Ende Juli, Affenhitze in Hamburg. Auf dem Weg vom Auto zum Stadion (ca. 20 min. Fußmarsch) konnte ich mir, meine aktive Zeit liegt nun doch schon fast 25 Jahre zurück, vorstellen, wie es sein musste, eine Welmeisterschaft in Brasilien zu spielen.

Bei „normalen“ Menschen reicht schon der Weg vom Stadion-Eingang bis unter’s Dach (Block04, Reihe 17, viel höher geht es nicht mehr), um komplett „durch“ zu sein, was aber viele Bierbecherhalter nicht davon abhält, über fehlendes Tempo zu schwafeln, während sie in den 3. Hotdog beißen. Einige Dinge werden sich wohl nie ändern.

Während ich das Spiel gegen den VFL Wolfsburg am Vortag nur am TV verfolgen konnte, hatte ich am Sonntag nun die Möglichkeit, mir beide Spiel vor Ort anzugucken. Der Platz dazu war perfekt, direkt auf Höhe Mittellinie, ganz oben unter’m Dach, um mich herum keine gröhlenden Fans. Für die Betrachtung von Taktik und Laufwegen ideal.

Kurz zum Spiel gegen Wolfsburg, welches ich lange nicht so schlecht gesehen habe, wie einige andere.

Vielleicht dazu einge kleine Anmerkung für alle diejenigen, die den Wert einer solchen Veranstaltung in Frage stellen. Dieser seltsame Pokal, den die Bayern am Sonntag erhielten, ist rein sportlich betrachtet vielleicht nicht besonders viel Wert, aber !!!!

Vor einer jeden Saison finden Testspiele statt. Die Bundesligisten testen gegen Stadtauswahlen, gegen Oberligisten, gegen Mannschaften aus Holland, Serbien oder Ghana. Gegen einen anderen Bundesligisten testet man im Regelfall nicht und wenn doch, im Rahmen eines kleinen Trainingsspielchens im Zuge eines Trainingslagers, welches man zufällig im gleichen österreichischen Tal absolviert.

Haben die Testspiele gegen unterklassige Mannschaften höchstens den Sinn, eine Formation einzuspielen, neue taktische Veränderungen auszuprobieren, Testspieler zu prüfen oder einfach nur Wettkampfhärte zu erlangen, so sind Vorbereitungsspiele gegen andere Bundesligisten schon eine andere Hausmarke. Hier möchte man zwar nicht alle seine Karten aufdecken, blamieren möchte man sich aber auch nicht, zumal die Spiele live bundesweit übertragen wurden und die Sponsoren unterridische Leistungen live nicht wirklich lustig finden.

Man spielt also vielleicht nicht in der angedachten Stammformation, aber man spielt die Geschichte schon „ernst“.

HSV – Wolfsburg i.E. 5:6

Ich möchte, wie eigentlich immer, auf Einzelkritiken der Spieler verzichten. Was mir aber auffiel – der HSV spielt deutlich defensiver als noch in der letzten Saison. Ganz offensichtlich ist es das erste Ziel (und das ist auch dringend notwendig), die Null zu stellen. Vor dem Hintergrund der 75 Gegentore der letzten Saison ist diese Maßnahme überlebenswichtig.

Der HSV begann mit der Innenverteidigung Kacar/Djourou, auf links verteidigte Jiracek, während Jansen eine Position nach vorn rückte. Vorn agierte mit Lasogga und Rudnevs eine Doppelspitze, Togay Arslan spielte auf der 6, Milan Badelj knapp davor.

Meiner Meinung stand die Defensive recht kompakt, weil eben auch vor der 4er-Kette gut gearbeitet wurde. Bemerkenswert fand ich den Auftritt von Gojko Kacar, der gefühlte 2 Jahre keine Spiel mehr auf Bundesliga-Niveau machte/machen durfte, was ihm zu keinem Zeitpunkt anzumerken war.

Der Umstand, dass man bei Standard-Situationen Kopfballduelle gegen einen 1,98m großen Naldo verlieren wird, wird auch andere Verein noch einholen und ist so überraschend nicht. In sehr guter Form präsentiere sich Rene Adler, was für das Gefühl der Mannschaft außerordentlich wichtig sein wird.

HSV – Gladbach 3:1

Der HSV wie schon gegen Wolfsburg aus einer kompakten Defensive heraus, diesmal mit der Innenverteidung Westermann/Kacar. Rudnevs diesmal als alleinige Spitze, van der Vaart knapp dahinter. Über Außen diesmal Stieber und Zoua, den ich zumindest in der ersten Halbzeit richtig gut sah, nicht nur wegen seines Kopfballtores.

Der HSV in den Zweikämpfen sehr bissig und präsent, Badelj ist das Gehirn der Mannschaft. Über ihn läuft alles, besonders wenn es durch die Mitte geht. Zoltan Stieber mit guten Ansätzen, aber er braucht noch ein paar Spiele, um sich an die Bundesliga zu gewöhnen.

Insgesamt ein unterhaltsames und gutes Spiel, welches der HSV verdient mit 3:1 gewann.

Danach sah ich noch das Spiel der Bayern gegen Wolfsburg, welches nach 20 min.  3:0 für die Bayern stand und mich fürchten lässt, dass es für die Liga in der nächsten Saison ähnlich schlimm wird wie in Saison 2013/14

Bei den Bayern fehlten Neuer, Lahm, Boateng, Dante, Schweinsteiger, Müller, Shaqiri, Robben, Green und Thiago und die Wolfsburger, obwohl ebenfalls nicht mit voller Mannschaft angetreten, hatten ab Minute 21 Angst, dass es zum absoluten Debakel kommen könnte.

Besonders auffällig. Pep Guardiola, der selbst beim Stand von 3:0 wie ein HB-Männchen in der Coachingzone rumhüpfte und permanent Anweisungen gab. Dieser Trainer will jedes Spiel gewinnen, jeden Zweikampf gewinnen, ein Nachlassen gibt es bei ihm nicht. Beeindruckend.

Ebenfalls beeindruckend – Robert Lewandowski. Ich habe ihn jetzt das erste Mal live gesehen, der Mann ist ein Monster, der perfekte Fußballer. Ich prophezeie „Lewa“ in der nächsten Saison 30 Tore und mehr, ihn kann man nicht halten.

Zwei Anmerkungen noch zum Schluss. Wie ich erfuhr, sind alle 1.309 Karten aus dem Stehblock 22C wieder verkauft worden, allerdings an andere Personen als in den Jahren zuvor. Auch die Plätze, auf denen bisher „Poptown“ stand, sind wieder verkauft, ebenfalls an andere Personen.

Einen besonderen Gruß (ich weiß, ich wollte es nicht mehr machen, aber sowas bringt mich nun mal auf die Palme) gilt Herrn „NoackRudi“ aus dem Primatenblog.

NoackRudi sagt:

.

T-cup1T-Cup2T-Cup3