Ja, ja, ich weiß. Er müsste eigentlich gar nicht. Er hätte das alles nicht nötig, er könnte sich wie viele andere auch vom HSV lossagen. Und ja, ich weiß auch, dass es angeblich so leicht ist, das Geld anderer Leute zu verprassen und ich weiß auch, dass man nur dann Milliardär wird, wenn man mit seinem Geld umzugehen weiß. Ist mir alles bekannt. Und trotzdem…

Nach nun monatelangen Verhandlungen, nachdem seine „Forderungen“ zu größten Teilen umgesetzt wurden, nachdem erfolgreich umstrukturiert wurde, nachdem sein Tribun Karl Gernandt dem Aufsichtsrat vorsitzt, nachdem sein Favorit Beiersdorfer den Vorstandsvorsitzenden gibt und nachdem Klaus-Michael Kühne diverse Male ankündigte, versprach, zusagte etc. kommen jetzt, 4 Wochen vor Transferschluss, knapp € 20 Mio. Kredit, die sich anschließend in AG-Anteile umwandeln sollen, um die Ecke? Das soll’s gewesen sein ? Dafür dieser Zirkus?

Um es auch an dieser Stelle unmißverständlich klarzustellen, weil es einige immer noch nicht begreifen wollen: Ich bin klar für eine Ausgliederung gewesen. Ich bin für die dringend notwendige Einbindung von strategischen Partnern und ich bin absolut nicht gegen ein Engagement von Klaus-Michael Kühne. Aber das jetzt? Nach all den Sprüchen um einen Ankauf des Arena-Namens? Nach all den Bekenntnissen, dass der 77-Jährige „seinen“ HSV wieder nach oben bringen möchte? Knapp € 20 Mio als Darlehen?

Auch möchte ich klarstellen, dass ich für einen behutsamen und nachhaltigen Aufbau bin, als für irgendwelche Gewalt-Aktionen auf dem zur Zeit völlig überhitzten Transfermarkt. Aber betrachten wir uns doch mal die Baustellen.

Mehr als € 100 Mio Verbindlichkeiten.

Quasi NULL Möglichkeiten, aus eigener Kraft auf dem Transfermarkt handlungsfähifg zu sein.

Campus-Millionen sind weg! Komplett weg!

Abfindungen für diverses Ex-Angestellte (van Marwijk, Kreuzer) sind noch, zumindest in Teilen, zu zahlen

NULL Möglichkeiten, die Ideen von Bernard Peters in die Tat umzusetzen, weil eben jegliche Mittel fehlen

Dramatischer Einbruch beim Verkauf von Logen und Business-Seats

Keinerlei Möglichkeiten, auch nur einen Spieler (außer vielleicht van der Vaart) von der Payroll zu bekommen.

Vor dem Hintergrund dieser Tatsachen empfinde ich ein Darlehen über knapp € 20 Mio. als, ich sage es so, wie ich es denke, schäbig.

Zumal exakt diese Art der finanziellen Zusammenarbeit von Beiersdorfer im Fall Lasogga abgelehnt wurde. Offenbar ist aber der Handlungsdruck des Vorstandes jetzt so dramatisch geworden, dass man sich gezwungen sieht, auf die komischen Forderungen des Ex-Mäzens eingehen zu müssen.

Oder um es einmal anders auszudrücken: Für dieses Geschäft braucht man eigentlich keinen Kühne, oder? Ein Darlehen zu gewähren, welches sich später (zu Teilen) in AG-Anteile umwandelt, das kann im Grunde jede Bank. Aber von den Banken bekommt dieser HSV offensichtlich nichts mehr, kein Wunder bei mehr als € 100 Mio Verbindlichkeiten.

Meine Meinung (die man nicht teilen muss): Soviel Qualm und jetzt sowenig Ertrag. Für jemanden, der sich mit Versprechungen seit Jahren so weit aus dem Fenster gelehnt hat und der so dermaßen viel Geld besitzt, finde ich den Deal albern. Dann hätte ich es vorgezogen, dass der HSV verzichtet und auf die jungen Spieler (Jung, Steinmann, Demirbay, Tah etc.) setzt, anstatt sich für Kleingeld in Abhängigkeiten zu begeben.