Liebe Leser,

heute möchte ich – nur kurz – ein Thema anschneiden, welches mit dem Fußball an sich oder dem HSV im Speziellen nur am Rande zu tun hat, es geht um die Wahrhaftigkeit der Presse. Ich habe mir heute Nacht tatsächlich einen Teil der Oscar-Verleihung angeguckt und dabei ist etwas nicht ganz Unwichtiges passiert.

Bei der Wahl zum Besten Film gewann nicht etwa einer der großen Favoriten wie „The revenant“ oder “ Mad Max – Fury Road“, sondern es gewann ein eher „kleiner“ Film, Spotlight. Hier eine Kurzbeschreibung:

Spotlight ist eine US-amerikanische dramatischeFilmbiografie aus dem Jahr 2015. Die Regie führte Tom McCarthy, der zusammen mit Josh Singer auch das Drehbuch verfasste. Der Film basiert auf wahren Ereignissen und handelt von einem Team von Journalisten der Tageszeitung The Boston Globe, welches den sexuellen Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche in Boston aufdeckt. (Wikipedia)

Verena Lueken erklärte in ihrer Filmkritik Recherche statt Rache in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 24. Februar 2016 „… Eine wahre Geschichte. Gespielt von einem großartigen Schauspielerensemble. Eine Feier der journalistischen Ethik und des journalistischen Professionalismus. Wem das altmodisch vorkommt, hat einerseits recht. Der Zeitungsknüller ist ein Genre, das bis in die Dreißiger zurückreicht. Auch die Bilder der Druckerpressen, aus denen die frisch gedruckten Zeitungen herausfallen und mit dem Lastwagen durch den noch dunklen Morgen zu den Briefkästen und Kiosken gefahren werden, werden nicht mehr viele Generationen verstehen. Aber das, worum es geht, sollte bleiben. Die vierte Gewalt und die Verantwortung, die sie trägt. (Wikipedia)

Ich bin der festen Überzeugung, dass die Verleihung des wichtigsten Oscars ein Zeichen, ein Statement der Academy sein sollte und als solches sollte sie angenommen werden. Professioneller Journalismus ist eine Verpflichtung und das betrifft Themen wie sexuellen Missbrauch, Flüchtlingsproblematik, aber eben auch Sport und Fußball. Journalismus darf/muss nicht bequem sein, vielleicht schließt sich das sogar aus. In Zeiten, in denen Journalismus kein Journalismus mehr ist, sondern als Nachricht verpackte Unterhaltung ist es wichtiger den je, dass es Menschen gibt, die das schreiben, was wahr ist und nicht das, was gelesen/gehört/gesehen und am Ende verkauft werden möchte.

Die Wahrheit hat viel zu oft dem Konsum, dem Anzeigenpreis und dem Profit Platz machen müssen und ist oft genug auf der Strecke geblieben. Ehrlicher Journalismus, so wie ich ihn verstehe, findet beispielsweise rund um den HSV nicht mehr statt. Hier zittern die einen Hofberichterstatter um ihren Job, andere finden mehr Spaß am bequemen Leben als an der Recherche. Das, was stimmt, interessiert kaum noch jemanden und diejenigen, die es interessiert und die sich dafür einsetzen, werden als Träumer, Spinner oder vielleicht sogar als Hater und Pester verunglimpft.

In Zeiten, in denen die klassischen Medien nicht mehr Willens sind, sich der Wahrheit zu stellen, werden Medien wie unabhängige Blogs täglich wichtiger. Vorausgesetzt natürlich, man ist an der Wahrheit überhaupt interessiert und nicht an dem, was man gern lesen möchte.

Sorry für diesen kurzen Ausflug. Euch allen eine schöne Woche.