Nach einer total verkorksten Saison 2013/14, die mit mehr Glück als Verstand in der überlebten Relegation endete, muss sich der HSV und insbesondere Vorstandsboss Beiersdorfer fragen, wie der zukünftige Weg wohin und mit welchen Mittel gehen soll.

Dabei sind die ersten und wichtigsten Nägel bereits eingeschlagen. Die von den Mitgliedern am 25.05.2014 mit fast 87% der Stimmen beschlossene Ausgliederung und eine damit verbundene, mögliche Einbindung von strategischen Partner zum Zwecke der Generierung von finanziellen Mitteln war nicht wichtig, sie war alternativlos.

Mehr als € 100 Mio Verbindlichkeiten, eine Mannschaft, die den Nachweis der Bundesliga-Tauglich mehr und mehr schuldig blieb und vor allem:

Kein Konzept, wie sich die Führung des Vereins die Zukunft des HSV vorstellte.

Was dort in den letzten drei Jahren von allen Beteiligten abgeliefert wurde, war nicht mehr als Flickschusterein, ein Loch wurde gestopft, um ein größeres aufzureißen (Campus). Zum Glück sind diese Zeiten vorbei und diejenigen, die dies zu verantwortet haben, sind größtenteils weg (mit wenigen Ausnahmen).

Mit der Verpflichtung von Berhand Peters wurde eine überaus wichtige Position bestens besetzt, aber Peters muss eben auch die Möglichkeiten bekommen, seine Vorstellungen umzusetzen. Nur einen Peters an einen Schreibtisch im von Alexander Otto finanzierten Campus zu setzen und ansonsten alles beim Alten zu belassen, das kann es nicht sein, denn dann ist Peters schneller wieder weg als Frank Arnesen.

Peters muss mit Kompetenzen, aber eben auch mit Geld ausgestattet werden. Abgänge aus finanziellen Gründen wie z.B. Levin Öztunali müssen der Vergangenheit angehören, der HSV muss auch finanziell in der Lage sein, gegen Vereine wie Hoffenheim, Schalke, Leverkusen antreten zu können, wenn es um 14 – oder 15-Jährige geht, dann auch hier spielt das Geld eine große Rolle und eben nicht nur die Perspektive, bei guten Jugendtrainern arbeiten zu können.

Aktuell aber steht Beiersdorfer vor dem Problem, die Mannschaft der nahen Zukunft zu basteln und 11!!! auslaufende Verträge nach der bevorstehenden Saison spielen dabei eine entscheidende Rolle.

Drobny (34), Jansen (28), Westermann (30), Rajkovic (25), Badelj (25), Kacar (27), Skjelbred (27), Arslan (23), van der Vaart (31), Ilicevic (27), Nafiu (20).

Betrachtet man diese Liste von Spielern, kann man sich ungefähr ausrechnen, welche Spieler in Hamburg nach Ablauf ihres gültigen Arbeitspapiers eine Zukunft haben, zumal nach wie vor die Kaderkosten gesenkt werden sollen und viele der auslaufenden Verträge ausordentlich gut dotiert sind.

Stand heute gehe ich davon aus, dass die Spieler Drobny, Jansen, Westermann, Kacar, van der Vaart, Ilicevic und Nafiu keine Zukunft in Hamburg haben werden. Bei Boban Rajkovic muss man abwarten, wie er nach seinem Kreuzbandriss zurückkommt, aber auch sein Vertrag ist eben sehr gut dotiert. Per Skjelbred wird meiner Meinung nach den Verein bereits vor dieser Saison verlassen. Bleiben Milan Badelj und Tolgay Arslan.

Badelj ist ein Fußballer, wie man ihn so schnell nicht wieder findet und ein gleichwertiger Ersatz für ihn wird teuer. Garantiert teurer, als seinen Vertrag zu verlängern, was Oliver Kreuzer übrigens vor der letzten Saison verpennt hat.

Arslan ist erst 23, hat aber bereits einiges an Bundesliga-Erfahrung. Für ihn spricht, dass er sich bei jedem Trainer irgendwie durchgesetzt hat und dass er auf mehreren Postionen einsetzbar ist.

Was aber sollte Beiersdorfer jetzt machen? Wie sollte er für die nächsten 3- 5 Jahre planen, zumal der Umstand, dass soviele Verträge von Leistungsträgern (Jansen, Badelj, van der Vaart, Westermann) in einem Jahr auslaufen, nicht eben gängige Praxis ist und die Planung erschwert.

Vor dem Hintergrund dieses IST-Zustandes finde zumindest ich die in der Presse kolportierten Namen größtenteils unsinnig, weil ich mich frage, warum der HSV mit einem 29-Jährigen Schweizer (Behrami) oder mit einem 29-Jährigen Fernando Amorebieta (Kolumbien) die Zukunft planen sollte. Matthias Ostrzolek (24) macht Sinn und auch Nicolai Müller (25) macht Sinn, zumal beide noch relativ jung sind und die Bundesliga kennen. Wie wichtig dieser Punkt ist, bestätigt sich immer wieder, wenn man Millionen-Transfers wie z.b. Luuk de Jong oder Ähnliche sieht. Der HSV kann es sich aber nicht leisten, beinahe 30-Jährigen eine Saison Eingewöhnungszeit zu gewähren, zumal man in Italien (Behrami) und England (Amorebieta) auch nicht so ganz schlecht verdient.

Betrachtet man die Perspektive (11 auslaufende, zum größten Teil hochdotierte Verträge, Kühne-Millionen, Umbruch im gesamten Verein,Fast-Abstieg etc.), halte ich es eher für wahrscheinlich, dass Beiersdorfer mit einer einigermaßen ruhigen Übergangssaison plant und eventuell bereits jetzt junge Spieler, eventuell mit Verträgen bis 2015 ausgestattet, holt, um ab Saison 2015/16 dem HSV ein vollkommen neues Gesicht zu geben. Nimmt man Beiersdorfers Vergangenheit, sollte man sich eventuell in Holland, Belgien, Frankreich, eventuell Dänemark umgucken. U21-Nationalspieler mit Perspektive, das halte ich für wesentlich wahrscheinlicher als fast 30-Jährige Veteranen ohne Bundesliga-Erfahrung.Hinzu kommt, dass Bernhard Peters die Vertragssituationen der exzellenten Nachwuchsspieler der TSG Hoffenheim garantiert bestens kennt.

Lassen wir uns überraschen.