Wie heißt es doch normalerweise immer, wenn man eine empfindliche Niederlage einstecken musste? Wir gewinnen zusammen und wir verlieren zusammen! Es gibt nicht den einen Schuldigen, jeder trägt sein Teil zum Erfolg respektive Mißerfolg bei. Es bringt niemand weiter, wenn jetzt Schuldige gesucht werden, wir werden das Ergebnis analysieren, aufarbeiten und dann unsere Schlüsse daraus ziehen. Soviel zu den Sprüchen aus dem Leistungssportler-Sprechbaukasten. Doch beim HSV ist ja bekanntlich alles ein wenig anders, nicht wahr. 

„Das war ein Wirkungstreffer. Die Mannschaft hat dann nicht mehr frei gespielt und keine Lösungen gefunden, die aber trotzdem da waren“, sagte der erfahrene Coach, der seine selbstkritischen Worte vom Vortag wiederholte. „Diese Niederlage muss ich auf meine Kappe nehmen.“ 

Hecking nahm sich selbst in die Pflicht, in Zukunft taktische Umstellungen klarer zu kommunizieren und „nicht einfach nur einen Zettel zu überreichen“. Tatsächlich fruchteten die Maßnahmen des Trainers überhaupt nicht – weder seine Personal- noch seine Systemwechsel. „Wir lagen mit unseren Wechseln daneben“, räumte er ein. Im zweiten Durchgang erspielte sich der HSV keine einzige nennenswerte Torchance. „Wir haben genauso weitergespielt und das war nicht der Sinn des Ganzen“, klagte Hecking.

Trotzdem spricht der Coach seine Spieler von Schuld frei. „Vielleicht haben wir im Trainerstab oder ich als Cheftrainer auch nicht den besten Job gemacht“, sagte Teamplayer Hecking. „Wir gewinnen gemeinsam und wir verlieren gemeinsam.“ (Quelle: Abendblatt.de)

Na bitte, möchte man sagen, ganz zum Schluss war es ja dann doch wieder so, wie es immer ist. Aber was soll der Kram davor? Der oberflächliche Beobachter wird nun sagen, dass dies doch eigentlich außerordentlich ehrenwert sei vom normalerweise gestrengen Dieter. Er nimmt die Schuld auf sich, er versucht den Druck von den Spielern zu nehmen, er hält den Kopf hin. Das kann sogar klappen, allerdings nur einmal. Das Stilelement des übernommenen Sündenbocks funktioniert nicht beliebig oft, sondern in der Regel ist dies eine der letzten Patronen. Denn nun muss von der Mannschaft eine Reaktion erfolgen, sie muss zeigen, dass sie für ihren Coach spielt und ihm das übernommene Schuldeingeständnis zurückzahlt. Mit Leistung. Passiert das nicht, hat der Mann ein Problem, denn dann wird es heißen, dass ihn das Team hängenlässt. 

Dies wäre natürlich zum aktuellen Zeitpunkt das Ungünstigste, was passieren könnte, Hecking verliert die Mannschaft. Wie sollten die Vorgesetzten des Übungsleiters dann reagieren? Mal angenommen, man gewinnt auch in Aue nicht. Was dann? Ein zweites Mal wird Hecking den Kopf nicht hinhalten (können), dann gehts ans Eingemachte, dann werden einzelne Spieler oder das Gesamte Team in die Pflicht genommen. Allerdings ist das eine Maßnahme, die so gut wie nie zum Erfolg geführt hat. Aus meiner Sicht ist das Schuldeingeständnis Heckings ein erster Verzweiflungsakt, der Mann merkt, dass er dieses Team nicht besser macht. Nicht umsonst hatte er in der Winterpause massiv nach noch mehr und qualitativ besserer Verstärkung gebettelt. Diese wurde ihm verwehrt, Sportvorstand Boldt meinte, das das vorhandene Material für das Saisonziel Aufstieg reichen muss. 

Im Volkspark geht die Angst um und wie Bernd Paul Hoffmann reagiert, wenn er merkt, dass ihm seine (Saison)-Fälle davonschwimmen, davon kann beispielsweise Martin Jol ein Lied singen. Vorerst versucht es Hecking nun allerdings mit einer ganzen Bäckerei-Filiale voller Zuckerbrot. 

Die Mannschaft wolle er dagegen erstmal in Ruhe lassen. „Das gestehe ich der Mannschaft ein bis zwei Tage zu“, sagte Hecking.

Es dürfte vorerst das letzte Mal gewesen sein. 

Die BILD jedenfalls, eigentlich Hoffmanns Medienpartner Nr.1, holt schon mal die grobe Keule raus.

Ach, HSV, was für ein trauriges, unwürdiges Bild gibst du gerade ab. Diese wunderbare Stadt, dieser große Verein mit diesen leidenschaftlichen Fans haben die 1. Liga verdient. Hoffmann, Hecking, Boldt müssen beweisen, dass sie diesem Anspruch gerecht werden können.

Das Trio dürfte wissen, dass es in den nächsten drei Monaten nicht nur um den – nach wie vor möglichen – Aufstieg geht, sondern auch um ihre Jobs.

(Quelle: https://www.bild.de/sport/fussball/fussball/kommentar-zum-hsv-fuer-hoffmann-hecking-boldt-gehts-um-die-jobs-68985396.bild.html

Dabei dürfte es ausgesprochen schmerzhaft für Bernd Paul Hoffmann sein, dass ihm nun ausgerechnet sein ausgewählter Medienpartner in den Rücken fällt und zum Abschuss freigibt. Und wieder einmal zeigt sich: Eine „Partnerschaft“ mit der BILD gilt immer nur temporär, wenn die Ergebnisse fehlen, wird dieser Bund auch ganz schnell einseitig aufgekündigt. Aber natürlich bricht gerade eine Welle der Empörung über diesen Artikel los, natürlich will die fiese „BLÖD“ nur wieder Unruhe in diesen so extrem ruhigen Verein bringen. Dabei raffen die Patienten wieder einmal nicht, worum es geht. Nicht der Inhalt des Brügelmann-Artikels ist entscheidend, sondern der Umstand, dass es ihn überhaupt gibt.

 Es ist nichts passiert, außer dass wir das Derby verloren haben.

Diese Aussage ist ein absoluter Skandal von einem Trainings-Allergiker, der wie ein 75-Jähriger über den Platz joggt und der einer der Abstiegs-Totengräber war. Sowas als Kapitän und man braucht keinen Pyrotechniker mehr. Aber bei Ahorn („Es ist mir egal, wer hinter uns Zweiter wird“) ist man derartigen Schwachsinn ja bereits gewohnt. Eines ist diese Erkenntnis in jedem Fall: Ein Tritt in die Eier eines jeden HSV-Fans, der sich nun Häme und Spott bis zum nächsten Stadtderby anhören darf.