Wundert ihr euch nicht eigentlich auch immer wieder, wie einfach das alles ist? Ich meine, wie schnell und mit welch einfachsten Mitteln man die Nickis verarschen und die Hüpfer auf seine Seite ziehen kann? Um sich verblödete Mehrheiten zu verschaffen, muss man normalerweise nicht mal zu offensichtlich bezahlten Mitteln wie „dem jungen Mann aus Kaiserslautern“ greifen, der  besser vorbereitet in eine Debatte geht, als alle Journalisten-Darsteller zusammen. Nur – woher hatte der Vogel all seine Informationen, von denen einige gar nicht öffentlich zugänglich waren? Aber: Spielt das eigentlich eine Rolle? Nö, tut es nicht, denn es braucht nicht viel, um die Herzen der Idioten zu gewinnen und sich an die Fleischtöpfe zu katapultieren.

Es sind die einfachsten Zutaten wie…

„Bester Verein, beste Stadt, geilste Fans, DAS Stadion überhaupt…“

„Der HSV gehört eigentlich ganz woanders hin…“

Sehr gut kommen auch herzzerreißende Rührstücke wie „ich habe meine Karriere extra für diesen Verein beendet“ an.

Eine ganz tolle Idee ist auch immer, einen mehr oder weniger subtilen Seitenhieb auf die Stadt Bremen, den Verein Werder oder auch nur auf die Farbe Grün zu platzieren.

Will man irgendein Amt bekleiden, sei es nun Aufsichtsrat, SC-Vorstand, Beirat oder Hilfskoch Loginow im Restaurant „die Raute“, empfiehlt es sich, ein gebrauchtes Trikot aus dem 80ern unter der Berufskleidung zu wählen. Ein spontanes Ausflippen des Wahlpublikums ist garantiert, Inhalte sind fortan nicht mehr von Belang.

Als Spieler kommt ein mehrfaches und intensives Rautenküssen grundsätzlich gut an, wenn dieses Stilmittel auch mittlerweile ein wenig abgegriffen daherkommt.

Natürlich ist eigentlich nichts schöner als eine bewegte Vereins-Vergangenheit, so sie denn nicht allzu sehr beschmutzt ist. Wie man allerdings trotz fiesester und dreckigster Historie ans Ziel seiner Träume kommt, kann man jederzeit im Büro des aktuellen Vorstandsvorsitzenden erfragen.

Ein guter Tipp an jeden Bewerber ohne Konzept, dafür aber mit persönlichen Ambitionen: Prominente Verbündete suchen. Nichts wirkt cooler als eine Möchtegern-Vereinsikone, die für einen stimmt. Ob man den Vogel dann tatsächlich kennt, ist nebensächlich.

Gaaaaaaaaaanz wichtig: der Support der Medien, am besten der BILD. Natüüüüürlich glaubt keiner der Anwesenden, was das Blatt normalerweise absondert, aber in diesem Fall…. So blöd kann die BLÖD doch gar nicht sein, oder?

Nimmt man sich das alles zu Herzen, greift sich dann noch den schwächsten Mitbewerber als erklärten Feind heraus und bekämpft diesen mit gütiger Unterstützung der eigenen Helferlein, steht dem Sieg und der erfolgreichen Wahl eigentlich nichts mehr im Wege. Naja, vielleicht noch das eine oder andere Zugeständnis respektive Versprechen an die eine oder andere Abteilung, dann wird das was.

Beherzigt man einige dieser Punkte, kann man in diesem Verein alles werden. Man muss weder besonders schlau noch schön sein, man muss auch kein wirkliches Konzept haben. Das stört eigentlich nur, man müsste es erklären und am Ende wird man auch noch daran gemessen, also Finger weg von dem Mumpitz.

Wichtig ist: Bester Mann. Emotion vor Kompetenz, Märchen vor Realität. Das Volk will beschissen werden und, wenn man Glück hat und ein wenig geschickt ist, winkt am Ende der Reise noch eine saftige Abfindung und man hat ausgesorgt.

Ganz ohne Plan und Gehirn. Bester Mann 😀

“And there are times when you must take a stand that is neither safe nor politic nor popular, but you must do it because it is right.”

Martin Luther King, Atlanta 1967

P.S. Wenn ich für jedes „Fick dich, Lachs“ oder „Du miese Hunke-Schwuchtel“ in den letzten 14 Tagen eine Spende von € 10 bekommen hätte, könnte ich mich zur Ruhe setzen.