Ein Paradoxon (PluralParadoxa; auch Paradox oder Paradoxie, Plural Paradoxe bzw. Paradoxien; vom altgriechischen Adjektiv παράδοξοςparádoxos „wider Erwarten, wider die gewöhnliche Meinung, unerwartet, unglaublich“

[1]) ist ein Befund, eine Aussage oder Erscheinung, die dem allgemein Erwarteten, der herrschenden Meinung oder Ähnlichem auf unerwartete Weise zuwiderläuft oder beim üblichen Verständnis der betroffenen Gegenstände bzw. Begriffe zu einem Widerspruch führt.[2] Die Analyse von Paradoxien kann zu einem tieferen Verständnis der betreffenden Gegenstände bzw. Begriffe oder Situationen führen, was den Widerspruch im besten Fall auflöst. (Quelle: Wikipedia)

Ich kann erklären, was für mich paradox ist. Ein (noch) Bundesligaverein hat einen glühenden Anhänger, also den Fan schlechthin. Dieser Mann brennt für „seinen“ Verein, ist 12-facher Milliardär, 80 Jahre alt, hat keine Kinder und außer seiner Frau keine Erben. Er bibbert und leidet mit „seinem“ Verein, dieser Klub ist für ihn als gebürtigem Hamburger mehr als eine Herzensangelegenheit. Er „gönnt“ und unterstützt und kauft AG-Anteile – und der Verein hat seit Jahren dauerhafte finanzielle Probleme, die mehrfach kurz davor standen, die Lizenz einzubüßen, von einer drohenden Insolvenz nicht zu reden. Das ist paradox! Kein anderer Verein im bezahlten deutschen Fußball hat eine solche private Unterstützung und keinem Verein in der Bundesliga geht es finanziell so schlecht wie dem HSV. Mehr muss man über diesen Verein eigentlich nicht wissen.

Aber dann war da noch….

Aufsichtsrats-Boss Manfred Ertel, vor weniger als drei Wochen ins Amt gewählt, ist medial omnipräsent. Gast bei SKY, zweimal schon Gast im NDR Sportclub, Gast im Radio bei NDR 90,3, BILD, Abendblatt, Mopo, Kicker, es vergeht kein Tag, an dem man nicht irgendwo ein Interview mit Herrn Ertel erleben „darf“. Der AR-Chef äußert sich zu allem und das äußerst freimütig. Vorstand, Sportchef, Finanzen, Lizenz, Zukunft, Trainer , wer fragt – gewinnt. Es wäre ja nicht so, dass der HSV keine anderen Ansprechpartner hätte, denn man ist noch immer im Besitz eines Vorstandsvorsitzenden (Wettstein), eines Interim-Beraters für den sportlichen Bereich (von Heesen), eines Direktors Sport (Peters) und eines Trainers (Titz), aber das spielt im März 2018 keine Rolle, denn wer etwas über den HSV wissen will, der fragt halt Ertel und Ertel erklärt jedem die (HSV)-Welt.

Außerhalb kommt das überhaupt nicht gut an, denn man war sich im Verein eigentlich einig, dass sich der Aufsichtsrat  weitestgehend aus der Öffentlichkeit raus hält und nach außen so wenig stattfindet wie möglich. Das interessiert aber Manfred Ertel nicht, der nimmt jede Einladung dankend an. Innerhalb des Vereins gibt es Bestrebungen, den Dauerredner einzufangen, in Fan-Foren wird bereits mit Entmachtung spekuliert, die Kollegen im AR sind alles andere als glücklich und die tatsächlich Entscheidungsträger in Vorstand und im sportlichen Bereich fühlen sich übergangen. Für Ertel wird die Luft dünn.

Problem ist nur: Herr Ertel heißt gar nicht Ertel, er heißt Hoffmann. Und dann ist das natürlich etwas ganz anderes, gell? Wurde früher flächendeckend durchgedreht, wenn jemand aus dem Aufsichtsrat und besonders die Herren Hunke und Ertel nur ein „kein Kommentar“ verlauten ließen, ist es heute überhaupt kein Ding mehr, dass der Vorsitzende des Kontrollgremiums kein Mikrophon auslässt. Ist das nicht erstaunlich? Oder ist es wieder nur das von mir erdachte „Hunke-Prinzip“, nach dem jemand (Jürgen Hunke) etwas durchaus Richtiges sagen könnte, er aber trotzdem niedergemacht werden würde, weil – ist ja Hunke. Andersrum wird ein Schuh draus, denn keine Sau regt sich über die mediale Omnipräsenz des Vorsitzenden eines Gremiums auf, welches öffentlich eigentlich gar nicht stattfinden wollte, denn das ist ja Hoffmann und der darf das.

Auch das ist paradox oder anders ausgedrückt: Auch das ist der HSV.