Vorbereitungszeit, Spaß-Zeit. Wie immer, wenn sich der Hamburger Sportverein auf in die Ferne begibt, um sich auf die Saison oder die Rückserie vorzubereiten, gibt’s viel zu lachen. Da wäre zuerst einmal der Ort des Trainingslagers. Von der komplett HSV-unabhängigen Welt-Agentur MatchIQ werden die teuren Kicker ins niedlich Belek in die Türkei geschickt. Muss doch Sinn machen, oder? Schließlich hühnern da noch zahlreiche andere Vereine rum, also muss das dort gut sein. Der Umstand, dass man zu dieser Jahreszeit dort extreme Witterungsbedingungen vorfinden und die ersten beiden Trainingstage im Monsun-Regen schwimmen kann, ist den Jungs von MatchIQ bestimmt nicht bekannt gewesen. Aber immerhin sollen jetzt ja zwei Tage ohne Dauerregen folgen, bevor man anschließend die Schwimmflossen reaktivieren muss. Macht aber nichts.

Ich höre schon die ersten Sprüche nach der Niederlage gegen die Bayern. „Leider konnten wir uns nicht so auf die Rückrunde vorbereiten, wie es notwendig gewesen wäre“. Aber egal, schließlich kassiert MatchIQ ja nur läppische € 100.000 pro Jahr für die Vermittlung eines Trainingslagers (Im Sommer fährt man zum Partner nach Graubünden, damit haben die Vögel nichts am Hut), da kann halt nicht alles passen.

Dann kommt es natürlich zum ersten Testspiel. Der HSV (Marktwert: € 54,50 Mio.) bolzt gegen Ajax Amsterdam (Marktwert : € 93,6 Mio.) und ist absolut chancenlos. Hierbei sind weniger das Spiel und das Ergebnis lustig, als vielmehr die Sprüche, die in einer Art autistischem Automatismus schon Stunden vor dem Spiel bekannt sind und die einige Fans animieren, das sogenannte Bootcamp-Bullshit-Bingo zu spielen. Für alle, die das Spiel noch nicht kennen, aber vielleicht heute nach Lektüre der Aussagen nach dem Spiel mitmachen wollen, hier die Begriffe.

“Wir haben ja gerade erst mit der Vorbereitung begonnen…”

“Ajax ist schon viel weiter…”

“die Beine sind noch schwer nach den Einheiten von gestern…”

“Es ist ja nur ein Testspiel – ohne Aussagekraft…”
 
“wenn wir den Elfmeter bekommen, läuft das Spiel ganz anders…”
 
“die Automatismen greifen noch nicht…”

„Wir haben eine harte Woche hinter uns…“
 
“wir haben einiges ausprobiert…”
 
“die vielen Wechsel zur Halbzeit wirkten sich nicht positiv auf den Spielfluss aus…”
 
“wenn wir die Neuzugänge erst einmal integriert haben, …”

„Man darf das nicht überbewerten….“

„Einige Schlüsselspieler sind noch verletzt…“

„Bis zum Beginn der Rückrunde wird das anders aussehen…“

„Der Schiedsrichter hat bei den entscheidenden Situationen unglücklich entschieden…“

Zusammen singen wir dann alle:

„Wir sind blau, wir sind Fans vom HSV, was da wirklich los ist interessiert doch keine Sau“ 🙂

Apropos Sau. Die wird nämlich gerade durchs Dorf getrieben, dass einem die Augen tränen.

Gestern absolvierte Bakery Jatta seinen Medizincheck im UKE, heute nun besuchten die Agenten des gambischen Flüchtlings die HSV-Bosse in Belek zu Gesprächen. Schon in den kommenden Tagen könnte das 17 Jahre alte Super-Talent einen Vertrag erhalten – noch bevor der HSV aus dem Trainingslager in der Türkei zurückreist. (Mopo)

Verstehe ich das jetzt richtig? Hat der kleine Junge aus Gambia, der noch nie in einem Verein gekickt hat, jetzt bereits zwei Berater/Agenten? Die Herren Aktas und Casale sind auf dem Weg nach Belek (bzw. schon dort eingetroffen), um das 17 Jahre alte Super-Talent nach Hamburg zu lotsen. An dieser Stelle die erneute Frage an diese Journalisten-Simulanten, die gerade einen zweiten Urlaub auf Kosten ihres Arbeitgebers in der Türkei verbringen? Schnüffelt ihr Pattex oder seid ihr geistesgestört? Gestern durfte ich lesen, wie ShyKiller aka Kai Schiller vom Abendblatt Herrn Gregoritsch als „den Überflieger“ bezeichnete und heute ist ein Junge, dessen Namen ihr vor 5 Tage nicht kanntet, das „Super-Talent“? Das kann doch nur ein schlechter Witz sein, oder?

Aber, da wir ja gerade bei den Witzen sind – so richtig witzig könnte es werden, wenn Klein-Bakery in die Türkei nachreist und den Millionären ohne Praxis Knoten in die Füsse spielt. Was sagt uns das dann? Sollte man den Campus canceln und stattdessen 10 neue Scouts nur für Afrika einstellen? Und wie erklärt Latschen-Bernie Peters einem Flüchtlingsjungen eigentlich, wie Fußball funktioniert? Vielleicht sollte man den Junge am besten von dem Herrn mit den guten Manieren fernhalten, nicht, dass der ihn noch in seiner Entwicklung hemmt.

Hach, ich freue mich auf die Rückrunde. Erst die Klatsche gegen die Bayern, dann eine Niederlage in Stuttgart und dann zwei Spiele „dahoam“ für den heimstarken HSV. Das kann alles noch sehr lustig werden.

Ach ja, eine Frage. Was denkt ihr, wer wird mehr Spiele in der Rückserie für den HSV machen? Local player Dren Feka oder Flüchtling Bakery Jatta? Wetten werden noch angenommen 🙂

Und dann war da noch….

……Tapeten-Dickie

Dennis „Einstein“ Diekmeier, der Zen-Meister des vierten Buchstabens im Alphabet, wird vom Verein gerade als legitimer Nachfolger des ruhm- und verletzungsreichen Marcel Jansen aufgebaut. Weise Entscheidung, denn letztendlich repräsentiert niemand besser als „Dickie“, wie der durchschnittliche HSV-Fan denkt bzw. nicht denkt bzw. nicht denken kann. Die laufende Tapete ist wahlweise „einer von uns“, „Bester Mann“ oder irgendwie ganz doll, weil er viele HSV-Fans in echt kennt und findet, dass der HSV ein geiler Verein ist. PR kann so einfach sein, wenn man lediglich Menschen mit dem IQ einer Stechmücke bedienen muss.