Der Volksmund sagt:

Wenn der Schnee schmilzt, wird die Scheiße wieder sichtbar…

Exakt diesen Eindruck gewinnt man in diesen Tagen, in denen die sportliche, wie die Vereinsführung des Hamburger Sportvereins das Gefühl vermittelt, als gingen den Herren in der wohl wichtigsten Phase der jüngeren Vereinsgeschichte die Nerven durch. Konnten sowohl Vorstand wie auch Aufsichtsrat in den letzten Tagen besonders bei den Leuten punkten, die ihnen jegliche Kompetenz absprechen und die sich bestätigt sehen, wenn sie den Protagonisten eine notwendige Stress-Resistenz nicht zutrauen, so kommt „Didi“, welcher nach wochenlanger Medien-Abstinenz jetzt mal wieder durch sämtliche Gazetten und Sender hetzt, mit der nächsten Bankrott-Erklärung um die Ecke.

Als wäre die offenkundig nicht untereinander abgestimmte Vorgehensweise im „Fall Tuchel“ nicht schon peinlich genug, werden jetzt besonders die neuen Spieler auf’s Korn genommen und sollen als Sündenböcke herhalten.

„Alle neuen Spieler haben vorher mehr gezeigt als bei uns.“ (Beiersdorfer in der aktuellen SportBild)

Diese Aussage ist vor dem Hintergrund, dass man 8 Spieltage vor Schluss mit dem Rücken zum sportlichen Abgrund steht, ausgesprochen clever, weil man besonders die Spieler Cleber, Müller, Ostrzolek, Behrami, Lasogga, Olic etc. im Abstiegs nicht mehr braucht. Oder, „Didi“? Jetzt, zu diesem Zeitpunkt, große Teile der Mannschaft via Medien in die Pfanne zu hauen, ist an strategischer Dummheit nicht mehr zu übertreffen, zumal man vor solchen Aussagen doch einmal überlegen sollte, was das für einen selbst bedeutet.

Selbstverständlich ist es normal, wenn nicht jeder getätigte Transfer auf der Stelle einschlägt, es gibt nun mal Spieler, die brauchen etwas länger. Wenn jetzt aber Beiersdorfer davon redet, dass alle neuen Spieler nicht den Erwartungen entsprechen, führt er sein eigenes Transfer-Gebaren ad absurdum. Ein oder zwei „Fehlschüsse“, okay, aber Verbrennungs-Didi hat im Laufe der Saison 2014/15 mit Brunst, Cleber, Jung, Ostrzolek, Götz, Behrami, Steinmann, Diaz, Holtby, Stieber, N. Müller, P. Müller und Olic insgesamt 13!!!! neue Spieler verpflichtet, hinzu kommen die zuvor ausgeliehenen Lasogga und Djourou, sowie die „beförderten“ Marcos, Gouaida, Mende, Cigerci.

Macht zusammen 19 von 32 Spielern, die alle nicht das zeigen, was man von ihnen erwartete? Soll das ein schlechter Scherz sein?

Aber zum Glück konnte „Didi“ auch gleich eine Erklärung für seine desaströse Einkaufspolitik liefern.

„Es funktioniert beim HSV seit Jahren nicht, weil die Mannschaftsstruktur nicht gefestigt ist. Das müssen wir ändern. Wir müssen eine klare Linie reinbringen, die vorgibt, welche Spieler und Trainer für uns infrage kommen.“

Heilige Mutter Gottes, das darf doch wohl nicht wahr sein. Man fügt zu 13 bestehenden Spielern 19 hinzu und meint dann, dass die Mannschaftsstruktur nicht gefestigt ist? Und jetzt möchte man nach einer Saison, in der man für eben diese nicht performenden Spieler € 35 Mio. auf den Tisch gelegt hat, eine klare Linie reinbringen? Wahnsinn, der helle Wahnsinn.

By the way, klare Linie. Vielerorts und auch bei HSV-Arena wird seit Monaten darüber berichtet, dass der HSV mit dem Schweizer Valon Behrami einen Quasi-Sportinvaliden verpflichtet hat. Der als „Aggressiv-Leader“ positionierte Holzhacker aus Albanien war dafür gedacht, als Hau-Ruck-Chef die Mannschaft anzuführen. Dafür war man beim HSV bereit, für einen 29-Jährigen € 3,5 Mio. (ohne Berater- und Anwaltshonorar) auf den Tisch zu legen. Jetzt wird nach und nach bekannt, dass sich Behrami vor seiner Vertragsunterzeichnung habe zusichern lassen, dass er unter der Woche so wenig wie möglich trainieren müsse, weil seine Knie die Doppelbelastung Training und Liga-Betrieb einfach nicht mehr mitmachen. Dafür würde er aber sogar mit Schmerzen spielen, wenn’s denn nötig sei. Der HSV in Person Beiersdorfer stimmte dieser Wahnsinns-Idee zu und wundert sich heute, dass man „keine Mannschaftsstruktur“ hätte, ich breche zusammen.

Man muss sich das mal vorstellen. Mal angenommen, ich heiße Kacar oder Jiracek oder Arslan oder Steinmann oder Jung. Ich trainiere die ganze Woche, ich bin fit und austrainiert. Während ich versuche, mich auf dem Trainingsplatz zu empfehlen (und dort auch das Risiko einer Verletzung eingehe), gibt es einen Sportskameraden, den man auf dem Trainingsacker im Volkspark nur selten zu Gesicht bekommt. Der Herr mit der fragwürdigen Frisur lässt sich pflegen, während ich grätsche. Am Wochenende dann, wenn die Plätze in der Startelf und im Kader bekanntgegeben werden, sehe ich jedesmal, dass der Patient in der Startelf steht und ich trotz guter Trainingsleistung mal wieder auf die Tribüne oder die Bank muss. Das Ganze mache ich einige Wochen mit, bis ich erkenne, dass ich ohnehin keine Chance habe. Wozu soll ich mir dann den Arsch aufreißen, wenn ein anderer ohne Training spielt, solange ihm nicht das Bein abfällt. Und jetzt soll mir bitte niemand mit „Das sind doch Millionäre, die haben die Pflicht, sich anzubieten“ kommen. Das sind Menschen und ein Mensch, der ungerecht behandelt wird, hört irgendwann zu kämpfen auf.

Wenn ich dann aber als ein solcher Spieler, der sich ungerecht behandelt fühlt, lesen muss, dass man bei diesem geilen Verein das Leistungsprinzip eingeführt hat, kann ich darüber nicht mal mehr lachen.

Mag man über die Transfers von Lasogga (Verletzungsanfälligkeit bekannt) und Olic (Alter und Fähigkeiten bekannt) noch den Kopf schütteln, so wird immer deutlicher, dass sich „Didi“ mit dem Kauf von Behrami das Eigentor des Jahres geschossen hat. Nicht nur, dass der Mann Invalide ist, er stellt ein Sicherheits-Risiko dar, er spielt schlecht, er benimmt sich auf dem Trainingsplatz (wenn er denn mal trainiert) gegenüber seinen Mitspielern wie eine offene Hose. Als vorläufigen Höhepunkt aber kann man den Vorfall bezeichnen, dass Behrami zum Vorstand gegangen war und dort sagte: „Wenn es so weitergeht, steigen wir ab“. Wenige Tage später war Joe Zinnbauer entlassen.

Die einzige Hoffnung, die man haben kann, ist die, dass der Behrami-Transfer ein Vorgriff auf eventuelle andere Verpflichtungen ist. Es kommt nicht selten vor, dass ein Berater einem Verein einen Spieler „vermittelt“, um damit die Verpflichtung einzugehen, in der darauffolgenden Saison einen weiteren Spieler aus seinem Beritt zu transferieren. „Verein X, nimm du mir jetzt Spieler Y ab, dann bekommst du Spieler Z in der nächsten Saison“.  Ich kann nur hoffen, dass ein solches Abkommen existiert, denn ich will einfach nicht glauben, dass für € 3,5 Mio. Transferkosten und € 2 Mio. Jahresgehalt kein Spieler auf dem Markt war, der dem HSV mehr geholfen hätte, als Behrami.