Manchmal kommt man sich tatsächlich vor wie in Punxsutawney, jenem kleinen Ort im Jefferson County im US-Bundesstaat Pennsylvania, in dem Murmeltier Phil jährlich am 2. Februar den Fortgang des Winters prophezeien soll. Mit dem Unterschied, dass beim Hamburger Sportverein mehrmals im Jahr der 2. Februar ansteht, nämlich immer dann, wenn der HSV wieder einmal verloren hat.

Dann nämlich geht die alte Leier wieder los und die Herren Exzellenzen werde nicht müde, den frustrierten Fans etwas von „angeschobenen Prozessen“, „Geduld“ und „dringend benötigter Zeit“ vor zu schwafeln. Und täglich grüßt die Suche nach der Stabilität. Das alles ist zu Teilen auch nicht falsch, im Gegenteil. Das, was in den traurigen Jarchow-Jahren an Potenzial zerstört wurde, ist nicht in wenigen Tage aufzuholen, vor allem nicht mit diesem Personal.

Der Verein und besonders die Mannschaft wurde in den Jahren „nach Hoffmann“ systematisch entwertet, die Mannschaft mit dem vorgeschobenen Grund „Sparzwang“ nach und nach schwächer und schwächer gemacht. Dafür feuerte man aber einen Trainer und einen Sportchef nach dem anderen, dafür war das Geld ja da. Und tatsächlich gespart wurde auch nicht, im Gegenteil. Heute sehen wir das Resultat aus dem, was dort unter falschen Versprechungen angerichtet wurde und was nun offenbar irreparabel als unterdurchschnittliche Langweiler-Truppe vor einem liegt.

Deshalb also „Geduld“ und so weiter, aber wie lange eigentlich? Wie lange will man sich „Geduld“ einfordern, wenn man beispielsweise als Vorstand oder Direktor weit mehr verdient als der Bundesliga-Durchschnitt? Muss man nicht, wenn man überproportional viel verdient, auch überproportional gute Leistung abliefern? Kann man sich als Einkommens-Millionär immer wieder auf die Fehler der Vergangenheit zurückziehen oder muss man nach mehr als 15 Monaten nicht auch mal irgendeinen Teilerfolg vorweisen, zumindest einen kleinen?

Denn dieses Verhalten, das dauerhafte und penetrante Verweisen auf die Katastrophen von gestern, das konnte bereits der Kollege Schweber, der ja als Leiter „Ruhe im Verein“ nicht müde wurde, während seiner gesamten (erfolglosen) Amtszeit immer und immer wieder auf die Fehler der Ära Hoffmann hinzuweisen. Das aber kann es irgendwann nicht mehr sein, schließlich sind wir hier nicht beim politischen Wahlkampf. Hier sollten Experten am Werk sein, die nicht nur labern, sondern auch machen, aber davon ist nicht viel er erkennen.

Fragt man nach, erhält man die gebetsmühlenartige Antwort: „Das braucht alles noch seine Zeit“. Schon klar, aber wie lange? Noch 2 Jahre? Noch 5 Jahre? Und dann? Dann steht vielleicht da so ein Gebäude, wo heute noch ein Parkplatz ist. Aber geht man eigentlich irgendeinen erkennbaren Weg? Setzt man bedingungslos auf Talente? Wohl kaum, wenn man sich die Transfer von Olic, Spahic, Diaz etc. anschaut. Setzt man vermehrt auch deutschen Nachwuchs? Auch nicht. Man erzählt, man bräuchte diese Transfers zu diesem Zeitpunkt, um „Stabilität“ in die Mannschaft zu bekommen, aber diese Mannschaft wird immer instabiler.

Also? Was ist das Plan? Oder möchte man sich nach der Aktion „Workshops zur Wertefindung“ demnächst auch einen Arbeitskreis „Wie spielt man Fußball“ gönnen? Vielleicht lädt man dann ca. 250 Amateurtrainer, Trainingskiebitze und Blogkommentatoren ein, liegt ein paar Stunden bei Currywurst und halben Hühnern zu Tisch und verkündet anschließend, dass man gemeinsam beschlossen hat, gewaltig Geduld zu haben.

Die Befürchtung unter den HSV-Fans, Geduld mit etwas zu haben, was man nicht greifen kann, was vielleicht ihrer Geduld gar nicht würdigt ist, wird jedenfalls mit jedem Monat spürbarer. Das Gleiche gilt für die Angst, dass die Herren Exzellenzen den Plan, den sie vorgeben zu haben, noch gar nicht kennen. Und was würde eigentlich passieren, wenn die Jungs in Vorstand und Direktorium in 1 1/2 Jahren einfach in Sack hauen und Verein Verein sein lassen? Wer würde sich eine verantwortliche Position in einem dann komplett abgewirtschafteten Verein noch antun? Mir würde niemand einfallen, jedenfalls niemand, der noch eine Alternative besitzt.

Leute, haut die Hacken in den Teer 🙂 Weitere Details zu der Aktion findet ihr „oben“ zwischen „Über uns“ und „Kontakt. Unter „Spenden“. Auf geht’s. 

P.S. Wusstet ihr eigentlich, dass der Sport Direktor Bernhard Peters mit einem Jahresgehalt von geschätzten € 700.000 jeden Abend pünktlich um 19.00 Uhr zuhause sein muss, um mit der Familie zu essen? Nicht ganz so optimal, wenn man bedenkt, dass die Trainingseinheiten der U17 und U19 teilweise erst um 18.30 Uhr oder 19.00 Uhr beginnen. Aber – macht ja nichts…

Mehr zum Thema „Nachwuchs“ und über das Komplett-Chaos in Ochsenzoll später am Tag von Daniel Jovanov auf goal.com., gegen ca. 11.00 Uhr. Garantiert absolut lesenswert.