Liebe Leser,

wenn ich so nachdenke, dann fällt mir in den letzten zwei Jahren wirklich nur ein Wort ein, welches in Hamburg und im Zusammenhang mit dem HSV häufiger benutzt wurde als der Begriff „Belastungssteuerung“. Ich rede von der geheimnisvollen Stabilität. „Die Mannschaft ist noch nicht stabil genug“ oder „Wir müssen auch weiterhin an der Stabilität arbeiten“. Okay, aber was genau soll das eigentlich bedeuten? Soll das heißen, dass man im Spiel selbst keine Ausgewogenheit zwischen Offensive und Defensive hinkriegt oder heißt das, dass man im Falle eines Rückschlags kopflos auseinander bricht? By the way, was genau macht eigentlich „stabil“? Sind es einzelne Spieler, ist es ein funktionierendes System oder was? Und wer sorgt am Ende für Stabilität?

Be aller Liebe, aber das ist doch alles Bullshit. Der HSV hat in den vergangenen zwei Jahren durch den Zukauf von sogenannten Führungsspielern (Ekdal, Spahic, Müller, Hunt) oder den Transfer von selbsternannten aggressiv Leadern (Behrami) versucht, eine Stabilität zu kaufen. Das Resultat? Einmal Relegation. Einmal am 33. Spieltag gerettet, aktuell akut abstiegsgefährdet. Das soll nun also der Versuch der Vereinsführung gewesen sein, für Stabilität zu sorgen? 5 Trainer und 2 Sportchefs in 2 1/2 Jahren sollten dafür sorgen, dass das Team stabiler wird, heute muss man sagen: Mission gescheitert. Und jetzt soll derjenigen, der für dieses Chaos gesorgt hat, auch noch den dritten Sportchef suchen und finden dürfen? Wo ist eigentlich die versteckte Kamera?

Ich werde jetzt einmal das Geheimnis lüften, weil ich denke, dass es an der Zeit ist: Stabilität ist keine Frage von Spielern oder Systemen oder Taktik, Stabilität fängt im Verein an und zwar ganz oben. Wenn ich als Führungsspitze unsicher einen dauerhaften Schlingerkurs verfolge, wenn Aussagen und Handlungen  für die Mitarbeiter nicht nachzuvollziehen und nicht verständlich sind, kann ich von niemandem einen stabile Leistung erwarten. „Wer führt, gewinnt“ und wer labert, zaudert, abkassiert, stottert und lügt, der verliert eben. Ganz einfach.

Stabilität im Sport und nicht nur da fängt nicht in der Kabine oder in Mannschafts-Besprechungen an, sondern sie hört dort auf. Wer eine schwache, unsichere Führung hat, kann nie stabil werden. Wenn dann diese Führung auch noch uneins ist, wenn man sich nicht unterstützt, sondern gegenseitig boykottiert, kann ich ein Team aus 11 sogenannten Führungsspielern zusammenkaufen, die Truppe wird nicht stabil sein. Warum nicht? Weil sie nicht weiß, woran sie sich orientieren soll. Weil sie nicht weiß, worauf sie sich verlassen kann. Stabilität muss man vorleben, dann kann man sie auch einfordern.

Passend zum aktuellen Führungsvakuum dann diese „Verlautbarung“ des Aufsichtsratsvorsitzenden, erschienen auf HSV.de (https://www.hsv.de/news/meldungen/allgemein/oktober2016/karl-gernandt-wir-erwarten-von-den-spielern-deutliche-zeichen/)

Die Art und Weise, wie sich unsere Spieler beim 0:3 verkauft haben, ist erschreckend. Wir als HSV haben uns zu einer einheitlichen Wertestruktur bekannt, wollen für Geschlossenheit und Stärke stehen, aber davon ist auf dem Platz nichts zu sehen gewesen. Wer für den HSV aufläuft, der muss sich anders präsentieren.

Und ich weiß genauso, dass er deutliche Konsequenzen aus so einem Auftritt ziehen wird. Dabei genießt er volle Rückendeckung unseres Vorstandes. Ich lasse keine Ausreden und Alibis für so eine Minusleistung gelten. Jeder Spieler ist gefordert für sich und für das Team zu arbeiten, alle zusammen vertreten unseren HSV. Und das darf in dieser Form nicht geschehen.

Das Pokalspiel in Halle bereitet mir keine Sorge

Das Team wurde im Sommer verstärkt, da waren sich alle einig. Und jetzt sind es genau diese Spieler unseres Kaders, die mit viel Fleiß, einem sehr motivierten Trainerteam, sehr guten Bedingungen und einer entsprechenden Haltung dafür sorgen müssen, dass hier schnellstmöglich die sportliche Wende herbeigeführt wird. Wer jetzt sein Verhalten nicht komplett in den Dienst unseres HSV stellt, der spielt leichtfertig mit den Werten unseres HSV. Und das werden weder der Vorstand noch der Aufsichtsrat zulassen.

Hierzu ein paar (passende) Worte der Erklärung, allerdings beginne ich mit einer Frage. Von welcher „einheitlichen Wertestruktur“ faselt der Vogel da eigentlich? Glaubt er den Schwachsinn, den er hier verzapft, denn tatsächlich selbst? Oder meint er das von einer Fremdfirma erstellte Leitbild, gegen dessen Inhalte und Wertestrukturen der von ihm entlastete Vorstandsvorsitzende jeden Tag, jede Woche und seit 2 1/2 Jahren beharrlich verstößt? Herr Gernandt, wer für den HSV arbeitet, muss sich anders präsentieren und das gilt in allererster Linie für sie und für Herrn Beiersdorfer!

Karl Gernandt spricht also die Mannschaft an und fordert eine andere Leistungsbereitschaft. Großartig, Kuddel. Genauso gut kannst du öffentlich erklären, dass in Deutschland die Politik versagt hat. Welcher Politiker wird sich das wohl zu Herzen nehmen? Wenn ich in dieser Form von „der Mannschaft“ rede, wird sich ein jeder Spieler umdrehen und denken: „Damit meint er bestimmt nicht mich, sondern die Anderen“. Einfach nur lächerlich, dieser Ansatz und dieser Versuch, Stärke zu demonstrieren.

Soso, das Team wurde also verstärkt. Lieber Herr Gernandt, wer ist denn dafür verantwortlich, dass am nächsten Wochenende kein etatmäßiger Innenverteidiger zur Verfügung steht? Der DFB? Herr Stark? Saufen sie eigentlich Lack, um auf diesen Schwachsinn zu kommen?

Nun, die Absicht von Karl, dem Roten ist leicht zu durchschauen. Er stärkt den Vorstand (also Beiersdorfer), um sich selbst aus der Schusslinie zu nehmen. Denn das Schicksal des Kühne-Mannes ist mit dem des Vorstandsvorsitzenden unmittelbar verknüpft. Scheitert Beiersdorfer (und er ist bereits gescheitert), scheitert auch Glamour-Gernandt, der leider die Tradition der Aufsichtsratsvorsitzenden (Ausnahme Alexander Otto) nahtlos weiterführt. Kuddel setzt alles auf die eine, die letzte Karte und er wird gemeinsam mit Beiersdorfer untergehen.

Gernandtrot

Herr Gernandt, wären sie und ihre Kollegen ihrer ureigenste Pflicht als Aufsichtsrat, nämlich der Aufsicht und Kontrolle des Vorstandes nachgekommen, hätten sie vieles von dem, was Beiersdorfer verrissen hat, verhindern können. Ihr Herr Beiersdorfer hat in den letzten 2 1/2 Jahren mehr als 40 Spieler gekauft und mehr als 70 Spieler (Käufe, Verkäufe, Leihen, ausgelaufende Verträge) getauscht und jetzt wollen sie die Misere allein an der Mannschaft festmachen?  Sie, Herr Gernandt, sind genau wie die Herren Meier, Bönte, Becken, Goedhart und Nogly am Niedergang des HSV mitschuldig. Wenn sie Verantwortliche für die Misere suchen wollen, fangen sie bei sich selbst an! 

Dieser HSV hat seit dem Abgang von Bernd Hoffmann ein eklatantes Führungs- und damit ein durchgehendes Stabilitätsproblem. Bekommt Tasmania Hamburg dieses Problem nicht umgehend in den Griff, dann kann man sich eine Klasse tiefer stabilisieren. Wenn überhaupt…

gute-besserung

Passend zu dem gesamten Führungs- und Organisationsdesaster, erhielt ein absolut gesunder Fan vorgestern diese Karte zugeschickt. Aber was will man von einem Verein erwarten, der nicht einmal in der Lage ist, die Mannschaftsaufstellung richtig vorlesen zu lassen.