller zu dienen. (Beispiel Kai Schiller im Fall Wüstefeld).

 

 

Man kann also sagen, dass man als KSV-Verantwortlicher in der Stadt, um die es jahrelang die Legende von der ach so kritischen Presse gab, die Möglichkeit hat, sorgenfrei und bequem zu leben. Dies geht solange gut (also ungefähr 10 Monate im Jahr), bis wieder einmal sportlich versagt wird und diese Tatsache auch dem dümmsten Hüpfer bewusst wird. Dann wird das mediale Hackebeil gezückt und auf alles eingetreten, was nicht bei 3 auf dem Baum ist. Und das Geilste: Dann haben’s plötzlich alle gewusst, besonders diejenigen, die die 10 Monate zuvor gar nicht hoch genug hüpfen konnten. Nun heißt es, bei den enttäuschten und erzürnten Fans Beifall dadurch abzugreifen, indem man sich als Chef-Kritiker mit Weitblick positioniert, was ebenso peinlich wie charakterlos ist, aber was soll man bei dieser Berufsgruppe auch erwarten. Was den Presse-Lutschern aber nicht bewusst ist oder was sie bewusst ignorieren: Dadurch, dass sie ihren Käufern eine falsche heile Welt vorgaukeln, verschaffen sie den Selbstoptimierern im Volkspark 10/12 des Jahres ein wunderbares Alibi zum Dauerversagen. 

P.S. Diesen Blog habe ich im Zuge der Serie am 30.04.2023 verfasst und manchmal holen einen die Ereignisse ein. Wer sich das gestern veröffentlichte Video von der gespenstischen Pressekonferenz gegeben hat, hat nicht nur einen (erneuten) Eindruck vom primitiven Übungsleiter erhalten, er konnte sich ein wunderschönes Bild davon machen, was dort in den ersten zwei Reihen als sogenannte Sportjournalisten-Simulanten rumlungert. Tom Walter hat während dieser PK einen Steilpass nach dem nächsten angeboten, ein Redakteur mit auch nur 4% Resteiern hätten den Mann gestern öffentlich kreuzigen können. Doch was machen die hofberichterstattenden Hilfslutscher? Sie lassen den hohlen Bartfick mit seinen seichten und inhaltsfreien Erklärungshülsen davonkommen, fast könnte man den Eindruck bekommen, sie hätten Angst vor dem Ersatz-Weihnachtsmann. Über den debil kalauernden Presseclown wäre jedes Wort zuviel, was für einen Freakshow.

 

 

Von | 2023-05-04T08:46:46+02:00 4. Mai 2023|Allgemein|10 Kommentare

10 Comments

  1. Arnold 4. Mai 2023 um 10:30 Uhr

    Gardiola vs Cruyff im Zweitligaformat also… Mein erster Gedanke : das kann nur gefaked sein.
    Wie groß muss der Realitätsverlust eines solchen Schreiberlings eigentlich sein? Die schämen sich für nichts mehr.

  2. Hsvhaha 4. Mai 2023 um 14:02 Uhr

    Gab es nicht auch einen Barca Vergleich wegen der ZM Spieler (6, 8, 8)?

    Aber klar, im Hamburg ist immer viel Unruhe. Armer Trainer. Armer Sportchef.

  3. Demosthenes 4. Mai 2023 um 14:18 Uhr

    Ich habe mir eben die Paderborner PK angesehen. Nicht ganz uninteressant. Kwasniok und Walter kennen sich ja gut und Julian Hübner auch. Hier mal ein paar aktuelle Aussagen von Kwasniok aus der Pressekonferenz vor dem Spiel in Paderborn:

    „Unsere Aufstiegschancen sind minimal. Wir wissen um diese Konstellation. Der HSV hat 6 Punkte mehr. Sie sind ganz klar in der Favoritenrolle, aber sie haben auch den Druck. Sie haben letztes Jahr das erste Mal in ihrer Zweiligahistorie mal eine Aufholjagd gestaltet, weil der Druck mal nicht da war. Sie hatten ansonsten in den Jahren zuvor immer das Problem gehabt, alle wollen ihnen ein Bein stellen, alle wollen dort gewinnen und sie hatten was zu verlieren. Und machen wir uns nichts vor, wir haben genau gar nichts zu verlieren.“

    Da hat Kwasniok leider recht. Immer, wenn der HSV Druck hatte, haben sie versagt. Man denke nur an das legendäre verkorkste Saison-Endspiel 2020 gegen Sandhausen, wo die Rothosen mit 1 zu 5 den Einzug in die Relegation verpassten. Und aktuell liegt nunmal der Druck auf Walter und seinem Team. Auf die Frage, was denn genau das Reizvolle an einem Auswärtsspiel beim HSV ist, antwortet Kwasniok ganz offen:

    „Zum Einen, der Mythos Hamburg, der Mythos HSV. Sie haben schon ein paar Erfolge in der Vergangenheit gefeiert. Dazu ein Riesenstadion und die wahnsinnige Atmosphäre. Wir haben das schon letztes Jahr vor knapp 40.000 erleben dürfen. In dem Fall ist für uns wahrscheinlich auch so, dass die meisten Spieler noch nie vor 57.000 Zuschauern gespielt haben. Das ist was Außergewöhnliches. (…) Hinzu kommt natürlich auch diese Konstellation. Der HSV muss, wir sind irgendwie Vierter und können denen nochmal ein Bein stellen, wir können die Liga nochmal spannend machen. Es ist was ganz, ganz Spezielles.“

    Mythos HSV. Historische Erfolge. Große Vergangenheit. Alle wunden Punkte voll getroffen. Und natürlich die Extramotivation, diesem kranken, aber immer noch arrogant-eingebildeten Riesen ein Bein zu stellen und zu Fall zu bringen. Eine Motivation, die die HSV-Spieler gegen Paderborn schwerlich finden können. Wie will Kwasniok das Spiel denn nun angehen?

    „Wir sind die einzige Mannschaft gewesen, die Ihnen den Ball weggenommen hat im Hinspiel. Wir haben 55 Prozent Ballbesitz gehabt. Am Ende haben wir 2:3 verloren, aber die Leistung war top. Und das wird auch der Ansatz sein im Rückspiel. Ihnen den Ball wegzunehmen. Das hat in Hamburg noch keiner geschafft, auch Magdeburg nicht. Die sind wirklich Ballbesitzfetischisten. (…) Das ist der Ansatz, aber das wird der HSV eben auch versuchen. Je nach Spielverlauf kann es auch schon mal sein, dass Du tief verteidigen muss. Das ist Part of the Game und nichts Verwerfliches, nichts Schlimmes. Wir werden nicht so defensiv an die Sache rangehen, wie wir das letztes Mal gemacht haben. (…) Es wäre den Fans gegenüber und auch unserer eigenen Identität nicht fair, einfach defensiv den Bus zu parken und zu hoffen, das Spiel irgendwie zu gewinnen. Sondern wir wollen das Heft des Handelns in die Hand nehmen.“

    Aha, das ist ein Trainer, der sein Team vielseitig einstellt und auch keine Scheu hat, auf unterschiedliche Spielsituationen flexibel zu reagieren. Also eher kein Fetischist einer dogmatischen Spielweise. Wohl auch ein Grund dafür, dass der SC da ist, wo er ist. Mit einem Etat, der nicht mal halb so hoch ist, wie der des HSV (11 zu 24 Mio).

    Kwasniok sagt noch Einiges mehr, etwa zu Reis, Vuskovic, Meffert und Montero. Das Reinhören lohnt sich. Zumal es das erholsame Gegenteil zur gestrigen PK mit unserem rhetorisch dünn angerührten Wutschlumpf ist: https://www.youtube.com/watch?v=WY6TFQzh7CA

    Jedenfalls klingt das alles so, als ob sich der Paderborner Trainer und sein Team sehr gut vorbereitet haben und richtig was erreichen wollen.

    Ich hoffe immer noch auf den Aufstieg.

    • Fohlenstall 4. Mai 2023 um 17:32 Uhr

      Einen sehr aufgeräumten,reflektierten und symphatischen Trainer haben sie da in Paderborn.Ich bin mal gespannt was das für ein Spiel morgen wird…

    • Baltic 4. Mai 2023 um 17:35 Uhr

      ‘Ich hoffe immer noch auf den Aufstieg.’

      In der kommenden Saison!
      Dann aber ganz bestimmt!

      🤪

  4. Hsvhaha 4. Mai 2023 um 14:56 Uhr

    Offenbar gibt es Trainer, die sich die Spiele der Gegner ansehen. Erstaunlich. 🤗

  5. Demosthenes 4. Mai 2023 um 18:40 Uhr

    Hier mal ein paar Zahlen zum Vergleich. Das ist der Etat für die Profis. Aber nicht für Geschäftsstelle, Nachwuchs, etc. Dann würden die Unterschiede noch viel krasser ausfallen.

    1. Darmstadt 12 Mio
    2. Heidenheim 15 Mio
    3. HSV 24 Mio
    4. Paderborn 11,5 Mio
    5. Pauli 16 Mio
    6. Düsseldorf 12 Mio
    8. Hannover 18 Mio
    11. Magdeburg 11 Mio
    12. Fürth 11 Mio
    13. Nürnberg 14,5 Mio
    16. Bielefeld 14 Mio

    Was auffällt:
    – der teuerste Kader ist nicht automatisch auch der Beste. HSV nur auf Platz 3
    – Hannover mit 18, Nürnberg mit 14,5 und besonders Bielefeld mit 14 Mio machen auch nicht wirklich einen besseren Job, was die Kohle-zu-Tabellenplatz-Ratio betrifft
    – Darmstadt ist nicht nur Erster in der Tabelle, sondern auch beim ROI, sportlich gesehen
    – Pauli hätte mehr draus machen müssen, besonders in der ersten Saisonhälfte
    – Magdeburg Überraschungssieger bei Effizienz

  6. Demosthenes 4. Mai 2023 um 18:58 Uhr

    Ob man es nun supergeil findet oder megagrausam: Wenn Walter mit dem HSV aufsteigt, wird er in Hamburg unsterblich. Fakt! Als erster und bisher einziger Aufstiegstrainer der gesamten Vereinsgeschichte kann er sich für immer in den Analen des HSV verewigen und Vereinsgeschichte schreiben.

    Steigt der HSV nicht auf, ist er nur einer von vielen, die es nicht gepackt haben und er taucht unter in der verschwommenen Masse der TitzWolfsHeckingThiounes.

    Was für eine des Ironie des Schicksals. Ausgerechnet der unbeherrschteste, aggressivste, schlechtgekleidetste und fachlich einfallsloseste Trainer hat es in der eigenen Hand, alle anderen vor ihm hinter sich zu lassen. Aber wie Papa Wutschlumpf selbst immer sagt: Druck ist ein Privileg (am meisten hat mich dabei das Fremdwort überrascht).

  7. Spielerfrau 4. Mai 2023 um 19:16 Uhr

    Analen des HSV…
    Tippfehler oder freudsche Richtigleistung? 😉😝

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