17 Jahre alt ist er, bzw. soll er sein. Glaubt man den Meldungen, dann hat er noch nie in einem Fußballverein gespielt, ja noch nicht einmal trainiert. Seine Fähigkeiten hat er sich beim kicken auf der Straße in Gambia erworben und obwohl sich alles nach einem Fußballer anhört, der demnächst in der B-Jugend beim Meiendorfer SV oder vielleicht in der Kreisliga beim FC Teutonia 05 mitbolzen dürfte, sollen sich gleich 3 namhafte Bundesligavereine um das Flüchtlingskind Bakery Jatta streiten. Die Frage muss erlaubt sein, auch wenn sie natürlich keiner der Edelfedern der Hamburger Sportjournaille, die sich seit Bekanntwerden dieser Fabel im Dauer-Maturbations-Modus befinden, stellt:

Wie kann das sein?

Wie kann es sein, dass ein Fußballer, der nicht eine Minute in einem organisierten Verein spielte, angeblich Bundesliga-Tauglichkeit besitzt?

Wie kann es sein, dass man sich der mittlerweile weltweiten Ausbildung von Jugendspielern entziehen kann und trotzdem in der ersten Trainingseinheit etablierte Bundesliga-Profis wie Dennis Diekmeier alt aussehen lassen kann?

Ist es  nicht so, dass, wenn das alles so stimmt, diese Geschichte das gesamte Förderprogramm, die gesamte, Millionen-teure Ausbildung von Lizenzspielern wie eine Lachnummer aussehen lässt?

Jatta

Oder ist dem HSV hier wirklich das eine Jahrtausend-Talent in den Schoss gefallen, dem all die Fähigkeiten, die sich höchst-talentierte Kicker in Jahren der Jugend-Knochenmühlen antrainieren, einfach in die afrikanische Wiege gelegt wurden?

Dabei sind verschiedene Faktoren dieses Märchens mehr als erstaunlich. Nicht nur, dass der junge Bakery schnell laufen und technisch mithalten kann, nein. Laut Aussagen von HSV-Spielern und Trainer Labbadia macht Jatta auch taktisch vieles richtig. Stellt dies nicht alles, was wir von Fußball-Wissenschaftlern wie Herrn Peters erfahren haben, komplett auf den Kopf? Muss man vielleicht am Ende gar nicht so viel können, um Bundesliga zu spielen?

„Er hat viele Sachen wirklich gut gemacht“, sagte HSV-Trainer Labbadia: „Er ist jung genug, und es sah gut aus. Angesichts der Tatsache, dass er noch nie in einem Klub gespielt hat, ist das beachtlich.“

Ebenfalls erstaunlich sind die Aussagen seines „Förderers“  Lothar Kannenberg.

Lothar Kannenberg, in dessen Jugendhilfe-Einrichtung Jatta seit sechs Monaten lebt, glaubt fest an den Erfolg des Talents. „Der Junge wusste, was er wollte – nämlich ganz oben mitspielen. Aber bevor wir ihn zu einem Probetraining schicken konnten, mussten wir ihn körperlich fit kriegen“, so Kannenberg im Interview mit „11 Freunde“. Gesagt, getan.

Absolut erstaunlich. Da kommt ein einsamer 17-jähriger Flüchtling allein aus Gambia, hat nur auf der Straße gebolzt und muss „ein wenig fit gemacht werden“. Das macht dann Herr Kannenberg, dem unter Garantie nicht die Möglichkeiten eines Bundesliga-Vereins gegeben sind und – schwupps – nur ein halbes Jahr später ist Bakery so fit, dass er HSV-Verteidigern Knoten in die Beine spielt.

Dagegen steht das Beispiel Altintas. Der unwesentlich ältere Türke kam als ein in der Jugend gefördertes Supertalent zum HSV und braucht trotz vorherigen Einzeltrainings mehr als 6 Monate, um sich auf den Fitness-Stand eines Lizenzspielers zu bringen. Dies alles unter der Anleitung und mit den technischen und medizinischen Mitteln eines HSV. Passt das zusammen?

Um eines an dieser Stelle klar zu stellen: Ich will nicht behaupten, dass es sowas nicht gibt. Aber ich habe eine solche Geschichte noch nie gehört und ich interessiere mich seit mehr als 40 Jahren für Fußball. Hinzu kommt, dass in den 70er oder 80er Jahren sowas wesentlich eher möglich gewesen wäre, der Sport war damals längst nicht so technisch, taktisch und athletisch ausgereizt wie heute.

Dennoch – ich würde mir wünschen, dass all das wahr sein kann. Eine Sache jedoch stört mich massiv. In wirklich jedem Artikel der euphorisch-kreischenden Medienlandschaft wird beharrlich darauf verwiesen, dass Jatta ein Flüchtling ist, ein Thema, welches in Deutschland nicht erst seit Silvester kontroverser diskutiert wird. Mehr und mehr erkennt der brave Bürger, dass er sowohl von der Regierung, wie auch von den involvierten „Leitmedien“ über Monate im Unklaren darüber gelassen wurde, was tatsächlich passiert, man könnte auch sagen, das Volk wurde systematisch belogen. Jetzt taucht ein Flüchtling wie aus dem Nichts auf und soll ein Märchen schreiben, welches es bisher noch nicht gab.

Anders gefragt: Würde die Presse um Bakery Jatta auch einen solchen Wind machen, wenn er aus Schottland oder Australien käme? Sicherlich nicht, oder?

Ich jedenfalls wünsche Bakery, dass sich seine Wünsche erfüllen werden.