Mancienne, Rajkovic, Nafiu, Tesche, Kacar, Jiracek….

Die Liste derer, die der HSV gern von seiner Gehaltsliste streichen möchte und die von den Boulevard-Medien gern als Altlasten, Ladenhüter oder zuletzt sogar als Müll bezeichnet werden, ist lang und wird länger.

Während Ex-Sportchef Frank Arnesen von Vorstandschef Carl-Edgar Jarchow noch die Last, mindestens € 6,5 Mio für die ungeliebten Spieler zu erwirtschaften, aufgebürdet wurde, darf dessen Nachfolger Kreuzer nicht nur verschenken, er durfet in der Vergangenheit aussortierten Spielern sogar Abfindungen zahlen, damit sie den Verein verlassen (Berg/ca. € 500.000) bzw. die Karriere beenden (Scharner/ € 500.000).

Tatsache ist, dass selbst diese Maßnahmen nicht dazu geführt haben, die nicht mehr benötigen Spieler loszuwerden. In Hamburg stellt sich nahezu jeder die Frage, wie Kreuzer einen Spieler überhaupt verkaufen möchte, wenn er ihm vorher jegliche Fähigkeiten abspricht, ihn suspendiert, reaktiviert, demotiviert.

„Diese Spieler werden nie wieder für den HSV auflaufen…“ [Kreuzer]

Die Rede war von den Spielern Mancienne, Rajkovic, Tesche und Kacar. Lustigerweise stand Tesche mittlerweile wieder im Kader und Mancienne spielte sogar wieder als Diekmeier-Ersatz auf der rechten Abwehrseite.

Glaubwürdigkeit von Kreuzer’s Aussagen bzw. Ankündigungen – gleich Null.

Und auch die gerade anlaufende Transferperiode zeigt bisher nicht, dass ausgerechnet die Spieler den Verein verlassen werden, die man loswerden möchte. Im Gegenteil.

Wie dramatisch es um den HSV nicht nur sportlich, sondern besonders wirtschaftlich steht, wird dadurch belegt, dass man jetzt bereit ist, Spieler zu lächerlichen Konditionen abzugeben, die nicht nur ihre Wichtigkeit in der letzten Saison demonstriert haben, sondern auch Spieler, die eigentlich gar nicht gehen wollten.

Artjoms Rudnevs hat sich während seiner Zeit beim HSV stehts als vorbildlicher Profi gezeigt. Er hat sich reingehauen, viele Stunden nach Trainingsende noch an seinen technischen Schwächen gearbeitet und hat sich nicht einmal über seine unverständliche Degradierung auf die Bank beschwert. Rudnevs hatte in seiner ersten Saison in einer durchschnittlichen Mannschaft eine besser Bilanz als z.B. Lewandowski (Dortmund), Dzeko (Wolfsburg) oder Mario Gomez (Bayern).

Aber anstatt diesen 25-Jährigen Spieler zu fördern, holt man einen Lasogga, der den Verein nach dieser Saison zu 99,9% wieder verlassen wird, ohne Kaufoption aus Berlin.

Jetzt wird Rudnevs für € 500.000 bis zum Sommer nach Hannover verliehen und die 96er erhalten für einen Spieler, mit einem Marktwert von € 5 Mio eine Kaufoption in Höhe von € 2 Mio.

Wie groß muss entweder die Not oder das kaufmännische Unvermögen sein, wenn man sich auf solche Deals einläßt ?

 

Aber kommen wir zum nächsten Akt in der schier unendlichen Reihe der Kommunikations-Possen beim HSV. Während Trainer van Marwijk davon ausgeht, für Rudnevs einen Ersatz-Backup zu bekommen,

[…]“Ich brauche einen neuen Stürmer. Man kann sagen, dass ein neuer Spieler die Bedingung dafür war, dass wir Rudnevs gehen gelassen haben.“ Ihm sei zwar sehr wohl die finanziell nicht ganz einfache Situation des Vereins bekannt, „aber ich bin mir sicher, dass wir da eine Lösung finden.“

 

ist Spottchef Kreuzer der Meinung, man könne im Falle einer Lasogga-Verletzung die Klasse auch mit Jacques Zoua als einzige Spitze halten.

[…]Sportlich, so Kreuzer, könne der Weggang von Lasogga-Ersatz Rudnevs, der unter Trainer Bert van Marwijk nur 23 Minuten in der Hinrunde spielen durfte, problemlos durch Jacques Zoua oder Maximilian Beister aufgefangen werden: „Wenn Pierre-Michel etwas passiert, dann kann Jacques auch im Sturmzentrum spielen. Dafür haben wir ihn ja im Sommer ursprünglich geholt.“

 

Ich weiß jetzt ehrlich gesagt nicht, an welcher Stelle Kreuzer nicht aufgepasst hat, aber der HSV hat in 17 Spielen großartige 16 Punkte geholt und während andere, ähnlich gefährdete Vereine aufrüsten, verramscht der HSV Spieler mit langfristigen Verträgen.

[…]“Rudi war mit seiner Situation nicht so ganz zufrieden“, sagte HSV-Sportchef Oliver Kreuzer wenige Stunden später, als Rudnevs bereits im Flugzeug saß…“

 

Ja, verdammt nochmmal. Ein Claudio Pizarro ist bei den Bayern wahrscheinlich ebenso wenig dauerglücklich, wie ein Julian Schieber in Dortmund. Und auch Adam Szalai spielt auf Schalke nur, weil sich Huntelaar schwer verletzt hat. Ob ein Spieler glücklich oder nicht ist, spielt zumindest in der sportlichen und wirtschaftlichen Situation des HSV eine untergroednete Rolle.

Was ich mich nur wieder frage: Wie kann es erneut sein, dass Trainer und Sportchef zu ein und derselben Sache so unterschiedliche Auffassungen haben und diese auch so offen kommunizieren. Liegt es vielleicht daran, dass Bert van Marwijk erkannt hat, dass sich sein Vorgesetzter im Dauerlaber-Modus befindet und so gut wie jedem Trottel das erzählt, was dieser gern hören möchte ?

van Marwijk weißt auch, dass es sein Kopf sein wird, der als erstes rollt, wenn die sportliche Situation nicht verbessert wird.

Fakt ist: Die Situation beim HSV wird täglich dramatischer und es kristalisiert sich täglich deutlicher heraus, dass dem sportlich-kompetenten Aufsichtsrat mit der gecasteten und überhasteten Verpflichtung Kreuzers ein echtes Husarenstück gelungen ist.

P.S. das angekündigte und bereits geführte Interview mit Ernst-Otto Rieckhoff erscheint wahrscheinlich Anfang der Woche