Vielleicht bin ich ja schon ein paar Tage zu spät dran, wer weiß. Aber dennoch wollte ich ein paar kurze Wort zu diesen sogenannten „TV-Experten“ verlieren. Nein, nicht über die Welt-Journalisten, die sich seit Wochen im brasilianischen Winter einen zweiten, bezahlten Jahresurlaub gönnen. Nein, ich meine all die ehemaligen Weltklasse-Spieler, die sich nach Ende ihrer Karriere offenbar langweilen und sich dann in Ermangelung eines echten Jobs als bezahlte TV-N…..en von den Sendern anheuern lassen, um den Stab über die Ex-Kollegen zu brechen.

Es sind die Asamoahs, Scholl’s, Kahn’s, Lehmann’s, Ballack’s und Magath’s dieser Welt, die sich via TV oder Print größtenteils in einer Art und Weise über die Nationalspieler, deren Leistungen, die Aufstellungen und Aufstellungsfehler der Trainer, Schiedsrichter-(Fehl)-Entscheidungen, Trainingsmethoden usw usw auslassen, die sie sich selbst während ihrer aktiver Zeit verbeten hätten.

Jetzt aber werden sie halt dafür bezahlt, die Minusleistungen besonders kritisch unter die Lupe zu nehmen und wundern sich dann auch noch telegen darüber, wenn Spieler wie Khedira oder Boateng ihr Unverständnis darüber zum Ausdruck bringen oder wenn Peer Mertesacker nach einem 120-Minuten-Spiel völlig zurecht Tacheles mit Herrn Büchler redet.

Wobei ich Boris Büchler gar keinen großen Vorwurf mache, er weiß es einfach nicht besser und auch er läßt sich im Kreise der investigativen Kollegen nur allzu gern für besonders giftige Fragen abfeiern.

Ein Beispiel: Exzentriker, Tee-Trinker und Premier League-Absteiger Wolfgang „Felix“ Magath kritisiert die Aufstellung von Jogi Löw. Er ist der Meinung, auf der linken Abwehrseite müßte Durm statt Höwedes spielen und Philip Lahm gehört zwingend nach rechts hinten. Okay, diese Meinung könnte man durchaus teilen, aber besonders von einem Magath würde ich eine differenziertere Analyse erwarten.

Kann sich eigentlich jemand vorstellen, warum der Bundestrainer einen Lahm auf einen der beiden Doppel-Sechs-Plätze stellt und einen gelernten Innenverteidiger Boateng auf die rechte defensive Seite beordert? Denkt wirklich jemand ernsthaft, dass sich ein derart vorbereitungs- und analysegeiler Trainer wie Löw das aus einer Bierlaune hat einfallen lassen?

Oder kann es vielleicht sein, dass Löw und Siegenthaler die Gegner im Vorfeld beobachtet haben und die Stärken und Schwächen des Gegners mit den Stärken und Schwächen der eigenen Spieler abgeglichen haben? Kann es vielleicht sein, dass Löw weiß, dass weder Khedira noch Schweinsteiger Kraft für 90 oder vielleicht sogar 120 Minuten haben und dass er im Zweifelsfall beide 6er nach 75 min.  vom Platz nehmen müsste, weil sie bei 34 Grad im Schatten und 800% Luftfeuchtigkeit eben als dem letzten Loch pusten würden? Was dann? Dann zieht er Lahm doch wieder nach vorn, Boateng nach Rechts und wechselt einen gelernten Innenverteidiger Ginter als 6er ein? Coole Idee, oder?

Und – bei dieser Betrachtungsweise sind eventuelle Verletzungen noch gar nicht einkalkuliert. Das „Problem Lahm“ ist eigentlich das „Problem Bender“ und das „Problem Gündogan“. All diese Spieler sind verletzt und konnte die Reise nach Brasilien nicht antreten. Die Folge: Löw fehlen auf der wichtigsten Position (die Doppel-6) die Alternativen, zumal auch Schweinsteiger und Khedira lange verletzt waren.

Diese Analysen kann man auch auf den international-unerfahrenen Durm ausweiten, der seine erste Bundesliga-Saison spielte und vor einem Jahr noch Stürmer war.

Solche Betrachtungsweisen erwarte, nein verlange ich aber von diesen sogenannten „TV-Experten“, aber da kommt einfach nichts. Die fordern einfach mal ne Runde, weil sie wissen, dass der Volk das Gleiche fordert. Und das Volk bezahlt die Gebühren, deshalb hat es ein Recht darauf, dass zu hören/lesen, was es möchte und wonach es verlangt.

Geld schlägt eigene Meinung und dafür ist man auch gern bereit, sich mit den Ex-Kollegen anzulegen.

Ehrlich? Ich könnte auf diesen bezahlten Escort-Service gern verzichten.