Ich habe tatsächlich überlegt, ob ich nach Ende dieser grandiosen Saison noch eine Art Saison-Rückblick fabrizieren sollte, aber ich habe mir nach wenigen Minuten gedacht: Warum? Einen Rückblick auf das, was ich nicht nur 34 Spieltage lang ausführlich beschrieben habe, sondern bereits vor der Saison versucht habe zu erklären? Ne, ist mir zu blöd. Denn Rückblick kann jeder, Voraussicht ist schwer. Während sich jetzt wieder zahllose Medien und Blogger und Podcaster und Hilfs-Analysten an Erklärungen für Geschehnisse versuchen, die zurückliegen, beschäftige ich mich grundsätzlich lieber mit der schwierigen Disziplin, der Vorhersage.

Ein Rückblick ist eine Art Selbstverteidigung, ein Eingeständnis, dass man eine Saison lang versagt hat. Ein Rückblick ist dafür da, Rechtfertigungen zu finden und um Geld zu machen. Vorhersage ist Risiko [Gravesen]

Mit der Vorhersage ist das so eine Sache, man kann Wochen und Monate später darauf festgenagelt werden. „Siehst du Lachs, ist doch alles anders gekommen, als du es gedacht hast. Weil du eben keinen Plan hast“. Dieses Risiko muss man eingehen und deshalb machen es die Wenigsten. Denn wie die Meisten unter uns, ist der weitaus größere Teil derjenigen, die über diesen Verein schreiben oder sprechen, feige ohne Ende. Dann lieber 33. Spieltage lang jubeln, wie viel „Zug doch im Training ist“ oder über die nächsten unglaublich begehrten Superstars, Balkan-Spielmacher, Spanien-Juwelen und Top-Nachwuchskräfte schreiben, ist ja auch leichter.

Leicht ist aber langweilig, leicht konnte meine Oma. Und natürlich kommt jemandem wie mir die Galle hoch, wenn ich Spinner wie Jacobs (Abendblatt), Töllner (Sky) oder Wolff (Kicker) dann einen Tag nach dem letzten Saisonspiel sehe, wie sie mit staatstragenden Mienen das vortragen, was ich ein knappes 3/4-Jahr vorher prognostiziert habe und und wofür ich 33 Spieltage lang bepöbelt werde. Und das Geilste: Diese Spacken haben auch noch die Nerven, so zu tun, als hätten sie es immer gewusst. Für mich sind das alles, durch die Bank mit einer Ausnahme, charakterliche Müllmänner, nichts anderes. Ich habe weniger als Null Respekt für diese Gattung Mensch und dies ist ein Grund, warum ich mich niemals mit solchen Leuten an einen Tisch setzen und über den Verein diskutieren würde. Weil sie maximal mitschuldig sind und weil ich offenbar immer noch zu viel Anhänger bin, um das ignorieren zu können.

Also, keinen Rückblick. Dafür weiterhin, so lange es mir Spaß macht, kritische Begleitung und eine Einschätzung der Dinge, wenn sie passieren und nicht ein halbes Jahr später. Das ist der Kern dieses Blogs und so wird es auch bleiben. Versprochen.

Danke für nichts!

Danke für 3 Jahre Abstiegskampf, danke für einen Abstieg und danke für einen leichtfertig verspielten Wiederaufstieg.

Danke für knapp € 50 Mio. verbrannten Kapitals, welches der Verein nicht hatte.

Danke für eine einzigartige, verlogene PR-Show.

Danke dafür, dass ihr als Führungsspieler versagt habt, euch nicht weiterentwickelt, sondern zurückentwickelt habt.

Danke dafür, dass euch der HSV weniger wert war, als eure Instragram-Accounts.

Danke dafür, dass ihr euch am Ende eurer HSV-Karriere als die Söldner gezeigt habt, die ihr wart.

Und nun seht zu, dass ihr Land gewinnt und die Plätze für Spieler frei macht, die nicht nur von Raute labern, sondern sie auch leben.