Vielleicht ist der Mann einfach nur zu ehrlich (aus seiner Sicht) oder er ist schlichtweg naiv. Oder Beides. Jedenfalls ist eine Aussage wie

„Für diese Spieler gab es einfach keinen Markt…“

in Bezug auf die Spieler Beister und Sobiech ein Eigentor allererste Güte und es setzt sich, am Anfang der Transferperiode getätigt, natürlich wie ein roter Faden fort. Wenn es für Spieler wie Sobiech und Beister keinen Markt gibt, dann gibt es für Spieler wie Zoua, Jiracek und Rudnevs wohl auch keinen Markt. Könnte man jedenfalls glauben und von Seiten des in letzter Zeit so ungeheuer medien-aktiven HSV gibt es auch keinen Widerspruch.

Man stelle sich einmal einen Apfelbauern aus dem alten Land vor, der sich morgens auf die Socken Richtung Saseler Wochenmarkt begibt, dort angekommen ein Schild malt auf dem steht:

Meine scheiß-wurmstichigen Äpfel kauft eh kein Schwein

und dann darauf wartet, dass ihm die Kunden die Bude einrennen. Wir wohl eher nicht passieren, oder?

So wurden die Herren Beister und Sobiech ganz am Anfang der Transferperiode vom Hof gejagt und mit einer vorzeitigen Weihnachtsgratifikation in Höhe von ca. € 900.000 (zusammen) ausgestattet. Kein Warten auf Angebote, kein Informieren von Beratern. Die Spieler mussten weg und zwar schnell. Das Gleiche scheint jetzt jetzt, mit einigen Wochen Verzögerung, bei den Spielern Rudnevs und Jiracek einzutreffen, dabei hatte Profifußball-Direktor Knäbel selbst erkannt, wer letztendlich Schuld an der „Mission Geldverbrennung“ war.

Zudem haben die Verantwortlichen mehr oder weniger selbst dazu beigetragen, dass es keinen Markt für Beister gegeben hat. „Es ist versäumt worden, dass Maxi nach seiner langen Verletzung ausreichend Spielpraxis in der U23 sammelt. Ihm fehlt diese Spielpraxis, das hat er mir auch so gesagt“, hatte Bruno Labbadia kurz nach seiner Amtsübernahme festgestellt. Und genau dieses Versäumnis hat der HSV nun teuer bezahlen müssen. (goal.com)

Lustig nur, dass es beispielsweise Mainz 05 überhaupt nicht zu stören scheint, aber egal. Nun könnte man ja auf die Idee kommen, dass es tatsächlich ein Problem sei, bestimmte Spieler von der Payroll zu bekommen, aber da taucht schon die nächste Frager auf:

Warum ist der HSV selbst stehts bereit, für Spieler, die nur noch einen Vertrag für ein Jahr haben (Ekdal, Schipplock) nicht nur nicht zu pokern, sondern sogar die geforderte Ablösesumme in voller Höhe zu bezahlen? Auch bei Herr Gregortisch wurde am Ende das hingeblättert, was der VFL Bochum sehen wollte, nachdem die Bochum mit Abbruch der Verhandlungen drohten.

Bekannt wurde mittlerweile, dass dieses Verhandlungsgebaren der Exzellenzen Methode zu haben scheint, denn als man sich im vergangenen Jahr um den Mainzer Nicolai Müller bemühte und plötzlich ein Konkurrent am Horizont erschien, war man bereit, das angebotene Gehalt (€ 60.000/Monat) kurzerhand zu verdoppeln.

Vor dem Hintergrund dieser Kenntnisse finde ich es nach wie vor mehr als befremdlich, wie man den Verhandlungsführern Beiersdorfer und Knäbel von Seiten der Hamburger Medien ein „gut bis sehr gut“ ins Zwischenzeugnis schreiben möchte. Dies, und das möchte ich nochmal ganz deutlich betonen, hat absolut nichts mit den Spielern und ihren Qualitäten zu tun, sondern es soll lediglich aufzeigen, wie beim HSV nach wie vor gearbeitet wird. Die eine oder andere Handlung mag ja bestimmten Gegebenheiten geschuldet sein, aber es ist eben mitnichten eine sensationelle Arbeit.

Von „Knüller-Knäbel“, „auf einem guten Weg“, „Schnäppchenjäger“ oder gar „Dukaten-Didi“ kann jedenfalls nicht die Rede sein, im Gegenteil. Der HSV hat durch unbedachte, öffentliche Äußerungen den Markt für eigene Spieler nahezu vernichtet und bezahlt wieder einmal den Preis für allzu große Schwatzhaftigkeit.