Was hatten noch einige unverbesserliche Optimisten vor der erneuten Inthronisierung des „Trickers aus Leverkusen“ geschrieben? „Bernd Hoffmann hat aus den Fehler seiner ersten Amtszeit gelernt!“. Schön wär’s gewesen, aber um zu lernen und etwas zu verändern, müsste man die Erkenntnis haben, dass man zuvor etwas verkehrt gemacht hat. Diese Erkenntnis fehlt einem Menschen wie unserem Bernd in Gänze, er gehört zum Typus Mensch, der keine Fehler begeht. Und so läuft nach relativ kurzer Zeit „endlich“ alles wieder so, wie man es aus der Zeit zwischen 2003 und 2011 kennt. Da wird gemauschelt und getrickst, da wird durchgesteckt, dass sich die Balken biegen. Irgendwie lustig, ich kann mich noch gut an einen oft benutzten Satz erinnern, der mittlerweile wie ein running gag daherkommt. „Zum Glück dringt nichts mehr nach außen“. Nun, dieses Kriterium für vernünftige Arbeit kommt wohl nur dann zum Tragen, wenn es passt. Denn inzwischen ist sich der HSV nicht mal mehr zu schade, wirklich lächerliche Stilblüten in Umlauf zu bringen, immer in der festen Gewissheit, das kein Hofberichterstatter jemals eine Nachfrage stellen wird. Der vorläufige Höhepunkt:

Am Dienstag bestätigten der Hamburger SV und Holstein Kiel, was sich seit Tagen angedeutet hatte: Der defensive Mittelfeldspieler David Kinsombi (Foto) wechselt im Sommer von den „Störchen“ zum HSV und erhält einen Vertrag bis 2023. Als Ablöse fließen der „Bild“ zufolge inklusive Bonuszahlungen über 3 Millionen Euro. Dem Vernehmen nach bleibt die Summe jedoch nicht ausschließlich an den finanziell klammen Hamburgern hängen. Wie der „Kicker“ schreibt, beteiligt sich der Kiel-Kapitän selbst an der Ablöse, die sich dem Magazin zufolge gar auf bis zu 4 Mio. Euro belaufen könnte. 

Kinsombi stand angeblich auch im Fokus weiterer zahlungskräftiger Vereine, wollte aber dem Bericht zufolge unbedingt zum HSV wechseln. Unter anderem durch einen Gehaltsverzicht trage der Rechtsfuß rund zehn Prozent der Ablösesumme, die nach Kiel fließen und die der HSV aktuell nicht allein stemmen könne. In der TM-Gerüchteküche galten vor dem Transfer der 1.FC Köln und Red Bull Salzburg als weitere potenzielle Abnehmer für Kinsombi. (Quelle. Transfermarkt.de)

Diese Meldung, die selbstverständlich binnen Minutenfrist ihren Weg in alle einschlägigen Medien fand, ist in sich schon so albern, dass man den Lachflash kaum unter Kontrolle bringen kann, aber egal, denn die Rumpelnickis fressen den Quatsch wie die Trüffelschweine. Genau so, wie sie die Fake-Vertragsverlängerung von Fiete Arp geglaubt und gefeiert haben, immer getreu dem Motto: Bloß nicht an etwas zweifeln, was in mein krankes Weltbild passt. Aber gut, kommen wir zu Herrn Kinsombi zurück, der ja angeblich deshalb zum HSV kommt, weil ihn Übungsleiter Wolf von den Plänen und Ziele des Vereins überzeugt haben soll. Der gleiche Wolf übrigens, dem bereits jetzt der steife Nord-Ost ins Gesicht bläst und von dem der neue „beste Mann“ des HSV gar nicht weiß, ob sein neuer Mentor beim eigenen Dienstantritt überhaupt noch im Amt ist.

Aber weiter. Kinsombi ist so in love mit dem HSV, dass er nicht nur Erstligisten und Champions League-Teilnehmern absagt, um eventuell bis ans Ende seiner Tage ein Schicksal in der zweiten Liga zu fristen, er beteiligt sich auch noch mit seinen eigenen mühsam verdienten Kröten an der Ablöse. Und er verzichtet großzügig auf Gehalt, wahrscheinlich weil er es sinnvoller findet, dass der HSV Bobby Wood und Papadopoulos in der nächsten Saison mehr als € 4 Mio. in den Rachen werfen kann. Bei aller Liebe, wer soll denn diese Schmonzette glauben? Und wie soll das laufen?

„Du David, wir wissen nicht, ob wir in der nächsten Saison vielleicht wieder zweite Liga spielen und es kann auch sein, dass dein neuer Freund Hannes schon Trainer in Stuttgart ist, wenn du kommst. Außerdem können wir deine Ablöse nicht bezahlen, weil wir im Grunde insolvent sind und sollten wir tatsächlich aufsteigen, kriegen Papa und Bobby wieder ihre € 4 Mio. Da bleibt leider für dich nicht mehr viel übrig. Außerdem darfst du uns das nicht übel nehmen, aber wir werden Pierre-Michel Maschine einen neuen Vertrag über € 1,7 Mio. vorlegen und Bäckerei Jutta kriegt auch € 450.000. Also, wie siehts aus? Bezahlst du vielleicht € 300.000, die du nicht hast und verzichtest auf ein adäquates Gehalt, damit du dir ins Zukunft das Chaos aus unmittelbarer Nähe angucken kannst?“ 

„Klar, sagt Kinsombi, „was sonst? Ich habe schon als Kind in HSV-Bettwäsche geschlafen (wer hat das im Profifußball nicht?) und außerdem glaube ich an eurer Konzept (also dann, wenn ihr irgendwann mal eins haben solltet). Und natürlich möchte ich als zukünftiger Führungsspieler weniger verdienen als der zweite Torhüter, denn ihr müsst wissen, dass Fußball für mich eine Berufung ist und kein Beruf. Ich mache das alles nur aus Spaß an der Freude, Geld will ich eigentlich gar nicht verdienen“. 

Es tut mir wirklich leid, aber wer den Scheißdreck glaubt, der sollte deutlich weniger trinken. Aber mal was anderes, was bedeutet denn diese lächerliche Meldung eigentlich für die anderen Transfer-Kandidaten? So werden im Aufstiegsfall für Herrn Öczan € 3 Mio. fällig, beteiligt sich der Türke etwa auch an der Ablösesumme? Und wenn nicht, ist er dann ein schlechterer HSVer als Kinsombi, der bereits vor seiner ersten Ballberührung selig gesprochen wird? Es tut mir leid, aber die früheren durchgesteckten Infos aus dem Büro von Uns-Bernie gefielen mir irgendwie besser, bei denen war wenigstens nicht schon vor dem nächsten Wochenende klar, dass es sich um eine Ente handelte, um eine ausgesprochen lahme Ente.

(Zum Bild: Wieder mal ein erneuter Höhepunkt in der endlosen Fehlerkette der HSV-Medienabteilung. Man wirbt für das Auswärtsspiel in Köln und nimmt ein Bild mit Magdeburger-Fans. Kommentar des SC Magdeburg: Lieber , es ehrt uns, dass es unsere Fans auf eure Veranstaltungsgrafik geschafft haben, aber sie gehören uns) 

Warum aber macht Hoffmann das? Warum lässt er Fake News verbreiten, von denen weder der Spieler noch Holstein Kiel etwas wissen? Nun, ist doch ganz einfach. Die Saison droht in der Endphase zu einem echten Debakel zu werden, möglich ist sogar, dass man den sicher eingeplanten Aufstieg doch noch verspielt. Gleichzeitig ist man finanziell derart in der Schwebe, kein Deal ist bisher fix. Keine Lösung bzgl. des Stadionnamens, keine neuer Deal mit Kühne, keine Absichtserklärung von „Fly Emirate“. In diesen Zeiten muss man verzweifelt positiven Nachrichten „kreieren“, um die Geldgeber noch irgendwie bei der Stange zu halten. Da holt man dann auch gern die angeblich vollständig gezeichnete Pleite-Anleihe ein zweites Mal aus der Kiste.

Und – was hat Neu-HSVer Kinsombi denn zu verlieren bzw. warum sollte er diesen Witz dementieren? Im Zweifelsfall hat es ihn nichts gekostet und er steht vor seinem ersten Training bereits als Samariter da. Allerdings, und das sollte Hoffmann wissen, kommen diese Geschichte früher oder später grundsätzlich raus, aber das interessiert den Trickser nicht, denn wieder einmal haben wir ein Problem in die Zukunft verschoben und um die Lösung kümmern wir uns dann, wenn uns jemand auf die Schliche kommt. Dass man mit dieser Tour von Tag zu Tag unglaubwürdiger wird, interessiert ihn wenig bis gar nicht.

P.S. Ach ja, liebe Hofberichterstatter von BILD, SportBILD, Mopo, Abendblatt und Kicker. Vielleicht fragt ihr in Zukunft einfach mal bei Vereinen wie Holstein Kiel nach, bevor ihr wieder einmal voneinander abschreibt und Märchen in die Welt setzt.