Elkin

Zuerst einmal das Wichtigste:

Alles Gute, Elkin Soto und baldige Genesung. Ich habe während meiner aktiven Zeit, aber später auch als Zuschauer beim Fußball, Football oder Aussi Rules Football schon wirklich üble Verletzungen sehen müssen, aber die Geschichte gestern gehört definitiv in die Top5. Gute Besserung und werde schnellstmöglich wieder gesund. 

Die Aussage von Mainz-Manager Christian Heidel im direkten Anschluss an das Spiel, als er sagte, dass Soto auf der Stelle einen neuen Ein-Jahres-Vertrag in Mainz unterzeichnen könne, wenn er denn wolle, ringt mir größtmögliche Hochachtung ab. 

Andererseits „durfte“ ich gestern nach dem Spiel bei Facebook aber natürlich auch in Schmocks Einöde Aussagen zu dieser Verletzung lesen, die ich schlicht und einfach brechreiz-erregend finde und ich wünsche jedem Urheber eines solchen Textes von Herzen die exakt gleiche Verletzung.

„Solche Geschichten schreibt nur der Fußball“, sagt man und es stimmt. Eigentlich konnten nur zwei Spieler das Tor zum 2:1 gegen Mainz 05 erzielen. Der Eine war Boban Rajkovic, der die zweite Hälfte unter Schmerzen durchhielt und deshalb drei Schmerztabletten in der Halbzeit schluckte. Der Andere war eben Gojko Kacar. Beide Spieler, die vom Verein selbst und von den unterschiedlichsten Trainern mies bis schmutzig behandelt wurden, die in ihrer Eigenschaft als Mensch gedemütigt wurden und die trotzdem nie ein schlechtes Wort über den HSV verloren haben.

Der Umstand, dass nun ausgerechnet der Mann, der sich ein Leben ohne den HSV nicht vorstellen kann, einen Spieler abfeiert, nachdem er unter anderem ihn als „Altlast“, „Bankdrücker“, „behäbig wie ein Tanzbär“, „Söldner, der lieber seinen Vertrag aussitzen will“ bezeichnete und der unter anderem Kacar auf die „Resterampe“ schieben wollte, wo er der „Säuberungswelle“ zum Opfer fallen sollte, finde ich mindestens so zum kotzen wie die Verletzung von Elkin Soto. Aber was erwarte ich eigentlich von einem Opfer, welches am Ende nur eine bestimmte Klientel befriedigt.

Apropos Klientel. Natürlich waren sie gestern unmittelbar wieder da. All diejenigen, die wochenlang die Fresse gehalten und sich unter ihre Steine verkrochen hatten. Zwei glückliche Siege später und der Bodensatz der Menschheit ist wieder unter uns und nutzt die Gelegenheit zur Generalabrechnung. Sie hätten es natürlich immer gewusst, man müsse nur Geduld haben. Sie alle waren rauschende Kacar-Fans und fordern die sofortige Vertragsverlängerung mit anschließendem Sitz im Aufsichtsrat bis ans Lebensende.

Dies sind unter anderem die Patienten, die sich den Dreck von Matz begeistert reinziehen und das exakt die Patienten, denen ich einen Abstieg des HSV von Herzen gönne. Nicht dem Verein, obwohl der seinen Teil dazu beiträgt und garantiert nicht der Mannschaft, aber diesen ekelhaften Typen, die sich HSV-Fans nennen und die mich in ihrer Überheblichkeit und ihrer Niedertracht zum kotzen bringen. Hinzu kommen die Herren Beiersdorfer, Knäbel, Peters, Gernandt, Hilke und Wolf, denen ich ebenfalls einen Abflug in die nächste Klasse wünschen würde. Leider weiß ich aber auch, dass genau diese Pfeifen an ihren gut bezahlten Sesseln kleben und mich mit Parolen wie „Ich laufe vor der Verantwortung nicht davon“ langweilen würden. Sie sind für die Situation verantwortlich und sie müssen weg. Alle!

Zur sportlichen Situation. An dieser Stelle muss ich Bruno Labbadia einmal „ein großes Gombliment“ aussprechen, ihm ist etwas gelungen, was keinem seiner drei Vorgänger gelungen war, er hat den Glauben zurückgebracht. Natürlich können die Jungs im Kader kicken, das ist doch gar keine Frage. Wenn aber der Kopf nicht frei ist, trifft auch Lewandowski nicht. Deshalb war die allererste Aufgabe des Trainers, den Jungs einen Teil ihres abhanden gekommenen Selbstbewusstseins zurück zu geben und es scheint gelungen zu sein.

Außerdem hat er das Glück zurück gebracht, denn sowohl Tor Nummer 1 (Westermanns Flanke) wie auch Tor Nummer 2 (Kacar schlägt im ersten Versuch über den Ball) waren mit einer Menge Glück verbunden, aber ohne geht es eben nicht. Wie es sich anfühlt, wenn man eben kein Glück hat, kann man zur Zeit in Freiburg und Stuttgart erfragen.

Ich habe vor einigen Wochen schon einmal geschrieben: „Irgendeiner will einfach nicht, dass der HSV absteigt“. Irgendein launischer Gott empfindet höchste Befriedigung dabei, mit anzusehen, wie sich die HSV-Fans jedes Jahr erneut quälen und den Spaß will er sich auch in der Saison 2015/15 nicht nehmen lassen.

Zumindest sieht es danach aus.