Wir befinden uns auf einer Zeitreise zurück ins Jahr 2009.

 Die vom Sportchef aufgebaute und viel beachtete Scoutingabteilung hatte Hoffmann nicht nur intern als „Geldvernichtungsmaschine“ bezeichnet; der von Beiersdorfer abgesetzte und durch Ex-Profi Jens Todt ersetzte Nachwuchs-Chef Stephan Hildebrandt wurde von Hoffmann beauftragt, eine kritische Analyse über seinen Nachfolger Todt zu machen; in einem Planungsgespräch mit Labbadia ging Hoffmann an die Taktiktafel und polterte, das HSV-Problem sei ein fehlender „Sechser“ – nachdem Nigel de Jong im Winter einvernehmlich für 19 Millionen veräußert wurde… (Kicker vom 25.06.2009)

Zurück im Dezember 2018 stellt man sich die Frage: Was ist jetzt eigentlich aus all den Juwelen des „HSV-Juweliers“ Bernhard Peters geworden? 4 Jahre und € 32 Mio. (€ 8 Mio. pro Jahr) später muss man leider sagen: Nichts. Beginnen wir doch beim zurückliegenden Spieltag und schauen uns an, wer von Bernies Atomraketen noch irgendeine Rolle spielt. In der Startelf steht keiner, aber daran hat man sich gewöhnt. Auf der Bank saßen die Herren Janjicic (kam 2016 als 18-Jähriger zum HSV), Arp (im Verein, seit er 10 Jahre alt ist), Ito (kam 2015 als 18-Jähriger) und Vagnoman (seit 2015 im Verein), wobei Janjicic (22 Minuten) und Arp (5 Minuten) immerhin eingewechselt wurden. Soweit zur aktuellen „Ausbeute“. Gehen wir weiter zurück, also bis zum Jahr 2015, das Jahr, in dem der Juwelier immerhin schon ein Jahr bei einem Gehalt von € 600.000 schmieden durfte.

Die Zugänge aus dem eigenen Nachwuchs nannten sich Ronny Marcos (aktuell vereinslos), Finn Porath (verliehen an Unteraching), Mohamed Gouaida (verkauft nach Sandhausen mit 105 Einsatzminuten in dieser Saison) und Dren Feka (ging 2017 ablösefrei nach Luzern). Ich möchte gern zugeben, dass man nach nur einem Jahr die Arbeit des Nachwuchschefs nicht vollumfänglich beurteilen kann, aber bereits hier zeichnet sich ein Bild ab, denn auch diese Spieler gingen aus einem Nachwuchsbereich hervor, der im Jahr € 8 Mio. gekostet hatte, in diesem Fall € 8 Mio. für nichts. Also die nächste Saison, Peters war 2 Jahre im Amt.

Wer erinnert sich nicht voller Wehmut an Frank Ronstadt (der jetzt bei Werder Bremen II in der Regionalliga spielt)? Oder Supertalent Mats Köhlert, (HSV II) der ebenfalls nicht über die 4. Liga hinausgekommen ist. Tom Mickel ist mittlerweile 29, kann also kaum als Talent bezeichnet werden. Und Matti Steinmann (war seit 2009 beim HSV) wurde an die zweite Mannschaft von Mainz 05 abgegeben, natürlich ablösefrei.

Zusammengefasst: Auch das zweite Jahre unter Peters war qualitativ und finanziell ein Satz mit X.

Saison 2017/18. Die zuvor erwähnten Spieler Arp, Ito und Janjicic wurden in den Profibereich hochgezogen, konnten unter den Trainern Gisdol, Hollerbach und Titz ein paar Erfahrungen sammeln und mit dem HSV erfolgreich absteigen. Abgegeben wurde Ashton Götz, heute vereinslos.

Vor der aktuellen Saison dann der Durchbruch, nach 4 Jahren Peters schafften es die Spieler Vagnoman, Ambrosius, David, Steinmann, Pfeiffer, Opoku, Ferati, Drawz, Kwarteng, Behrens und Knost in den Kader des Zweitligisten Hamburger SV und die Legende vom HSV-Juwelier ward geboren. Die Zukunft hing voller Geigen, über die Presse wurden Gerüchte über das Interesse von verschiedenen Top-Klubs an den HSV-Talenten gestreut und wie von Zauberhand konnte der klamme Verein all seine Edelsteinchen halten. Gehen wir mal ins Detail.

Josha Vagnoman (17), 2 Einsätze mit insgesamt 61 Minuten in der zweiten Liga

Stephan Ambrosius (19), kein Einsatz

Jonas David (18), zwei Einsätze über insgesamt 45 Minuten in der zweiten Liga

Matti Steinmann (23), 3 Einsätze über 203 Minuten in der zweiten Liga

Patric Pfeiffer (19), kein Einsatz

Aaron Opoku (19), kein Einsatz

Arianit Ferati (21), kein Einsatz

Marco Drawz (19), kein Einsatz

Moritz-Bruni Kwarteng (20), kein Einsatz

Morten Behrens (21), kein Einsatz

Tobias Knost (18), kein Einsatz.

Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass sich all diese Talente in einer spielerisch wie technisch katastrophalen 2. Liga durchsetzen sollen, gegen Akteure aus Sandhausen, Regensburg und Heidenheim, deren Namen die Meisten nicht kennen. Außerdem gelingt es den Juwelen offenbar nicht einmal, sich intern gegen Spieler wie Sakai, Holtby oder van Drongelen zu behaupten, die regelmäßig Minusleistungen abliefern oder durch beständige Holzfußaktionen auffallen. Bedenkt man dann, dass das erklärte Ziel der Wiederaufstieg ist und man in Zukunft gegen Lewandowski, Reus oder Plea spielen muss, kann einem Angst und Bange werden. Aber, wie haben es doch einige Blitzmerker immer wieder angemerkt: „Nur mit Jungen geht es nicht“.

Akanji (23), Diallo (22), Zagadou (19), Hakimi (2o), Weigl (23), Dahoud (22), Sancho (18), Bruun Larsen (20), Pulisic (20). Dies sind übrigens Spieler von Borussia Dortmund, die aktuell mit 33 Punkte einsam die Bundesliga-Tabellen anführen.

Ein Fußballverein ist keine Sozialstation, sondern knallhartes Business. Deshalb verdient übrigens ein 18-jähriger Fiete Arp auch € 500.000 im Jahr. Dieser Fiete Arp, bis vor wenigen Wochen noch als das Sturmtalent Deutschlands gepriesen, kann sich mittlerweile nicht mal mehr gegen einen Jatta durchsetzen, der nach eigener Aussage keinerlei fußballerische Ausbildung genossen hatte. Von einem in der Versenkung verschwundenen Ito sollten wir gar nicht erst reden. Wie gesagt, Profi-Fußball ist Geschäft und in einem Geschäft sollten sich Ausgaben und Einnahmen zumindest decken. Beim HSV hat Bernhard Peters in 4 Jahren insgesamt € 32 Mio. verknallt und das Ergebnis ist gleich Null. Deshalb musste dieser Mann, der ähnlich wie sein Freund Titz seinen Job mehr aus Gründen der Eigenvermarktung betrieben hat, gehen und im Hintergrund höre ich Bernd Hoffmann leise „Geldvernichtungsmaschine“ flüstern.

Noch.

Ach ja. Es möge doch jetzt bitte niemand mit Jonathan Tah kommen, der den HSV am 16.07.2015 für lächerliche € 7,5 Mio. verließ und eine Verbindung zu Bernhard Peters herstellen. Bitte nicht, ich müsste mich einnässen.