Hach, was war die Freude wieder groß, am Sonntag beim Jahrestag der Geriatrie, auch bekannt als Jahreshauptversammlung des Hamburger Sportvereins. Die anwesenden Mitglieder, die laut überlieferten Angaben einen Altersdurchschnitt von 74,7 Jahren repräsentierten, waren sich sogar nicht zu blöde, den Totengräber der ausgegliederten HSV Fußball AG, Herrn Dietmar Beiersdorfer, abzufeiern. Dies sind immer die Momente, in denen ich denke: a. Wie verblödet muss man eigentlich sein? und b. Was bin ich froh, dass ich kein Mitglied mehr bin. Es wird Jahre dauern, bis sich der Verein auch nur im Ansatz von der Schreckensherrschaft des Versagers erholt hat (wenn dies überhaupt möglich ist) und die Schafe feiern ihren Abdecker. Nun gut, sollen sie, sie werden es eh nicht mehr begreifen.

Eine zweiten Jubelsturm gab es dann, als Taschenspieler Wettstein „pikante“ Details aus den Vereinbahrungen mit Klaus-Michael Kühne präsentierte.

Im Sommer musste diese Lücke Anteilseigner Klaus-Michael Kühne schließen, der, so teilte HSV-Finanzchef Frank Wettstein mit, den Verein in dieser Saison mit 38 Millionen Euro unterstützt habe. Rückzahlungen seien erst fällig, „wenn der HSV sich dreimal innerhalb von sechs Jahren für das internationale Geschäft qualifiziert.“ Gelingt dies nicht, wovon momentan auszugehen ist, seien keine Rückzahlungen fällig.

Den Deal fädelte Beiersdorfer in seiner zeit als Club-Boss ein. Da der HSV dieses Jahr die Qualifikation für die Champions oder Europa League verpassen wird, müsste er in den kommenden fünf Jahren dreimal am internationalen Wettbewerb teilnehmen, damit Kühne seine Millionen zurückerhält. Ein aktuell schier unvorstellbares Szenario.

Wow! Das ist ja großartig. Übersetzt heißt das: Der HSV muss in den nächsten 5 Jahren sportlich nur bitte so erfolglos wie möglich sein, dann spart er Geld. Warum hat man mit Kühne nicht gleich noch eine Prämie in Höhe von € 50 Mio. für den Fall des Abstiegs ausgehandelt? Natürlich jubeln die Idioten, denn ihnen kommt dieser typische Beiersdorfer-Deal wie das Ei des Columbus vor. Tatsächlich ist es aber das genaue Gegenteil. Spielt der HSV nämlich in den nächsten 5 Jahren (die aktuelle Saison zählt bereits) möglichst Erfolg-befreit, generiert er

a. Weniger TV-Einnahmen

b. Weniger Zuschauer-Einnahmen

c. Weniger Einnahmen aus Hospitality, Logen, Business-Seats etc.

d. Weniger Einnahmen bei Spielerverkäufen (hat man in den letzten 2 1/2 Jahren bereits bewundern dürfen)

e. Weniger Einnahmen durch Sponsoren etc.

f. Man bleibt weiterhin unattraktiv für weitere Investoren

HSV-typisch, wie immer zu kurz gedacht. Völlig unabhängig von dem Gedanken, dass Kühne in 6 Jahren knappe 86 Jahre alt sein wird. Und dann?

Sorry, aber diese Vereinbarung ist (wieder einmal) das, was diesen Verein zu krank macht, es ist ein Vertrag für Verlierer. Anstatt einen Anreiz zu geben („Ihr müsst mir das Geld nur dann zurückzahlen, wenn ihr nicht erfolgreich seid“), wird bereits jetzt eine Erklärung für zukünftige Nicht-Performance geliefert. „Ein Glück, dass wir wieder nur 14. geworden sind, ansonsten hätten wir ja Kühne bezahlen müssen“. Man stelle sich einmal das Szenario im Jahr 2022 vor. Der HSV hat in den zwei Jahren davor bereits zweimal die Europa League erreicht und war jeweils in der Qualifikation gescheitert. Im Mai 2022 steht man auf Platz 7, am letzten Spieltag droht der erneute Einzug in den europäischen Wettbewerb. Sollte dies gelingen, wären plötzlich Rückzahlungen an Kühne in Höhe von mehr als € 50 Mio. fällig. Und dann? Natürlich hat der HSV dieses Geld nicht und in der EL hat man in den beiden Jahren zuvor nur Minus gemacht.

Aber, und da sind wir wieder bei einem typischen Beiersdorfer, darüber machen wir uns Gedanken, wenn es soweit ist. Was für ein Wahnsinn. Oder wir machen es wie Wettstein und bauen uns eine Parallelwelt.

Wettstein stellte klar, dass der HSV dank des neuen TV-Vertrags sogar in die Gewinnzone käme, würde er auf Platz 10 landen.

Genau, Frank. Und wenn mir Schweine aus dem Arsch fliegen würden, hätten wir das ganze Jahr frischen Schinken. Und die Rentner klatschen….

Kühne in Hamburg und schon geht das Chaos weiter. Warum? Weil Marcus Gisdol (zusammen mit Verbrennungsdorfer) ins Regal der Halb-Invaliden greifen möchte (Badstuber, Subotic, Papadopoulos), Bruchhagen aber völlig zurecht abwinkt. Man fragt sich wirklich, wie paradox dieser Verein noch sein möchte. Da erkennt jeder, dass dieser, von Beiersdorfer komplett mies zusammengestellte, Kader um Lichtjahre zu teuer ist. Dass es in Hamburg gute Tradition ist, dass sich durchschnittliche Spieler im Spätherbst ihrer Karriere nochmal „den letzten großen Vertrag“ abholen können. Dass mit diesem Schwachsinn endlich Schluss gemacht werden muss. Aber was macht der Wundertrainer, der noch einen Vertrag über 5 Monate besitzt? Er möchte einfach so weitermachen, schließlich sind es nicht seine Schulden.

Kein Wunder also, dass Gisdol so gern mit Beiersdorfer weiterspielen wollte, schließlich wollte dieser ihm alle schwachsinnigen Wünsche erfüllen. Und nun kommt Kühne und stellt Bedingungen. Er würde schon bereitstehen, aber nur dann, wenn „das Management“, welches er noch nicht persönlich kennen würde, den Trainer „machen lassen“ würde. Sagt also Bruchhagen Nein zu Gisdols Wünschen, stellt Kühne die Zuwendungen ein. Aber halt, der Mann nimmt ja bekanntlich keinen Einfluss auf die Geschicke des Vereins, was für eine Lachveranstaltung.

Aktuell fühle ich mich ins Jahr 2012 zurückversetzt, als nämlich Herr (und Frau) Kühne unbedingt den gealterten kleinen Engel aus London zurückholen wollten, gegen den Willen des Sportchefs Arnesen. Dieser wollte den Dänen Eriksen (Heutiger Marktwert: € 31 Mio.), aber für den wollte Kühne kein Geld geben. Ein Verein dreht sich im Kreis.

Um es einmal in aller Deutlichkeit zu sagen: Das, was Bruchhagen dort macht, ist zu 100% richtig und warum? Weil es im Sinne von HSVPlus ist, was ja bekanntlich 2014 knapp 90% der Mitglieder wollten. Jetzt hat man endlich einen Vorstand, der nicht automatisch nach Kühne’s Pfeife tanzt, der keine überhöhten Ablösen und Gehälter zahlen will und dieser Mann wird von den ersten geistigen Müllmännern nun als „Kaputtsparer“ bepöbelt. Wie bescheuert kann man eigentlich sein?

Übrigens: Nun wird auch immer deutlicher, warum bisher nur Mavraj verpflichtet wurde, wo doch Beiersdorfer und Gisdol angeblich zahllose Transfers angeschoben hatten. Mavraj war der Einzige, der in Bruchhagens Anforderungsprofil passt (Ablöse, Gehalt), der Rest war typisch Beiersdorfer. Alt, zu teuer, verletzungsanfällig. Was bin ich froh, dass dieser Versager endlich Geschichte ist.

Nach BILD-Informationen kann Kühne jederzeit den Geldhahn zudrehen. Es gibt keine vertraglichen Vereinbarungen über Geld-Summen, auf die der HSV für die Zukunft Anspruch hätte. Jeder einzelne Transfer wird neu verhandelt. Also sollte man die Kühne-Forderungen ernst nehmen.

Weitere Kühne-“Wünsche“: „Man muss auch Interesse an mir haben, es muss Harmonie bestehen und ein Konzept geben – dann kann man es weiter unterstützen. Ich habe ein dickes Fell und einen langen Atem.“

Die Eitelkeit kennt keine Grenzen.