Klaus-Michael Kühne vertraut Trainer Markus Gisdol. Das ist gut. Allerdings ist der Übungsleiter nicht der Einzige und vor allem nicht der Erste, dem der Milliardär vertraut. Und dann auch wieder nicht.

„Den Trainer unterstütze ich“, sagte der 79 Jahre alte Milliardär und Anteilseigner des Fußball-Bundesligisten. Gisdol mache seine Sache sehr gut, daher habe er auch großes Vertrauen in dessen Arbeit. Im Gegensatz zum neuen Sportchef Jens Todt kenne er den 47-Jährigen bereits persönlich. „Der Trainer hat seine Vorstellungen, was er machen kann. Ich hoffe, dass das Management ihn lässt. Dann werde ich auch weiter zur Verfügung stehen“, sagte Kühne.

Nun, an dieser Stelle muss man sich ernsthaft fragen, wie schnell dieser Mann Vertrauen gewinnen, aber auch genauso schnell wieder verlieren kann. Und man muss sich die Frage stellen, was denn Gisdol ihm nun Geheimnisvolles eingeflüstert hat, dass er ihm Haus und Hof vermachen möchte. Der sportliche Erfolg allein kann es nicht sein, denn obwohl der Süddeutsche in Hamburg bereits wie Guardiola gefeiert wird, ist seine sportliche Bilanz in Hamburg bisher eher, sagen wir, durchwachsen. Aus bisher 11 Spielen holte man 12 Punkte, ergibt einen Punkteschnitt von 1,09. Bei noch ausstehenden 18 Spielen würde dies 19,6 Punkte in der Rückrunde bedeute, also insgesamt 32/33 am Ende der Saison. Damit kann man durchaus absteigen.

klaumi

Aber egal, Kühne vertraut ja nun bekanntermaßen, also zumindest dem Trainer. Dem neuen Vorstandsboss Bruchhagen, kein Freund der Gisdol/Beiersdorfer-Wintertransfers vertraut er noch nicht, aber das kann ja noch werden. Kommt immer drauf an, was ihm Heribert ins Ohr säuselt. Das hat schon bei Calmund und Struth funktioniert und es funktioniert paradoxerweise gerade beim Oberverbrenner. Zu geil irgendwie, denn hatte sich Kühne nicht extra die externen Vertrauten Calmund und Struth ins Boot geholt, weil er eben diesem Verbrenner und seinem Blick für Transfers nicht mehr vertraute? Jetzt doch wieder oder nun in Verbindung mit dem Wundertrainer?

Gisdol hätte im Verbund mit dem ausgeschiedenen Clubchef Dietmar Beiersdorfer gute Vorarbeit geleistet und seines Erachtens „die richtigen Spieler „ausgeguckt“

Bei aller Liebe, Klaumi, aber das ist jetzt wirklich paradox. Der Mann hat € 90 Mio. deiner hart verdienten Kohle verpulvert und jetzt hat er die „richtigen Spieler“ ausgeguckt?

Der arme Jens Todt muss sich das Vertrauen des Hafenvertiefers erst noch erarbeiten, denn dieser Mann ist in den Augen Kühne’s „ein unbeschriebenes Blatt“, starke Aussage. Denn, man mag vom Kinn des Jahres halten was man will, aber immerhin war er bereits in Hamburg und Wolfsburg Nachwuchs-Chef und in Bochum und Karlsruhe Sportlicher Leiter. Das alles zählt aber für Kühne nicht, für ihn zählt, dass man ihm tolle Geschichten erzählt. Ein Oliver Kreuzer hatte diese Möglichkeit gar nicht, der war bereits vor Amtsantritt als „Drittliga-Manager“ gebrandmarkt. Mirko Slomka war zu weinerlich und bei Retter Labbadia musste man abwarten, ob er die Mannschaft fit bekommen würde.

Jahre zuvor vertraute Kühne übrigens schon einmal, nämlich Bernd Hoffmann und seinem Projekt „Anstoss³“. Dem damaligen Aufsichtsrat konnte man dagegen nicht vertrauen, wen wundert’s.  Tja, es ist so eine Crux mit dem Vertrauen des Herrn K. Wenn man es als HSV-Angestellter hat, kann man im Grunde machen, was man will. Hat man es verloren, ist man Geschichte, so einfach ist das. Dabei ist doch eigentlich genau diese Form des patriachischen Einmischens seitens der DFL verboten, oder? Ach, egal.

Ganz ehrlich: Wenn ich Kühne’s Aussagen zu den Themen Profifußball, Transfers etc. höre, habe ich immer mehr das Gefühl, ich höre einem reichen und gebildeten Helm-Peter zu. Dessen Ansichten über die Branche sind ähnlich naiv und weltfremd, aber der hat keine € 100 Mio. in den Verein gepumpt. Fakt ist: Kühne hat von der Branche Null Ahnung, weiß nicht, wie man eine Mannschaft baut, wie man sie trainiert, wie man Transfers einfädelt, wie man scoutet oder worauf man achten muss. Aber er hat ein seltenes Talent – er vertraut grundsätzlich den falschen Leute.

Für mich ist dieses Konstrukt des reichen Onkels zum heutigen Zeitpunkt komplett gescheitert, denn dieses Konstrukt kann nur funktionieren, wenn der Geldgeber im Verein eine Vertrauensperson hat, die auch in schlechten Zeiten sein Vertrauen genießt (Mateschitz/Rangnick). Kühne aber verteilt und entzieht Vertrauen im Handstreich und bleibt damit für alle Zeiten unberechenbar. Hoffen kann allerdings Selbstoptimierer Jens Meier, wenn er nach dem Ende der Bruchhagen-Zeit den Thron besteigen möchte, denn darauf arbeitet der Mann beharrlich hin. Was braucht man dafür? Nicht viel, nur eine Zeit lang das Vertrauen des Herrn Kühne.